TV-Werbung bei der Darts-WM: „Mit der Schrotflinte auf alle deutschen Wälder geschossen“

Martin Gardt9.1.2019

OMR Podcast-Stammgast Sven Schmidt über den Erfolg von TV-Werbung im Umfeld der Darts WM

Sven Schmidt Darts WM
Philipp Westermeyer mit Sven Schmidt, Darts-Weltmeister Michael van Gerwen und Wooga-Co-Gründer Patrick Paulisch (v.r.) im Ally Pally

Fast 1,5 Millionen TV-Zuschauer haben am Neujahrsabend das Finale der Darts WM auf Sport1 verfolgt – und ganz sicher auch einen Werbespot von Maschinensucher.de gesehen. Das Unternehmen, bei dem Sven Schmidt Gesellschafter und Geschäftsführer ist, hat im Umfeld der Weltmeisterschaft 650 Spots gesendet. Im neuen OMR Podcast erzählt Sven, was die TV-Werbung rund um das Event wirklich gebracht hat und was er beim nächsten Mal anders machen würde. Im zweiten Teil geht es um seine Digital-Prognosen 2019 und die Entwicklung der größten deutschen Digital-Firmen im vergangenen Jahr.

„Ich habe mir die Frage gestellt, wie ich unabhängig von GAFA eine B2B-Marke aufbauen und dafür sorgen kann, dass die Kunden direkt zu uns kommen“, sagt Sven Schmidt im OMR Podcast zu Philipp Westermeyer. „Warum haben wir dann Massenmarkt-Werbung für eine kleine Zielgruppe von 200.000 bis 250.000 Menschen in Deutschland gemacht? Ich wollte zwei Hypothesen testen: Erstens, dass Darts im Vergleich zu anderen Sportarten wie Fußball underpriced ist. Und zweitens, dass das auch für Sport1 im Vergleich zu großen TV-Sendern gilt.“

Also bucht die B2B-Plattform für Gebrauchtmaschinen Maschinensucher.de insgesamt 650 fünf- bis sechssekündige Werbespots bei Sport1 im Verlauf der Darts-WM – mit dem späteren Darts-Weltmeister Michael van Gerwen als Protagonisten. (Wir hatten berichtet.)

Im nächsten Jahr wieder? Jein.

„Unser Spot hat am besten funktioniert, wenn Michael van Gerwen gerade auch bei der WM gespielt hat“, so Sven Schmidt. Im Nachhinein hätte es aus seiner Sicht deshalb gereicht, immer nur dann Werbung zu schalten, wenn der Darts-Superstar seine Spiele ausgetragen hatte. Der Traffic sei zwar durch die Spots jeweils ordentlich angestiegen. „Im Endeffekt hat sich der Traffic, der dadurch generiert worden ist, aber nicht in Kaufanfragen niedergeschlagen“, sagt Schmidt. Das sei aber zu erwarten gewesen, weil niemand durch einen Werbespot direkt dazu getrieben wird, eine gebrauchte Maschine für mehrere Tausend Euro zu kaufen. „Wir müssen noch abwarten, um zu gucken, ob wir Käufer so gut bespielt haben, dass sie sich später noch an uns erinnern“, sagt er.

Trotzdem sei er überzeugt, dass Markenaufbau in der GAFA-Welt imminent wichtig ist und man dafür auch mal ein Risiko eingehen muss. „Würde ich es wieder machen? Ja. Mach ich es wieder genauso im nächsten Jahr? Jein“, sagt Schmidt. Die hohe Frequenz habe irgendwann keinen Wert mehr generiert. „Das Testimonial war gut, der Spot war gut, ob es für einen B2B-Player der richtige Ansatz ist, muss man aber diskutieren.“ Auch deshalb habe Maschinensucher.de parallel eine Youtube-Kampagne geschaltet. Der TKP habe für einen 6-Sekunden-Spot bei acht bis neun Euro gelegen – die Zielgruppe sei hier aber viel gezielter ansprechbar gewesen als im TV.

