Emotionen, Rezepte und Weltwunder: Das war die Digital HR Summit 2023
Im September luden wir dazu ein, den HR-Horizont zu erweitern. 24 Speaker*innen haben an vier Tagen ihre Expertise geteilt – und tausende Menschen nahmen daran teil.
Ob Kühe, Bingo oder Blaumann: Der Digital HR Summit 2023 glänzte mit vielen Metaphern. 24 Speaker*innen brachten die Synapsen vier Tage lang auf Hochtouren. Sie malten Bilder in deine visuellen Hirnareale, um Themen greifbar zu machen. Sie teilten Zahlen mit dir, um dir Notwendigkeiten nahezubringen. Eins können wir dir bereits jetzt versprechen: 2024 gibt’s das nächste digitale Gipfeltreffen im OMR-Gewand. Das macht uns stolz. Aber, wie war’s denn überhaupt?
Dienstag. 9 Uhr. Marcus Merheim ertönt aus den Lautsprechern. Er liefert sich ein launiges Geplänkel mit Dul, seines Zeichens Moderator und Zeitpolizist.
Mitteleuropas offenes Ohr
Stolz begrüßt Marcus Menschen vor und hinter den Alpen. “Ganz DACH ist am Start”, jubelt er. Aber nicht nur der Süden Deutschlands und seine Nachbarn versammelten sich zum Thema “Employer Branding” in Scharen. In vielen Haushalten und Büros flackert der Summit über die Bildschirme und das Interesse kennt offenbar keine Grenzen. Grüße aus Ostfriesland und vom Bodensee wurden im Chat ausgesprochen. Bochum, Dortmund, Hamburg, Berlin. Von Ruhrpott bis Exzentrik. Selbst das Schweizer Zentrum für Schöpfergeist war zugegen: “Hallo aus Zürich”, ploppt in dem Nachrichten-Meer auf. Marcus leitet ein: “Bunte Bildchen sind out, Kultur und Werte sind in.” Nicht mehr malen, sondern schaffen. Das rät er auch der Metallbranche. “Es muss Emotion transportiert werden, nicht die Stahlseilproduktion ist auf der Karriereseite vogue.” Ganz DACH nickt. Hoffentlich. Identifikation lockt Menschen. “Das Why nicht das What”, definiert Marcus.
Die Liebe zu Milch und Promis
Auch die Theo Müller Gruppe war zugegen. Die Produktpalette besteht vor allem aus einem: Milch. “Alles Müller, oder was?”, sprudelte es bereits aus mehreren Promimündern. Das Mantra von Helena Schneider lautet: “Jeder Becher findet seinen Deckel.” Aber der Weg dorthin ist mechanisch, vertraut man ihrer Powerpoint. Die Zahnräder greifen ineinander: Unternehmensmarke, Arbeitgebermarke und Produktmarke. Stichwort lebhaft. “Shoote Mitarbeiter und zeige Emotionen”, rät Helena. So wie Vox-Prominenz Conny Reimann, als er einst im Dialog mit dem Müllermännchen sagte: “Sau legga”, und dann den Milchreis leer schaufelt.
Rezepte aus dem Schwabenland
Schnittstelle, denn irgendwie ist Employer Branding elementar fürs Recruiting. Gibt’s da ein Erfolgsrezept? Sarah Böning, solo-selbstständig, spricht “schwäbisch und hochdeutsch im Wechsel”, sagt sie schmunzelnd. Die sympathische “Köchin” weiß, Recruiting ist kein Einheitsbrei.
Sie stellt das Inhaltsverzeichnis ihres Kochbuchs vor. Serviert werden Candidate Journey, Rezepte für die Zielgruppe, Vorschläge und Hauptgericht. Sarah tischt den Fakt auf, dass 67 Prozent es bevorzugen, innerhalb des Unternehmens zu duzen. Zudem sind Empfehlungen aus dem Umfeld der Faktor schlechthin für einen potenziellen Arbeitnehmenden. Wie, wenn jemand gute Brownies backt, von denen alle schwärmen – die willst du nachbacken.
"Darth Vader weiß, wie das Imperium funktioniert."
“Die Zeit rennt”, streut Dul ein. Das Frühstück hängt zwischen den Ohren, da erscheint ein Mann mit Glatze und breiten Schultern, Typ Pax, auf dem Bildschirmen Mitteleuropas. Er isst Chips. Mit diesem GIF leiten Jessica Lingenfelder und Bastian Stolz ihren Vortrag zur “Candidate Experience durch gute Eignungsdiagnostik” ein. Das nächste Wesen erscheint: Darth Vader, Star-Wars-Ikone, ehemals Anakin Skywalker. Jessica macht an seinen Fähigkeiten fest, was ein guter Mitarbeitender ist. Er weiß, “wie das Imperium funktioniert” und “er kann die Macht nutzen, um die Menschen in seiner Umgebung zu beeinflussen.” Jetzt ist Transferleistung gefragt. Bastian kommt aufs Gehirn zu sprechen: “Es gibt 188 Arten, mit denen unser Gehirn uns täuschen kann. Unser Urteil ist niemals objektiv, das ist unmöglich.” Das ist gerade in der Personalauswahl präsent. “Dich werden Krebse zwicken”, warnt Bastian charmant darauf hin, dass Recruiter*innen Vorurteile im Interview ereilen werden. Deswegen: Mindestens zwei Personen sollten einen Bewerbenden auf Herz und Nieren prüfen. Bitte auch hier metaphorisch interpretieren.
