Planetly: Wie Anna Alex Manager:innen zu „Carbon Heroes“ machen will

Christian Cohrs31.10.2021

Bei Outfittery bewahrte Anna Alex Männer vor modischen Fehltritten. Mit Planetly hilft sie Firmen, den Planeten zu retten

Anna Alex, Mitgründerin und CCO von Planetly bei der Aufnahme für den OMR Podcast in Hamburg
Anna Alex, Mitgründerin und CCO von Planetly bei der Aufnahme für den OMR Podcast in Hamburg

Als Anna Alex Ende 2019 mit ihrem Climate-Tech Planetly an den Start ging, war noch nicht abzusehen, wie groß das Thema schon anderthalb Jahre später sein würde. Das wachsende Bewusstsein für den eigenen Anteil an der Klimakrise ist mittlerweile in Unternehmen angekommen. Denen hilft Planetly dabei, ihren CO2-Fußabdruck zu ermitteln und zu reduzieren. Das Berliner SaaS-Startup hat eine Plattform gebaut, in die Firmen ihre Daten aus CRM-, Spesenabrechnungs-, Buchhaltungs- und weiteren Softwaresystemen einspeisen und so einen Echtzeit-Überblick bekommen, wie und wo sie klimaschädlich wirtschaften. Mittlerweile hat Planetly 150 Kunden, darunter Hello Fresh, Home24 und den Verlag des „Economist“.

„Wir saßen beim Mittagessen im Soho-Haus – und am anderen Ende der Welt hat der Amazonas gebrannt“, erinnert sich Anna Alex im OMR Podcast an den Moment, als sie und ihr späterer Mitgründer Benedikt Franke den Entschluss fassten, ein Unternehmen zu starten, dass sich gegen die Erderhitzung stemmt. Einige Monate zuvor hatte sie Outfittery, das sie zusammen mit Julia Bösch (gerade erst zu Gast im OMR Podcast) gegründet hatte, verlassen. 

Excel-Sheets? Das muss doch besser gehen

„2019 habe ich mir Zeit genommen zu recherchieren und in mich zu gehen, was ich wirklich machen will“, sagt Alex. Das brachte sie zurück auf ein Erlebnis während ihrer Zeit bei Outfittery. Dort hatte sie einmal den CO2-Footprint der Firma ausrechnen wollen. Ganz Digitalunternehmerin war sie davon ausgegangen, dass es dafür ein Tool geben wird. Gab es aber nicht. „Stattdessen musste ich mit einem Berater arbeiten, der mit seinem Excel-Sheet kam und durch das Unternehmen gelaufen ist“, erinnert sich Alex. Am Ende bekam sie dann ein PDF überreicht. „Da habe ich gedacht, das kann es doch nicht gewesen sein.“

Ihr Gedanke: Wenn es möglich war, bei Outfittery nachzuvollziehen, welcher Kund:innen wann auf welchem Browser wo geklickt hatten, wieso sollte es nicht möglich sein, ebenso exakt die Auswirkungen des eigenen Handelns und unternehmerischer Entscheidungen auf das Kilma nachvollziehen zu können? „Der CO2-Abdruck ist für uns als Menschheit die wichtigste Kennzahl des gesamten Jahrhunderts“, so Alex. „Das können wir doch jetzt nicht den Excel-Sheets überlassen.“ 

CO2-Ausstoß muss aktiv gemanaged werden

Damit war die Mission von Planetly formuliert. Ihr Unternehmen will CO2 zu einer Unternehmenskennzahl machen, die von Firmen aktiv gemanaged wird. Sprich: so weit es geht reduziert. Dazu baut das Startup mit inzwischen 50 Entwickler:innen eine Plattform, in die Firmen alle Daten einspielen, die irgendwie klimarelevant sind. Planetly ermittelt dann weitestgehend automatisiert die treibhauswirksamen Emissionen und rechnet diese um in ein CO2-Äquivalent. 

Nur so erhalte man einen objektiven Überblick und würde die Hebel zur Verringerung des CO2-Abdrucks identifizieren, die im Zweifel deutlich größere Hebelwirkung hätten als augenscheinliche Maßnahmen wie Mülltrennung, so Alex. Das gelte insbesondere für Digitalfirmen. Denn dort würden 80 bis 90 Prozent der Emissionen auf eingekaufte Dienstleistungen wie Server oder Businessreisen entfallen.

