Dieser SEO-Pionier krempelt mit seinem Südamerika-Portal die Reiseindustrie um
André Kiwitz macht seit 2001 konsequent SEO und schafft jetzt eine Plattform für kleine Reiseanbieter
- Touristikstudent modernisiert den deutschen Reisemarkt
- Die frühen Tage des SEO
- „See Think Do Care”-Digitalmarketing-Strategie
- Neue Plattform für Nischenreisen
Drei Leidenschaften hatte Touristikstudent André Kiwitz, als er 2001 seine Firma Viventura startete: Internet, Südamerika und Reisen. Also gründete er einen der ersten deutschen Online-Reiseveranstalter. Wie er mit konsequentem SEO hohe Keyword-Rankings erreicht und inzwischen auch eine Plattform für Reise-Nischenanbieter geschaffen hat, lest Ihr hier.
Eng ist es in der Altbauwohnung in Kreuzberg, wo der Online-Reiseanbieter Viventura sein Büro hat. Über knarzende Dielen führt der Gründer André Kiwitz zu seinem Digitalmarketingteam im Argentinien-Zimmer. Die Raufasertapete ist hier in den Nationalfarben hellblau und weiß gestrichen. Ein Data Scientist wacht mit seinen Bildschirmen und Zahlenkolonnen unter einem blumengeschmückten Altar für Diego Maradona über Viventuras Traffic. Kiwitz hat mittags ein kolumbianisches Weihnachtsessen für die Mitarbeiter gekocht, die in Wollsocken und Birkenstocks durchs Büro laufen.
Touristikstudent modernisiert den deutschen Reisemarkt
Viventura ist einer der führenden deutsche Spezialanbieter für Südamerikareisen im Netz mit einem Buchungsvolumen von 16 Millionen Euro jährlich. 2001 gründete Kiwitz das Unternehmen noch als Student, als er in Kempten Tourismus studierte, um seine drei Leidenschaften auszuleben: Internet, Südamerika und Reisen. Und als junger Touristikstudent wollte er alles besser machen als das, was in seiner Branche so Standard war.
Also startete er einen der ersten deutschen Online-Reiseveranstalter. Und das hieß: er druckte keine Reise-Kataloge mehr, trat nicht auf Reisemessen auf und arbeitete nicht mit Reisebüros zusammen. So viele Zwischenhändler wie möglich wollte er ausschalten, die Kommission nahmen. Dafür setzte er von Anfang an auf einen Firmen-Blog, auf dem jede seiner Reisegruppen an jedem Tag einen Eintrag mit aktuellen Fotos postete, zum Beispiel von der bolivianischen Salzwüste Uyuni. Privatleute, die begeistert von ihren Trekkingtouren aus dem Torres del Paine-Nationalpark zurückkehrten, vom Titicacasee und dem Machu Picchu, verlinkten die Viventura-Website auf ihren Reiseblogs.
Die ersten Online-Kunden schauten sich die Reisen im Netz an, reservierten am Telefon und zahlten per Banküberweisung. Kiwitz konzentrierte sich darauf, sein Network mit Reiseunternehmen vor Ort zu pflegen, selber acht Büros in Südamerika aufzubauen und nachhaltige Tourismusprojekte in Gemeinden zu unterstützen. Viventura verkauft hochpreisige, detailliert geplante Entdeckerreisen, und für jeden Kunden spendet es 30 Euro an Sozial- und Umweltprojekte in Südamerika.
Die frühen Tage des SEO
Seine erste Firmenseite codete Kiwitz noch selbst in HTML, und Viventura war einer der allerersten Firmenkunden von Google in Deutschland: „Unsere AdWords-ID hat ganz viele Nullen drin.“ 2002 waren auf Google nur Textbanner buchbar und Viventura wuchs mit dem Keyword-Business von Google. „SEO hat bei uns gerade in den Anfangsjahren hervorragend funktioniert, weil die Kataloge der etablierten Reiseanbieter, die sie als PDFs ins Netz stellten, von den Google-Crawlern noch nicht sauber indexierbar waren“, sagt Kiwitz zu OMR. Damals gab es wenig Content im Netz, und Viventura hob sich mit seinen umfangreichen, selbstgeschriebenen Texten und Fotos von der Konkurrenz ab. Aber auch Linktausch war zwischen Wettbewerbern normal, man fragte einfach an. Kiwitz hat erst vor kurzem bei einer neuen Firmengründung gemerkt, wie leicht SEO in den Pioniertagen des Online-Marketings waren.
