Wie Lambertz mit Printen und Co. von der Fast-Pleite zum 600-Millionen-Unternehmen wurde
Printen-König Hermann Bühlbecker erzählt vom Aufstieg zum Marktführer – und dem Schritt, selbst zur Marke zu werden.
Hermann Bühlbecker ist gerade in den Endzügen seiner Promotion, als er eine Entscheidung treffen muss: Steige ich in das marode Familienunternehmen ein oder lasse ich zu, dass es verkauft wird? Er entscheidet sich für den Einstieg – und übernimmt kurze Zeit später die Führung beim Printen-Hersteller Lambertz aus Aachen, dessen Geschäft er in den nächsten Jahren immer weiter ausbaut und um Lebkuchen, Stollen und Bio-Kekse ergänzt. Von der Fast-Pleite zum Unternehmen mit mehr als 600 Millionen Euro Umsatz: Wie das möglich war, erzählt Hermann Bühlbecker im OMR Podcast.
Mitten während der Aufnahme steht Hermann Bühlbecker auf und geht zu einem Bild, dass an eine Glasvitrine gelehnt ist. Die Sänger Chris de Burgh und Klaus Meine (Scorpions) sind darauf zu sehen, genau wie Ex-Bodybuilder Ralf Möller oder die Schauspielerinnen Andie McDowell und Pamela Anderson. Sie alle gruppieren sich um den Mann in der Mitte, der im Smoking unter den Strahlen einer Sonne steht: Hermann Bühlbecker höchstselbst. Ein mittelständischer Unternehmer aus Aachen inmitten der Weltprominenz? Was zunächst merkwürdig klingt, ist für Hermann Bühlbecker Teil eines größeren Konzepts. Content-Marketing, nennt er das, was er macht – und was viel mit den Anfängen seiner Karriere zu tun hat. Denn da fehlte seinem Unternehmen das Geld für große Werbemaßnahmen. Also entschied der Chef, selbst Teil der Marketing-Strategie zu werden.
Das Bild habe ihm ein bekannter Rapper zu seiner letzten Party geschickt, erzählt der Chef des Gebäck-Herstellers Lambertz. Im Februar hatte Lambertz zum 24. Mal eine Party mit geballter Prominenz am Rande der Süßwaren-Messe ISM in Köln veranstaltet, bei der traditionell auch Models in Kleidern aus Schokolade über den Laufsteg laufen. Das Event sorgt regelmäßig für Schlagzeilen – und Hermann Bühlbecker hat gelernt, dass das gut ist, um Lambertz in den Köpfen der Menschen zu verankern. Seit 1688 gibt es den Printen-Bäcker aus Aachen schon, aber erst unter Bühlbecker wurde daraus ein Multi-Millionen-Business.
"Sie war froh, dass sie ihren Anteil los war"
Dass es soweit kommt, war nicht ausgemacht. Denn am Anfang war die Lage alles andere als rosig. Das Unternehmen war finanziell in Schieflage geraten, das Unternehmen litt darunter, dass es ganzjährig Kosten hatte, die eigenen Produkte aber im Grunde nur in der Weihnachtszeit in nennenswerten Mengen verkaufen konnte. Dazu kamen die Supermärkte und Discounter, die immer erfolgreicher wurden und auf die Lambertz noch keine Antwort gefunden hatte. Seine Familie – die Firma gehörte damals seiner Mutter und deren beiden Geschwistern – überlegte, das Traditionsunternehmen zu verkaufen.
Hermann Bühlbecker war damals gerade in den Endzügen seiner Promotion, nachdem er in Nürnberg Wirtschaft studiert und nebenbei sehr erfolgreich Tennis gespielt hatte. Als die Familie ihn fragte, ob er sich die Aufgabe vorstellen könnte, sagte er zu. "Und nach sechs Monaten überschrieb mir meine Mutter ihren Anteil. Die war froh, dass sie ihn los war, weil er so hoch verschuldet war", erinnert sich Bühlbecker.
Kauf von Traditionsmarken
Unter dem neuen Chef geht es dann allerdings bergauf. Bühlbecker weitet bei dem Unternehmen mit der Sonne im Logo die Produktion aus, künftig wird auch ganzjährig gebacken. Außerdem expandiert er mit einer breit angelegten M&A-Strategie. Der Printen-Hersteller aus Aachen übernimmt einen Lebkuchen-Hersteller, einen Stollen-Bäcker und mehr. "Als ich anfing lag der Umsatz bei 16 Millionen D-Mark. Heute sind wir bei mehr als 600 Millionen Euro."
Im OMR Podcast erzählt Hermann Bühlbecker, wie ihm die Discounter bei der Expansion geholfen haben, welche Geschäftsbereiche besonders gut laufen und wieso er niemals Fernsehwerbung machen würde.