Ohne Skalierung kein Impact

Wenn die Situation nicht so ernst wäre, könnte man sagen, dass die Zeit Planetlys Businessmodell in die Karten spielt. „Das Thema ist im wahrsten Sinne des Wortes heiß“, sagt Alex. „Wir haben nur noch ein paar Jahre zur Verfügung, wir müssen uns schnell bewegen.“ Darum sei ihr und ihrem Mitgründer Benedikt Franke auch von Anfang an klar gewesen: „Wir müssen das Ganze schnell groß machen“, sagt Alex. „Wir könnten den besten Purpose der Welt haben, wenn wir nicht skalieren, haben wir auch keinen Impact.“  

Alex ist zuversichtlich, dass bald noch mehr Bewegung in das Thema kommt. Ab 2023 müssten Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden ihre direkten und indirekten CO2-Emissionen in Deutschland verpflichtend reporten. Deren Minimierung gewinne zudem aus Kostengründen immer größere Relevanz. Mehr und mehr Firmen würden Budgets für die Analyse und die Reduktion oder Kompensation ihrer Emissionen aufstellen, so die Planetly-Gründerin. Aus diesen Gründen würde es immer wichtiger für das Management, Ziele zu setzen und diese nachverfolgen zu können, um erst die Emissionen des eigenen Unternehmens, dann die der Supply-Chain zu optimieren. „Da ist noch ganz viel Potenzial, wirklich reinzuwachsen und immer besser zu werden“, sagt Alex. 

Cliamte-Tech als nächster „Exportschlager“?

Aus diesem Grund bearbeite Planetly derzeit eine noch weitgehend grüne Wiese. Allerdings eine extrem fruchtbare. Climate-Tech sei ein Wachstumsfeld mit enormem Potenzial. Insbesondere Europa, wo bereits erprobte Standards für die Messung von Emissionen und zudem ein hohes Problembewusstsein existierten. Deutschland und seine Nachbarländer hätten gute Chancen, auf dem Feld Climate-Tech eine global führende Rolle einzunehmen, erklärt die Planetly-Gründerin. Klimaneutralität und Carbon Management könnten die nächsten „Exportschlager“ werden. 

Wenn Ihr außerdem erfahren wollt, warum es für Alex nie eine Option war, ihre Firma als Not-for-Profit zu starten, wie sie zur Kompensation von CO2-Emissionen steht und warum sie sich nicht mit Fridays for Future identifiziert, dann hört Euch die aktuelle Ausgabe des OMR Podcasts an.  

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Alle Themen des OMR Podcasts mit Anna Alex im Überblick

  • Wie Anna Alex den Weg in die Berliner Startup-Szene fand (ab 4:48)
  • Was die Gründe ihres Ausstiegs bei Outfittery Ende 2018 waren (ab 7:50)
  • Wie Alex auf die Idee zu Planetly stieß und was das Startup genau tut (ab 10:02)
  • Welche Größen in den CO2-Fußabdruck einfließen und was Firmen dafür bezahlen (ab 14:13)
  • Welchen Footprint Anna Alex für OMR schätzt (ab 16:42)
  • Was Firmen antreibt, Planetly zu nutzen und welche Hebel für die Kundenakquise wichtig sind (ab 18:34)
  • Welches die wichtigsten Datenquellen für Planetly sind (ab 21:10)
  • Wie groß Planetly ist, wie viel Funding in der Firma steckt und welches Ziel Alex sich gesetzt hat (ab 22:58)
  • Welchen Unterschied es macht, nach einer Co-Gründerin nun einen männlichen Co-Gründer zu haben (ab 25:30)
  • Warum Deutschland die Chance hat, im Bereich Climate-Tech Weltmarktführer hervorzubringen (ab 26:33)
  • Wieso Alex in der Kompensation von CO2-Emissionen keine Lösung sieht (ab 32:23)
  • Warum ihr Startup seine Kunden trotzdem bei CO2-Kompensationen unterstützt (ab 34:36)
  • Welche Unterschiede es zwischen den Anbietern von CO2-Ausgleichsprodukten gibt (ab 36:00)
  • Wie wahrscheinlich es ist, dass die Klimaziele erreicht werden (ab 39:52)
  • Welche Rolle Inbound-Sales und das eigene Siegel für Planetly spielen (ab 42:18)
  • Welche Branchen Planetly bewusst adressiert und weshalb Investoren im Fokus stehen (ab 44:44)
  • Warum Anna Alex sich bewusst als Gesicht des Unternehmens positioniert (ab 48:28)
  • Welche Beachtung Climate-Tech bei Investoren derzeit findet (ab 50:41)
  • Weshalb Alex keine Sorge hat, Kunden könnten Planetly als Greenwashing-Vehikel nutzen (ab 51:47)
  • Wer in Unternehmen das Thema federführend antreibt (ab 52:25)
  • Welche Rolle Vertriebspartnerschaften für Planetly spielen (ab 53:34)
  • Was es noch für spannende Climate-Tech-Startups gibt (ab 56:11)
  • Wie zuversichtlich Alex ist, dass die prognostizierte Erderwärmung verringert werden kann (ab 56:38)
  • Was Alex darüber denkt, dass die Mehrheit der Erstwähler:innen bei der Bundestagswahl FDP gewählt hat (ab 1:01:04)
  • Wie oft sie bei Unternehmen auf Desinteresse für ihren Ansatz stößt (ab 1:02:16)
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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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