Shirin David: "Ich werde mit Musik nie Geld verdienen"

Christian Cohrs22.10.2023

Die Musikerin und Influencerin über Karriere-Strategien, Ultra-Feminität und Werbe-Deals

Stirn David
Inhalt
  1. Als TV noch der Himmel für Youtuber war
  2. Werbedeals und Storytelling
  3. Alles muss auf ihre eigene Brand einzahlen

"Musik ist etwas, womit ich nie Geld verdienen werde." Und das wiederum ist ein einigermaßen überraschender Satz für eine Frau, die nicht widerspricht, wenn Philipp Westermeyer sie Deutschlands erfolgreichste Rapperin nennt. Shirin David hat schon mehrere Nummer-Eins-Hits gehabt, und demnächst geht sie erstmals auf Tournee, natürlich direkt in die großen Hallen. Im OMR Podcast spricht die Musikerin und Influencerin über ihren Aufstieg vom Youtuber-Sidekick zur schillerndsten deutschen Pop-Diva. Außerdem geht es um Davids Liebe zu Schlager, wie Playboy-Bunny-Look und Feminismus für sie zusammengehen, und warum sie sich nie für Onlyfans ausziehen würde.

Will man das Phänomen Shirin David verstehen, beginnt man vielleicht mit zwei prägenden Faktoren: Ihre aus Litauen stammende, alleinerziehende Mutter und deren "Ostblockerziehung" zu Disziplin und Musikalität. Und den Zugang zu Satelliten-TV während der Sommerferien in der Heimat der Mutter. "'Playboy Mansion' war meine Sendung", sagt David. "Ich war obsessed mit diesen blonden Frauen."

Während andere vom Führerschein träumten, habe sie als Teenagerin für eine Brustvergrößerung gespart, erzählt sie im OMR Podcast. Heute sind ausgestellte Weiblichkeit und Platinblond ihr Markenzeichen. David selbst spricht von "Ultra-Feminität" und ihrer feministischen Mission, diese einzusetzen, um das übliche "Narrativ" von hübsch oder schlau zu durchbrechen. Und dass die Musikerin ziemlich smart ist, wird spätestens deutlich, wenn sie über den strategischen Aufbau ihrer Karriere spricht. 

Als TV noch der Himmel für Youtuber war

Dabei stand am Anfang zunächst ein Zufall. Ein Freund heuerte sie als Straßenumfragerin für die frühe Hamburger Youtube-Größe Simon Desue an. Der überzeugte David dann, einen eigenen Kanal zu starten. Mit Beauty-Videos gewann sie schnell eine hohe sechsstellige Zahl von Abonnent*innen. Auch wenn zu dieser Zeit, Mitte der 2010er-Jahre, niemand Youtuber*innen ernst genommen hat – ihre Relevanz als Multiplikator*innen war dem Entertainment-Establishment bewusst. So kam David an einen Cameo-Auftritt in "Fack ju Göhte 2" und einen Platz in der "DSDS"-Jury.

"Wenn du im TV stattfindest, dann hast du es geschafft" – diese vor einigen Jahren noch deutlich gültigere Showbiz-Karriere-Regel habe sie sich zueigen gemacht, so David. Doch an sich war TV nur eine Art Katalysator für ihr eigentliches Karriereziel Rapperin. 2015 hatte sie mit einem Cover von Sabrina Setlurs "Du liebst mich nicht" bereits einen ersten Charts-Erfolg. 2017 "DSDS", Anfang 2019 dann die erste Single ihres späteren Nummer-Eins-Albums "Supersize".

Werbedeals und Storytelling

Parallel dazu hat David den Aufbau ihrer Personenmarke schon immer durch clever ausgesuchte Werbedeals und Kooperationen flankiert: 2017 ein erstes Parfüm mit der Drogeriekette DM, 2019 ein zweiter Duft für Douglas. 2021 startete ihr eigener Eistee "Dirtea". Am meisten Aufsehen erregte jedoch die Werbekampagne mit McDonald’s. Für die kreierte sie 2022 mit ihrem Team in Text und Optik durchaus gewagte Clips.

