Private Zimmer statt leerer Wohnungen: Airbnb-Gründer erklärt den Kurswechsel

Florian Rinke14.5.2023

Im OMR Podcast spricht Nathan Blecharczyk über die Entstehung und Neuausrichtung von Airbnb

Nathan Blecharczyk ist einer der drei Gründer von Airbnb. Foto: Airbnb
Nathan Blecharczyk ist einer der drei Gründer von Airbnb. Foto: Airbnb
Inhalt
  1. Luftmatratzen als Gründungsmythos von Airbnb
  2. Wimdu und 9Flats fordern das US-Startup heraus
  3. Die Themen des OMR Podcasts mit Nathan Blecharczyk im Überblick:

2008 gründeten drei junge Männer in San Francisco das Startup Airbnb – und machten daraus den größten Vermittler von Übernachtungsmöglichkeiten der Welt. Im OMR Podcast spricht Gründer Nathan Blecharczyk über die Anfänge, millionenschwere Konkurrenz aus Deutschland und die Frage, was Vermieter sagen, wenn plötzlich der Airbnb-Gründer vor ihrer Haustür steht und bei ihnen übernachten will.

Im Haus brennen die Lichter, als Nathan Blecharczyk abends ankommt. Die Besitzerin öffnet, ihr Hund ist auch da. Sie begrüßt den Gast, der bei ihr die Nacht verbringen will. Er hat das Zimmer über Airbnb gebucht, bietet dort auch selbst ein Zimmer an. Die Frau kann sich über die Plattform sein Profil anschauen. Doch dass der 40-Jährige, der da vor ihrer Tür steht, mehrfacher Milliardär ist, weiß sie nicht. Sie ahnt auch nicht, dass dieser Mann nicht nur selbst über Airbnb vermietet, sondern einer der Gründer der Plattform ist.

Nathan Blecharczyk lacht, als er diese Anekdote erzählt. Sie passt zu der Geschichte, die Airbnb nun wieder stärker erzählen will. In dieser Geschichte geht es weniger um leerstehende Wohnungen in irgendwelchen Innenstädten, die von Kund*innen gemietet werden können. Es geht nicht um exklusive Unterkünfte in Baumhäusern, Schlössern oder gar dem Haus aus dem Kultfilm „Home alone“, bei dem der Junge Kevin über Weihnachten allein zuhause bleibt, während seine Familie verreist. Nein, in dieser Geschichte geht es um eine Rückbesinnung auf die Wurzeln von Airbnb, um Begriffe wie Gemeinschaft. „Wir sind vom Kurs abgekommen“, hatte sein Mitgründer und der heutige CEO von Airbnb, Brian Chesky, kürzlich gesagt.  Gemeinsam wollen die drei Gründer das Unternehmen daher nun neu ausrichten und wieder stärker auf Zimmer in Privatunterkünften setzen (Transparenzhinweis: im Vorfeld des OMR Festivals hat OMR gemeinsam mit Airbnb bei der Aktion „Zimmer frei“ kooperiert).

Luftmatratzen als Gründungsmythos von Airbnb

Die Gründungsgeschichte von Airbnb ist schon vielfach erzählt worden. Drei junge Männer leben in San Francisco in einer Wohnung, als der Vermieter 2007 die Miete drastisch erhöht, zieht einer von ihnen aus: Nathan Blecharczyk. Die anderen beiden, Joe Gebbia und Brian Chesky, wollten bleiben. Als eine Designkonferenz in der Stadt für eine große Nachfrage nach Unterkünften sorgte, vermieteten sie Schlafplätze auf Luftmatratzen in dem leerstehenden Zimmer. Drei Leute übernachteten dort während der Messe und bescherten den beiden überraschend hohe Einnahmen. Und so reifte in den Dreien die Idee, mehr daraus zu machen: Statt Bed&Breakfast boten sie Airbed&Breakfast, kurz: Airbnb.

Nathan Blecharczyk und Philipp Westermeyer bei der Remote-Aufzeichnung des OMR Podcasts. Foto: OMR

Nathan Blecharczyk und Philipp Westermeyer bei der Remote-Aufzeichnung des OMR Podcasts. Foto: OMR

„Wir haben versucht, unser eigenes Problem zu lösen“, sagt Nathan Blecharczyk im OMR Podcast. Die drei Gründer wurden mit ihrer Idee im legendären Startup-Programm Y Combinator aufgenommen und bauten in den Folgejahren die größte Übernachtungsplattform der Welt auf. Heute ist Airbnb an der Börse umgerechnet fast 40 Milliarden Euro wert – und Nathan Blecharczyk Technologiechef einer der bekanntesten Marken der Welt.

Wimdu und 9Flats fordern das US-Startup heraus

Es hätte auch anders ausgehen können, dessen ist sich Nathan Blecharczyk bewusst. Denn in Deutschland starteten damals mit Wimdu oder 9Flats Airbnb-Klone und schickten sich an, den Markt mit viel Kapital und Marketing-Power aufzurollen. „Das waren Firmen, die von erfahrenen Seriengründern geleitet wurden, die Zugang zu Teams hatten und Geld einsammeln konnten“, sagt Nathan Blecharczyk. Airbnb sei 2011 hingegen noch längst nicht die Weltmarke gewesen, die es heute ist. „Wir waren damals ein kleines Unternehmen mit 40 Leuten“, erinnert sich Nathan Blecharczyk. Der größte Teil der Kund*innen lebt damals in den USA.

Andere Unternehmen wie Ebay hatten sich in der Vergangenheit den Markteintritt in Europa mit einer Übernahme erkauft. Airbnb verzichtete darauf – und setzte stattdessen laut Blecharczyk auf das, was die Marke stark gemacht hatte: Die Community. „Wir haben eine Community über Jahre gebaut, sie hatten Sales-Teams, die versucht haben, neue Vermieter zu akquirieren“, sagt Nathan Blecharczyk. Dass diese dabei teilweise sogar von Airbnb abgeworben wurden, ist nur eine weitere Fußnote dieser Geschichte. „Die initialen Zahlen sahen gut aus, aber die Kunden kamen nicht wieder“, so der Airbnb-Gründer über die Probleme der Konkurrenz. Am Ende erwies sich das Original den Nachahmern überlegen. 

Im OMR Podcast erzählt Nathan Blecharczyk außerdem, was die verrücktesten Unterkünfte bei Airbnb sind, warum man jetzt die Strategie neu ausrichtet und welche drei Innovationen zu Beginn dafür sorgten, dass sich das Modell Airbnb überhaupt durchsetzen konnte.

Die Themen des OMR Podcasts mit Nathan Blecharczyk im Überblick:

  • (00:00:00) Intro
  • (00:03:40) Wie eine Mieterhöhung zur Gründung von Airbnb führte
  • (00:10:00) Was Leute sagen, wenn der Airbnb-Gründer bei ihnen übernachtet
  • (00:20:00) Wie Nathan Blecharczyk den Wettkampf mit Wimdu & Co. erlebt hat
  • (00:29:00) Welche Rolle einzelne Städte für die Übernachtungsplattform spielen
  • (00:40:30) So geht Airbnb mit Regulierung um

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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