CEOs bei OMR25: Vitra, Liquid Death, Too Good To Go und MSCHF
Vier Köpfe aus vier unterschiedlichen Branchen: Nora Fehlbaum, Mike Cessario, Mette Lykke und Gabriel Whaley kommen zum OMR Festival
- Nora Fehlbaum: Auf ihren Möbeln wird Geschichte geschrieben
- Mike Cessario: Wasser so vermarkten, als wäre es Bier
- Mette Lykke: Der weltweit größte Marktplatz gegen Lebensmittelverschwendung
- Gabriel Whaley: Das Kunstkollektiv hinter den "Big Red Boots"
Am 6. und 7. Mai 2025 findet wieder das OMR Festival in der Hamburg Messe statt. Dann werden nicht nur zahlreiche Aussteller mit Ständen am Start sein, Masterclasses abgehalten werden und Side Events stattfinden – natürlich sprechen auf den großen Bühnen auch wieder Macherinnen und Macher aus (Digital-) Wirtschaft, Politik, Kultur und Sport. Heute stellen wir die vier nächsten Namen vor.
Schon seit einigen Wochen stehen die ersten Speaker*innen für OMR25 fest. Basketball-Hall-of-Famer Dirk Nowitzki ist dabei, Zukunftsforscherin und Tech-Trend-Professorin Amy Webb auch, Marketing-Prof und OMR-Stammgast Scott Galloway wird uns wieder einen Besuch abstatten, Unternehmerinnen-Koryphäe Angela Ahrendts DBE wird auch da sein. Außerdem am Start sind Tech-Experte Philipp Klöckner, Linkedin-Strategin Britta Behrens, About-You-Gründer Tarek Müller, Kununus CEO Nina Zimmermann und viele mehr. Hier gibt es alle Speaker*innen auf einem Blick. Unterstützt von unserem Content-Partner Vodafone wird hier in den kommenden Wochen und Monaten natürlich noch eine Menge passieren.
Ein paar Neuigkeiten gab es auch schon von Finance Forward und 5050. Bei OMR24 und vorangegangenen Festivals haben sich die beiden Formate noch eine etwas kleinere Bühne geteilt. Damit wird am 6. und 7. Mai 2025 Schluss sein. Wir heben beide Themen auf die ganz großen Bühnen – und wollen so ganz bewusst mehr Aufmerksamkeit für sie schaffen. Mehr Details dazu gibt es hier für 5050 und hier für Finance Forward.
Nora Fehlbaum: Auf ihren Möbeln wird Geschichte geschrieben
Im Deutschen Bundestag wird auf "Figura"-Stühlen Platz genommen, bei einem Nato-Gipfel saßen auch schon mal der ehemalige US-Präsident Barack Obama auf einem Vitra-Stuhl, die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte in ihrem Büro einen "Eames Aluminium Chair", Kim Kardashian ist auch Fan. Der Schweizer Design-Möbel-Hersteller Vitra schafft es inzwischen seit Jahrzehnten, dass bei vielen großen, relevanten Anlässen sehr gerne auf seinen Produkten Platz genommen wird.
Seit 2016 ist Nora Fehlbaum als Teil der dritten Generation jetzt schon CEO des Familienunternehmens. Schon vorher, seit ihrem Einstieg 2010, hat sie aber bereits maßgeblich dazu beigetragen, dass Vitra sich zu dem entwickelt hat, was es heute ist. Sie verantwortete den fast schon legendären Vitra Campus, auf dem sich unter anderem das Vitra Design Museum, "das heimliche Mekka des Möbeldesigns" befindet. Sie lancierte den weltweiten Online-Shop und baute die Accessoires Collection aus.
Während die erste Generation das kommerzielle Fundament des Unternehmens gelegt und die zweite mit dem Vitra Campus, dem Vitra Design Museum und dessen Sammlung die kulturelle Dimension hinzugefügt hat, stellt Nora Fehlbaum als Vertreterin der dritten Generation Nachhaltigkeit in den Vordergrund. Der Einsatz von recycelten Kunststoffen ist da nur ein Beispiel. Eines der großen Ziele bis 2030: mit Vitra einen netto-positiven Fußabdruck zu hinterlassen.
Mike Cessario: Wasser so vermarkten, als wäre es Bier
Energy-Drinks, Bier, alkoholische Mischgetränke – Drinks in Dosen sind Normalität in Supermärkten, an Tankstellen und auch auf vielen großen Events. Nur eins gab es lange Zeit nicht: Wasser in Dosen. Das hat auch Mike Cessario erkannt. Als er 2009 auf einem Punk-Festival beobachtet, wie Besuchende Wasser in leere Energy-Dosen abfüllen, fragt er sich, wieso noch keine Marke auf die Idee gekommen war, Wasser wie Bier oder Energy Drinks zu vermarkten. Laut, manchmal provokativ – und eben in Dosen. Die Idee für Liquid Death war geboren.
