Obi-CEO Sebastian Gundel will künftig auch Photovoltaik & Co. im Baumarkt verkaufen

Im OMR Podcast stellt der neue CEO von Deutschlands größter Baumarktkette seine Pläne vor

Obi-CEO Sebastian Gundel (rechts) ist zu Gast im Podcast von Philipp Westermeyer. Foto: OMR
Obi-CEO Sebastian Gundel (rechts) ist zu Gast im Podcast von Philipp Westermeyer. Foto: OMR
Inhalt
  1. Obi könnte in Zukunft auch Photovoltaikanlagen verkaufen
  2. Heizkosten-Explosion: Umsatz mit Schimmel-Entferner steigt stark
  3. Die Themen des Podcasts mit Sebastian Gundel im Überblick:

Die Baumarktkette mit dem orangefarbenen Biber kennt fast jeder – doch das schützt den 8-Milliarden-Konzern nicht vor Angreifern wie Amazon & Co. Im OMR Podcast verrät der neue CEO Sebastian Gundel, wieso Obi künftig ein Stück weit zum Lösungsanbieter werden soll, welche Rolle Franchise-Partner*innen in Zukunft noch spielen und bei welchem Produkt die Nachfrage aufgrund der rasant gestiegenen Heizkosten dramatisch gestiegen ist.

Was wird aus Kindern, die gut im Verstecken sind? Baumarkt-Mitarbeitende. Vermutlich hat auch Sebastian Gundel den Witz so oder so ähnlich schon mal gehört. Der CEO von Marktführer Obi kennt natürlich die Vorurteile, die es über seine Branche gibt. „Die typische Frage, wenn du in den Baumarkt kommst, ist ja entweder ,Wo ist der Mitarbeiter?’ oder ,Wo ist das Produkt?’“, sagt Sebastian Gundel im OMR Podcast. Er meint es nur halb im Scherz, denn bei einer durchschnittlichen Fläche von 10.000 Quadratmetern pro Markt und rund 40.000 Produkten sind manche Kund*innen mitunter tatsächlich anfangs etwas orientierungslos. Bei Obi haben sie daher einen Navigator gebaut und in die HeyObi-App des Unternehmens integriert. Das war eine der Maßnahmen, mit denen Sebastian Gundel in seiner alten Rolle die Offline- und Online-Welt enger verzahnen wollte.

Sebastian Gundel ist gerade mal 44 Jahre alt, hat aber bereits nahezu ein Drittel seines Lebens beim Konzern aus dem nordrhein-westfälischen Wermelskirchen verbracht. Gestartet als Head of Corporate Development, hat er sich in den vergangenen Jahren als Chief Digital Officer um die Zukunftsstrategie der Unternehmensgruppe gekümmert. Seit September leitet er als CEO das gesamte Unternehmen. Nach dem Wechsel aus einer Beratung zu Obi hatte er zwar eine Führungsposition, aber anfangs kein eigenes Team. „Anfangs war ich eher Head of Myself“, sagt der promovierte Volkswirt im OMR Podcast. Das hat sich geändert. Als Obi-CEO ist Sebastian Gundel für rund 40.000 Menschen verantwortlich.

Obi könnte in Zukunft auch Photovoltaikanlagen verkaufen

Mit europaweit etwa 650 Märkten und circa acht Milliarden Euro Umsatz ist Obi eine der größten Baumarkt-Ketten der Welt. Anders als Konkurrent Hornbach ist Obi allerdings nicht an der Börse notiert. Die Mehrheit gehört – ähnlich wie der Textildiscounter Kik oder früher die Kaisers Supermärkte – zum Reich der Familie Tengelmann. Über einen Börsengang wurde zuletzt immer wieder mal spekuliert, konkrete Pläne gibt es aber aktuell offenbar nicht. Doch zunächst dürfte es darum gehen, die Transformation weiter voranzutreiben. Denn einerseits kennt die Marke Obi samt dem dazugehörigen orangefarbenen Biber in Deutschland fast jeder. Andererseits hat auch Sebastian Gundel in den vergangenen Jahren erlebt, wie Online-Player wie Amazon immer mehr Marktanteile im Bereich Heim&Garten gewinnen.

