Porno auf Facebook: Wie Branchen-Urgestein Steve Lightspeed mit 2HOT4FB Mark Zuckerberg austrickst

Martin Gardt2.8.2016

Mit 2Hot4FB können Pornostars ihren Facebook-Traffic vermarkten

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Inhalt
  1. Start in den 90er Jahren
  2. Mädels von Nebenan
  3. Den Traffic der sozialen Netzwerke nutzen
  4. Bei Facebook nichts zeigen, im Netz alles
  5. Woher kommen die Inhalte und die Klicks?
  6. Content-Produzenten und Traffic-Bringer sollen bezahlt werden

Plattformen wie Facebook, Twitter, Instagram und Pinterest erlauben nicht einmal das Zeigen einer weiblichen nackten Brust. Schlechte Chancen also für das Porno-Business hier präsent zu sein. Steve Lightspeed will das mit „2Hot4FB“ ändern. Wir zeigen, wie er mit Porno-Bildern bei Facebook Millionen Klicks generiert und es Pornostars ermöglicht, mit ihrer Reichweite Geld zu verdienen.

Die Browser-App 2Hot4FB und die Schwesterseite 2Gay4FB funktionieren nach dem gleichen Prinzip und bieten drei zentrale Funktionen: Hosting, einen Editor und die Vermarktung, an der die Content-Produzenten beteiligt werden. Wer also Porno-Inhalte produziert, die er in den sozialen Netzwerken bewerben will, der kann seine Bilder bei 2Hot4FB hochladen. Anschließend bietet ein Bearbeitungsprogramm mehrere „Sticker“ (z.B. Flammen, Sterne, Wow, etc.), die über die heikelsten Stellen gelegt werden. Danach gibt 2Hot4FB einen eindeutigen Link zum zensierten Foto aus, der dann bei Facebook, Twitter, Pinterest & Co. gepostet werden kann und zum unzensierten Foto bei 2Hot4FB.com führt. Ausgedacht hat sich das Steve Lightspeed, der im Porno-Business ein alter Bekannter ist.

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Start in den 90er Jahren

Steve Lightspeed 2Hot4FB

Steve Lightspeed

Steve Lightspeed heißt eigentlich Steve Jones und ist ein 50-jähriger Familienvater aus Phoenix. Der Mann hat schon Jahrzehnte in der Porno-Industrie hinter sich. In den 90er Jahren arbeitet Lightspeed, der seinen Spitznamen aus seiner aktiven Zeit in einem Online-Forum hat, als Berater für Webseitenbetreiber. Seine Frau bringt ihn dann 1999 auf die Idee, eine Pornoseite zu programmieren.

„Wir haben einen Typen im Fernsehen gesehen, der mit Porno-Webseiten jede Menge Geld machte und den alle nur ‚Bill Gates des Pornos’ nannten. Meine Frau hat dann gesagt: ‚Der macht so viel Geld mit Webseiten und du weißt, wie man Webseiten erstellt’“, sagt Lightspeed im Porn and Coffee Podcast. Also beginnt er mit seiner zweiten Karriere.

Mädels von Nebenan

Er schaltet eine Anzeige in einer Zeitung und findet darüber seine ersten drei Amateur-Models, die er dann nackt fotografiert. „Ich hatte keine Ahnung, was ich tat“, sagt Lightspeed 2006 zum Wall Street Journal. „Unser Ziel war, ein wenig Geld für die College-Ausbildung der Kinder zu verdienen.“ Seine erste Bezahl-Seite mit Nackbildern junger Frauen nennt er „Lightspeed University“. In den folgenden Jahren baut er sein Unternehmen Lightspeed Media auf – 2005 macht das Unternehmen fünf Millionen US-Dollar Umsatz und eine Million US-Dollar Gewinn mit 15 Angestellten.