Das achte Weltwunder
Im Anschluss an die Meme-Sause grinst Lars Wolfram von talentsconnent breit in seine Webcam. Der Mitgründer überzeugt gerade seine 8-jährige Tochter von Schule – und stellt deshalb gleich auch dem hiesigen Publikum eine Denksportaufgabe: Wie viele von 100 Interessent*innen, die eine Karriereseite besuchen, bewerben sich? Na, eine Idee? Es sind nur zwei bis vier. Lars erbaut die chinesische Mauer des Rekrutierens. Am Beispiel des Weltwunders statuiert er das Problem einer Jobbörse: “Es gibt 414 Stellenangebote für Absolventen, aber die Stellennamen haben nichts damit zu tun, was ich studiert habe.” Plötzlich Urlaubsfeeling, denn Lars redet über Schwimmkleidung. “Das ist wie, als würde ich Amazon nach Badehosen fragen und mir werden Fernseher und Waschmaschine zusätzlich angeboten”, verweist er auf den Zusammenhang von Sales und Recruiting. Titel seines Speakings. Doch damit nicht genug. Auch Plattitüden, die sich nach Mehrwert sehnen, sind ihm zu bieder. “Weihnachten und Silvester frei? Na, herzlichen Glückwunsch!”, kommentiert er süffisant.
"Der Kandidat zieht sich bis auf die Unterhose aus..."
Wo wir schon beim Fest der Liebe sind: Mit dem Recruiting ist es wie beim Dating – findet Jan Hawliczek von Die Grüne 3. Wie jetzt? “Gib dir bei der Ansprache Mühe wie beim ersten Date”, rät er. Es ist ein Prozess, von Mensch zu Mensch. Förmlichkeiten gehören abgelegt, Augenhöhe ist angebracht. Nicht nur die Kandidat*innen müssen sich entblößen, auch der Recruiter und das Unternehmen müssen sich öffnen. Oder, um es in Jans Worten zu sagen: “Der Kandidat zieht sich bis auf die Unterhose aus und von euch ist nichts da – wie soll da Persönlichkeit entstehen?” Ich hoffe, das Bild habt ihr schnell richtig eingeordnet.
Wellenbrechen leicht gemacht
Während beim Dating herausgefunden wird, ob die Beteiligten auf einer Wellenlänge sind, will Katharina Schulze eine Welle von Problemen vermeiden – mithilfe von Daten. Basierend auf der Klage, die die Gründerin von beyobie unzählige Male aus Personalabteilungen hörte: “Wir kommen nicht vor die Welle”, argumentiert sie für eine rechtzeitige Analyse. Der Täter: die Intuition. Der Revoluzzer: die Datenbank. Katharina bemängelt, dass meist erst reagiert wird, wenn sich die Welle bereits aufbäumt. Zum Beispiel die Fluktuation. Doch sich auf die erhobenen Daten zu verlassen, sorgt für ruhigeres Fahrwasser und macht den Betrieb zu einem verlässlichen Wellenbrecher: “Dadurch könnt ihr Trends erkennen und bereits Maßnahmen entwickeln, damit das nicht zu einem wirtschaftlichen Problem kommt.” Daten sind die besseren Argumente. “Daten decken auf, Debatten drehen sich im Kreis”, sagt Katharina.
Talentpool und Fische
Bleiben wir im Bild des blauen Wunders: Wo Wellen sind, da sind auch Meerestiere. Oder doch nicht? Robindro Ullah warnt vor schlechtem Retention-Verhalten, weil es das beste Recruiting zerstören kann. “Gestern hatten wir noch Fische im Talentpool, heute nicht mehr”, sagt Robindro vom Trendence Institute, “wenn uns Mitarbeitende verloren gehen, finden wir am Markt keine neuen”. Schlechte Aussichten für Angler, denn es gibt zu viele Haken für zu wenig Fische.
Deshalb gilt: Anerkennung ist das Gegengift für Abschiedsambitionen. Das zeigt ein Vergleich zu anderen Ländern: “In Deutschland sagen die Menschen, dass die Anerkennung von Leistung mit Wertschätzung und Dank gewürdigt wird. Die Italiener*innen würden sagen, es ist eine Beförderung. In Asien ist es eine Gehaltserhöhung.” Da sind wir offenbar ziemlich soziale Wesen. Wie einfach.
Nach dem Digital HR Summit ist vor der HR On Demand
Zum Schluss tagelanger Fortbildung hat meine Kollegin und Summit-Projektleiterin Anna “Decki” Deckers Respekt verdient. Es fällt einiges ab, wie ihr Fazit zeigt: “Ich freue mich sehr, euch hier alle, auch wenn nicht mit Gesicht, gesehen zu haben.” Wenn diese charmante Abmoderation nicht Lust auf die Digital HR Summit 2024 macht, was dann?
Reingefallen, ist gar keine rhetorische Frage, denn ich hab’ da gleich was: die OMR HR ON DEMAND ist deine Videoplattform für Inhalte, die Unternehmen hilft, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Oder zu werden. Denn, wenn wir eins gelernt haben: Ob dein Unternehmen attraktiv ist, entscheiden ja nun mal die, die dafür arbeiten. Mic drop!