Wie der Sneaker-Vorreiter Snipes bald eine Milliarde Euro Umsatz pro Jahr machen will

Martin Gardt9.10.2019

Snipes-Gründer Sven Voth erzählt im OMR Podcast, warum Events und das Personal so wichtig sind und wie er den US-Markt angreift

Snipes-Gründer Sven Voth
Snipes-Gründer Sven Voth (l.) mit Philipp Westermeyer

Sneaker und Streetwear bestimmen aktuell die Modewelt, inspirieren Luxusmarken und sorgen bei den großen Marken wie Nike und Adidas für Rekordumsätze. Auch (Online-)Retailer profitieren extrem vom derzeitigen Sneaker-Hype. Ein schon 1998 gegründetes deutsches Unternehmen sticht ganz besonders hervor: Snipes. Gründer Sven Voth spricht im OMR Podcast über den Verkauf seiner Firma an Deichmann, den Angriff auf den US-Markt und die wichtigsten Marketing-Bausteine auf dem Weg zum Milliarden-Umsatz.

„Ich war mit 21 Verkaufsleiter bei einem Sport-Retailer, habe dann aber gemerkt, dass ich mehr Ideen, mehr Feuer habe. Ich dachte einfach, ich kann das alleine besser“, sagt Snipes-Gründer Sven Voth im OMR Podcast. Also gründet der 46-Jährige 1998 sein Unternehmen und eröffnet in Essen seinen ersten Laden. „Die namhaften Lieferanten haben nicht auf einen jungen Typen aus Lübeck gewartet. Bei Nike habe ich mich gar nicht getraut, zu fragen“, sagt er. „Ich hab den Store dann mit vielen Brands aufgemacht, die es heute schon gar nicht mehr gibt.“ Aus dem einen Geschäft wird ein Unternehmen mit zum Ende des Jahres geplanten knapp 400 Läden auf der ganzen Welt. 

Auf dem Weg zur Milliarde

Von 1998 bis 2011 macht Voth insgesamt 37 Snipes-Läden auf. „Ich musste dann für mich selbst die Entscheidung treffen, wie es weiter geht. Ich war an dem Punkt: ‚Go big or go home'“, erzählt er. Er verkauft 2011 Anteile an die Dosenbach-Ochsner AG, ein Tochterunternehmen von Deichmann – Snipes gehört seitdem zur Deichmann-Gruppe. „Das lag nahe, weil Deichmann ein Familienunternehmen ist, und gleichzeitig Schuhretailer“, so Voth. „Das war die beste Entscheidung für das Unternehmen.“ Mit dem Geld des Konzerns im Rücken wächst Snipes seitdem noch einmal deutlich schneller. Ende 2019 sollen in Europa 300 Snipes-Filialen stehen, in den USA weitere 100. Dazu hat das Unternehmen gerade zwei US-Wettbewerber (Kicks USA und Mr. Alans) gekauft. „In Amerika musst du mutig reingehen und das machen wir jetzt auch“, so Voth.

Dabei wirkt die Expansions-Strategie von Snipes fast antizyklisch. Das Unternehmen betreibt seine Läden meist in den Zentren großer Städte, da wo viele andere Händler zu kämpfen haben. Snipes mache aber weit über 70 Prozent seines Umsatzes in den Geschäften. Der gerade neu aufgesetzte Online-Shop solle erst in den nächsten Jahren 30 Prozent am Gesamtgeschäft ausmachen. „Durch dieses Ziel online mehr zu wachsen, wollen wir unser Ladenkonzept nicht vernachlässigen“, sagt Voth. Denn das hat für die Umsatzsprünge der vergangenen Jahre gesorgt. 2011 habe das Unternehmen 40 Millionen Euro Umsatz pro Jahr gemacht, 2015 sind es knapp 175 Millionen. Im OMR Podcast sagt Sven Voth, dass Philipp Westermeyers Schätzung von derzeit 500 Millionen Euro Jahresumsatz noch deutlich zu tief angesetzt sei: „Eine Milliarde Umsatz pro Jahr ist kein Fernziel.“ 

Events und Personal als Wettbewerbsvorteil

Was Snipes von anderen Sneaker- und Streetwear-Retailern unterscheidet? „Ich habe vom ersten Tag an immer das Ziel gehabt, mehr zu sein, als immer nur Verkäufer“, sagt Sven Voth. „Schon zum Start habe ich ständig Events am Point of Sale gemacht. Breakdancer waren im Shop am Start, oder auch mal Prominente wie M.O.P [Rap-Duo mit dem Hit „Ante Up“, Anm. d. Red.] oder Sisqo [2000 mit dem „Thong Song“ bekannt geworden, Anm. d. Red.].“ Heute nennt Voth Snipes augenzwinkernd ein „Entertainment-getriebenes Event-Unternehmen mit ein bisschen Retail“. Der Kunde solle mit der Brand Snipes etwas erleben, was über den Kauf von Schuhen und Klamotten hinausgeht. Neben Events in den eigenen Shops unterstützt Snipes verschiedene Festivals, Extrem-Sport-Veranstaltungen und auch E-Sport-Events.

