SaaS Pricing im Wandel: das Ende des Per-User-Modells?

Warum fast alle SaaS-Unternehmen ihr Pricing ändern wollen, was KI damit zu tun hat und was bei der Umsatzsteigerung hilft

Inhalt
  1. Warum das klassische „Per User“-Modell an seine Grenzen stößt
  2. Wertbasiertes Pricing gewinnt an Bedeutung
  3. Welche Best-Practices noch nicht überall angekommen sind 
  4. Die Pricing Trends aus unserem Webinar
  5. Pricing: Ein unterschätzter Hebel für deinen SaaS Umsatz

Das Wichtigste in Kürze

  • 87 % der DACH-Software-Unternehmen planen, ihre Monetarisierungsstrategie für KI-gestützte Features in den nächsten zwei Jahren anzupassen – das klassische "per User"-Modell stößt durch KI-Integration an seine strukturellen Grenzen
  • Hybride Pricing-Modelle kombinieren Abonnement-Planbarkeit mit usage-basierter Flexibilität und etablieren sich als neuer Industriestandard
  • Good-Better-Best-Pakete generieren durchschnittlich 16 % mehr Umsatz, jedoch implementieren nur wenige Unternehmen alle evidenzbasierten Design-Prinzipien konsequent
  • Reverse Trials übertreffen klassische Freemium-Modelle durch Nutzung der Loss Aversion – Nutzer*innen geben ungern Funktionalitäten auf, die sie bereits verwenden
  • Usage-based Pricing für KI-Features gewinnt strategische Bedeutung – statt undifferenzierter "AI inklusive"-Positionierung sollten sie als wertschöpfende Premium-Features monetarisiert werden
  • 76 % der Software-Unternehmen haben kürzlich Preisanpassungen vorgenommen – kontinuierliche Pricing-Optimierung wird zur operativen Notwendigkeit
 
 

Die SaaS Pricing-Landschaft steht vor einem Wendepunkt. Was jahrelang als bewährte Praxis galt – das klassische „Per User“-Modell – verliert zunehmend an Relevanz. In unserem Webinar „SaaS-Pricing neu denken“ haben wir das Pricing von über 4.000 Software-Unternehmen auf OMR Reviews analysiert und dabei erkannt: 87 % der DACH-Software-Unternehmen planen, ihre Monetarisierungsstrategie für KI-gestützte Features in den nächsten zwei Jahren anzupassen. Zeit, dein Pricing neu auszurichten.

Warum das klassische „Per User“-Modell an seine Grenzen stößt

Die digitale Transformation und der KI-Boom stellen SaaS-Unternehmen vor fundamentale Herausforderungen. Drei Entwicklungen machen das deutlich: 

Grafik zum KI Wandel
  1. Das Seat-Problem: Wenn dein*e Kund*in 100 Mitarbeiter*innen hat und durch KI-Features 60 % seiner Prozesse automatisiert, benötigt er plötzlich nur noch 40 aktive Nutzer*innen. Bei einem klassischen Seat-Modell reduziert sich dein Umsatz entsprechend dramatisch.
  2. GPU-Kosten belasten die Margen: Jede KI-Anfrage verursacht erhebliche Infrastruktur-Kosten. Während deine Kund*innen KI-Features intensiver nutzen, steigen deine operativen Kosten exponentiell. Ein fixes „per User“-Pricing kann diese Kostendynamik nicht abbilden.
  3. Premium-Features werden zur Commodity: Was heute noch ein differenzierendes Premium-Feature ist, kann morgen Standard sein. Wenn KI-Funktionalitäten flächendeckend verfügbar werden, erodiert die Grundlage für Premium-Pricing.

Diese Entwicklungen führen zu einem fundamentalen Shift weg von starren Seat-Modellen hin zu flexiblen, wertbasierten Pricing-Strukturen.

Wertbasiertes Pricing gewinnt an Bedeutung

Die führenden SaaS-Unternehmen orientieren ihren Preis am User Value. Ein erfolgreiches Pricing-Modell skaliert mit der Produktwertschöpfung, incentiviert höhere Nutzung und stärkt die Kundenbindung. Die Wahl der Preismetrik bestimmt dabei den Erfolg: Während „Pro Nutzer*in“ jahrelang dominierte, setzen innovative Unternehmen auf „Pro Umsatzvolumen (direkte Korrelation zwischen Kundenerfolg und eigenem Umsatz), „Pro Paket“ (planbare Kosten für standardisierte Anwendungen) oder „Pro Transaktion“ (optimal für usage-intensive Tools).

Grafik preismetriken und pricing modelle

Die Zukunft gehört hybriden Modellen, die Abonnement-Planbarkeit mit usage-basierter Flexibilität kombinieren. MOCO nutzt zum Beispiel klassische Abonnements für Planungssicherheit, GetResponse setzt auf nutzungsbasierte Skalierung mit der Anzahl Datenquellen, während Frisbii und HeiChat Basis-Abos mit usage-basierten Add-ons kombinieren. Dieser Hybrid-Ansatz wird zum ersten Mal zum Goldstandard, da er die Vorteile beider Welten vereint und gleichzeitig eine Antwort auf die Herausforderungen der KI-Ära bietet.

Welche Best-Practices noch nicht überall angekommen sind 

Unsere Analyse von über 4.000 SaaS-Unternehmen und ihren Preisstrukturen zeigt konkrete Optimierungspotenziale auf. Good-Better-Best-Pakete führen laut unseren Projekten durchschnittlich zu 16 % mehr Umsatz, jedoch nutzen nur 50 % der analysierten 2.632 Unternehmen mit drei oder vier Paketen die empfohlenen Preisabstände. Die Lösung: kleine Preissprünge zwischen „Good“ und „Better“ fördern Upselling, große Abstände zu „Best“ nutzen Anchoring-Effekte. Ein viertes Enterprise-Paket kann sinnvoll sein, mehr Optionen führen zur Entscheidungsparalyse.

