Wie 3Bears auch nach dem DHDL-Hype nachhaltig ein Porridge-Business aufgebaut hat
3Bears zeigt, wie das D2C-Business in der Nische funktioniert â und wie wichtig Bewertungen im eigenen Online-Shop sind
- Nach dem Hype kommt die Arbeit
- Die Hafer-Firma
- D2C-Vertrauen durch Bewertungen
- Die Anlaufstelle fĂŒr Hafer-Content
- Influencer Marketing im groĂen Stil
Wie gut funktionieren Food-Startups mit D2C-Ansatz heute noch? Lange waren Ankerkraut & Co. die groĂen Stars der Branche, richtig durchgesetzt haben sich aber nur wenige. Aus der Nische heraus will 3Bears beweisen, dass stark platzierte Brands mit einem guten Produkt die Zielgruppe noch direkt erreichen â ĂŒber Influencer, gut gemachtes CRM und Content zu gesunder ErnĂ€hrung. Wir zeigen, wie gut die Marketing-Mechanismen fĂŒr das Porridge-Startup wirklich funktionieren.
âDie Idee ist vor sieben, acht Jahren in England entstanden. Wir haben in London gelebt und Porridge hatte da gerade eine Renaissance. Wir haben gemerkt, wie super das Essen in den Alltag vieler Leute passteâ, erzĂ€hlt Caroline Nichols gegenĂŒber OMR. âWirâ bedeutet in diesem Fall sie und ihr Mann Tim Nichols. âWir haben uns dann einfach gefragt, ob wir Porridge nicht auch lecker und nachhaltig in Deutschland verkaufen können. Hier hatte das zu der Zeit noch Reformhaus-Charakter.â Sie sehen Potenzial und grĂŒnden 2016 das Unternehmen 3Bears, um zu Beginn ausschlieĂlich Porridge zu verkaufen. Zu Deutsch: Haferbrei. Das Startup verkauft Hafermischungen in verschiedenen GeschmĂ€ckern, die Kund*innen daheim mit Milch oder Wasser erwĂ€rmen können, um so Porridge zuzubereiten. Garniert mit NĂŒssen, FrĂŒchten, Chia-Samen ist das heute ein Trendgericht. Und 3Bears als einer der Vorreiter will in diesem Jahr einen zweistelligen Millionen-Umsatz machen.
Nach dem Hype kommt die Arbeit
Caroline und Tim stecken zum Start 2016 jeweils 10.000 Euro in das Unternehmen und bekommen kurze Zeit spĂ€ter die Anfrage von Vox, sich doch fĂŒr das Startup-Format âDie Höhle der Löwenâ zu bewerben. Ein halbes Jahr nach GrĂŒndung steht das Paar vor den Investor*innen, wieder sechs Monate spĂ€ter folgt die Ausstrahlung. âFĂŒr uns war DHDL ein Gamechanger. So konnten wir nur wenige Monate nach der GrĂŒndung einem Millionen-Publikum unsere Story erzĂ€hlenâ, so Caroline Nichols. Judith Williams und Frank Thelen investieren 150.000 Euro fĂŒr 30 Prozent am Unternehmen und halten ihre Anteile bis heute. âDie Investoren haben nicht nur mit ihrem Geld, sondern vor allem mit ihrem Know-How und dem Netzwerk geholfen. Wir haben aber auch viel von den anderen Investments, wie zum Beispiel Ankerkraut und Little Lunch gelerntâ, so Nichols. âWir haben seit den DHDL-Investitionen keine weiteren Investoren an Bord geholt und wollen weiter unabhĂ€ngig bleiben.â
Das 3Bears-GrĂŒnderpaar Tim und Caroline Nichols
Die Learnings drehen sich vor allem um Vertrieb und das Produkt. Zu Beginn konzentriert sich 3Bears auf den eigenen Online-Shop und Porridge. Der Marktstart erfolgt mit Sorten wie âZimtiger Apfelâ, âKerniger Klassikerâ und âDreierlei Beereâ. âWir sollten uns alle nachhaltiger ernĂ€hren. Aber dann muss das auch schmecken und SpaĂ machen â sonst bleibt man nicht dabeiâ, so Nichols. âUnser gröĂter USP ist der Geschmack. Der ist bei allen Produkten echt einzigartig. Wie gut der funktioniert, sehen wir allein schon an den hohen Wiederkaufsraten.â Die Aufmerksamkeit und die Platzierung von Porridge als Lifestyle-Produkt zum FrĂŒhstĂŒck lassen 3Bears seit 2017 jedes Jahr um eine zweistellige Prozentzahl wachsen. âEs ist mittlerweile viel Porridge auf dem Markt. Aber in der QualitĂ€t wurden wir noch nie kopiertâ, so Nichols.
