Zu wenig Risiko, nicht genug Wagniskapital: Hätte Mytaxi so groß wie Uber werden können?

Torben Lux1.8.2018

Bestseller-Autor, Journalist und Springer-Top-Manager Christoph Keese im OMR Podcast

Christoph Keese OMR Podcast Disruption Mytaxi Uber Westermeyer
Christoph Keese OMR Podcast Disruption Mytaxi Uber Westermeyer

Christoph Keese zählt für viele sicher zu den bekanntesten Beobachtern und Machern der Digital- und Medienbranche. Er hatte nicht nur Führungspositionen bei zahlreichen Medienhäusern inne und ist erfolgreicher Autor, inzwischen hilft er Unternehmen aus verschiedensten Branchen bei der digitalen Transformation. Im OMR Podcast erklärt er, warum es in Deutschland immer noch viel zu wenig Wagniskapital gibt – und weshalb er trotzdem überzeugt ist von einer positiven Zukunft für Europa als Standort digitaler Wirtschaft.

„Mich freut es, dass wirklich ein Ruck durch Deutschland gegangen ist, was die Digitalisierung angeht“, sagt Christoph Keese im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Der ehemalige Konzerngeschäftsführer Public Affairs von Axel Springer sowie Bestseller-Autor („Silicon Valley“) ist seit der Gründung der Axel Springer hy GmbH Chef und Shareholder der Digitalberatung. Trotz einer positiven Entwicklung sieht er immer noch deutlichen Nachholbedarf in Deutschland, was Investitionen in Startups angeht. Die Summe des investierten Wagniskapitals sei immer noch zu niedrig. „Es müssen jetzt Milliarden lockergemacht werden, um die Internetbranche in Deutschland zu finanzieren“, so Keese. 

Welche Folgen eine fehlende Risikobereitschaft in der digitalen Wirtschaft haben kann, verdeutlicht Christoph Keese an einem Beispiel aus der Mobilitäts-Branche. Er sagt: „Das hat unter anderem dazu geführt, dass Uber mit Milliarden finanziert ist – und nicht der deutsche Player Mytaxi.“ Die Carsharing-Company Uber konnte bis heute fast 22 Milliarden US-Dollar einsammeln, Mytaxi hingegen wurde bis zum Exit an die Daimler-Tochter Moovel nur mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag finanziert. 

Große Chance für Deutschland: Spezialisten aus der Nische

Christoph Keese OMR Podcast

Christoph Keese

Vor allem wenn es Deutschland gelinge, den Erfolg im industriellen Mittelstand ins Digitale zu übertragen, müsse man sich laut Keese wenig Sorgen um die Zukunft machen: „Die vergangenen 20 Jahre standen komplett im Zeichen der B2C-Plattformen. Aber jetzt geht es los mit B2B-Plattformen. Und da hat Deutschland eine ganz große Chance.“ Allerdings komme es auch hier darauf an, schnell zu handeln. Alibaba sei beispielsweise schon jetzt eine B2B-Plattform und könne durch die Größe unterschiedlichste Nischen erschließen. „Die sind mittlerweile in China die führende Handelsplattform für Chemikalien“, so Keese. „Da müssen wir richtig Gas geben und sehr viel Geld in die Hand nehmen.“

Um zu verstehen, welche Branchen und Bereiche gerade wie weit in der digitalen Transformationen vorangeschritten sind, empfiehlt Christoph Keese immer noch eine Reise ins Silicon Valley. Er selber war für einige Monate Teil der fast schon legendären Axel Springer-WG. Allerdings solle man sich dabei nicht auf GAFA konzentrieren: „Viele verhalten sich im Silicon Valley wie Safari-Touristen bei den Big Five in Afrika – und schauen nur auf die Großen.“ Es gehe viel mehr um Industrien wie künstliche Intelligenz, autonomes Fahren oder Voice. „Jedes dieser Felder ist schon jetzt für sich eine unübersichtliche Industrie. Und dann gibt es noch viele Unterfelder, sogenannte Spaces“, so Keese. „Und auch da gibt es wieder dutzende Unternehmen. Diese kleinen Spaces werden die Industrien der Zukunft sein.“

Im neuen OMR Podcast erklärt Christoph Keese außerdem, welche Unternehmen seiner Meinung nach die digitale Transformation gemeistert haben, weshalb Disruption dabei häufig der Schlüssel zum Erfolg ist und wie sich seine Tätigkeiten als Journalist und Unternehmer manchmal in die Quere kommen.

Unsere Podcast-Partner:

Eine auf den ersten Blick vielleicht etwas ungewöhnliche Premiere als Podcast-Partner feiert diese Woche die Techniker Krankenkasse. Die Kollegen tragen Technik allerdings nicht nur im Namen, sondern denken sich auch Einiges in dem Bereich aus. Zum Beispiel haben sie ein spannendes Portfolio an Apps zu Technik-, Lifestyle- und natürlich Gesundheitsthemen. Jetzt ganz neu bietet die TK außerdem einen Skill an – also eine App für Amazons Alexa. „TK Smart Relax“ unterstützt unter anderem bei Meditation, Achtsamkeitsübungen und Muskelentspannung. Los geht’s mit den Worten „Alexa, ich brauche Entspannung“ – nicht nur für TK-Kunden.

