Der neue MrBeast? So hat Youtuber Airrack in Rekordzeit 10 Millionen Subscriber gewonnen

Martin Gardt4.11.2022

Mit diesen Growth Hacks ist Eric Decker aka Airrack in weniger als drei Jahren zu einem der weltweit größten Youtuber geworden

Eric Decker
Youtube-Creator Eric Decker aka Airrack

Auf Youtube tummeln sich mittlerweile Millionen Creator, die mit aufwendigem Content um neue Subscriber buhlen. Wer derzeit neu einsteigt, hat es schwer, in so einem Umfeld zu wachsen. Wie der Youtube-Erfolg aber auch heute noch in kurzer Zeit gelingen kann, zeigt Eric „Airrack“ Decker. Der ist mit cleveren Strategien allein im Jahr 2020 von fast Null auf mehr als eine Million Subscriber gewachsen. Heute folgen ihm über zehn Millionen Menschen auf der Videoplattform. Wir zeigen, wie er unter anderem mit einer cleveren Referral-Strategie so schnell so groß werden konnte.

„Ich will einfach Youtube machen“, sagt Eric Decker im „The Colin and Samir Podcast“. „Also werde ich entweder erfolgreich auf Youtube oder werde irgendwann 85 Jahre alt und versuche es immer noch“. Das Zitat zeigt ganz gut, warum der Kanal des als Airrack bekannten Youtubers in den vergangenen zwei Jahren so explodiert ist: Eric Decker tut alles für dessen Wachstum. Im Januar 2020 hat er noch knapp 1.000 Follower, seine Videos verzeichnen 1.000 Views pro Woche. Heute ist er einer der größten Youtuber der Welt mit sechs bis 15 Millionen Views pro Video und mehr als zehn Millionen Abonnent*innen.

Wachstum Airrack Youtube

Das Subscriber-Wachstum des Airrack-Youtube-Kanals seit Januar 2020 (Quelle: Socialblade)

Ein großer Plan

Normalerweise braucht es viel Zeit, bis Youtube-Creator ihre erste Subscriber-Million vorweisen können. Der derzeit größte und bekannteste Youtuber MrBeast hat fünf Jahre gebraucht, bis er eine Million Follower feiern konnte. Eric Decker schafft das in nur einem Jahr. Er startet seinen Youtube-Kanal Airrack zwar schon 2015, erst im Januar 2020 beginnt er aber mit der regelmäßigen Bespielung mit neuen Videos. Meist stellt er sich dabei Challenges, fährt mit seinem Skateboard durch Kalifornien, schleicht sich auf Partys, will die größte Pizza der Welt ausliefern. Der Content erinnert an vielen Stellen an MrBeast, dessen Youtube-Strategie wir hier schon ausführlich analysiert hatten.

Das Besondere an Eric Decker: Er macht schon damals in verschiedenen Videos ganz transparent klar, dass er bis Ende 2020 die Eine-Million-Subscriber-Marke erreichen will. Vom Inhalt über die Zielgruppe bis hin zu Referral-Strategien: Alles folgt zu Beginn seinem Wachstums-Plan. Am Ende erreicht er sein Ziel und hört auch danach nicht auf, seinen Kanal groß zu machen.

Social Hacking mit großen Youtubern

Die Grundlage für den Youtube-Erfolg legt Decker mit seinem Content. Und den richtet er an einer Strategie aus, die er selbst „Social Hacking“ nennt. Dabei springt er auf aktuell heiße Themen und Trends auf und verarbeitet diese kreativ in seinen Videos. Das beginnt mit seinem ersten wirklichen Airrack-Video Ende 2019, in dem er 24 Stunden am Drehort von Stranger Things verbringt – einer der damals schon heißesten TV-Shows der Welt. Kurze Zeit später baut er einen Tesla Cybertruck aus Pappe nach, nachdem Elon Musk den futuristischen Pick-Up-Truck vorgestellt hatte. Seine ersten wirklichen Reichweitenerfolge gelingen Decker aber dank Social Hacking von Youtube-Stars.

Zuerst konzentriert er sich auf Jake und Logan Paul, die umstrittenen, aber extrem erfolgreichen Youtuber-Brüder. Er schleicht sich als falscher DAZN-Reporter auf den Boxkampf von Jake und trifft dort tatsächlich Logan Paul, der ihm ein kurzes Interview gewährt. In der Gewissheit, dass allein der Titel rund um Jake Paul viel Reichweite bringt, bittet er Zuschauer*innen im Video explizit, den Link über jegliche Plattformen zu teilen. Das bringt Airrack die ersten etwa 100.000 Abonnent*innen auf Youtube.

