Instagram testet gerade Affiliate Marketing: So sieht es aus und so funktioniert es

Diese Influencer:innen und Marken nutzen die Funktion schon – und so viel Geld ist im Spiel

instagram_affiliate

Ein:e Influencer:in bewirbt auf Instagram ein Produkt; die Follower können das Produkt antippen und dann gleich innerhalb der Instagram-App kaufen. Für jeden zustande gekommenen Kauf wird an den/die Influencer:in eine Provision gezahlt. Das ist der Grundprinzip von Instagrams nativem Affiliate-Tool, das Facebook in diesem Juni angekündigt hat. Nun lassen sich erste Affiliate-Posts von Influencer:innen auf der Plattform finden. Bei uns könnt ihr sehen und lesen, wie natives Affiliate Marketing auf Instagram aussieht, wie es funktioniert und wie viel Geld Influencer schon damit verdienen.

Bislang war nicht allzu viel bekannt über Instagrams Affiliate-Tool. Mark Zuckerberg hatte die Funktion bereits im April 2021 in einem gemeinsamen Livestream mit Instagram-CEO Adam Mosseri angeteasert; im Rahmen der Creator Week erfolgte im Juni dann eine offizielle Ankündigung. Zwei lesenswerte Artikel in der US-Ausgabe des Business Insider bringen nun ein wenig Licht in das Thema und zeigen, welche Summen Influencer:innen damit aktuell einnehmen, welche Marken an dem Beta-Test teilnehmen und wie hoch die Provisionen sind, diese zahlen.

Mit diesem Bild hat Instagram das native Affiliate-Tool angekündigt. Nutzer müssen sich für das Programm anmelden (links), können dann Produkte in ihren Inhalten markieren (Mitte) und erhalten dann in den Post Insights Informationen zu den Impressions des Posts und den geschätzten Einnahmen (Bild: Instagram)

Nun lässt sich mit markierten Produkten Geld verdienen

Das native Affiliate-Tool basiert auf den bereits 2016 eingeführten „Product Tags“. Mit diesen können Unternehmen und Creator:innen auf Instagram in ihren Inhalten Produkte vertaggen. Bislang ist dabei jedoch – zumindest auf Instagrams Plattform selbst – kein Geld geflossen. Nun können Influencer:innen Produkte in ihren Inhalten markieren, bei denen sie eine Provision kassieren, falls einer der Follower beim beworbenen Unternehmen etwas kauft. Und die Unternehmen können gegenüber den Instagram-Stars einen größeren Anreiz setzen, ihre Produkte zu bewerben.

Bisher ist die Funktion offenbar für Instagram Stories (nur einzelne Produkte) sowie in regulären Feed Posts (mehrere Produkte) nutzbar. Marken, die ihre Produkte mittels nativem Affiliate Marketing auf Instagram von Creator:innen bewerben lassen wollen, müssen dafür mutmaßlich ihren einen Produktkatalog bei Instagram hochgeladen und auf den Plattform einen Shop eingerichtet haben. Influencer:innen müssen sich für die Teilnahme am aktuellen Test bewerben.

Kleine bis mittlere Creator:innen dürfen zuerst

Ein Feed Post, bei dem Instagrams natives Affiliate Tool verwendet wird

Wenn diese dann zugelassen wurden und ein Produkt markieren und bewerben wollen, müssen sie auf den Shopping-Sticker tippen. Daraufhin wird ihnen eine Liste der teilnehmenden Marken angezeigt sowie die Höhe der Provision, die die jeweilige Marke beim Zustandekommen eines Kaufs zahlt, wie Business influencer schreibt. Nachdem sie eine Marke angetippt haben, können die Inflluencer:innen aus deren Produktkatalog Produkte auswählen. Dabei werde ihnen auch eine Schätzung dazu angezeigt, welche Summe sie jeweils einnehmen können, wenn sie das jeweilige Produkt markieren. Die fertige Story oder der jeweilige Post werden dann mit dem Hinweis „Provision möglich“ bzw. „Eligible for Commission“ gekennzeichnet.

Laut Business Insider ist der geschlossene Beta-Test des Affiliate-Tools vor einigen Monaten  in den USA mit zehn bis zwölf Influencer:innen und fünf Beauty-Marken gestartet; mittlerweile sollen 30 Marken und rund 100 Influencer:innen daran teilnehmen. Gegenüber Business Insider sollen mehrere Quellen erklärt haben, dass Instagram sich für den Test auf Micro-Influencer:innen und aufsteigende Creator:innen konzentriere. Wer mit Google Instagram nach der Phrase „Eligible for Commission“ durchsucht, stößt auf einige Teilnehmerinnen: erinparsonsmakeup (355.000 Follower), officiallyquigley (334.000 Follower), tallblondebell (247.000 Follower),  angelt33th (174.000 Follower), monikablunder (121.000 Follower), lifeoftanyamarie (82.100 Follower), melissa.frusco (39.600 Follower), imgoodlikemeghan (18.400 Follower), twentysomethingplus (16.400 Follower) und amandajsoucy (9.100 Follower).