Facebook hat jetzt auch einen Podcast in Deutschland: In „Das Facebook Marketing Update“ gibt es aktuelle Tipps, Tricks und Neuerungen rund um Facebook und Instagram. Jin Choi, Group Director DACH für FMCG, Retail und Entertainment bei Facebook, führt durch die Folgen und wird in Zukunft Gäste von Facebook selbst sowie externe Experten begrüßen. Wenn Ihr also noch besser verstehen wollt, wie das Marketing auf den großen Plattformen funktioniert, hört dringend mal rein. Hier findet Ihr alle Infos zum neuen Podcast-Format von Facebook.

Die Horizont wird 35! So weit sind wir zwar noch lange nicht, trotzdem arbeiten wir mit den Kollegen bereits regelmäßig und gerne zusammen. Deshalb vom gesamten OMR-Team: Herzlichen Glückwunsch! Übrigens darf bei so einem Geburtstag natürlich auch eine Jubiläums-Ausgabe nicht fehlen. Diese erscheint am 23. August.

Und am Ende wieder der kleine Hinweis auf das nächste große OMR-Event. Am 12. September 2018, dem ersten Abend der Dmexco, steigt traditionell die OMR Aftershow im Bootshaus Köln. Als Acts sind Hip-Hop-Ikone Samy Deluxe, OMR-Liebling Oli.P, die DJ-Abräumer Drunken Masters und 90er-Held Gigi D’Agostino dabei. Wie immer gibt’s für jeden mit einem Ticket alle Drinks for free. Große Außenbereiche bieten Euch auch mal eine Pause von der Feierei. Es ist also alles bereitet für einen heftigen Abend mit der OMR-Familie. Tickets bekommt Ihr hier – lasst Euch nicht zu viel Zeit, die Party ist eigentlich immer im Voraus ausverkauft.

Alle Themen des Podcasts mit Christoph Keese im Überblick:

  • So startete Christoph Keese seine Medien-Karriere bei Bertelsmann und Gruner + Jahr (ab 01:45)
  • Diese Funktion hat Keese aktuell bei Axel Springer (ab 02:30)
  • So soll Hy Firmen bei der digitalen Transformation helfen (ab 03:30)
  • Gibt es Standard-Maßnahmen, die Hy jedem Kunden am Anfang rät? (ab 04:15)
  • Welche Medien-Unternehmen haben die digitale Transformation geschafft? (ab 06:10)
  • Und welche haben das außerhalb der Medien-Branche geschafft? (ab 08:45)
  • So stehen laut Christoph Keese die Chancen für deutsche E-Commercler wie Otto, langfristig gegen Amazon zu bestehen (ab 11:45)
  • Alibaba ist schon jetzt eine starke B2B-Plattform – das könne dank des vergleichsweise niedrigen Wagniskapitals hierzulande zum Problem für Deutschland werden (ab 14:00)
  • Geringe Investitionen und wenig Risiko-Bereitschaft haben laut Christoph Keese unter anderem dazu geführt, dass Uber mit Milliarden finanziert ist – und nicht der deutsche Player Mytaxi (ab 15:50)
  • Das waren die drei entscheidensten Maßnahmen für die Digitalisierung von Axel Springer (ab 20:20)
  • So war Christoph Keeses Zeit in der Axel Springer-WG im Silicon Valley (ab 24:20)
  • „Es wird nicht mehr lange dauern, bis die großen Trends aus China, statt aus dem Silicon Valley kommen.“ (ab 28:00)
  • Mit diesen Sektoren aus dem Silicon Valley sollte sich jetzt jeder beschäftigen (ab 28:30)
  • Keese ist sich sicher: Es werden neue, riesige Unicorns entstehen (ab 31:10)
  • Aus diesen Faktoren setze sich jede Digitalstrategie der Welt zusammen (ab 32:45)
  • Sind Christoph Keeses Vorträge und Bücher Marketing für seine Personal Brand? (ab 34:35)
  • Wie hat er seine Bücher „Silicon Valley“ und „Silicon Germany“ beworben, so dass sie beide 80.000 mal verkauft wurden? (ab 37:30)
  • „Silicon Germany“ hat mehr Hörbuch-Verkäufe, als die Print-Version (ab 40:30)
  • Deshalb ist Europa für Christoph Keese ein „Undervalued Asset“ – und er extrem optimistisch für die Zukunft als Standort digitaler Wirtschaft (ab 42:00)

Wie immer könnt Ihr den aktuellen OMR Podcast bei SoundcloudiTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Auch auf SpotifyStitcher und Deezer findet Ihr uns. Und es gibt jetzt auch einen Alexa Skill! Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.

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Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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