40.000 Euro Umsatz? Das wäre für den Sansibar-Chef ein schlechter Tag

Florian Rinke17.8.2022

Herbert Seckler spricht im OMR Podcast über den Aufbau des berühmtesten Restaurants der Republik

Herbert Seckler und Philipp Westermeyer bei der Aufzeichnung des OMR Podcasts in Strandkörben vor der Sansibar. Foto: OMR
Herbert Seckler und Philipp Westermeyer bei der Aufzeichnung des OMR Podcasts in Strandkörben vor der Sansibar. Foto: OMR

Mit der Sansibar auf Sylt hat Herbert Seckler das angeblich umsatzstärkste Einzelrestaurant Deutschlands aufgebaut – und um Modeshop um Weinhandel erweitert. Hinter der Marke Sansibar verbirgt sich heute ein Millionen-Business. Doch der Gründer dieser Erfolgsgeschichte beteuert, dass dahinter nie ein Plan gestanden hätte. Stattdessen gibt es laut Herbert Seckler einen viel einfacheren Grund für diese Entwicklung.

Herbert Seckler ist der Gastgeber für die Reichen und Schönen. Das allein dürfte schon eine der ungewöhnlichsten Geschichten der deutschen Gastro-Szene sein. Denn angefangen hat alles mit einer Pommesbude an einem FKK-Strand auf Sylt, die der Schwabe wenig einfallsreich einfach nach dem Namen des Strandabschnitts benannte: Sansibar. Seckler hat aus dem Imbiss das angeblich umsatzstärkste Restaurant Deutschlands gemacht – mit extrem hoher Promi-Dichte von Günther Jauch bis Günter Netzer.

Mitte der 1970er Jahre kommt der gelernte Koch mit dem Autozug auf der Insel an, um in einem Restaurant namens „Moby Dick“ als Kellner zu arbeiten. Über Umwege lernt er dann jemanden kennen, der ihm die heutige Sansibar verkauft – für 250.000 DM. „Als ich die Bar übernommen habe, war das eine kleine Bauhütte“, sagt Herbert Seckler im OMR Podcast: „Wir haben da im ganzen Jahr 80.000 DM umgesetzt. Das ist heute ein schlechter Tag.“

„Das Restaurant Sansibar ist unsere Marketing-Maschine“

Heute macht er mit seinem Unternehmen Millionen-Umsätze. Die Kraftbrühe mit Flädle gibt es für elf Euro, den Sylter Lammrücken für 55 Euro pro Person und für die Nordsee-Seezunge werden sogar 79 Euro fällig. Doch obwohl Seckler allein mit der Gastronomie jährlich einen zweistelligen Millionenumsatz macht, rechnet es sich laut eigener Aussage kaum im Vergleich zu seinen anderen unternehmerischen Aktivitäten. „Das ist fast eine Nullnummer. Im Prinzip ist das Restaurant unsere Marketing-Maschine“, sagt Herbert Seckler im Gespräch mit Philipp Westermeyer. 

Unter dem Label „Sansibar“ betreibt der Gastronom inzwischen auch einen Weinhandel, eine eigene Modelinie sowie gastronomische Angebote in Filialen der Modekette Breuninger. Beim Restaurant setzt er auf Partnerschaften mit SAP oder Mercedes, das einen Shuttle-Service vom Parkplatz ins Dünen-Lokal anbietet. Andere Dinge wurden hingegen zwischenzeitlich wieder eingestellt. So machte sich das Unternehmen vor einigen Jahren einen Namen, als es sich um das Essen bei der Fluggesellschaft Air Berlin kümmerte. Deren Gründer lernt Seckler im eigenen Laden kennen, Joachim Hunold ist Stammgast. Nach der Insolvenz von Air Berlin stellte die Sansibar die Airline-Verpflegung ein. Man habe nicht nach einem neuen Kunden gesucht, sagt Seckler: „Manchmal muss man es auch gut sein lassen.“

Als die Sansibar abbrannte, baute Seckler sie neu auf

Einen Masterplan beim Aufbau seines Millionen-Unternehmens hat er dabei nach eigenen Angaben nicht verfolgt. „Ich hatte nie eine Idee, ich hatte nie Pläne, ich habe eigentlich immer nur das gemacht, was die Gäste gesagt haben“, sagt Herbert Seckler. Schaffe, schaffe, Häusle baue, diese Mentalität hat der Schwabe verinnerlicht. Als 1982 die Sansibar abbrennt, baut Seckler sie wieder auf – nur größer und schöner. Noch heute ist er laut eigener Aussage jeden Tag im eigenen Laden. 

Von den Punkern, die Sylt zuletzt in die Schlagzeilen gebracht haben, will er daher auch gar nicht viel mitbekommen haben. Sie hatten sich einen Spaß daraus gemacht, mit dem 9-Euro-Ticket auf die vermeintliche Schickimicki-Insel zu fahren. Seckler sieht es gelassen: „Jetzt sind da 20 Punker, die sitzen hier friedlich, pinkeln überall hin und jeder regt sich auf. Es gab nicht eine Schlägerei, die tun niemandem etwas.“ Im Grunde passiere wenig auf Sylt, sagt Seckler. Muss er vermutlich auch sagen, immerhin soll ein Besuch auf der Insel ja auch der Erholung und Entschleunigung dienen – Besuch in der Sansibar inklusive. 

Im OMR Podcast verrät Herbert Seckler außerdem, warum er gerade deutschlandweit Asics-Schuhe aufkaufen lässt, welche Influencerin seinen Instagram-Account eingerichtet hat – und wie häufig Champagner für 23.000 Euro je Flasche wirklich verkauft wird.

Die Themen des OMR Podcasts mit Herbert Seckler im Überblick:

  • So ist der Schwabe Herbert Seckler nach Sylt gekommen (00:05:30)
  • Partnerschaften mit Unternehmen und die richtige Zusammenstellung der Speisekarte (00:10:00)
  • „Geld, Wohnung, viel frei“ – wie die Sansibar aktuell an Personal kommt (00:18:00)
  • Expansionspläne und Flugzeug-Catering für Air Berlin (00:25:00)
  • Was Herbert Seckler über die Punker auf Sylt denkt (00:36:00)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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