Im OMR Podcast skizziert der neue CEO daher erstmals die Strategie, mit der er den Konzern in den kommenden Jahren von acht auf zehn Milliarden Euro Umsatz bringen will. Einerseits soll das Franchise-Konzept (ein Teil der Obi-Märkte wird von selbstständigen Unternehmer*innen betrieben) weiter ausgebaut werden. „In unserer zukünftigen Strategie gehört Franchising dazu, weil ich ganz fest daran glaube, dass wir unsere Ziele mit Partnern besser hinbekommen“, sagt Sebastian Gundel. Gleichzeitig soll auch das Sortiment erweitert werden. „Der Wohnbestand in Deutschland ist wirklich alt“, sagt der Obi-CEO. Daher gebe es einen Renovierungsstau, durch den sich neue Märkte ergeben würden. Sebastian Gundel will Obi stärker als Lösungsanbieter positionieren und auch dabei wieder auf Partnerschaften setzen. So könnte das Unternehmen dann in Zukunft beispielsweise auch Photovoltaikanlagen anbieten. Gespräche mit Anbietern wie Enpal habe man bereits geführt, so Gundel (hier ist Enpal-Gründer Mario Kohle zu Gast im OMR Podcast)

Heizkosten-Explosion: Umsatz mit Schimmel-Entferner steigt stark

Mit Produkten wie der HeyObi-App lernt das Unternehmen die Kund*innen schon jetzt besser kennen. Das Ziel ist auch, bei Planungen schon frühzeitiger als Begleiter eine Rolle zu spielen. Doch am Ende lebt das Baumarkt-Business auch von ganz vielen nicht-digitalen Faktoren. Denn der Betrieb eines Baumarkts ist ein zyklisches Geschäft: Sobald die Temperaturen steigen, steigt auch die Nachfrage nach Gartenartikeln, ein verregnetes Frühjahr macht sich auch in der Bilanz bemerkbar. „Das Wetter spielt eine riesige Rolle“, sagt Sebastian Gundel.

Aktuell spürt der CEO aber auch die Folgen der Geopolitik – im Großen, aber auch im Kleinen. „Weil jetzt nicht mehr so viel gelüftet wird, um die Temperatur im Haus zu lassen, hast du plötzlich viel mehr Schimmelbefall“, sagt Sebastian Gundel. Aufgefallen ist das bei einem Obi-Markt im Hamburg. Den erhöhten Bedarf an Schimmel-Entfernern kann OBI auf Nachfrage der OMR-Redaktion über alle Märkte bestätigen. Die Nachfrage nach einzelnen Produkten zum Entfernen von Schimmel erhöhte sich um rund 50 Prozent. Gundel sagt: „Wir wollen unsere Kund*innen nicht nur durch unser Sortiment unterstützen, sondern auch durch unsere Expertise, egal ob vor Ort in den Märkten oder digital“. Ein gutes Beispiel in diesem Zusammenhang, so Gundel, sei der Leitfaden zum Lüften von Wohnungen.

Insgesamt machen Themen wie der Ukraine-Krieg und die gestiegene Inflation dem Unternehmen natürlich auch generell zu schaffen. „Die Kaufzurückhaltung spüren wir natürlich auch“, sagt Sebastian Gundel. Umso wichtiger sei es, in so einer Phase am Veränderungsprozess festzuhalten. Und auch in der Ansprach der Kund*innen hat sich zuletzt etwas geändert. Ging es für viele in den Anfangsjahren der Corona-Pandemie darum, die eigenen vier Wände schöner zu machen, stehen nun andere Aspekte im Fokus. „Jetzt geht es darum, das Zuhause effizienter zu machen oder vielleicht mal nicht den Handwerker zu rufen, sondern Sachen wieder selber zu machen“, sagt Sebastian Gundel.

Im OMR Podcast verrät der Obi-CEO außerdem, warum die erste Filiale in Hamburg eröffnet wurde, Obi aber seinen Firmensitz in Wermelskirchen hat, was sich Baumärkte von Apple-Stores abschauen können und ob man als Franchise-Nehmer mit einem Baumarkt Millionär werden kann.

Die Themen des Podcasts mit Sebastian Gundel im Überblick:

  • Wie Sebastian Gundel zu Obi gekommen ist und was ein Baumarkt an der Börse wert ist (00:04:20)
  • So soll Obi mit Angeboten wie Beratung per App digitaler werden (00:08:20)
  • Sollte Obi „Schöner Wohnen“ von Gruner + Jahr kaufen?  (00:19:40)
  • Der Biber als Marke und was man mit einem Obi-Markt verdient (00:27:00)
  • Neue Geschäftsfelder wie Photovoltaik und Co. (00:36:40)
  • Sebastian Gundel über den Verkauf von Feuerwerk im Baumarkt (00:44:30)
  • Mehr Schimmel-Entferner und mehr Schnäppchen-Jäger*innen – die Folgen von Krisen (00:49:20)

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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