Hidden Champion Vivere: Das deutsche FMCG-Startup mit zweistelligen Millionen-Umsätzen
Sprays gegen Nägelkauen und Fußgeruch – Gründer Sebastian Johnston über sein teils kurioses Geschäftsmodell
- Vom eigenen Erfolg überrascht
- Unsere Podcast-Partner:
- Alle Themen des Podcasts mit Sebastian Johnston im Überblick:
Die wenigsten dürften schon mal etwas von der Vivere GmbH gehört haben. Dabei ist der „Consumer-Good-Incubator“, wie Gründer Sebastian Johnston das Unternehmen nennt, auf dem besten Weg, 2019 einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag umzusetzen. Rund 1.300 Produkte aus verschiedenen FMCG-Kategorien hat das Team nach eigenen Angaben bisher mit einem eigenen Forschungsteam entwickelt, unter anderem kuriose Dinge wie ein Anti-Schnarch-Spray. Wie die Ideen für solche Produkte entstehen, über welche Vertriebskanäle Vivere sie verkauft und weshalb die Firma ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe verwendet, verrät Johnston im neuen OMR Podcast.
„Wir sehen den Markt, kategorisieren ihn, versuchen, ihn zu verstehen – und bauen dann das bestmögliche Produkt als Antwort darauf“, sagt Sebastian Johnston im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Johnston ist Gründer der Vivere GmbH. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Christopher Glatzels entwickelt er seit einigen Jahren die verschiedensten Produkte, die im weitesten Sinne dem Haushalts- und Pflegebereich zuzuordnen sind – wie einen Lack, der Knabbern an Fingernägeln verhindern soll oder ein Spray, das Katzen von Möbeln fernhält. Rund 1.300 Produkte sind es jetzt insgesamt, aufgeteilt in 40 Marken.
„Wir denken genau wie die großen FMCG-Konzerne in einer Kategorisierung und Sortimentsstruktur nach Marken“, so Johnston. Die Ideen für das nächste Spray oder die neueste Salbe entstehen dabei nicht zufällig, sondern durch Analysen unter der Verwendung verschiedenster Tools, die Suchanfragen von Amazon, Google und weiteren Plattformen auswerten. Ist ein potenziell neues Produkt identifiziert, geht es an die Entwicklung. Sebastian Johnston sagt: „Wir haben ein Forschungs- und Entwicklungsteam aus Chemikern, Bio-Chemikern, Biologen, Bio-Ingenieuren und Pharmazeuten.“
Vom eigenen Erfolg überrascht
Die Produkte verkauft Vivere größtenteils direkt an Endkunden, Handelspartner werden laut Johnston aber immer wichtiger. Anfangs war Amazon der größte Vertriebskanal. „Das ist glücklicherweise nicht mehr so. Wir wollten nie diese Abhängigkeit“, so Johnston. Eigene Shops gebe es für einzelne Verticals zwar noch, die Relevanz nehme hier aber immer weiter ab. Der Gründer sagt: „Beim Vertical-E-Commerce scheint seit drei, vier Jahren der Ofen aus zu sein.“ In Zukunft wolle sich das Unternehmen so aufstellen, dass auch Privat-Label-Kooperationen mit zum Beispiel Influencern möglich seien.
Dass das Geschäft so gut funktionieren würde, hätten beide Gründer anfangs selber nicht so erwartet. „Wir können eigentlich kein Marketing und geben das auch zu“, sagt Sebastian Johnston. „Und eigentlich stecken wir noch mitten in den Themen Produktentwicklung, Zertifizierung und Supply-Chain-Management. Marketing wollen wir im Laufe des Jahres angehen.“ Dafür kann sich das Wachstum des immer noch komplett ohne externe Finanzierung auskommenden Unternehmens aber schon sehen lassen. Mit nur acht festen Mitarbeitern zuzüglich Produktionspersonal, Praktikanten und Studenten peilt die Vivere GmbH für 2019 einen Umsatz in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe an. Aktuell laufe die Expansion in die USA, es gebe erste große Schritte Richtung China und Indien.
Und auch sonst sind die gesteckten Ziele alles andere als klein. „Wir wollen einen FMCG-Konzern bauen. Ohne Bullshit, mit vernünftigen, ehrlichen Bio-Produkten“, sagt Sebastian Johnston. Dass das Unternehmen komplett auf künstliche Inhaltsstoffe verzichtet, sei schon seit Anfang an so und sei eine Grundsatzentscheidung gewesen. „Powered by nature“ und „only organic, certified ingredients“ heißt es heute auf der Vivere-Webseite.
Welches das erste Produkt war, das Johnston und Christopher Glatzels entwickelt haben, bei welchem kuriosem Anlass sie die Idee dazu hatten und wie es zu der Zusammenarbeit mit einer Hamburger Behinderten-Werkstatt kam, erfahrt Ihr in der kompletten Folge.
Unsere Podcast-Partner:
Den Auftakt machen heute drei ziemlich bekannte und erfolgreiche Gründer und Unternehmer im Adtech- sowie Digital-Marketing-Bereich: Christoph Schäfer, Nico Shenawai und Jörg Klekamp. Gemeinsam sind sie aktuell mit Lunar Martech Solutions unterwegs und bieten eine Software-Lösung an für Publisher, Advertiser oder Agenturen, die eigene Adtech aufbauen wollen. Wenn Ihr also gerade eine Inhouse-Lösung plant oder nur mit dem Gedanken spielt, schaut unbedingt auf lunarmartech.com vorbei oder schreibt direkt eine Mail an die Kollegen.