Viral-Erfolg mit Serie über die Couch von Logan Paul

Der Durchbruch gelingt dann aber mit der nächsten Logan-Paul-Aktion. Der Youtuber will Mitte 2020 seine teuren Sofas, designt von Mercedes, verkaufen. „Zu der Zeit hatte ich 100.000 Subscriber und ich habe zwei Wochen lang versucht, die Couches für 17.500 US-Dollar zu bekommen“, sagt Eric Decker. „Dafür musste ich irgendwie 17.500 US-Dollar an Sponsorengeldern einsammeln. Am Ende gab’s 15.000 US-Dollar verteilt auf fünf Videos ohne Vorauszahlung.“ Er habe also gar nicht das Geld gehabt, um die Sofas von Logan Paul kaufen zu können. „Ich habe dann die Firma ‚Airrack & Associates LLC‘ gestartet und bin zur Bank, um einen Kredit über 17.500 Dollar aufzunehmen. Das hat geklappt.“

Zu der Zeit schläft Decker in einem winzigen Appartement in Atlanta, schafft es aber Logan Pauls Mobiliar zu kaufen und den persönlichen Verkauf zu filmen. Das aus der Aktion entstandene Video wird sein erster Viral-Erfolg, schnellt in kurzer Zeit auf über zwei Millionen Views. Das klappt nicht nur durch das Keyword „Logan Paul“ im Titel. Airrack überzeugt den Youtube-Star, ein eigenes Video über die verrückte Aktion hochzuladen und stellt ihm dafür sein Videomaterial zur Verfügung. „Was ich Menschen immer sage: Wenn du eine Collaboration machen willst, dann muss die andere Person mehr gewinnen als man selbst.“ In dem Falle habe er Logan Paul kostenlosen Content verschafft, den dieser ohne großen Aufwand in viel Reichweite verwandeln konnte. Gleichzeitig löst er auch dessen Sofa-Problem.

Videos für den Algorithmus

Eric Decker macht am Ende aus der Idee eine ganze Video-Serie mit fünf Teilen. Dabei bindet er seine Community ein, fragt immer wieder, was er als nächstes mit den Sofas machen soll, springt mit den Couches aus einem Flugzeug und zerstört sie anschließend endgültig. Gleichzeitig versucht Decker das Erfolgsrezept mit den Youtube-Stars David Dobrick und Jimmy Donaldson aka MrBeast weiter auszubauen. Ersteren trifft er als dessen Doppelgänger und überrascht ihn mit einem geliehenen bunten Porsche mit Dobricks Gesicht auf der Motorhaube. Decker merkt aber schnell, dass MrBeast sein größter Multiplikator auf der Plattform sein kann. In typischer Airrack-Manier macht er den Youtube-Star auf sich aufmerksam, indem er mit einer gewonnenen Jacht zu einer privaten Insel in den Bahamas fährt, die MrBeast wenige Wochen zuvor gekauft hatte.

Schon das spektakuläre Insel-Video geht viral (MrBeast im Titel wirkt Wunder). Der eigentliche Erfolg für Airracks Karriere zeigt sich aber im nächsten Video seiner MrBeast-Serie: Der Youtube-Star ruft bei ihm an und gratuliert Decker zu seinen spektakulären Videos. „Ich glaube, du wirst ein großer Youtuber. Du hast das Spiel verstanden“, sagt Donaldson (MrBeast) am Telefon. Anschließend kooperieren die beiden in mehreren Videos – einen größeren Push kann Airrack nicht bekommen. Eines der MrBeast-Koop-Videos auf seinem Kanal kommt allein auf 18 Millionen Views.