in Überbleibsel aus den großen Lightspeed-Tagen: Die Lightspeed Girls

in Überbleibsel aus den großen Lightspeed-Tagen: Die Lightspeed Girls

Zu dieser Zeit betreibt Lightspeed Media mehrere Webseiten von sogenannten Solo-Girls – jungen Frauen, die sich vor der Kamera ausziehen. Nutzer bezahlen 30 bis 40 Euro pro Monat, um Zugriff auf Fotos und Videos zu bekommen. Steve Lightspeed vermarktet die Frauen als „barely 18“ (gerade 18) und als Mädchen von nebenan. Doch das Vermarktungs-Modell verliert in den Jahren nach 2006 an Bedeutung – vor allem weil zu dieser Zeit erste „Tubes“ entstehen; Pornoseiten, die kostenlos unzählige Inhalte zur Verfügung stellen. (Mehr zu dieser Entwicklung hört Ihr im Rockstars Podcast mit Daniel Schiemann)

Den Traffic der sozialen Netzwerke nutzen

Während seiner erfolgreichen Zeit baut sich Steve Lightspeed einen Ruf als großzügiger Partylöwe auf. Er unterstützt ein Völkerball-Turnier mit 50.000 US-Dollar und wird durch solche Aktionen zu einer eigenen Brand, die im ganzen Business bekannt ist. Von diesem Ruf profitiert er noch heute mit seinem aktuellen Projekten 2Hot4FB und 2Gay4FB.

Beide Browser-Apps sollen es Pornosternchen und Fotografen ermöglichen, mit ihrem Social-Media-Traffic Geld zu verdienen – wobei sie einen Teil natürlich an Lightspeed abgeben. Er selbst hat mit dem 2Hot4-Projekt das Ziel, „die Lücke zwischen der Mainstream-Welt und der Erotik-Welt zu schließen.“ Es könne schließlich nicht sein, dass Facebook 1,7 Milliarden Nutzer habe und die Porno-Industrie überhaupt nicht daran teilnehme. Bisher würden Erotikdarsteller ihre sexy Bilder auf den Plattformen zur Verfügung stellen und Facebook & Co. würden als einzige daran Geld verdienen. Mit seinem Modell ändere sich das laut Lightspeed jetzt.

Bei Facebook nichts zeigen, im Netz alles

Um diese Lücke zu schließen, müssen sich die Content-Produzenten aber an genaue Regeln halten. Alles, was nicht den Richtlinien von Facebook und den anderen Plattformen entsprechen könnte, löscht Lightspeed von der 2Hot4FB-Seite – und macht es damit nicht mehr teilbar. So will er nach eigenen Angaben die Content-Inhaber davor schützen, bei Facebook gesperrt zu werden und damit die mühsam aufgebauten Fans zu verlieren. Lightspeeds Ansage: Es dürfe nicht mehr Haut zu sehen sein, als bei einem normalen Bikini-Foto auch, der Großteil der Brust müsse verdeckt sein.

Nach eigenen Angaben wurden so über 11.000 Fotos bei Facebook und Twitter geteilt – bisher wohl ohne Beschwerden seitens der Plattformen. Lightspeed behauptet, während des zweiten Halbjahres 2015 26 Millionen Seitenaufrufe und 4,8 Millionen Besucher auf seiner Seite verzeichnet zu haben. Laut Analyse-Tool Similar Web kommt 2Hot4FB.com auf durchschnittlich 118.000 Visits im Monat, 2Gay4FB ist mit über 364.000 monatlichen Visits im Durchschnitt erfolgreicher.

Woher kommen die Inhalte und die Klicks?

Zwei große Fragen stellen sich beim Blick auf das Projekt: Kann Lightspeed seine alten Kontakte nutzen, um erfolgreiche Pornostars und –fotografen an Bord zu holen? Und wie viele Leute nutzen wirklich Facebook und Twitter, um nach Porno-Inhalten zu suchen und ihren Stars zu folgen? Bei der Suche nach erfolgreichen Sternchen, die auf der Seite aktiv sind, kommt man schnell an seine Grenzen.