Anexia kann man durchaus als ungewöhnliche Firma bezeichnen. Der Gründer Alexander Windbichler hat vor zwölf Jahren angefangen – und ist heute erst 32 Jahre alt. Mittlerweile hat er 200 Mitarbeiter, zehn Büros weltweit und zwei verschiedene Produktbereiche: IT-Services, vor allem Hosting, und Softwareentwicklung, im Wesentlichen von Apps. Zu den Kunden zählen Namen wie die Harvard University, Airbnb, McDonalds und Twitch. Wie schon im vergangenen Jahr bieten die Kollegen jetzt folgendes an: Das „App Starter Kit“ soll helfen, die Konzeptionierung einer App im allerersten Offline-Schritt auf das nächste Level zu bringen. Wer sich das kostenlose und limitierte Kit auch mal anschauen möchte – zum Zeitpunkt der Aufzeichnung gab es noch 50 Stück – schnell auf app-starter.com gehen.
Für alle, die einen Tinnitus haben oder jemanden kennen, der darunter leidet, haben wir heute eine extrem hilfreiche Empfehlung: Die von der Techniker Krankenkasse unterstützte Firma Tinnitracks geht nämlich genau dieses Problem an. Mit Hilfe einer App werden genau die Frequenzen herausgefiltert, die Probleme bereiten. Vorher reicht ein kurzer Gang zum Ohrenarzt, danach könnt Ihr immerhin Eure Lieblingsmusik ohne das lästige Piepen und Pfeifen genießen. Hier gibt es alle Infos.
Zum Schluss mal wieder ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Seit einigen Monaten veröffentlichen wir mit OMR Media auch einen eigenen Medien-Podcast. Pia Frey, Co-Gründerin von Opinary, ist von Anfang an Host des Formats und spricht mit den spannendsten Köpfen aus der Industrie. Unter anderem waren schon Ex-Bild-Chef Kai Diekmann, Buzzfeed-Chefredakteur Ben Smith und Stern Digital Chefredakteurin Anna-Beeke Gretemeier zu Gast. In der aktuellen Folge, die am 7. Februar erscheint, spricht Pia mit Lee Glendinning, die sich beim Guardian um Themen wie Paid Content und Memberships kümmert. Eine kleine Kostprobe hört Ihr nach dieser Folge des OMR Podcasts. Das komplette Gespräch findet Ihr dann ab morgen hier.
Alle Themen des Podcasts mit Sebastian Johnston im Überblick:
- Das ist Sebastian Johnston und das hat er in seiner Karriere bisher gemacht (ab 04:45)
- Was steckt hinter seinem aktuellen Projekt, dem „Consumer-Good-Incubator“ Vivere? (ab 07:00)
- So entscheidet das Unternehmen anhand von Suchvolumina und Studien, welche Consumer Goods sie produzieren (ab 08:00)
- Wie viele Produkte hat die Vivere GmbH schon entwickelt? (ab 09:45)
- Wie kam Sebastian Johnston auf die Idee, selber in die Produktentwicklung einzusteigen? (ab 11:00)
- So läuft die Zusammenarbeit mit Hamburger Behindertenwerkstätten (ab 13:10)
- Wie reagiert das Unternehmen auf nicht kalkulierte Nachfrage-Hochs, wie beispielsweise bei Ski-Wachs? (ab 15:45)
- So große Chargen kann Vivere produzieren (ab 16:45)
- Über die Möglichkeit, Privat-Label-Kooperationen umzusetzen (ab 17:45)
- 2019 peilt die Vivere GmbH einen Umsatz im mittleren, zweistelligen Millionenbereich an (ab 20:45)
- Der Großteil des Geschäfts ist Direct-to-Consumer, dann kommen Handelspartner (ab 22:45)
- So relevant ist Amazon noch für das Unternehmen (ab 23:45)
- Deshalb hat sich die Vivere GmbH dazu entschieden, den Amazon-Auftritt Inhouse zu optimieren (ab 25:45)
- Wie sieht der Wettbewerb mit Global Playern wie Unilever, Bayer & Co. aus? (ab 31:00)
- Gibt es Pläne für eine erste Finanzierungsrunde? (ab 32:30)
- Wieso ist das Personal der Vivere GmbH überdurchschnittlich international? (ab 36:15)
- Warum macht es laut Johnston Sinn, die Produktpalette laufend zu erweitern? (ab 42:30)
- So entstand die Idee zur Vivere GmbH während eines Junggesellenabschieds (ab 45:15)
- Auf diesen Kanälen beginnt das Unternehmen für die einzelnen Marken jetzt mit Brandbuilding (ab 49:15)
- Deshalb gibt es nur für einzelne Marken eigene Shops (ab 50:15)
Wie immer könnt Ihr den aktuellen OMR Podcast bei Soundcloud, iTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Auch auf Spotify, Stitcher und Deezer findet Ihr uns. Und es gibt jetzt auch einen Alexa Skill! Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.