Impact Area auf dem OMR24 – ein Raum für Inklusion, Nachhaltigkeit und Engagement
Eine Ausstellungsfläche für 14 Organisationen mit gesellschaftlichem Zweck – für mehr Reichweite, Kontakte und neue Möglichkeiten.
Auf dem diesjährigen Festival gab es zum ersten Mal die Impact Area, auf der sich 14 NGOs präsentieren durften. Ausgewählt wurden diese durch den gemeinnützigen Verein des Unternehmens Lemonaid & ChariTea. Wir stellen euch eine Auswahl vor.
Mehr Sichtbarkeit für schwarze Frauen
Mit dabei war Black Female Business. Die Organisation ist das erste Business-Netzwerk für schwarze Frauen im deutschsprachigen Raum, das sie in Unternehmen fördern möchte.
Co-Founderin Lioba Jarju erzählt, woher die Idee zur Gründung kam: “Das kommt ganz nah aus dem Eigenbedarf. Ich war damals die einzige schwarze Person, als ich ins Berufsleben eingestiegen bin. Und ich habe mich konstant gefragt, wo die anderen kompetenten und coolen Persönlichkeiten geblieben sind, mit denen ich aufgewachsen bin.”
Drei Jahre reifte in ihr der Gedanke, eine Anlaufstelle zu bieten – dann gründete sie Black Female Business. Für Jarju ist es unglaublich wichtig, dass schwarze Frauen ihr volles Potenzial im Berufsleben entfalten und für den Weg Vorbilder haben, an denen sie sich orientieren können. Schwarze Frauen sollen besser sichtbar sein, denn die Co-Gründerin betont, dass sie überall in der Berufswelt vertreten sind.
Lioba Jurja, Gründerin von Black Female Business, im Gespräch auf der OMR Impact Area 2024. Quelle: Niclas Ruehl
Gemeinsam mit der anderen Gründerin Mariam Guédé verschaffen sie hunderten von Frauen in Deutschland Zugang zu Wissen und kreativen Austausch, um sich erfolgreich im Arbeitsleben zu etablieren und bieten Unternehmen somit eine einzigartige Kooperation.
Seenotrettung und Wertschätzung
Sea-Watch ist eine humanitäre Organisation, die sich der Rettung von geflüchteten Menschen im Mittelmeer verschrieben hat. Mit ihren Schiffen und -flugzeugen leistet die internationale NGO einen bedeutsamen Beitrag zur Seenotrettung und setzt sich zugleich politisch für menschenwürdige Lösungen in der Geflüchtetenkrise ein.
Warum der Beitrag von Sea-Watch so wichtig ist? “Weil Europa Menschen an den Grenzen einfach ertrinken lässt. Und das, obwohl Europa einen Friedensnobelpreis hat”, so Ilona Diefenbach, Online Fundraising Managerin. Nicht nur der Auftrag stellt den Menschen in den Mittelpunkt, auch die Unternehmenskultur. Den Mitarbeitenden stehen Therapeut*innen zur Verfügung, um die belastende Arbeit besser bewältigen zu können. Dementsprechend sind auch die Arbeitszeiten flexibel – jede*r kann frei entscheiden, wie viel er arbeitet.
Gegen die Bildungsungerechtigkeit
Tausche Bildung gegen Wohnung ist eine Initiative mit innovativem Ansatz – sie richtet sich an junge Menschen, die im Austausch für ihre Mitarbeit in Bildungsprojekten in benachteiligten Stadtteilen kostenlosen Wohnraum erhalten. Dazu gibt es monatliches Taschengeld und eine Qualifizierung als Bildungspat*innen. Dabei unterstützen sie Kinder bei Schul- und Freizeitaktivitäten. Der Verein wurde im Jahr 2012 gegründet, allerdings hat sich das erste Social Franchise in Hamburg erst 2023 etabliert und ist in Steilshoop tätig.
Gründerin Anna-Sophie Hippke schildert uns ihren Arbeitsalltag. “Jeder Tag ist anders. Manchmal steht man morgens in der Küche und brät Pfannkuchen für die Kinder und nachmittags gibt man ein Fernsehinterview.” Hippke koordiniert das Tagesgeschäft und akquiriert Förderpartner.