Funktioniert das auch ohne Mediabudget?

Ein nativer Affiliate-Tag in einer Highlight Story von twentysomethingplus

Augenscheinlich nehmen bisher nur Creator:innen aus den USA an dem Programm teil – das ist ebenfalls aus Instagram-nahen Kreisen zu hören. Laut Business Insider soll das Feature bis Ende des Jahres aber auch in anderen Märkten ausgerollt werden. Chris Kastenholz, Mitgründer und Geschäftsführer von Pulse Advertising, einer der größten deutschen Influencer-Marketing-Agenturen, zeigt sich auf Anfrage von OMR grundsätzlich offen gegenüber solchen Modellen: „Instagram – und Social Media allgemein – haben bisher für Entertainment gestanden. Jetzt geht es immer mehr in Richtung Shopping. Das passt zum Markt, weil die Konsumenten eben auch digitaler einkaufen gehen. Dass Instagram jetzt die Creator an dieser Entwicklung beteiligt ist eine Chance, sowohl für die Creator, als auch für Marken: Beide sind am Erfolg der Zusammenarbeit beteiligt.“

Kastenholz deutet aber auch an, dass Affiliate Marketing mit Influencer für sich genommen und ohne Facebook für Reichweite zu bezahlen, nicht der Allheilsbringer sein wird. „Wir verbinden in den Werbestrategien grundsätzlich den Creator Content mit Paid Advertising auf Instagram. Diese Entwicklungen vereinfachen das Tracking und Messen des Erfolgs für uns und unsere Markenpartner.“

Bisher nur Kleckerbeträge

Offen ist bislang noch, ob Facebook sich einen Teil an der Provision, die die Marken an die Creator zahlen, abzwackt. Es ist jedoch durchaus vorstellbar, dass der Social-Konzern zumindest für den Anfang davon absieht, das Feature zu monetarisieren. Denn zum einen kann er damit die Creator:innen an sich binden, für deren Inhalte viele Nutzende immer wieder auf Instagram zurückkehren. Zum anderen bringt das Feature möglicherweise weitere Firmen dazu, ihren Produktkatalog auf der Plattform hochzuladen und die Shopping-nahen Funktionen zu nutzen. Und wenn die Unternehmen dann die Posts der Influencer:innen mit Mediabudget pushen, erzielt Facebook weitere Werbeeinahmen.

Den Creatorn scheint das Affiliate-Tool zumindest bislang jedoch noch keinen allzu warmen Geldregen zu bescheren. Wie Business Insider schreibt, habe Melissa Frusco lediglich ein paar US-Dollar mit ihrem ersten In-Feed-Post eingenommen; auch Quigley Goode soll mit einem Post, in dem sie ein Kosmetikprodukt markiert hatte, innerhalb von vier Wochen nur 16 US-Dollar eingenommen haben. Tanya Zielke habe in einem Post eine Jeans von Abercrombie & Fitch markiert, der laut Instagram Insights 58 US-Dollar Umsatz generiert hat. Bethany Everett-Ratcliffe erklärte, seit dem Start des Test im Juni immerhin mehr als 500 US-Dollar eingenommen zu haben.

Werden Shoppable Videos den Durchbruch bringen?

Das sind alles keine Beiträge, von denen Creator:innen auch nur annähernd ihren Lebensunterhalt bestreiten könnten. In der Regel war Affiliate Marketing für Influencer:innen aber auch immer nur ein Standbein von vielen, das auch einigermaßen noch funktionierte, wenn – wie just in der Pandemie – Marken ihre Budgets zusammenstrichen. „Brand Deals“ mit Posts und Kooperationen, die mehr auf Marke und Image zielen, können demgegenüber den Digitalstars deutlich mehr Geld einbringen.

Lifestyle-Bloggerin Lindsay Silbermann erklärte gegenüber Business Insider, dass sie darauf warte, dass das Affiliate-Tool auch auf die Video-Formate von Instagram ausgeweitet werde. „Videos verkaufen“, so Silbermann. In Livestreams, IGTV-Videos und Reels lassen sich schon Produkte markieren, bislang jedoch nicht mit dem Affiliate-Tool. Doch offenbar ist auch das in Planung.

Influencer MarketingInstagramSocial Commerce
Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

Alle Artikel von Roland Eisenbrand

Ähnliche Artikel

Aktuelle Stories und die wichtigsten News für Marketeers direkt in dein Postfach!
Zeig mir ein Beispiel