Die Mrs. Sporty-Gründerin macht sich selbst Konkurrenz: mit einem Sport-Spiegel für daheim

Martin Gardt19.8.2020

Im OMR-Podcast erzählt die Fitness-Seriengründerin Valerie Bures-Bönström, warum sie jetzt ein Technologie-Produkt für zu Hause verkauft

Valerie Bures-Bönström
Vaha-Gründerin Valerie Bures-Bönström

Gemeinsam mit ihrem Ex-Mann startet Valerie Bures-Bönström 2004 ein Fitnessstudio mit dem Namen Mrs. Sporty. Die Zielgruppe: ausschließlich Frauen. Bis heute ist daraus ein Franchise-Unternehmen mit 100 Millionen Euro Jahresumsatz und Hunderten Filialen geworden. Aus den Learnings rund um Mrs. Sporty hat Bures-Bönström mittlerweile zwei weitere Fitness-Unternehmen gegründet. Im OMR Podcast erzählt sie, wie sie Steffi Graf zum Einstieg bei Mrs. Sporty überredet hat, warum das Franchise-System auch in der Fitness-Branche funktioniert und wie sie jetzt einen 2.000 Euro teuren Fitness-Spiegel an die Kunden bringen will.

„Mein Ex-Mann hatte die Idee Mrs. Sporty zu gründen. Ich fand die Idee am Anfang total bescheuert“, erzählt Valerie Bures-Bönström im OMR Podcast. „Ich habe ihm dann beim ersten Club geholfen und wurde dann so doll reingesogen, dass ich später auch CEO geworden bin.“ Die beiden starten mit einer sechsstelligen Summe einen „Pilot-Fitnessclub“. Schon 2005 steigt Steffi Graf (die echte Tenniskönigin) als Gesellschafterin ein und pusht die Marke auch als Werbegesicht. Mitgründer Niclas Bönström bezeichnet sie als „Mitgründerin von Mrs. Sporty Franchise“ – sie habe mit den Grundstein dafür gelegt, dass die Fitnesskette vor allem durch das Franchise-System gewachsen sei. „Sie zu überzeugen mit einer unbekannten Marke und mir und meinem Ex-Mann eine Fitnessfirma in Deutschland groß zu ziehen, das können wir uns auf jeden Fall auf die Fahne schreiben“, so Valerie Bures-Bönström.

Das Franchise-System als Wettbewerbsvorteil

„Ich war sehr skeptisch, was Franchise angeht. Meine Meinung hat sich in den Jahren aber total verändert“, sagt die Co-Gründerin. „Es ist ein demokratisches Unternehmen. Wenn deine Mitarbeiter deine Kunden sind, muss man ganz anders mit Feedback von ihnen umgehen.“ Sie selbst habe schon früh fünf eigene Franchise-Läden eröffnet. „Ich wollte die Denke unserer Franchise-Nehmer verstehen und selbst Kunde von uns sein“, erklärt Bures-Bönström.

Wer ein Franchise-Studio von Mrs. Sporty eröffne, bekomme drei Dinge vom Unternehmen. Erstens: Kommunikation, PR, Marketing. Zweitens: ein Business-Modell, das auch immer weiterentwickelt wird. Drittens: Vernetzung mit den anderen Franchise-Nehmern, um untereinander Learnings auszutauschen. „Über die letzten 16 Jahre hat sich die Wertschöpfung im Franchise-System als Wettbewerbsvorteil erwiesen“, sagt die Mrs. Sporty-Co-Gründerin. „Warum so eine Marke groß wird, liegt zu 100 Prozent daran, dass so viele Menschen die Marke tagtäglich leben. Wir wurden auch schon als Sekte beschimpft.“ Franchise-Nehmer zahlen bei Mrs. Sporty zehn Prozent Provision auf ihre Einnahmen. Ein Teil davon gehe direkt in einen Marketing-Fonds, der Rest lande bei Mrs. Sporty.

Sind Fitness-Spiegel der nächste große Trend?