Dabei hat sich Eric Decker die genannten Youtube-Stars (er kooperiert seitdem immer wieder mit weiteren) nicht zufällig ausgesucht. Er zielt genau auf deren Fans und hofft, dass diese sich die Koop-Videos mit ihrem Star auf seinem Kanal angucken, den Content gut finden und abonnieren. Er passt seinen Stil daher bewusst an diese Vorbilder an: Kurzes Lust machen mit spektakulärer Intro, kurze Erklärung, was er vorhat, spektakuläre Aktionen mit schnellen Schnitten. Damit spielt er den Youtube-Algorithmus ziemlich gut: Als Keyword kommen die großen Stars vor und die Videos haben durch die Struktur des Contents (die spektakuläre Auflösung kommt am Ende) gute Chancen auf eine lange Watchtime. Die gilt als eine der wichtigsten Kennzahlen auf Youtube. Nur so konnte es Eric Decker schaffen, schon mit 100.000 Abonnent*innen Millionen-Reichweiten zu erzielen und diese dann in neue Follower zu konvertieren.

Community einbinden

Und „konvertieren“ ist ein wichtiges Stichwort. Wie bereits beschrieben, geht Airrack 2020 sehr offen mit seinem Subscriber-Ziel um und macht daraus eine gemeinsame Mission für seine Community. Die setzt nach dem MrBeast-Insel-Video allein 65.000 Kommentare unter dem nächsten MrBeast-Video ab, um den Youtube-Star auf Airracks Aktion aufmerksam zu machen. Deckers Fans bringen so viele andere User dazu, sich seinen Kanal anzuschauen. Ende 2020 geht er in Sachen Community-Einbindung noch einen Schritt weiter: Er baut ein Affiliate-Programm. In der Phase fehlen noch 250.000 Abonnent*innen, um die erste Million zu füllen. Unter dem Namen „Save Airrack“ baut er ein Referrel-System. Hier können sich Subscriber mit ihrer Telefonnummer anmelden, um einen personalisierten Link zu erhalten. Gewinnen sie darüber neue Follower für den Airrack-Kanal winken Preise bis hin zu einem gemeinsamen Video mit ihm. Ein Fan aus Bulgarien soll am Ende allein für 30.000 neue Subscriber gesorgt haben.

Auch aus der Aktion baut Eric Decker wieder Content. Gemeinsam mit seinem Cutter „strandet“ er auf einer einsamen Insel vor der Küste Floridas und will sich erst retten lassen, wenn die Millionen-Subscriber-Marke geknackt ist – daher der Name „Save Airrack“. Allein im Dezember 2020 kommen so 250.000 neue Abonnent*innen zusammen, 100.000 Fans hinterlassen ihre Telefonnummer, um an einen Referral-Link zu kommen.

Das Airrack-Business

Eric Decker hat seine Chance genutzt und aus dem anfänglichen schnellen Erfolg extremes Wachstum gemacht. Heute kommen über 100.000 Abonnent*innen pro Woche auf seinem Kanal dazu, insgesamt sind es jetzt mehr als zehn Millionen. Und das bringt ihm natürlich auch Umsätze. Zwar investiere er viel Geld in seine spektakulären Video-Projekte, die Couch-Serie rund um Logan Paul habe sich aber schon zu einer frühen Phase seiner Youtube-Karriere nach 60 Tagen amortisiert. Heute verdiene er den Großteil seines Geldes mit klassischen Brand-Deals und den Adsense-Ausschüttungen von Youtube. In einem Interview aus dem vergangenen Jahr gibt Decker an, in 90 Tagen 154.000 US-Dollar über Adsense allein verdient zu haben. Heute dürfte er noch deutlich mehr verdienen.

Zusätzlich hat Decker gemeinsam mit seinem Manager Zack Honarvar die Lern-Plattform Creator Now gegründet. „Es ist für mich unglaublich wichtig, Menschen, die Creator werden wollen, dabei zu helfen, Creator zu werden“, so Decker. In die Plattform haben unter anderem Casey Neistat und Patreon-Gründer Jack Conte insgesamt drei Millionen US-Dollar investiert. Der Blick in die Zukunft zeigt weiterhin starkes Wachstum. Aktuell postet Decker jeden Montag ein neues aufwändiges Video und macht sich immer unabhängiger von anderen großen Namen. Gleichzeitig nutzt er Youtube-Shorts als weiteren Wachstumshebel. Einige seiner Kurz-Videos kommen auf über 40 Millionen Views und sind explizit für das Format erstellt worden. „Ich mache Youtube, weil ich Youtube machen und nicht irgendwann als Schauspieler durchstarten will“, sagt Eric Decker. Wir dürften also noch einige wilde Ideen von ihm sehen in den nächsten Monaten und Jahren.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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