2019 werden die ersten Dosen verkauft. Das Motto der Brand, "Murder Your Thirst", spiegelt sich seitdem im gesamten Auftreten und in allen Marketing-Kampagnen wider. Ungewöhnlich und polarisierend beschreibt die Marketing-DNA vermutlich am besten; Promo-Videos und Werbeclips erinnern häufig eher an eine Mischung aus Horrorfilm und Heavy-Metal-Musikvideo, immer mit einem klaren Augenzwinkern. Wir haben diese Strategie in unserer "State of the German Internet"-Keynote mal "Unhingend Entertainment Content" genannt.
Dass man mit entsprechenden Inhalten schnell mal auf Social-Media-Plattformen hohe Reichweiten einsammeln kann, dürfte kaum jemanden mehr überraschend. Die Rechnung scheint für Mike Cessario und Liquid Death aber auch abseits der Plattformen, am Point of Sale, aufzugehen. Inzwischen verkauft das Unternehmen auch Sorten in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, setzte im Jahr 2023 rund 263 Millionen US-Dollar um – ein Wachstum von 100 Prozent. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde sammelte das Wasser-Startup 67 Millionen US-Dollar bei einer Bewertung von 1,4 Milliarden US-Dollar ein.
Wenig überraschend stößt das Geschäftsmodell, Wasser mit lautem Marketing aufzuladen und in Dosen zu verkaufen, nicht überall auf Gegenliebe. Liquid Deaths Antwort: Man sei einfach nur ein lustiges Getränkeunternehmen, das klassisches Marketing eben hasst. Man wolle Menschen zum Lachen bringen, dafür sorgen, dass sie mehr und gesünder trinken und setze sich gleichzeitig gegen Plastikverschmutzung ein.
Mette Lykke: Der weltweit größte Marktplatz gegen Lebensmittelverschwendung
Geld sparen und gleichzeitig dafür sorgen, dass weniger eigentlich noch gute Lebensmittel im Müll landen – so lässt sich in aller Kürze das Prinzip von Too Good To Go beschreiben. 2015 in Kopenhagen gegründet, arbeitet das Social-Impact-Unternehmen weiter beständig an dieser Mission. Und an einer Welt ohne Lebensmittelverschwendung.
Mette Lykke ist seit 2017 CEO von Too Good To Go. Bereits 2016 hatte die Co-Gründerin der Fitness- und Trainings-Community Endomondo, die 2015 von Under Armour übernommen wurde, in die Plattform investiert. Zweckorientiertes unternehmerisches Handeln bei gleichzeitigem gesunden Skalieren, soziale und ökologische Verantwortung, eine klare strategische Vision – Mette Lykke scheint wie gemacht für Too Good To Go.
Heute ist das Unternehmen in 19 Ländern auf drei Kontinenten (Australien, Europa und Nordamerika) aktiv, die Community umfasst mehr als 100 Millionen registrierte Nutzer*innen und 170.000 aktive Partnerunternehmen auf der ganzen Welt. Und in Deutschland kam mit der Baumarkt-Kette OBI gerade eine eher ungewöhnliche Partnerschaft hinzu. In einem Pilotversuch in bislang 14 Märkten können Kund*innen seit Oktober essbare Pflanzen wie Kräuter, aber auch nicht essbare Topfpflanzen in kleineren Größen abgeben und so vor der Entsorgung retten.
Gabriel Whaley: Das Kunstkollektiv hinter den "Big Red Boots"
Es war eines der größten viralen Phänomene im Jahr 2023: große, klobige, grell-rote Schuhe, die aussehen, als würden sie aus einem Zeichentrickfilm stammen. Oder aus einem 3D-Drucker. Die "Big Red Boots" wurden auf Modeschauen getragen, von globalen Musikstars wie Travis Scott oder Unternehmen wie den Berliner Verkehrsbetrieben präsentiert. Und sammelten auf unzähligen Social-Media-Accounts gigantische Reichweiten ein (übrigens auch bei Jannik "Jadadiee" Diefenbach, der bei OMR25 als Speaker dabei sein wird). Hinter den Viral-Schuhen steht allerdings kein geplanter Gag, ein Meme-Account oder Vergleichbares. Sie stammen vom US-Kunstkollektiv MSCHF.
Gründer und bis heute CEO ist Gabriel Whaley. Seit 2019 setzt MSCHF auf eine Mischung aus Provokationen und Grenzüberschreitungen und kombiniert Kunst mit Technologie oder der globalen Konsumkultur. Das Ergebnis sind dann nicht immer irgendwie absurde, aber am Ende trotzdem echte Fashion-Pieces. So ging es beispielsweise beim allerersten Drop um einen Laptop. Der wurde vom chinesischen Künstler Guo Dong mit den zu der Zeit gefährlichsten Computerviren infiziert – und für fast 1,4 Millionen US-Dollar versteigert.
Gabriel Whaley und MSCHF wollen mit Aktionen wie diesen die konventionellen Vorstellungen von Kunst und Kommerz an sich in Frage stellen. Aus den popkulturellen Momenten heraus ist MSCHF heute nicht nur ein Household-Name in der Kunstszene – mit ausgestellten Stücken in den großen Museen und Galerien dieser Welt – sondern zählt für viele dank technisch extrem aufwendigen Projekten wie der kleinsten Tasche der Welt (verkauft wurde "smaller than a grain of salt" für über 63.000 US-Dollar), auch zu den innovativsten Unternehmen der Welt.