Die Digital-Gewinner

Der Podcast-Stammgast spricht aber nicht nur über sein TV-Experiment, sondern auch über die aus seiner Sicht derzeit hoffnungsvollsten deutschen Digital-Unternehmen. Seine Top 3: Getyourguide, Flixbus und Sumup. Getyourguide sei das Booking.com für Urlaubserlebnisse und weltweit führend auf dem Gebiet. Auf der Plattform lassen sich Tickets für Touristenattraktionen und Stadtführungen buchen. Laut Medienberichten bereitet der japanische Medienkonzern Softbank eine Investition in Getyourguide durch seinen Vision Fund vor. Und der hat bisher immer mindestens 100 Millionen US-Dollar in Startups investiert. Sven Schmidts Meinung: „Softbank steckt immer so viel Geld in die Unternehmen, damit diese Weltmarktführer werden. Mit dem Rückenwind durch die Presse-Aufmerksamkeit nach einem Deal und die neuen Möglichkeiten könnte das bei Getyourguide klappen.“

Flixbus habe es die Monopolstellung auf dem Busmarkt erlaubt, die Preise zu erhöhen. Das Unternehmen könne sich auf Linien mit guter Auslastung konzentrieren – wenn es gelinge, die Füllrate und den Umsatz pro Passagiermeile zu steigern, ist das laut Schmidt absolut spitze. Wenn das Unternehmen das in den USA wiederholen könne, wäre das ein zusätzlicher Meilenstein.

Zuletzt geht Schmidt noch auf Sumup ein. Die Firma sei das europäische Äquivalent zu Square, dem US-Bezahldienst für kleine und mittelgroße Händler, der 2017 über 2,2 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht hat. „Ich habe gehört, dass Sumup schon jetzt drei Milliarden Euro wert sein soll“, so Schmidt.

Wie Sven Schmidt auf die Probleme von HelloFresh, Home24 und ProSiebenSat.1 blickt, warum er trotz zwischenzeitlicher Umsatzwarnung an den Erfolg von Zalando glaubt und welche GAFA-Aktien er kaufen würde, hört Ihr im neuen OMR Podcast.

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Alle Themen des Podcasts mit OMR Podcast-Stammgast Sven Schmidt:

  • Was hat Maschinensucher.de bei der Darts WM gemacht? (ab 02:41)
  • Warum macht eine B2B-Plattform Massenwerbung bei einem TV-Sender? (ab 04:00)
  • Hat sich die TV-Werbung auf dem Nischensender gelohnt? (ab 07:35)
  • Sind die Ergebnisse des Experiments nicht ein bisschen mau? (ab 11:59)
  • Hat Michael van Gerwen überhaupt eine eigene Markenbekanntheit über Darts hinaus? (ab 16:16)
  • Wie wichtig ist aus Svens Sicht Brand Building in der Plattform-Ökonomie noch? (ab 19:40)
  • Wie war Svens Eindruck vom Werbepartner Sport1? (ab 27:15)
  • Glaubt Sven Schmidt an das Geschäftsmodell von DAZN? (ab 32:08)
  • Wie lief die Verbreitung des Werbespots über Youtube? (ab 34:34)
  • Was sind aus Svens Sicht die derzeit spannendsten deutschen Digital-Firmen? (ab 38:01)
  • Zu HelloFresh, Home24 und ProSiebenSat.1: Diese Vorhersagen von Sven Schmidt der letzten Jahre sind wahr geworden (ab 43:39)
  • Zalando hat gelitten in der letzten Zeit: Wie ist da Svens Prognose? (ab 52:10)
  • Svens Kritik an der Vermarktung von Rocket-Internet-Firmen vor deren Börsengängen (ab 59:14)
  • Was denkt Sven über die Wertverluste der GAFA-Firmen in den letzten Monaten? (ab 01:01:22)
  • Sven wirbt für den Firmenstandort Essen und sein Unternehmen (ab 01:05:01)
  • Könnten Maschinensucher.de und OMR bald Trikotsponsoren von Rot-Weiss Essen werden? (ab 01:07:31)

Wie immer könnt Ihr den aktuellen OMR Podcast bei SoundcloudiTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Auch auf SpotifyStitcher und Deezer findet Ihr uns. Und es gibt jetzt auch einen Alexa Skill! Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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