2011 startet die studierte Informatikerin dann ihr eigenes Projekt: Pixformance. „Wir brauchten ein Trainingsprodukt, mit dem wir jede Frau individuell abholen können“, sagt Bures-Bönström. Mit einem Studio-Beitrag sei es ja nicht möglich, individuelle Trainer zu finanzieren. Eine technische Lösung muss her. Auf Grundlage von Microsofts Kinect, die eigentlich Bewegungen von Spielern in Xbox-Games trackt, baut sie einen digitalen Personal Trainer. Das Produkt habe bei Mrs. Sporty schon eingeschlagen – die Fitness-Branche als Ganzes habe sich aber nicht sonderlich für Pixformance interessiert. Sie konzentriert sich später auf den Medizinbereich und sei dort jetzt Marktführer. Es seien mehrere Tausend Geräte im Markt, das Unternehmen mache mehrere Millionen Euro Umsatz im Jahr.

Ganz frisch entsteht aus Pixformance dann Valerie Bures-Bönströms neues Projekt „Vaha“. Der Fitness-Spiegel richtet sich an Privatanwender und kostet über 2.000 Euro – hinzu kommt ein Abo für die Fitness-Inhalte in Höhe von knapp 40 Euro. Nutzer können mit Vaha ihren Fitness-Fortschritt im Blick behalten, ihre Übungen tracken – aber auch auf Instagram surfen oder Spotify hören. Philipp Westermeyer vergleicht das Gerät im Podcast mit einem iPad in Spiegel-Größe. Deshalb hinke aus Bures-Bönströms Sicht auch der Vergleich mit US-Heimfitness-Playern wie Peloton oder Mirror (die Fitness-Spiegel-Unternehmung wurde gerade für 500 Millionen US-Dollar an Lululemon verkauft): „Mirror und Peloton sind auf reine Fitness-Angebote abgestimmt. Unser Gedanke bei Vaha ist, das Lagerfeuer der Zukunft zu werden. Meine Tochter konsumiert in Großform darüber auch ihren Gitarrenunterricht.“

Vaha im Einsatz

Der Fitness-Spiegel Vaha

Die große Schwierigkeit ist es aber jetzt, nicht nur eine neue Brand, sondern eine komplett neue Produktkategorie in den Markt zu drücken. „Wenn man sich anguckt, wie viel die Deutschen jeden Monat in Fitness investieren, kann das relativ viele erreichen“, so die Vaha-Gründerin. „Wenn das Produkt gut ist, wird es empfohlen und dann haben wir den Mrs. Sporty-Effekt.“ Einer der wichtigsten Kanäle zum Start sei deshalb Influencer Marketing gewesen. „Wenn man die Influencer damit trainieren sieht, entsteht wirklich eine Beziehung“, erzählt Bures-Bönström. Unter den ersten Partnern sei etwa Sylvie Meis gewesen. Und auch in Zukunft sollen große Fitness-Influencer den Spiegel ihren Followern präsentieren. Es sei nicht unrealistisch, dass Vaha zügig auf 10.000 verkaufte Produkte komme. Im Herbst werde erstmal die Marke von 1.000 verkauften Spiegeln anvisiert.

Warum Valerie Bures-Bönström den US-Wettbewerber Mirror nicht als große Konkurrenz sieht, wieso der Instagram-Auftritt von Vaha noch so zurückhaltend ist und welche Zielgruppe sich wirklich so einen Spiegel in die Wohnung stellen soll, hört Ihr im neuen OMR Podcast.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

Unser Partner Vodafone hat was Neues: Die Kollegen starten mit dem „Vodafone Business Talk“, ein spannendes Online-Format. Alexander Saul, Geschäftsführer für den Business-Bereich bei Vodafone, spricht hier über die Digitalisierung in Zeiten von New Normal. Auch Philipp ist dabei und präsentiert eine komprimierte, auf das Thema Business fokussierte Version seiner diesjährigen Keynote „State of the German Internet“. Einfach online anmelden und reinschauen. Es lohnt sich – und kostenlos ist es auch. 

