Wie aus Adrian Kozakiewicz alias Insecthaus-Adi dank Insekten ein Social-Media-Star wurde
OMR hat der Insekten-Liebhaber das Geschäft mit Spinnen und Käfern erklärt
- Früher Facebook und Youtube, heute Instagram und Tiktok
- Influencer, Züchter, Händler
- Kooperation mit Gucci, Auftritt bei „Germany’s Next Topmodel“
Während viele schon beim bloßen Anblick der kleinsten Spinne panisch die Flucht ergreifen, kann Adrian Kozakiewicz gar nicht genug von exotischen Krabbeltieren bekommen. Seit seiner Kindheit sind Insekten & Co. seine große Leidenschaft – die er vor einigen Jahren als Züchter und Händler dann auch zum Beruf gemacht hat. Ganz nebenbei hat er sich auf sozialen Netzwerken eine Millionen-Reichweite aufgebaut, tritt in TV-Formaten wie zuletzt „Germany’s Next Topmodel“ auf und ist längst ein Star. OMR hat mit dem 23-Jährigen über sein ungewöhnliches Hobby, das sich zum lukrativen Geschäft entwickelt hat, gesprochen.
„Die Leidenschaft für Insekten war bei mir schon immer da. Seitdem ich denken kann, habe ich draußen Insekten beobachtet und gesammelt“, sagt Adrian Kozakiewicz im Gespräch mit OMR. „Vor sechs oder sieben Jahren habe ich dann angefangen, Fotos und Videos bei Facebook hochzuladen.“ Kurz danach erstellt er zusätzlich einen Youtube-Account – Entscheidungen, die sein Leben auf den Kopf stellen sollten.
Anfangs sind die Clips, die Adrian Kozakiewicz hochlädt, noch sehr kurz, unbearbeitet und schlicht. Das eine Video oder Foto, das für den entscheidenen Bekanntheits- und Reichweitenboost sorgt, gibt es nicht. „Ich hatte bei Facebook häufiger Videos, die echt durch die Decke gegangen sind und über zehn Millionen Aufrufe bekommen haben“, sagt er. Dass die Inhalte so schnell an Beliebtheit gewinnen, liege laut Kozakiewicz einzig und allein an der Faszination an den häufig exotischen Tieren. „Videos von solchen Insekten oder Spinnen, die viele Menschen teilweise noch nie im Leben gesehen haben, gehen dann auch mal viral.“
Früher Facebook und Youtube, heute Instagram und Tiktok
Seine Facebook-Seiten „Insecthaus“ (377.000 Likes) und „Bugs and Science“ (667.000 Likes) gibt es zwar immer noch. Allerdings sei Adrian Kozakiewicz da kaum noch aktiv. „Facebook ist eigentlich schon tot und für Influencer kaum zu gebrauchen. Ich selber nutze die Plattform nur noch, um Nachrichten zu schreiben“, sagt er. Youtube hingegen – auch da kommt Kozakiewicz auf respektable 165.000 Abonnenten und rund 55 Millionen Views – sei weiterhin sehr stark. Hier müsse man allerdings viel Aufwand betreiben und guten Content liefern.
Die für Kozakiewicz relevantesten Plattformen sind heute eindeutig andere. Seit rund vier Jahren sei er auf Instagram aktiv und konnte dort bisher 662.000 Abonnenten ansammeln. „Instagram sehe ich als etwas ‚Gescheites‘. Da muss man auf jeden Fall auch wirklich aktiv sein, um zu wachsen“, so Adrian Kozakiewicz. Und aktiv ist er. Beinahe täglich postet er einen neuen Beitrag – wie schon zu Anfangszeiten immer mit Insekten, Spinnen oder anderen kleinen, exotischen Tieren im Bild. Dennoch hat sich der Stil seiner Fotos in den vergangenen Jahren ganz wesentlich verändert. Aus den verwackelten Aufnahmen eines Hobby-Insektologen ist inszenierter Hochglanz-Content für die Generation Instagram geworden.
„Ich weiß ungefähr, welcher Content auf meinen Accounts gut ankommt, da optimiere ich nichts mehr“, sagt Adrian Kozakiewicz. Zum Erfolgsrezept gehört seit einiger Zeit offenbar auch dazu, dass er selber immer mal wieder in Erscheinung tritt. Das hat er zwar auch schon vor Jahren gemacht – in diesem Video krabbeln zum Beispiel drei doch recht große Käfer auf seinem Gesicht herum. Der Unterschied zu damals: Statt nerdiger Schutzbrille sieht man heute zusätzlich stylische Kapuzen-Pullover, frisierte Haare, teure Uhren, die Marke Gucci (dazu gleich mehr) und weibliche Unterstützung durch unter anderem „mariablaa“ (44.700 Abonnenten).
Influencer, Züchter, Händler
Seit Juli 2019 gehört auch noch Tiktok in das Social-Media-Portfolio des Insekten-Influencers. Und die Plattform scheint wie gemacht für die oft Gänsehaut auslösenden Inhalte. „Da läuft so ziemlich alles. Die Zielgruppe ist jung, leicht zu begeistern, will schnelle Unterhaltung und hat offenbar noch so gut wie keine meiner Tiere gesehen“, sagt Adrian Kozakiewicz. Es mache bei Tiktok aktuell kaum einen Unterschied, was er postet. Es sei einfach die beste Plattform, um sehr schnell im Internet bekannt zu werden. Entsprechend fix ist auch seine Reichweite dort in die Höhe geschnellt. Sein Account zählt aktuell 1,3 Millionen Follower und kommt auf über 30 Millionen Likes.
Seine Motivation sei vor allem, Leute zu unterhalten. Vor knapp vier Jahren ist aus seiner Leidenschaft dennoch ein echtes Geschäft geworden. „Insecthaus“, passend zu den Namen seiner Social-Media-Accounts, nennt er seine Firma. Wie er sich selber nennen soll, fällt ihm hingegen nicht so leicht. „Insektenzüchter, Händler, Tier-Influencer. Schwer zu sagen, was die richtige Bezeichnung für mich ist“, so Adrian Kozakiewicz. Wahrscheinlich passt tatsächlich alles. Er züchtet und verkauft schon seit Jahren Tiere; vor allem seltene Arten, die er von seinen zahlreichen Reisen nach Thailand mit den nötigen Genehmigungen nach Deutschland bringt.
Kooperation mit Gucci, Auftritt bei „Germany’s Next Topmodel“
Einen nicht unwesentlichen Anteil seines Jobs – und seiner Einnahmen – dürfte inzwischen aber dennoch seine Reichweite und das Dasein als Influencer ausmachen. Schon 2017 arbeitete Adrian Kozakiewicz mit der Luxus-Marke Gucci zusammen und warb – inklusive Insekten und Käfer – für eine Kollektion; erst vor sechs Wochen postete er ein Foto einer Kooperation mit Gucci und dem Mode-Magazin „Dazed“.
Und erst gestern hatte er einen seiner ihm zufolge insgesamt rund 20 TV-Auftritte. Bei der ProSieben-Castingshow „Germany’s Next Topmodel“ durfte er ein paar seiner Spinnen & Co. mitbringen – um sie den angehenden Models für ein Shooting auf den Körper zu setzen. Mit Heidi Klum, Moderatorin des Formats, versteht er sich offenbar gut: „Wir hatten schon öfter Kontakt. Ich bin insgesamt gut mit ziemlich vielen Promis, spreche da aber nicht öffentlich drüber. Das ist für mich Privatsache.“