Sven Schmidts Rundumschlag: Was die Politik, Home24 und Frank Thelen alles falsch machen

Martin Gardt6.11.2019

Im OMR Podcast – aufgenommen auf dem RuhrSummit – teilt Sven Schmidt ordentlich aus

Sven Schmidt, Philipp Westermeyer, RuhrSummit
Sven Schmidt (l.) im Gespräch mit Philipp Westermeyer auf der RuhrSummit-Bühne

Ihr kennt OMR-Podcast-Stammgast Sven Schmidt ja mittlerweile. So in Rage wie auf der Bühne des RuhrSummits 2019 erlebt man ihn trotzdem selten (am Ende des Podcasts empfiehlt Philipp Sven, sich sicherheitshalber in einen gut belüfteten Raum zu begeben…). Das europäische Cloud-Projekt bekommt genauso sein Fett weg wie Westwing, Home24 und Alex Graf, unser Podcast-Gast aus der vergangenen Woche. Worum sich die Politik aus Sven Schmidts Sicht derzeit lieber kümmern sollte als um eine Cloud, wieso er Amazon weiter für eine übermächtige Plattform hält und mit welchen Problemen einige Rocket-Gründungen derzeit zu kämpfen haben, erfahrt Ihr hier.

„Amazon hat die Käufer und die Verkäufer und sie machen auch noch einen geilen Job“, sagt Sven Schmidt auf der Bühne des RuhrSummits 2019 in Bochum zu Philipp Westermeyer. „Ein Marktplatz, der Liquidität auf beiden Seiten hat und nicht von anderen Kanälen abhängig ist, den können nur Idioten kaputt machen. Und Jeff Bezos ist alles andere als ein Idiot.“ Mit diesen Sätzen will er die Thesen von Alex Graf zerpflücken, die der im vergangenen OMR Podcast aufgestellt hatte („Auf der Händler/Hersteller-Seite hat Amazon in den vergangenen Jahren massiv versagt.“). „Wer sich die Q3-Ergebnisse von Amazon angesehen hat, sieht, dass die Thesen von Alex Graf mit 180 gegen eine Betonwand fahren“, so Sven (Damit beziehe er sich auf Grafs Aussage, dass wir den Höhepunkt von Amazon schon gesehen haben. Er habe den kompletten Podcast noch nicht gehört.).

Marktmissbrauch stoppen, statt Cloud-Projekte starten?

Auch die deutsche Politik nimmt sich Sven Schmidt schon früh vor. Die Cloud-Initiative der Bundesregierung Gaia-X sei eine Quatschidee. „Politiker glauben, sie sind die besseren Unternehmer. Die Politik muss sich einfach auf ihre Kernkompetenzen fokussieren“, sagt Sven. „Der Marktmissbrauch von Google, Amazon, Facebook, Apple muss ein Ende haben.“ 

Als Unternehmer wünsche er sich darüber hinaus, dass die Politik in Deutschland lieber eine Plattform für erfolgreiche Unternehmen mit allen infrastrukturellen Gegebenheiten bauen sollte, als sich in Prestigeprojekten wie kolportierten Plänen für Olympia 2032 im Ruhrgebiet zu verlieren. „Im Jahre 2019 habe ich in der Essener Innenstadt kein Glasfaser“, sagt Schmidt. „Ich bin in Essen Unternehmer und ich suche gute Leute. Aber die sind noch zu wenig in Essen und die wollen nicht nach Essen.“ Daran werde auch Olympia nichts ändern.  

Das läuft falsch bei Home24, Westwing & Co.

In der neuen Folge des OMR Podcasts nehmen sich Sven und Philipp auch deutschen Unternehmen an, die Sven in der Vergangenheit kritisiert hatte – und werfen einen Blick auf deren aktuelle Entwicklung. So sehe Sven HelloFresh, immer noch extrem kritisch, obwohl die Aktie seit Börsengang 42 Prozent zugelegt hat. „Die haben mit ‚adjusted EBITDA‘ eine neue Kennziffer erfunden. Wattenscheid 09 wäre auch nicht pleite, wenn sie ‚adjusted EBITDA‘ ausweisen würden“, sagt er. „HelloFresh verdient immer noch kein Geld und hat immer noch einen riesigen Cashburn – trotz Skaleneffekten. Ich gestehe meinen Fehler ein, in der Sekunde, wo sie nachhaltig relevant profitabel sind“.