Da wäre Monica West, ein Camgirl mit knapp über 3.000 Fans, die regelmäßig zensierte Bilder mit Links zu 2Hot4FB postet. Bei großen Marken wie Brandi Love, die bei Twitter auf über 292.000 Twitter-Follower kommt, ist es fraglich, ob die Fotos, die auf 2Hot4FB gehostet und zu sehen sind, überhaupt von ihr stammen. Der Großteil scheint mehrere Jahre alt zu sein und sie selbst hat über ihren Twitter-Account nicht auf 2Hot4FB hingewiesen. Reichweitenstark ist immerhin Leilana Gold, die bei Twitter ihren über 60.000 Followern 2Hot4FB-Bilder zeigt. Viele der Inhalte wirken, als wären die Fotos noch aus Steve Lightspeeds großen Tagen Mitte der 2000er. Lightspeed selbst behauptet, dass bereits über 500 Models und 10.000 ihrer Fans die 2Hot4FB-Anwendung zur Erstellung der zensierten Fotos genutzt haben – die insgesamt 12 Millionen Follower bei Facebook und Twitter erreichen.

2Hot4FB Popular

Die beliebtesten Beiträge bei 2Hot4FB sind in der Übersicht ebenfalls zensiert. Ein Klick öffnet die unzensierte Version.

Ein Großteil der Klicks dürfte aus der öffentlichen Facebook-Gruppe von 2Hot4FB kommen. Die hat über 5.600 Fans und Steve Jones (alias Lightspeed) postet hier selbst in regelmäßigen Abständen zensierte Teaserfotos. Warum 2Gay4FB besser läuft, zeigt schon ein Blick auf die Fans der beliebtesten Pornostars. Pierre Fitch zeigt seinen 780.000 Facebook-Followern häufig Links zu 2Gay4FB, die meist über 1.000 Likes bekommen. Auch Brent Corrigan postet häufig seine Inhalte von der Seite für seine 820.000 Fans bei Facebook.

Content-Produzenten und Traffic-Bringer sollen bezahlt werden

Steve Lightspeed vermarktet alle Inhalte auf 2Hot4FB und 2Gay4FB mit einer Vielzahl an Bannern. Dazu gehören typische Formate über und unter den Inhalten. Teilweise tauchen aber auch ganzseitige Banner auf, die erst nach sieben Sekunden übersprungen werden können. Insgesamt biete seine Seite 28 Banner-Platzierungen, abgerechnet werde auf CPC- (Cost per Click) oder CPM-Basis (Tausenderkontaktpreis). Laut Lightspeed könne das 2Hot4-Netzwerk die Nutzer nach Ort und Geräteplattform zielgerichtet ansprechen.

Für die Klicks der Nutzer bekommt Lightspeed also Geld der Advertiser ausbezahlt. Die Werbung stammt größtenteils, passend zum Thema, von anderen Pornoseiten – deren Geschäftsmodell auf Bezahlinhalten aufbaut. Lightspeed verspricht aber auch den Content-Produzenten einen Teil der Umsätze: Wie viel genau die Besitzer der Inhalte von Lightspeed pro Klick auf ihre Bilder-Links bekommen, verrät er nicht. Bezahlt würden nur Klicks, die von den Social-Media-Plattformen kommen und erst, wenn 50 US-Dollar Guthaben erreicht sind. In einem Tutorial-Video zur Benutzung der Browser-App sind Zahlen zu sehen, aus denen sich ergibt, dass Content-Besitzer zwischen 0,3 und 0,4 Cent pro View bekommen.

Seine Umsätze will er über einen weiteren Kniff steigern. Auch wer keine Inhalte bei 2Hot4FB hochgeladen hat, kann mitverdienen – solange man für Klicks bei Facebook und Twitter sorgt. Wer bei 2Hot4FB registriert ist, kann jegliche zensierte Bilder in seinem Netzwerk teilen. Die Auszahlung von Lightspeed teilen sich dann der Traffic-Bringer und der eigentliche Content-Ersteller. So will der 2Hot4FB-Macher für noch mehr Klicks sorgen – schließlich muss ihm bewusst sein, dass die wenigsten Pornostars, deren Fotos bei ihm auf der Seite sind, große Social-Media-Reichweiten haben. Laut Lightspeed haben einige Nutzer seines Services übrigens über tausend US-Dollar im Monat verdient – und da sei in Zukunft noch viel mehr drin.

An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Florian Elbers, der uns mit seinem Facebook-Kommentar auf das Thema gestoßen hat.

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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