Weshalb Investor Christian Angermayer immer noch an den Erfolg von Northern Data glaubt

Der Milliardär spricht im OMR Podcast über seine Investments und den Traum von einem längeren Leben

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Christian Angermayer (rechts) mit OMR-Gründer und -Podcast-Gastgeber Philipp Westermeyer

Christian Angermayer zählt zu den schillerndsten deutschen Investoren. Doch zuletzt geriet unter anderem seine Beteiligung Northern Data in die Schlagzeilen. Im OMR Podcast verteidigt der Investor das Unternehmen gegen die Kritik und verrät, wieso er für ein längeres Leben 40 Tabletten täglich nimmt und nicht mehr im Auto seines Vaters in den Urlaub fährt.

Gibt man den Namen „Christian Angermayer“ bei der Suchmaschine Google ein, erscheint ein Fenster mit einer Kurzbiografie und der Berufsbezeichnung „Filmproduzent“. Das ist nicht falsch. Angermayer hat tatsächlich unter anderem Filme mit dem Schauspieler Matthias Schweighöfer produziert. Dennoch beschreibt die Bezeichnung Angermayers Job nur unzureichend. Umgekehrt muss man sagen: Filmreif ist das Leben des 43-Jährigen definitiv.

Christian Angermayer zählt zu den schillerndsten Investoren aus Deutschland. Seine Geschichte hat er bereits 2020 in einer Folge des OMR Podcast erzählt. Doch seitdem ist viel passiert. Sein Vermögen soll sich zuletzt innerhalb von nur zwölf Monaten auf 1,3 Milliarden Euro vervierfacht haben. Das sind zumindest die Schätzungen des „Manager Magazins“. Sein Geld investiert der Deutsche dabei über seine Firma Apeiron auch in gewagte Wetten. Seine Beteiligungen entwickeln Therapien gegen psychische Krankheiten mithilfe von Psychedelika („Magic Mushrooms“), arbeiten im Bereich der Kryptowährungen und forschen an einer Verlängerung des menschlichen Lebens. „Die dümmste Zeit zu sterben sind die nächsten 20 Jahre“, sagt Christian Angermayer im OMR Podcast. Er glaubt, dass in dieser Zeit gewaltige Fortschritte gemacht werden, um das menschliche Leben zu verlängern. „Wir werden in der Lage sein, unsere gesunde Lebenserwartung auf 100 oder 110 Jahre zu pushen.“

Angermayer will das Leben verlängern

Der Gründer und Investor verrät im Gespräch mit Philipp Westermeyer, dass er daher für die Fahrt in den Skiurlaub mit seinen Eltern lieber den Zug nimmt, als zu seinem Vater ins Auto zu steigen. Der Grund: Neben Krebs und einem Herzinfarkt seien Autounfälle (auch unverschuldete) eines der größten Risiken für einen vorzeitigen Tod. „Wenn ich keinen Krebs habe, keine Herz-Kreislauferkrankungen und keinen Unfall, dann bin ich in 20 Jahren ziemlich sicher noch da“, sagt der Investor. Angermayer erzählt im OMR Podcast, dass er etwa 40 Tabletten mit unterschiedlichen Wirkstoffen pro Tag nimmt. Damit will er seine Gesundheit erhalten und weiter stärken.

Ob dabei auch Präparate für gute Nerven sind, hat Angermayer nicht verraten. Doch diese brauchte der Investor zuletzt auch – speziell bei einem der größten Investments seiner Anlagefirma: Northern Data. Der deutsche Betreiber von Rechenzentren war im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten. Die Finanzaufsicht Bafin hatte Strafanzeige wegen des Verdachts auf Marktmanipulation gestellt (ein Verfahren wurde aber später nicht eröffnet). Northern Data hatte sich bis dahin einen Namen als Dienstleister für Kunden aus dem Krypto-Bereich gemacht und wollte künftig auch Amazons Cloud-Tochter AWS und Co. Konkurrenz machen.