Auch Home24 und Westwing hatte Sven in vorherigen Podcasts bereits sehr hart bewertet. Er wiederholt auf der RuhrSummit-Bühne: „Firmen wie Home24 gehören nicht an die Börse, sondern liquidiert.“ Die Aktie werde nicht umsonst auf Ramschniveau gehandelt, was im Live Podcast zu einer weiteren besonderen Szene führt. Denn nach Sven und Philipp sprach Home24-Vorstand Marc Appelhoff und stand gegen Ende des Live-Podcasts bereits (trotz allem relativ entspannt) auf der Bühne.

„Westwing ist vom Geschäftsmodell her besser als Home24“, sagt Sven vorher. „Es sah so aus, als funktioniere das Modell, über E-Mails immer wieder Berührungspunkte aufzubauen. Nach dem erfolgreichen Börsengang sind die Kennziffern aber implodiert.“ Kleinere Tickets führen laut Sven bei Westwing zu höherer Kauffrequenz als bei Home24. Das passe gut mit wiederholten Berührungspunkten per Mail zusammen. Operativ mache das Westwing aber nicht gut genug und E-Commerce bleibe im Zeitalter von Amazon einfach schwierig.

Weshalb Sven Schmidt gerade auch richtig sauer auf Frank Thelen ist, was das WeWork Scheitern bedeutet und welche Folgen es für deutsche Unternehmen haben könnte, hört Ihr im OMR Podcast.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

Auch diese Woche gleich zu Beginn ein kurzer Hinweis auf unseren Partner Vodafone und vor allem den nächsten Stop auf der Future Connect Tour. Am 7. November (also schon morgen) sind die Kollegen in München vor Ort und wir haben mit am Programm geschraubt. Wenn Ihr also Zukunftstechnologien wie 5G hautnah erleben und lernen wollt, wie Ihr sie für Euer Business einsetzen könnt, dann schaut vorbei, Ihr könnt Euch ganz einfach hier anmelden. Eine Woche später sind wir dann zusammen mit Vodafone auch in Stuttgart am Start – auch hierfür findet Ihr hier alle Infos. Wer nicht vor Ort sein kann, hört auch spannende Cases im Podcast „Digitale Vorreiter“ mit OMR-Buddy Christoph Burseg.

Die Metropole Ruhr aka das Ruhrgebiet ist als Partner dabei. Philipp kommt ja selbst aus Essen und schätzt die Gegend. Gleichzeitig entstehen da viele Unternehmen in wichtigen Zukunftstechnologien wie Smart Home, Smart City, Robotik, Dronen usw. Insbesondere im B2B-Bereich passiert da viel. 290.000 Fachkräfte leben schon jetzt in der Region und in verschiedenen Branchen ist das Ruhrgebiet schon jetzt Spitze. Auch Spitze: Auf dem RuhrSummit gab es ein ganz besonderes Ereignis. Über 29 Stunden haben Unternehmer dort gepitcht und das ist absoluter Weltrekord! Schaut einfach mal direkt hier und informiert Euch über die spannende Region.  

Alle Themen des Podcasts mit Sven Schmidt im Überblick:

  • Kleiner Augenzeugenbericht von Philipp vom Nachbeben des Live-Podcasts in Bochum (ab 02:51)
  • Der Podcast wurde in Bochum aufgenommen: Wie sieht Sven Schmidt die Entwicklung des Ruhrgebiets? (ab 05:34)
  • Warum Sven nicht an eine europäische Cloud glaubt (ab 08:50)
  • Alex Graf erzählte im vergangenen OMR Podcast von Amazons Höhepunkt und dem kommenden Abstieg der Plattform: Sven sieht das ganz anders (ab 10:04)
  • Ein Blick auf vergangene Thesen von Sven Schmidt: Muss er beim Thema HelloFresh zurückrudern? (ab 12:18)
  • Warum die Modelle Westwing und Home24 aus Svens Sicht nicht funktionieren (ab 14:17)
  • Macht sich Sven nicht Sorgen, dass seine krassen Aussagen jungen Gründern die Motivation nehmen könnten? (ab 18:02)
  • Sven Schmidts deutliche Kritik an dem Projekt “Leaders for Climate Action” und an der Abschaltung deutscher Atomkraftwerke (ab 19:57)
  • Die gute alte Feindschaft zwischen Sven und Frank Thelen: Warum er gerade besonders sauer auf den Investor ist (ab 25:16)
  • Große US-Startups haben derzeit Probleme – unter anderem WeWork und Uber. Beeinflussen solche Entwicklungen Startups und die Gründerszene auf der ganzen Welt? (ab 30:23)

Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung!

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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