Wieder mit dabei ist heute Wrike, eine Arbeits-Management-Plattform für Unternehmen, die bereits seit 2006 am Markt ist. Mit Hilfe der Software optimiert Ihr die Arbeitsabläufe zwischen verschiedenen Teams, natürlich konfigurierbar für alle möglichen Anwendungsfälle – und habt global rund um die Uhr Support. Wenn Ihr zum Beispiel Kreativ- und Sales-Teams habt und die Koordination da bisher nicht optimal läuft, solltet Ihr auf jeden Fall mal einen Blick riskieren. Zu den Kunden zählen unter anderem Google, Airbnb, Ogilvy und Siemens. Hier findet Ihr weitere Infos – inklusive einem sechswöchigen Gratis-Test.

Hier ein Hinweis auf unser Schwesterportal Finance Forward! Während wir bei OMR uns mit Marketing beschäftigen, schauen sich die Kollegen Fintechs und das Finanz-Business genauer an. Klar, dass sie in den vergangenen Wochen viele unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema Wirecard geworfen haben – das Spektrum reicht von Berichten darüber, wie Wirecard-Mitarbeiter die letzten Tage erlebt haben zu Überlegungen darüber, wer die Reste von Wirecard kaufen könnte. Eure Neugier ist geweckt? Dann rüber zu Financefwd.com!

Am Ende noch eine kleine Bitte. Der Podcast-Markt wächst und wir wollen natürlich weiterhin verstehen, in welche Richtung. Für diesen Zweck haben wir eine kleine Umfrage gebaut. Wenn Ihr fünf Minuten für das anonyme Beantworten investiert, helft Ihr nicht nur uns – Ihr habt auch die Chance, einen von zwei Wunschgutscheinen in Höhe von 100 Euro zu gewinnen. Hier geht es zur Umfrage. Danke!

Alle Themen des OMR Podcasts mit Valerie Bures-Bönström in der Übersicht:

  • Ihre Unternehmen sind ja aus dem Sportbereich – macht sie selbst auch aktiv Sport? (02:18)
  • Wie verlief dann ihr Weg zur Gründung von „Mrs. Sporty“? (03:29)
  • Wie funktioniert das Franchise-System der Fitnesskette? (06:47)
  • Wie sind Valerie Bures-Bönström und ihr damaliger Mann an Steffi Graf als Gesellschafterin rangekommen? (10:28)
  • Wem gehört Mrs. Sporty heute? Und ist langfristig ein Exit möglich? (12:39)
  • Wie funktioniert das Geschäftsmodell genau? (13:47)
  • Was sind die Wachstumshebel für Mrs. Sporty gewesen? (15:35)
  • Was steckt hinter ihrer zweiten Unternehmung Pixformance? (19:31)
  • Wie groß ist Pixformance heute? (23:48)
  • Das neueste Projekt von Valerie Bures-Bönström ist der Fitness-Spiegel Vaha. Wie funktioniert das Produkt ganz genau? (25:43)
  • Woher kam die Entscheidung, aus dem B2B-Business Pixformance ein B2C-Geschäft zu bauen? (28:18)
  • In den USA wurde ein ähnliches Produkt gerade für 500 Millionen US-Dollar an Lululemon verkauft. Wer war zuerst da: Vaha oder Mirror? (30:41)
  • Welche Geschäftsmodelle sind für den Fitness-Spiegel denkbar? (35:29)
  • Wie kann man so ein vergleichsweise teures Hardware-Produkt vermarkten? (37:27)
  • Wie groß ist das Unternehmen Vaha jetzt? (40:15)
  • Wie viele Kunden finanzieren den Fitness-Spiegel und wie viele zahlen den Komplettpreis direkt? (44:03)
  • Sind Fitness-Influencer eine Möglichkeit, effektiv Marketing für Vaha zu machen? (47:35)
  • Das eigene Instagram-Profil ist noch relativ klein: Warum ist da noch nicht so viel Konzentration drauf? (51:15)
  • Woher kommen in Zukunft weitere Käufer für das Produkt her? (55:49)
  • Kaufen eher Männer oder Frauen den Fitness-Spiegel? (58:17)
  • Wie kann es gelingen, eine komplett neue Produktkategorie zu erschaffen? (1:02:42)
  • Wie viele Kunden schicken das Produkt nach einem Testzeitraum wieder zurück? (1:06:22)
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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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