Kickboxen mit dem CEO: So verändert Steffen Greubel den Großhändler Metro
10 Liter Frittier-Öl, 5 Kilo Mayonnaise: Im OMR Podcast erklärt der CEO das XXL-Business Großhandel.
Steffen Greubel ist im Top-Management von Würth, als er das Angebot bekommt, neuer Chef des Großhändlers Metro zu werden. Das Unternehmen schwächelt, aber genau diese Herausforderung reizt den 51-Jährigen. Seit Anfang 2022 baut er den Großhändler nun um: Weniger Produkte, mehr Lieferung, viel mehr Digitalisierung. Im OMR Podcast spricht der Metro-Chef über seine Strategie und die Frage, wie es ist, beim Kickbox-Training auch mal von den eigenen Mitarbeitern schmerzhafte Treffer einstecken zu müssen.
Steffen Greubel humpelt leicht, als er durch den Metro-Markt in Düsseldorf führt. Eine Sportverletzung. Mal wieder. Der 51-Jährige macht Kickboxen – und trotz seiner Größe und seiner 103 Kilogramm muss er da auch mal einstecken. Manchmal sogar von den eigenen Mitarbeitern, mit denen er Sparring macht. "Du hast halt auch mal ein blaues Auge", sagt Steffen Greubel und lacht.
Seit rund vier Jahren ist er nun CEO der Metro, jenes einst größten Handelskonzerns Europas, zu dem früher Marken wie Mediamarkt und Saturn, Kaufhof, Praktiker oder Real gehörten. Inzwischen ist das einstige Dax-Schwergewichts auf das Großhandelsgeschäft geschrumpft, nachdem Greubels Vorgänger Olaf Koch nach und nach verschiedene Geschäftsbereiche des Konzerns verkauft hatte. Dass am Ende der Schrumpfkur dennoch ein Konzern mit einem Umsatz von rund 31 Milliarden Euro und rund 85.000 Mitarbeitenden steht, hat auch mit den besonderen Bedingungen der Branche zu tun. "Großhandel hat immer auch große Zahlen – große Zahlen und kleine Margen".
Die Idee vom Sechs-Millionen-Dollar-Mann
Steffen Greubel ist angetreten, den Großhändler zu transformieren. Er will das Wachstum wieder beschleunigen, weg von den reinen Großmärkten wie dem in Düsseldorf mit ihren tausenden Artikeln im XXL-Format. Steffen Greubel führt durch Gänge, in denen 10 Liter-Kanister Öl stehen, Eimer voll Mayonnaise und Co. und Säcke mit Mehl. Cash und Carry – das ist das Rezept, mit dem die Metro so groß und erfolgreich wurde: Restaurant-Betreiber*innen und Kiosk-Besitzer*innen fahren zum Großmarkt, um sich hier mit allem einzudecken, was sie für den Betrieb ihres Ladens benötigen. Das war günstiger als die damals übliche Lieferung. Als der erste Großmarkt 1964 im Ruhrgebiet eröffnete, war das eine Revolution.
Doch heute will Steffen Greubel die Uhren wieder ein wenig zurückdrehen. Er setzt wieder stärker auf Lieferungen, einen Multi-Channel-Ansatz, wie er ihn auch von seinem früheren Arbeitgeber kennt. Dort war er zuletzt im Top-Management und einer der Architekten der Strategie, die zu einem rasanten Wachstum geführt hatte. Steffen Greubel sagt, er habe Außendienstler dort immer mit dem Sechs-Millionen-Dollar-Mann verglichen, jener Fernsehserie aus den 1970er Jahren, in der ein Astronaut nach einem Unfall durch bionische Körperteile zu einer Art Superheld wird. Übertragen auf den Vertrieb heißt das: Durch digitale Tools und Prozesse sollten die Teams so aufgerüstet werden, dass sie deutlich effektiver und leistungsfähiger werden und die Kund*innen quasi rund um die Uhr bei Würth bestellen können. "Und trotzdem muss beim Kunden ab und zu noch ein Außendienstler vorbei und muss der Frau zum Geburtstag den Blumenstrauß mitbringen".
Mehr Convenience für die Gastronomie
Auch die Metro arbeitet daran, sich noch enger mit den Gastronomie-Betrieben zu verzahnen, noch wichtiger für sie zu werden. Bei den Produkten bedeutet das etwa, den Convenience-Anteil dort zu steigern, wo den Restaurants und Bistros das Personal für arbeitsintensive Vorbereitungen fehlt. Zwiebeln sind dann eben schon vorgeschnitten, der Fisch bereits entschuppt, filetiert und so vorbereitet, dass er in der Restaurant-Küche quasi direkt in die Pfanne kann. Steffen Greubel sagt, dass es aber auch um digitale Prozesse geht. Die Metro bietet inzwischen auch Kassensysteme an. Die Vision ist, dass Systeme irgendwann einfach automatisiert die Lagerbestände der Restaurants auffüllen, ohne dass ein Mensch noch händisch Bestellungen tätigen muss. "Sie kümmern sich um ihre Gäste, wir kümmer uns um den Rest", sei das Motto sagt Steffen Greubel.
Im OMR Podcast spricht der Metro-CEO außerdem über den schweren Abschied von Würth, den Umstieg vom firmeneigenen Privatjet auf Linienflüge der Eurowings und die Frage, von welcher Metro-Landesgesellschaft man aktuell am meisten lernen könne.