„Durch die Events und alles, was wir tun, sind wir Content-Weltmeister“, sagt Voth. So habe sein Team auch über 1,4 Millionen Instagram-Follower aufbauen können. Eine Geschichte, die sich auf der Plattform gut erzählen lässt, war zuletzt die gemeinsame Kollektion mit dem Rapper Capital Bra. Auf dessen Instagram-Kanal verzeichnet das Release-Video knapp 850.000 Aufrufe. Trotz solcher Aktionen sei der USP von Snipes aber ein anderer: „Unser größter USP ist unser Personal“, so Voth. Die Verkäufer vor Ort seien speziell ausgewählt, um genau zur jungen urbanen Zielgruppe zu passen. Früher habe er die Leute noch selbst eingestellt, heute gebe es ganze Recruitment Days mit mehreren Castings, um die passendsten Verkäufer zu finden.

Im neuen OMR Podcast hört Ihr außerdem, warum Michael Jordan einen Snipes Store eröffnet hat, wie Wesley Snipes einmal wütend bei Sven Voth angerufen hat und wie sich Sven Voth den Sneaker-Shop der Zukunft vorstellt.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

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Alle Themen des Podcasts mit Sven Voth im Überblick:

  • Warum ist Sven Voth als Gründer von Snipes so unbekannt und wie ist er in das Business reingerutscht? (ab 03:22)
  • Den ersten Snipes-Laden hat er in Essen eröffnet. Warum Essen? (ab 06:57)
  • Was waren die größten Hürden zum Start seines ersten Ladens? (ab 07:52)
  • Wie hat er den Schritt zu mehr Läden geschafft? (ab 09:55)
  • Was ist der große USP von Snipes im umkämpften Sneaker-Markt? (ab 12:50)
  • Wie kam es zum Einstieg von Deichmann bei Snipes? (ab 17:43)
  • Wie hat sich sein Business nach der Deichmann-Übernahme geändert? (ab 19:48)
  • Wie entscheidet das Unternehmen, wo neue Läden aufgemacht werden? (ab 21:22)
  • Wie hat Snipes seine prominenten Testimonials gewonnen – unter anderem Michael Jordan, der den Shop in Hamburg eröffnet hat? (ab 26:16)
  • Wie groß ist die Sorge, dass die Strategie mit vielen Ladenlokalen durch die digitale Konkurrenz nach hinten losgeht? (ab 29:25)
  • Der Instagram-Kanal von Snipes hat über 1,4 Millionen Follower: Wie hat das Unternehmen die gewonnen? (ab 31:59)
  • Unterscheidet sich Snipes im Store-Design wirklich vom Wettbewerb? (ab 32:45)
  • Wie sehr hat der Sneaker-Trend Snipes geholfen, so erfolgreich zu werden? (ab 34:35)
  • Was war der größte Fehler, den Sven Voth in der Vergangenheit gemacht hat? (ab 36:27)
  • Wie stark ist das E-Commerce-Geschäft von Snipes? (ab 38:22)
  • Welche Produkte laufen bei Snipes am besten? (ab 41:15)
  • Warum hat Snipes bisher noch keine anderen Sneaker-Shops übernommen? (ab 44:20)
  • Wie groß ist der Umsatz-Anteil von Schuhen bei Snipes? (ab 48:20)
  • Wieso sponsert Snipes gerade so viele E-Sports-Events? (ab 49:09)
  • Warum hat Wesley Snipes im vergangenen Jahr wütend bei Sven Voth angerufen? (ab 51:42)
  • Wie greift Snipes jetzt den US-Markt an? (ab 55:45)
  • Wie entwickelt Snipes seine eigene Marke auch durch Produkte? (ab 1:01:20)
  • Sind Drops auch für Snipes ein wichtiges Marketing-Instrument? (ab 1:02:34)
  • Kann das Unternehmen auch offline Wiederkaufsraten messen? (ab 1:03:59)
  • Wie ist die große Vision für Snipes in den kommenden Jahren? (ab 1:07:47)

Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung!

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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