Warum braucht es die Initiative? Die Gründerin erklärt uns, dass Deutschland leider noch weit davon entfernt ist, bildungsgerecht zu sein. Dem Verein ist es ein großes Anliegen, dass jedes Kind die gleichen Chancen erhält. “Kinder aus sozial schwachen Familien gehen 70 Prozent weniger ins Theater als andere Kinder.” Das verdeutlicht, wo Tausche Bildung gegen Wohnung ansetzt. Die Pat*innen fördern nicht nur das Lernen, sie betreuen und inspirieren die Kinder auch in ihrer Freizeit.
Hippke betont, dass jede*r der*die vorteilsarm ist, willkommen ist, um den Perspektivwechsel selbst zu erleben. Denn leider ist auch der Verein von dem Fachkräftemangel betroffen. Ein offensichtlicher wie triftiger Grund sei die oft überfordernde Arbeit. Darüber hinaus erfährt sie regelmäßig von Schicksalsschlägen der Kinder, mit denen sie arbeitet. “Soziale Jobs sind nicht nur emotional ermüdend, sondern auch schlecht bezahlt”, betont die Gründerin. Für sie reicht es aber vollkommen aus, dass sie etwas mit ihrer Arbeit bewirken kann.
Diverse Politiker*innen
Auch um die deutsche Politik ging es bei der Impact Area. Die Initiative Brand New Bundestag ist eine überparteiliche Bewegung, die den Bundestag diversifizieren und modernisieren möchte. Mitarbeiterin Cora Mantel erklärt die Agenda: “Wir unterstützen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft dabei, in die Politik zu gehen, damit die Parlamente in unserem Land, aber auch in Europa, mehr das abbilden, was die Gesellschaft tatsächlich ist.” Durch das Fördern junger, progressiver Kandidat*innen, die sich für soziale Gerechtigkeit, Klima- und Bildungspolitik einsetzen, möchte die Organisation die politische Landschaft in Deutschland nachhaltig verändern. Ob Wahlkampfunterstützung und -analysen oder das parteiübergreifende Vernetzen, die Initiative schafft eine Fläche für zukunftsorientierte Politik. Laut Mantel schafft es eine Partei nicht mehr alleine, die Interessen der Gesellschaft erfolgreich abzubilden.
Passend dazu sind auch ihre Unternehmenswerte. So erklärt uns die Mitarbeiterin, dass die Organisation holokratisch ist.
“Bei uns ist es so, dass das beste Argument gewinnt”.
Auch Diversität ist ein großes Anliegen des Arbeitgebers. “Das ist ein konstanter Lernprozess für uns. Wir sind in der Hinsicht auch noch nicht perfekt, das wissen wir auch. Aber was für uns ganz wichtig ist, dass wir da dran sind”.
Als Gesellschaft zusammenrücken
Das Konzept der Impact Area ist in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Lemonaid & ChariTea e.V. entstanden. Es ist ein Verein im Unternehmen, der durch Sponsoring finanziert ist. Insgesamt gehen pro verkauftes Getränk fünf Cent an den Verein – die Gelder werden dann für soziale Projekte in den Anbauregionen eingesetzt.
Dieses Jahr durfte die gemeinnützige Organisation Gleichgesinnten Raum bieten. Es haben sich über 80 Organisationen beworben, 14 davon haben eine Fläche ergattert. Aileen Puhlmann, geschäftsführende Vorständin, erzählt uns, welche Kriterien dafür ausschlaggebend waren. “Wir wollten eine große Diversität in den verschiedenen Impact-Organisationen widerspiegeln, um zu zeigen, dass man sich wirklich in jeder Sparte engagieren kann. Außerdem hat die Jury darauf geachtet, welche Organisationen sich vermeintlich keine Fläche auf dem Festival leisten könnten.”
Was uns Puhlmann noch sagt: Wie schön es wäre, wenn jedes Unternehmen auf dem Festival in irgendeiner Form einen Impact-Gedanken hätte und noch irgendetwas über den eigenen Business Purpose hinweg tun würde. Aber in der Absenz dessen ist es schön, so einen Impuls zu setzen. Wegen drohenden Klimakatastrophen und Rechtsruck in der Politik findet sie es wichtig, als Gesellschaft zusammenzurücken.
Soziales Engagement war die Kernintention der Impact Fläche. Sie zeigte nicht nur, was alles falsch läuft – sondern wie es besser gehen kann. In Politik, Gesellschaft und Nachhaltigkeit.