Northern Data verfehlte seine Umsatzziele deutlich

Doch stattdessen musste man zuletzt erklären, warum die Umsätze massiv gegenüber den Vorhersagen zurücklagen. Christian Angermayer kennt die Vorwürfe, durch die auch der Investor stärker in den Fokus gerückt ist. „Ich empfinde das ja fast als Kompliment, wenn die Leute denken, ich manage das alles selber“, sagt Angermayer, dessen Firma Apeiron mit 60 Mitarbeitern ein Portfolio von circa 100 Firmen verwaltet.

Im Fall von Northern Data sprich Angermayer von Anlaufschwierigkeiten. Er sieht weiterhin das Potential – und vergleicht Northern Data mit einem Immobilienentwickler. Wenn dieser ein Hochhaus baue, würden während der Bauzeit auch keine Umsätze erzielt. „Der Kritiker würde sagen: Die haben jetzt drei Jahre keinen Umsatz gemacht“, sagt Angermayer: „Da würde der Immobilienentwickler sagen: No shit, Sherlock. Aber jetzt ziehen die Mieter ein.“

Angermayer sieht Wettlauf der Systeme zwischen dem Westen und China

Northern Data ist aber nicht die einzige große Wette, die Christian Angermayer in Deutschland platziert hat. Der gebürtige Bayer hat sich in seiner Heimat auch an dem Weltraum-Startup Isar Aerospace beteiligt – dem „europäischen SpaceX“ (O-Ton Christian Angermayer). Er ist überzeugt von der Idee und dem Gründerteam, hält dessen Erfolg aber auch über sein eigenes Investment hinaus für notwendig: „Es geht geopolitisch nicht, dass wir auf amerikanische Raketen-Starts angewiesen sind“, sagt Christian Angermayer im OMR Podcast. 

Die niedrigen Leitzinsen der europäischen und amerikanischen Zentralbank sieht er daher positiv. 2006 oder 2008 hätte das gleiche Team mit der gleichen Idee wohl nicht so leicht eine Finanzierung bekommen, ist Angermayer überzeugt. Kritiker sorgen sich, dass durch das billige Geld eine Blase entstehen könnte, weil mangels attraktiver Anlagemöglichkeiten zu viel Kapital in eher schwache Firmen oder zu riskante Wetten fließt. Aus Sicht von Christian Angermayer helfen die Rahmenbedingungen vielmehr, die notwendigen mutigen Wetten zu finanzieren: „Am Ende befinden wir uns in einem globalen Wettbewerb, ich nenne es mal ,der Westen’ gegen China.“

Innovationen werden entscheidend sein

Dieser Wettbewerb werde vermutlich nicht durch Waffen ausgetragen, sondern über Innovationen. Es gebe gewisse Technologien, durch die eine Nation oder ein Kulturkreis eine Vormachtstellung erreichen könnte, ist Angermayer überzeugt. Der Investor nennt beispielsweise die Bereiche Quantencomputing und künstliche Intelligenz. Wer hier triumphiere, glaubt der Investor, werde lange Zeit weltweit „für einen ganz langen Zeitraum number one player sein.“

Im OMR Podcast erklärt Christian Angermayer außerdem, wie er Impfgegner bestrafen würde, warum er trotz der schlechten Nachrichten große Hoffnungen in Northern Data setzt – und ab welcher Summe Geld eigentlich keine Rolle mehr spielt.

Die Themen des OMR Podcasts mit Christian Angermayer im Überblick:

  • Der Westen vs: China: Warum Innovationen den Wettkampf der Systeme entscheiden (00:08:40)
  • Was Angermayer an den Corona-Maßnahmen unsinnig findet (00:15:30)
  • Wieso Christian Angermayer noch an Northern Data glaubt (00:20:00)
  • Wie Christian Angermayer sein Portfolio managt (00:37:00)
  • Ab dieser Summe macht mehr Geld keinen Unterschied mehr (00:44:30)
  • So will der Investor sein Lebenschancen verbessern (00:47:00)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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