Die Hafer-Firma
Viel Porridge auf dem Markt trifft es ganz gut. Neben klassischen Unternehmen wie Kölln haben auch Food-Startups wie Mymuesli, Koro oder Wholey Haferbrei im Angebot. Auch die sprechen vor allem eine jĂŒngere Zielgruppe an und wollen Haferbrei aus der Reformhaus-Ecke holen. Die 3Bears-GrĂŒnderin weiĂ also, dass MillionenumsĂ€tze nur mit einer einzigen Produktkategorie, in der die Konkurrenz wĂ€chst, langfristig kaum zu schaffen sind.Â
Deshalb erweitert das Unternehmen sein Angebot StĂŒck fĂŒr StĂŒck. âWir glauben, dass es noch viele weitere spannende Produkte rund um Hafer gibt. Weit ĂŒber die Porridge-Schale hinaus⊠Wir essen viel zu viel Weizenmehl und Hafer ist einfach nachhaltigerâ, sagt Nichols. Bei 3Bears gibt es mittlerweile auch Backmischungen auf Haferbasis, Hafer-Pasta, Hafer-Riegel und das Hype-Food Overnight Oats. Dabei wird eine Hafermischung mit Milch, Wasser oder pflanzlichen Alternativen gemischt und quellt ĂŒber Nacht. âUnsere drei Original-Sorten sind ĂŒber das ganze Jahr gesehen unsere Bestseller. Gerade geht aber auch die von uns neu geschaffene Kategorie Overnight Oats richtig abâ, so die GrĂŒnderin. In Zukunft solle 3Bears allgemein fĂŒr eine nachhaltige ErnĂ€hrung mit Hafer-Produkten stehen â nicht nur fĂŒr FrĂŒhstĂŒcksprodukte.
D2C-Vertrauen durch Bewertungen
FĂŒr den Absatz der verschiedenen Produkte fĂ€hrt 3Bears eine derzeit von vielen Food-Startups erprobte Strategie: viel Kraft auf die Marke und den eigenen Online-Shop, gleichzeitig aber Aktionen und Listung im Offline-Handel. âWir ĂŒberlegen immer, wie wir offline und online verbinden können. Gerade lĂ€uft zum Beispiel ein Kassenbon-Gewinnspiel mit groĂen Preisen. Man kauft im Laden und nimmt via unserer Website teilâ, erklĂ€rt Caroline Nichols. Der Online-Shop habe sich in den vergangenen Jahren immer stĂ€rker entwickelt. âWir machen 40 Prozent unseres Umsatzes ĂŒber unseren D2C-Kanal. Da sind die Kunden nah an uns dran und wir können viele Dinge einfach mal testenâ, so Caroline Nichols. So probiere das Team neue Produkte zuerst im eigenen Shop aus, bevor sie dann breiter ausgerollt werden. Solche Tests nennt 3Bears im Shop âHot Dropsâ. Wie aus der Modebranche bekannt, werden Haferprodukte gedroppt, die dann vorerst nur fĂŒr kurze Zeit und nur im Online-Shop erhĂ€ltlich sind. Die Verknappung soll dabei fĂŒr den nötigen Druck sorgen, damit die neuen, noch unbekannten Produkte auch gekauft werden.Â
Was beim Blick in den Online-Shop von 3Bears auffĂ€llt: Die Produkte wurden insgesamt bereits mehr als 10.000 Mal von KĂ€ufer*innen bewertet. Allein das Porridge âExotische FrĂŒchteâ verzeichnet ĂŒber 1.000 Sterne-Reviews. âWir haben in die Generierung von Bewertungen viel Zeit investiert und ĂŒber Jahre aufgebaut. Das ist ein hoher Faktor fĂŒr das Vertrauenâ, sagt die GrĂŒnderin. Zuletzt habe das Team nicht mehr so intensiv daran gearbeitet, neue Reviews zu erzeugen, weshalb neue Produkte erst auf wenige Bewertungen kommen. Jetzt will 3Bears aber wieder mehr Fokus auf das Thema legen â und KĂ€ufer*innen mit verschiedenen Strategien motivieren. âUm Bewertungen zu erzeugen, kann man auf Incentives setzen. Wir testen uns da durch. Mal 20 Prozent Rabatt, Codes fĂŒr Freunde oder ein kleines Geschenk als Belohnungâ, sagt Nichols.Â
