USA: So ist LinkedIn neben Google und Facebook zum dritten massiven Traffic-Kanal für Publisher aufgestiegen
- Wie das Karriere-Netzwerk den Journalismus verändern will
- LinkedIn als Plattform für Wirtschaftsjournalismus
- Mehr Reichweite durch Influencer Network
- Ein einziger Artikel erreicht 880.000 Aufrufe in sechs Tagen
- LinkedIn legt im deutschsprachigen Raum mehr zu als Xing
- Xing hat Potenzial nach oben
Wie das Karriere-Netzwerk den Journalismus verändern will
LinkedIn entwickelt sich zu einer bedeutenden Plattform für Wirtschaftsjournalismus. Mit der zielgruppengenauen Platzierung von Fachartikeln erreicht die News-Plattform des Unternehmens eine hunderttausender Reichweite – pro Artikel. Das größte Karrierenetzwerk der Welt will die fachliche Bedeutung des Wall Street Journal mit dem sozialen Potenzial von Facebook kombinieren.
LinkedIn als Plattform für Wirtschaftsjournalismus
LinkedIn ist längst nicht mehr „nur“ ein Karrierenetzwerk – das Portal entwickelt sich LinkedIn News[/caption] Im Dezember 2007 wurde zunächst mit LinkedIn News eine kleine Box auf der Seite integriert, in der Links zu interessanten Artikeln personalisiert ausgeliefert wurden.
Mit dem Nachfolger „LinkedIn Today“ bekamen die News im März 2011 einen eigenen Bereich auf der Website. Kurze Zeit später, im Juli 2011, wurde der renommierte US-Journalist Dan Roth vom bekannten US-Wirtschaftsmagazin Fortune als Chefredakteur verpflichtet. Digiday hat kürzlich ein interessantes Portrait zu Dan Roth veröffentlicht.
Mehr Reichweite durch Influencer Network
Seit Oktober 2012 verweist LinkedIn nicht mehr nur auf andere Inhalte, sondern veröffentlicht auch eigene Beiträge eines „Influencer Networks“ auf der Plattform – zu den ersten Gastautoren gehörten Barack Obama, Mitt Romney (während des Wahlkampfs) und Richard Branson. Im April 2013 übernahm LinkedIn den News-Aggregator Pulse, der schließlich LinkedIn Today ablöste. Den Usern werden bei Pulse je nach Interessen und Beruf thematisch passende Beiträge automatisiert ausgespielt. Dabei werden die Artikel nach Social Signals gefiltert – das heißt, die Beiträge mit der höchsten Anzahl von Likes, Shares und Kommentaren werden den Nutzern angezeigt.
Ein Teil der Artikel wird noch von LinkedIns Redaktions-Team selbst ausgewählt. Nach Darstellung von Digiday buhlen heute namhaften US-Medien wie Bloomberg, Business Insider und Quartz darum, ihre Artikel unter den handselektierten Stories platzieren zu können. Denn innerhalb weniger Tage erreichen die Beiträge teilweise hunderttausendfache Aufrufe.
Ein einziger Artikel erreicht 880.000 Aufrufe in sechs Tagen
Besonders beliebt sind beim Karrierenetzwerk übrigens nicht die knallharten Analyse-Artikel, sondern seichte Stories. Das Thema des Top-Beitrags der letzten Woche ist Flirten am Arbeitsplatz. Der Artikel erreichte seit seiner Veröffentlichung am 7. Oktober bis zum heutigen Tag, also innerhalb von sechs Tagen, 880.000 Aufrufe, 2000 Likes und 1000 Kommentare.
Mit nach eigenen Angaben über 300 Millionen registrierten Nutzern in mehr als 200 Ländern ist LinkedIn das größte Karrierenetzwerk der Welt. Im Januar 2014 erreicht das Portal in den USA Rang 8 der meistbesuchten Webseiten und weltweit den 12. Platz.
LinkedIn wurde 2003 von Reid Hoffman und Gründungsmitgliedern von PayPal und Socialnet.com in Kalifornien gegründet. Der Umsatz lag im vierten Quartal 2009 bei 39,3 Millionen US-Dollar – im selben Quartal 2013 bei 447,2 Millionen US-Dollar. Die Einnahmen werden durch Mitgliedsbeiträge für Premium-Accounts sowie durch Werbung und Recruiting erzielt.
LinkedIn legt im deutschsprachigen Raum mehr zu als Xing
In Deutschland ist LinkedIn noch nicht gleichermaßen relevant wie Xing, es wächst aber schnell. Seit Mai dieses Jahres hat LinkedIn über fünf Millionen Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz und ist damit innerhalb von acht Monaten um eine Millionen Mitglieder gewachsen. Zum Vergleich: Xing hatte Anfang des Jahres sieben Millionen Nutzer im deutschsprachigen Raum und wuchs innerhalb des gesamten letzten Jahres um 839.000 User. Weltweit verzeichnet das Hamburger Unternehmen 14 Millionen Mitglieder. An der Börse läuft es für Xing momentan nicht besonders gut – die Aktie fiel im vergangenen halben Jahr um 30 Prozent. Während Xing vor allem im deutschsprachigen Raum aktiv ist, baut LinkedIn das weltweite Geschäft immer mehr aus.
Xing hat Potenzial nach oben
Eine vergleichbare Content-Strategie, wie sie LinkedIn erfolgreich entwickelt hat, ist bei Xing zur Zeit noch nicht erkennbar. Im Mai dieses Jahres wurde mit Xing Spielraum aber erstmals sichtbar, wohin die Reise bei Xing gehen könnte. Mit einem thematischen Schwerpunkt „Neue Arbeitswelt“ ist der Ansatz ein anderer. Das, was Pulse so erfolgreich macht – nämlich die individuelle Anzeige von Inhalten – fehlt bei Spielraum allerdings. Möglicherweise gibt es da noch Potenzial nach oben.
Mit den individuell abonnierbaren Branchennewslettern von Xing ist eher eine Orientierung am amerikanischen Vorbild erkennbar. Dabei werden Artikel von etablierten Magazinen im entsprechenden Newsletter empfohlen und verlinkt. Während den LinkedIn-Nutzern bei Pulse Themen entsprechend ihres Berufs- und Interessenprofils vorgeschlagen werden, müssen Xing-User die Branchen, zu denen sie täglich Newsletter mit entsprechenden Fach-Artikeln erhalten wollen, manuell auswählen. Die Auswahl der Artikel wird – wie der Großteil der Pulse-Beiträge auch – durch einen Algorithmus entsprechend der Social Signals automatisiert getroffen. Im Übrigen plane man einen eigenen Content-Bereich, in dem die Portale ihre Artikel selbst platzieren können.