Weil Kiwitz seit über 15 Jahren hochwertige Inhalte bereitstellt und sich großer Verlinkung erfreut, rankt die Website bei den wichtigsten Keywords für seine Nische auf Platz 1, zum Beispiel bei „Peru Reisen“, „Südamerika Reisen“, Chile Reisen“. Aber auch bei Keywords wie „Caipirinha“ taucht Viventura noch auf der ersten Seite auf, dank eines vor Jahren geposteten Caipirinha-Rezepts. Sistrix meldet für Viventura.de knapp 16.300 Keywords in Top 100-Rankings. Kiwitz fasst seine über fünfzehnjährige Digitalmarktingerfahrung zu drei SEO-Pioniertipps zusammen:- „An die Kunden denken, ein attraktives Produkt beschreiben – das hat schon immer geholfen, Aufmerksamkeit zu bekommen und damit auch Markenerwähnungen, Links und Social Media Shares.
- In den Texten, die man für andere Webseiten schreibt, auf die eigene Homepage verlinken (kurze Bios mit Links, Jobausschreibungen mit Links).
- Nicht versuchen, Google mit kurzzeitigen Taktiken auszutricksen, das rächt sich früher oder später.“
„See Think Do Care”-Digitalmarketing-Strategie
SEO ist für den Online-Anbieter für Lateinamerika-Reisen immer noch viel wichtiger als SEA. Kiwitz folgt der Digitalmarketing-Strategie des Google-Evangelisten Avinash Kaushik namens “See Think Do Care”. Sie ist ein Modell für die verschiedenen Phasen der Customer Journey einer Zielgruppe. Viventura setzt Social Media für die „See“-Phase ein, um also alle Menschen zu erreichen, die gerne reisen. Dafür postet Viventura täglich Reisefotos, Berichte und Artikel und veranstaltet Gewinnspiele.
SEO und SEA macht der Online-Reiseanbieter für die „Think“-Phase, um diejenigen zu finden, die gern reisen und denken, dass eine größere Reise für sie mal wieder an der Zeit wäre. Retargeting mit Adwords und Criteo ist für die „Do“-Phase an der Reihe, wenn Kunden eine Reise kaufen. Für die „Care“-Phase verschickt er monatliche Newsletter und Mailings, um zufriedene Kunden zu halten, von weiteren Reisen mit Viventura zu überzeugen und vielleicht sogar zu Markenbotschaftern zu machen. Affiliate-Programme hat er nach kurzer Zeit wieder ausgeschaltet, weil die Betrugsversuche zu hoch waren.
Neue Plattform für Nischenreisen
Nach über 15 Jahren Erfahrung als Online-Reiseveranstalter hat Kiwitz eine neue Marke ins Leben gerufen: Unter dem Dach von „Ventura Travel“ will er touristische Monomarken sammeln, ganz so wie Viventura mit seinen Südamerikareisen. Damit will er Gefahren für sein Geschäftsmodell aus dem Weg gehen: im Marketing werden immer mehr Kanäle bedient, internationale Anbieter drängen auf den deutschen Markt, zugleich sind die großen Plattformen aktiv. Google aggregiert schon heute Flug- und Hotelsuchen kombiniert mit Sehenswürdigkeiten vor Ort und wird so zur Konkurrenz. Auch Airbnb dringt bei Reisen ins Geschäft mit Tagesaktivitäten vor.
Kiwitz will mit seiner Dachmarke Ventura Travels eine konkurrenzfähige IT-Plattform schaffen. Damit kann er produktverliebten Nischenanbietern einen professionellen IT-Rahmen bieten und somit kleine, unabhängige Player im internationalen Reisemarkt stärken. Kiwitz sucht dafür Unternehmer mit Reisewissen und Leidenschaft für ihr Land. Damit die sich auf ihr Produkt konzentrieren können, soll Ventura Travel übergreifende Aufgaben wie digitales Marketing, Finanzverwaltung und Kreditvergabe managen. Die Nischenmarken gehören zu 100% Ventura Travel. Die Unternehmer, die die Marken aufbauen, sind an der Umsetzentwicklung beteiligt.
Die erste Nischen-Reisemarke für den französischen Markt führt eine junge Italienerin, die in Japan vernarrt ist, im Büro japanische Mentos mit Grüntee-Geschmack verteilt und gerade ihre Pilotreise durch Japan plant. „Japaventura“ heißt der neue Online-Reiseveranstalter. Ähnliches plant Kiwitz für Afrika, Südostasien und den arabischen Raum- und will damit seinen Digitalmarketing-Reise-Pioniergeist in die ganze Welt tragen.