Beim Projekt mit McDonald's Kooperation wie auch ihren anderen Kooperationen profitiere sie sehr von ihrem Background als Influencerin, erklärt David im Podcast. "Du kannst nicht einfach das Produkt in die Kamera halten und sagen: Das ist ein tolles Produkt." Man müsse eine eigene Geschichte erzählen. "Und wenn du weißt, wie du die Story verkaufst, dann verkaufst du ein Produkt." Als Influencerin gehe sie komplett anders an Werbe-Kooperationen heran als Schauspieler oder Models.

Alles muss auf ihre eigene Brand einzahlen

Was David verstanden hat: Am Ende muss alles auf ihre eigene Marke einzahlen. "Ich stehe für eine gewisse Visualität und für Fashion und für Looks und mein Auftreten", sagt die Musikerin. Und das koste halt viel Geld. Während sich ihre männlichen Rap-Kollegen in einer Jogginghose im Hinterhof vor die Kamera stellen könnten, investiere sie sechsstellige Summen in ihre Musikvideos. Und auch die anstehende Tournee betrachtet sie als Investment in ihre Brand. Auch wenn es nicht geplant gewesen sei, dass die Produktionskosten die Ticket-Einnahmen übersteigen; nun ist es eben so. Dafür werde die Show grandios. Und sie hat kein Problem damit, dass sie mit ihrer Tour – trotz Beinahe-Ausverkauf – eine Million Euro Verlust machen wird. 

Gleichzeitig steckt in dieser Herangehensweise auch der Wille zu künstlerischer Freiheit. Wohin der sie als nächstes führen wird, das wisse sie selbst noch nicht, so David. Vielleicht werde sie ein Schlager-Album machen. "Ich liebe Helene Fischer", sagt David. Aber es gibt auch klare Grenzen. Auch wenn sie vermutlich durch keinen Deal mehr Geld verdienen könnte, würde sie nie zu Onlyfans gehen. Sie liebe zwar das Spielen mit der eigenen Weiblichkeit, aber komplett blankziehen würde sie nicht. "Da achte ich dann doch zu sehr auf meine Brand."

Die Themen des OMR Podcasts mit Shirin David:

  • (00:02:02) die Jugend in Hamburg und ihre "Ostblockerziehung"
  • (00:07:24) Start ihrer Karriere als Youtuberin
  • (00:12:05) ein Cameo-Auftritt im Kinofilm und der Sprung ins TV
  • (00:12:51) Brust-OP mit 18 und ihre polarisierenfe Ultrafeminität
  • (00:18:33) den Fokus auf eine Karriere als Musikerin
  • (00:22:03) ihre Liebe zu Arte-Dokus und "Playboy Mansion"
  • (00:25:06) ihre enge Beziehung zu Mutter und Schwester
  • (00:25:52) ihre erste Million und Werbepartnerschaften
  • (00:30:00) Perfektionismus und Personality
  • (00:32:54) die Größe ihrer Community
  • (00:33:25) Partnerschaften, von denen sie träumt
  • (00:37:14) Shitstorms und Canceling
  • (00:40:01) ihre Persona zwischen E-Kultur und U-Kultur
  • (00:41:47) Geld, Erfolg und ihre Eistee-Marke Dirtea
  • (00:44:01) wieso sie nie zu Only Fans gehen würde
  • (00:44:55) die Größe ihres Teams und Firmenstruktur
  • (00:45:33) warum sie mit ihrer Musik nichts verdient
  • (00:50:41) Detailversessenheit von Produkt bis Insta-Caption
  • (00:53:23) Wie ihre Musiktexte entstehen
  • (00:54:49) Pläne für ihre weitere Karriere und deren Ende
  • (00:58:32) ihre feministische Grundüberzeugung
  • (01:00:31) Erfolg innerhalb von Bubbles im Web
  • (01:01:35) wieso sie weder ein Instrument spielt noch Bücher liest
  • (01:03:41) ihren Video-Podcast und ihr eigenes Musiklabel

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InfluencerPodcast
Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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