Grafik 10 Tipps für pricing

Preispsychologie zeigt messbare Wirkung: 9,99 € signalisiert Erschwinglichkeit, volle Preise wie etwa 15 € suggerieren Premium-Qualität. Bei Rabatten verstärken krumme Zahlen den Sparvorteil. Pricing-Transparenz beschleunigt Kaufentscheidungen und nur Enterprise-Angebote profitieren von „Preis auf Anfrage“. Jede Software-Kategorie zeigt Preisunterschiede um Faktor 5 oder mehr zwischen günstigstem und teuerstem Anbieter – orientiere dich nach oben, nicht nach unten.

Besonders relevant für die KI-Ära: 65 % der Software-Unternehmen haben KI-Features bereits kostenfrei im Basismodul integriert und lassen so Umsatzpotenzial liegen. Reverse Trials übertreffen klassische Freemium-Modelle durch Loss Aversion – Nutzer*innen geben ungern Funktionen auf, die sie bereits verwenden. Für die Post-Seat-Ära empfehlen sich hybride Modelle: Per-User-Basis für Kernfunktionen, usage-basierte Add-ons für KI-Features. So bleibt der Umsatz stabil, auch wenn Automatisierung die Nutzerzahl reduziert.

Über 500 SaaS-Professionals hatten sich für unser Webinar „SaaS-Pricing neu denken“ angemeldet und diese Learnings mitgenommen:

76 % der analysierten Software-Unternehmen haben ihre Preise kürzlich angepasst und die Zyklen der Pricing-Optimierung haben sich deutlich beschleunigt. Was früher in mehrjährigen Zyklen stattfand, wird heute zu einem kontinuierlichen Prozess. Drei Haupttreiber sind erkennbar:

  1. Inflationsdruck erfordert Kostenweitergabe an Kund*innen.
  2. KI-Integration schafft neue Premium-Features und rechtfertigt höhere Preisstrukturen.
  3. Marktreife etablierter SaaS-Unternehmen führt zu systematischer Pricing-Optimierung.

Usage-based Pricing gewinnt an strategischer Bedeutung, obwohl diese Modelle operativ komplexer sind. Sie schaffen eine direkte Korrelation zwischen Kundennutzen und Umsatzgenerierung und damit einen nachhaltigen Mehrwert.

Good-Better-Best-Implementierung ist weit verbreitet, aber längst noch nicht überall angekommen. Zwar nutzen zwei Drittel der größeren SaaS-Unternehmen Good-Better-Best-Strukturen, jedoch setzen die wenigsten alle evidenzbasierten Design-Prinzipien konsequent um. Hier liegt noch erhebliches Umsatzpotenzial.

Pricing: Ein unterschätzter Hebel für deinen SaaS Umsatz

SaaS Pricing ist einer der wirksamsten Wachstumshebel im Software-Business. Die zentralen Erkenntnisse unserer Analyse: Hybride Modelle etablieren sich als neuer Standard, KI-Features erfordern neue Pricing-Metriken, psychologische Faktoren sind mindestens so entscheidend wie mathematische Modelle – und kontinuierliche Pricing-Optimierung wird zur operativen Notwendigkeit.

Unsere Empfehlungen:

  1. Bewerte dein aktuelles Pricing-Modell anhand der zehn Quick Wins aus unserem Webinar.
  2. Führe ein systematisches Wettbewerbs-Benchmarking durch.
  3. Implementiere A/B-Tests für kritische Pricing-Entscheidungen.
  4. Etabliere ein kontinuierliches Monitoring relevanter KPIs wie Customer Lifetime Value und Churn Rate.

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Im September 2025 veröffentlichen wir gemeinsam mit OMR Reviews die umfassendste Studie zum deutschen SaaS-Pricing-Markt. Basierend auf der Analyse von über 4.000 Unternehmen erhältst du branchenspezifische Benchmarks und strategische Handlungsempfehlungen.

 
 

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Sebastian Voigt
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Sebastian Voigt

Dr. Sebastian Voigt ist Partner & Co-CEO bei hy und leitet das führende Pricing-Consulting-Team in Deutschland (laut Brand Eins und Statista 2025). Er hat über 20 Jahren Erfahrung in der Pricing-Optimierung: von schnell wachsenden SaaS Scale-ups bis hin zu DAX-Schwergewichten. Als Host des "Pricing Friends Podcast" teilt er wöchentlich Insights zu SaaS- und Tech-Pricing. Zuvor war er Head of Pricing and Monetization bei Axel Springer und Director bei Simon-Kucher. Sebastian promovierte an der TU Darmstadt über die Monetarisierung zweiseitiger digitaler Märkte und ist gefragter Speaker auf internationalen Konferenzen.

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Charlotte Pohlmann
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Charlotte Pohlmann

Charlotte Pohlmann ist Principal für Pricing & Sales bei hy und Expertin für Go-To-Market- und Monetarisierungsstrategien für digitale Geschäftsmodelle. Mit über 10 Jahren Erfahrung in Strategy, Business Development und Strategic Partnerships hat sie zahlreiche Start-ups und etablierte Unternehmen bei der Skalierung ihrer Pricing-Strategien unterstützt. Zuvor sammelte sie umfassende operative Erfahrungen bei Start-ups wie Comtravo oder Scale-ups wie WatchMaster. Charlotte hat BWL in Mannheim studiert.

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