Knackiger oder fauler Apfel? Was Sven Schmidt über den Börsengang von Delivery Hero denkt

Martin Gardt23.6.2017

Sven Schmidt hat im neuen OMR Podcast alle Infos zum nächsten Schritt für Delivery Hero

Delivery Hero
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Inhalt
  1. Gefährliche Konkurrenz
  2. Frisches Geld für Rocket Internet
  3. Podcasts-Fans? Dann schaut hier vorbei!
  4. Alle Themen vom OMR Podcast zu Delivery Hero mit Sven Schmidt im Überblick:

In wenigen Tagen steht der Börsengang von Delivery Hero an. An der weltweit agierenden Essens-Bestell-Holding ist Rocket Internet mit 35 Prozent beteiligt – und hofft auf frisches Geld. In einem Live-Podcast auf der Bühne der K5 Konferenz in Berlin erzählt Podcast-Stammgast und VC-Experte Sven Schmidt nach der Lektüre von 600 Seiten Börsenprospekt, ob er Aktien von Delivery Hero zeichnen würde, mit welchen Problemen das Unternehmen zu kämpfen hat und was Rocket sich von dem Schritt verspricht.

„So ein Pizza-Bestelldienst ist das größte Restaurant der Welt – nur ohne eigene Küche“, sagt Sven Schmidt im OMR Podcast. Denn mit diesem Modell war Delivery Hero 2011 ursprünglich gestartet. Kunden können über eine App in verschiedenen Restaurants in der Nähe bestellen und sich beliefern lassen. In Deutschland streiten sich die drei Anbieter Lieferando, Lieferheld und Pizza.de um diesen Markt – die letzten beiden gehören zu Delivery Hero. Dazu kommt der selbst organisierte Lieferservice Foodora, der in Deutschland Konkurrenz von Deliveroo bekommt. Das Unternehmen ist mit diesem Modell in 40 Ländern aktiv und wickelt monatlich 13 Millionen Bestellungen ab. 2016 betrug der Umsatz 297 Millionen Euro. Der Börsengang soll jetzt der nächste Schritt sein.

Gefährliche Konkurrenz

„Die Indikation ist, dass der Preis pro Aktie um die 28 Euro sein wird“, so Schmidt. Damit liege die Bewertung des Unternehmens bei fünf Milliarden Euro. „Als privater Investor, der nur begrenzte Transparenz vom Unternehmen bekommt, würde ich lieber abwarten, wie Geschäftsbereiche wie Foodora laufen.“ Schmidt teilt das Geschäft von Delivery Hero in drei Bereiche, die er jeweils für unterschiedlich erfolgversprechend hält. Der erste Bereich laufe am stärksten, weil Delivery Hero hier die Kontrolle über komplette Märkte hat: „Wenn du bei einem lokalen Pizza-Bestelldienst Monopolist bist, ist das ein geiles Business“, sagt er. Das sei bei Delivery Hero vor allem in Märkten wie der Türkei und dem mittleren Osten durch Akquisitionen der jeweiligen Marktführer der Fall. Als Monopolist könne man die Provision von zwölf auf 23 Prozent erhöhen und die Restaurants hätten keine andere Möglichkeit, als mitzuziehen.

Schlechter sehe es dann schon aus, wenn der Bestellmarkt stärker fragmentiert ist – wie in Deutschland mit der starken Konkurrenz durch Lieferando: „Pizza.de und Lieferheld haben im Vergleich von 2016 zu 2017 Umsatz verloren. Und das im größten Markt und in einem Wachstums-Business“, so Schmidt. Noch größere Probleme sieht er beim dritten Geschäftsbereich: Dem selbst organisierten Bringdienst Foodora. Hier gebe es nicht nur logistische Probleme, sondern scheinbar übermächtige Konkurrenz. „Foodora muss die Fahrer anstellen, aber für Spitzen-Bestellzeiten vorhalten. Hier haben Last-Mile-Logistik-Anbieter wie Amazon und Uber einen riesigen Vorteil.“ Das mache die Investitions-Entscheidung noch schwerer: „Delivery Hero bietet mir einen knackigen, einen angeditschten und einen faulen Apfel im Bündel. Aber der Börsenkurs sieht so aus, als wären alle drei Äpfel knackig“, sagt Schmidt. Er würde eher in einen lokalen Monopolisten wie GrubHub investieren, der sich in den USA komplett auf den Bestelldienst fokussiert hat.

Frisches Geld für Rocket Internet

Rocket Internet hält 35 Prozent an Delivery Hero und ist damit der größte Aktionär des Unternehmens. Wenn die Kurse zum Börsenstart so stimmen würden, hätte Rocket eine Wertrealisierung von 1,5 Milliarden Euro. Rocket selbst sei 3,2 Milliarden Euro wert, so Schmidt. „Ohne den Börsengang von Delivery Hero hätte Rocket relevante Glaubwürdigkeitsprobleme.“ Schließlich habe Geschäftsführer Oliver Samwer den Investoren einen Börsengang in 2017 versprochen. Schmidt höre jetzt aus Rocket-Kreisen, dass ein positiver Delivery Hero IPO auch einen Börsengang der nächsten Rocket-Wette Hello Fresh nach sich ziehen würde (50 Prozent Beteiligung). Insgesamt könne Rocket durch die zwei Börsengänge 2,7 Milliarden Euro an Wert schaffen.

Was Sven Schmidt über das Management von Delivery Hero denkt, warum der Börsengang so überhastet wirkt und warum das Unternehmen trotzdem recht einmalig für die Deutsche Startup-Szene ist, hört Ihr im aktuellen OMR Podcast.

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Alle Themen vom OMR Podcast zu Delivery Hero mit Sven Schmidt im Überblick:

  • Würde Sven Schmidt die Aktie von Delivery Hero zeichnen? (ab 1:47)
  • Wie sehen die Economics der drei Geschäftsbereiche von Delivery Hero genau aus? (ab 5:42)
  • Warum ist Delivery Hero trotz aller Probleme immer noch für Investoren interessant? (ab 10:53)
  • Welche Teile von Delivery Hero können langfristig erfolgreich sein? (ab 15:59)
  • 600 Seiten Börsenprospekt: Welchen Eindruck hat Sven Schmidt? (ab 18:53)
  • Warum tritt Delivery Hero in Sachen Börsengang gerade so aufs Gas? (ab 21:41)
  • Was sagen die Investoren zu Delivery Heros aktueller Situation (ab 24:07)
  • Die positive Sicht auf den Börsengang: Neue Millionäre in Berlin und frisches Geld für den Standort, oder? (ab 27:12)
  • Was bedeutet der Börsengang von Delivery Hero für Rocket? (ab 28:32)
  • Aktuelle News von Rockets anderem Hoffnungs-Projekt Hello Fresh (ab 29:31)
  • Würde es sich lohnen, aktuell Rocket-Aktien zu zeichnen? (ab 30:49)
  • Was lernen wir aus all dem? (ab 32:37)

Wie immer könnt Ihr die aktuelle Folge des OMR Podcasts ab sofort bei Soundcloud, iTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Ihr könnt uns außerdem auf den Plattformen Stitcher und Deezer finden. Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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