Wie dieser Typ 150.000 Dollar mit selbst designten T-Shirts bei Amazon verdient

Martin Gardt12.12.2016

Merch by Amazon wird zur Konkurrenz für Teespring, Teezily & Co.

Neil Lassen Merch by Amazon
Neil Lassen verdient mit eigenen T-Shirt-Designs bei Amazon 150.000 Dollar im Jahr.

Über T-Shirt-Portale und genaues Facebook-Targeting verdienen clevere Marketer Millionen. Jetzt tut sich eine simplere Möglichkeit auf, mit selbst designten Shirts Geld zu verdienen: „Merch by Amazon“. Über den Service hat Neil Lassen 150.000 US-Dollar in einem Jahr verdient – ganz ohne auf anderen Plattformen geschaltete Anzeigen. Wir zeigen, wie das funktioniert.

Vor ein paar Jahren schob Neil Lassen aus Wisconsin noch Einkaufswagen im Supermarkt ineinander. Jetzt hat er ein T-Shirt-Business mit sechsstelligen Umsätzen pro Jahr – als Nebenprojekt. Er verkauft seine T-Shirts über das Portal Merch by Amazon und damit auf dem größten Online Marktplatz der Welt. Laut eigener Aussage verdient er in einer typischen Woche an die 2.000 US-Dollar und muss dafür nur etwa 484 Shirts verkaufen. Das Prinzip erinnert an Plattformen wie Teespring und Teezily. Lassen gestaltet T-Shirts selbst, lädt die Designs über Merch by Amazon auf die Plattform und bekommt für jedes verkaufte Produkt einen Anteil. Doch das neue Projekt von Amazon bringt deutliche Vorteile gegenüber Angeboten wie Teespring – vor allem für Neil Lassen.

Umsatz Merch by Amazon

Eine typische Verkaufswoche für Neil Lassen über Merch by Amazon.

Für Spieleentwickler gedacht

Neil Lassen sucht nach einer neuen Herausforderung während er noch im Supermarkt arbeitet – und findet auf dem Online Marktplatz Flippa Webseiten, die für 40.000 US-Dollar angeboten werden. „Ich habe mir die Webseiten angeschaut und war sprachlos. Die Seite war absolut schrecklich. Im Angebot stand, dass man mit der Webseite 10.000 US-Dollar im Monat verdienen könne. Ich wusste, wenn der Typ damit so viel Geld verdienen kann, dann schaffe ich das auch“, sagt Lasson gegenüber CNBC. Heute entwickelt er Online- und Affiliate-Marketing-Strategien für größere Webseiten und betreibt nebenbei sein T-Shirt-Business. Das macht er zusammen mit dem Bulgaren Todor Karlikov, den er über ein Online-Marketing-Forum kennen gelernt hat.

Startseite von Merch by Amazon

Startseite von Merch by Amazon

Amazon startet Merch by Amazon Ende 2015. Zu diesem Zeitpunkt ist der Service noch ohne Hürden für jeden nutzbar. Doch schnell überschwemmen Marketer den Dienst und Amazon kommt nicht mit dem Bedrucken der T-Shirts hinterher. Heute muss sich jeder potenzielle T-Shirt-Designer für den Service bewerben. Laut Lassen wird aber früher oder später jedes Konto für das Programm freigeschaltet. Amazon selbst positioniert Merch als Möglichkeit für Spiele-Entwickler, Fan-Shirts für ihre Games zu gestalten und über Amazon zu verkaufen – auch wenn sie nicht so bekannt und umsatzstark sind wie beispielsweise Rovio mit Angry Birds. Offenbar sind aber schon zu Beginn viele Marketer auf Merch by Amazon unterwegs und nutzen den Service, um kostengünstig Produkte bei Amazon zu verkaufen. Das zeigen einige Anleitungen für erfolgreiches Verkaufen über den Service.

Amazon übernimmt die Logistik

Lassen erkennt direkt die Chance, die sich mit Merch by Amazon bietet. Man lädt sein Design hoch, legt den Preis fest und trägt Titel und Produktbeschreibung ein. Amazon bedruckt die T-Shirts, verschickt sie in die ganze Welt und kümmert sich auch um den Kundenservice – auch Prime-Versand ist verfügbar. Wie viel der Shirt-Designer pro verkauftem Produkt verdient, richtet sich nach dem frei wählbaren Preis. Lassen zeigt, dass er an jedem Shirt-Verkauf zum Preis von 19,99 US-Dollar etwa acht US-Dollar verdient, wenn er für 15,99 US-Dollar verkauft, bleiben etwa vier US-Dollar. Den Rest behält Amazon.

Preis Merch by Amazon

Amazon zeigt, wie viel pro Verkauf beim Händler bleibt – die Höhe der Ausschüttung passt sich dem Preis des Produkts an.