Die Anlaufstelle fĂŒr Hafer-Content
Die 3Bears-Webseite soll aber mehr sein, als ein reiner Shop. Jedes Produkt und die Herstellung der Porridges wird genau erklĂ€rt. FĂŒr das Ranking bei Google und als Content-Marketing-Hebel gibtâs jede Menge Rezepte rund um Hafer-Zutaten auf der Seite. âAuf Instagram merken wir, dass die Leute nach Rezepten suchen. Deshalb hat das fĂŒr unsere Webseite eine hohe Relevanz. Weil das so gut lĂ€uft, haben wir auch das Konzept und die Food-Challenge âHafer-Feelgood-Daysâ ins Leben gerufenâ, erzĂ€hlt die 3Bears-GrĂŒnderin.Â
Rezepte auf der 3Bears-Webseite: SEO und Content Marketing
Gemeinsam mit einem ErnĂ€hrungsmediziner hat das Unternehmen die erwĂ€hnten Hafer-Tage erfunden. Dabei sollen die Teilnehmer*innen einen Monat lang jeden Morgen Porridge essen und zweimal die Woche einen Hafer-Day mit drei Hafermahlzeiten einlegen. Das ErnĂ€hrungskonzept steht kostenlos zum Download auf der Seite bereit. Laut Caroline Nichols seien die Download-Zahlen enorm. Das bestĂ€tige sie auch in ihrer langfristigen Vision: Mit Produkten, Rezepten und solchen Aktionen will 3Bears zur zentralen Anlaufstelle fĂŒr Menschen werden, die sich fĂŒr eine Hafer-basierte ErnĂ€hrung interessieren.Â
Influencer Marketing im groĂen Stil
Wie kommen die aber auf die Seite und ĂŒberhaupt zu 3Bears? Klar, das Food-Startup bespielt alle KanĂ€le im klassischen Marketing-Mix. Ein Erfolgskanal tue sich jedoch besonders hervor. âInfluencer Marketing funktioniert fĂŒr uns besser als zum Beispiel Performance-Ads auf den Plattformenâ, so Caroline Nichols. Ăber Creator lasse sich Porridge am besten prĂ€sentieren â oft schick angerichtet mit FrĂŒchten und NĂŒssen in groĂen Bowls. âWir haben einen Kreis aus 100 bis 200 Mikro-Influencern, die sehr gut funktionieren. Wir setzen aber ebenso auch auf gute mittelgroĂe und groĂe Creator. In jeder GröĂe gibt es High und Low Performerâ, sagt sie.
âWir machen die Influencer-Kommunikation komplett inhouse. Du brauchst einfach die Learnings und das Relationship Building. Ein Beispiel: Wir hatten uns zuletzt gewundert, warum sonst so gut laufende Mom-Influencer nicht funktionierten. Auflösung: Wir hatten die alle am ersten Schultag gebucht und da hat die Zielgruppe andere Sachen im Kopf, als den nĂ€chsten Porridge-Kauf.â Durch den Einsatz von Influencer*innen ist auch die Reichweite des Instagram-Kanals von 3Bears stabil gewachsen. Heute folgen der Marke ĂŒber 68.000 Menschen auf der Plattform. Hier kann das Startup seinen Hafer-Content jetzt schon ziemlich breit streuen.Â