„Man könnte auf die Zahlen schauen und denken: Warum sollte ich meine Zeit für vier Dollar pro T-Shirt vergeuden? Die Antwort ist: Weil du auf Amazon verkaufst, einer der meist besuchten Webseiten der Welt. Sie verzeichnen so viel Traffic pro Tag, dass du schnell organische Sales sehen wirst“, sagt Lassen. Er hängt sich mit seinem Partner Karlikov an Nischen, die bereits gut im T-Shirt-Markt funktionieren. Dazu untersuchen die beiden die Best Seller Ranks (BSR) verschiedener Shirt-Designs bei Amazon. „Alles was wir tun mussten, war, etwas zu finden, was sich gut verkauft und dann das Design zu verbessern“, schreibt er bei Reddit. Der Bestseller-Rang für jedes Produkt auf Amazon steht in den Produktbeschreibungen und zeigt an, wie gut sich das Produkt in seiner Kategorie (in dem Fall Kleidung) verkauft. Laut Lassen verkauft sich ein Shirt mit dem BSR von 100.000 in der Kategorie Kleidung etwa ein Mal pro Tag, ein BSR von 2.000 bedeute 25 bis 50 Verkäufe täglich.

Amazon Besteller Rank

Der Amazon Bestseller-Rang (BSR) steht in jeder Produktbeschreibung auf der Plattform.

Design-Ideen klauen und trotzdem Copyright beachten

Lassen und Karlikov entdecken also T-Shirts, die sich zwar gut verkaufen, die aber nicht unbedingt „Design-Klassiker“ sind. Der Prozess braucht natürlich Zeit, weil die beiden einzeln Keywords in der Amazon-Suche eingeben, um auf Shirts mit niedrigem BSR (viele Verkäufe) und schlechtem Design zu stoßen. Wichtig sei dabei, kein Copyright zu verletzen – Disney-Figuren zu nutzen sei die schlechteste Idee. Weil Lassen und Karlikov nicht so richtige Design-Champions sind, verlagern sie die Gestaltung an Freelancer auf die Philippinen. Über die Plattform Upwork habe er einen Designer engagiert, der vier US-Dollar pro Auftrag verlange – so bekommt er innerhalb von drei Monaten 400 Designs zusammen.

Lassen verkaufe die meisten seiner Shirts für 16 bis 19 US-Dollar – komplett organisch über Amazon. Dafür müsse man die Funktionsweise der Plattform kennen und einigermaßen fit mit Amazon SEO sein. Den Rest erledige gutes Design. Im Punkt SEO unterscheidet sich Merch by Amazon nicht allzu stark von den Mitteln, die klassischen Sellern auf der Plattform zur Verfügung stehen. Laut Lassen seien der Titel des Produkts und die Produktinformationen (Bullet Points unter dem Preis) besonders wichtig beim Verkauf von T-Shirts. Wichtige Keywords seien T-Shirt, Tee und was auf dem Design zu sehen sei.

Merch by Amazon einfacher als Teespring & Co?

Mittlerweile haben Lassen und Karlikov nach eigener Aussage bereits einen ihrer Merch-Accounts für über 73.000 US-Dollar verkauft – der machte etwa 3.000 US-Dollar Umsatz pro Monat. Die beiden arbeiten mittlerweile an einer Software, die es den Nutzern ermöglicht, Amazons T-Shirt-Markt nach Keywords zu durchsuchen. Damit soll der lange Prozess, den die beiden gegangen sind, für andere verkürzt werden. Sie wollen daran natürlich mitverdienen und verlangen zehn US-Dollar pro Monat für Merch Informer. Ein Großteil der 150.000 US-Dollar Jahresumsatz habe Lassen in die Entwicklung der Software investiert.

Facebook Ad Teespring

Typische Facebook-Ad für einen T-Shirt-Verkäufer auf Teespring, Teezily & Co.

Möglicherweise könnte Merch by Amazon über kurz oder lang Plattformen wie Teespring den Rang ablaufen. Wie Lassen schon sagt: Wer seine Produkte bei Amazon anbieten kann, generiert durch clevere Keyword-Analyse organische Sales. Bei Teespring & Co. ist das kaum möglich. Anbieter, die hier ihre Shirts verkaufen, nutzen meist Facebook-Anzeigen und -Gruppen, um ihre Designs der Zielgruppe zu zeigen. Das funktioniert zwar für manche ganz gut, kostet aber Geld. Wir hatten hier schon einmal aufgeschrieben, was genau dahinter steckt. Amazon ist aber mittlerweile der Ort, an dem Menschen nach Produkten suchen, die sie kaufen wollen – und damit offenbar auch die passende Umgebung, um ein T-Shirt-Business zu starten.

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P.S.: Auch ein Hamburger verdient mit Merch by Amazon schon ein bisschen Kohle. Hier beschreibt er seine Erfahrungen.

Vielen Dank an unseren Leser Ravi Deient für den Hinweis auf das Thema!

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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