Carsten Maschmeyer im OMR Podcast: Von der Streitfigur zur Personal Brand

Martin Gardt12.10.2018

Im Gespräch mit Philipp Westermeyer zeichnet er seine Karriere nach und erzählt, warum er auch mal kurz vor der Auswanderung stand

Carsten Maschmeyer
Carsten Maschmeyer (Foto: Bernd-Michael Maurer/MG RTL D)
Inhalt
  1. Vergleichsportal analog
  2. DHDL-Auftritt so viel wert wie 70 Werbespots
  3. Unser Podcast-Partner:
  4. Alle Themen des Live-OMR-Podcasts mit Carsten Maschmeyer im Überblick:

Er zählt wohl zu den schillerndsten Unternehmerpersönlichkeiten, die Deutschland zu bieten hat. Mit dem AWD baut er ein umstrittenes Milliardenunternehmen auf, heiratet Schauspielerin Veronica Ferres und ist mit den mächtigsten Politikern der Republik per Du. Im OMR Podcast erzählt Carsten Maschmeyer wie er aus bescheidenen Verhältnissen kommend, sein Unternehmen aufgebaut hat, was er mit dem AWD falsch gemacht hat und warum er sich jetzt über TV-Shows wie „Die Höhle der Löwen“ eine Personal Brand aufbaut.

OMR-Gründer Philipp Westermeyer trifft Carsten Maschmeyer am gestrigen Donnerstag auf der Bühne des Ruhr Summit 2018 in Bochum zum Live-Podcast. Und die beiden starten direkt mit Maschmeyers Wurzeln. „Ich komme aus einer sehr reichen Familie. Wir hatten zwei Schlösser: eins an der Wohnungstür und eins an der Kellertür“, sagt der Unternehmer. Maschmeyer wächst in einfachen Verhältnissen in Hildesheim auf. Zur Versicherungs- und Finanz-Branche, die er später umkrempeln sollte, kommt er während des Medizin-Studiums. Um sich das zu finanzieren, arbeitet er als Vertreter für die OVB Vermögensberatung. 1988 steigt er beim Allgemeinen Wirtschaftsdienst (AWD) ein und führt das Unternehmen an die Börse.

Vergleichsportal analog

„Ich war immer gut, wenn ich mich mit vielen Menschen beraten habe. Vom Pförtner bis zum Vorstandskollegen“, sagt Maschmeyer im OMR Podcast. Vor der Gründung des AWD habe er seine Kunden gefragt, was die sich wünschen würden. Das Ergebnis: Eine Auswahl aus allen Versicherungen, Banken, etc. „Wir waren ein Vergleichsportal in analog“, sagt Maschmeyer. Beim Verkauf des Unternehmens 2007 habe es 15 Milliarden Euro Jahresumsatz erwirtschaftet, zehn Millionen Verträge von zwei Millionen Kunden verwaltet und 10.000 Mitarbeiter gehabt. Seine zwei großen Fehler in der Zeit? „2001 habe ich versäumt, AWD online als Vergleichsportal zu starten.“ In diese Lücke sei dann Check24 gestoßen. „Ich habe auch nicht früh genug C-Level-Leute dazu geholt. Das war zu lange eine One Man Show.“

Im OMR Podcast geht Maschmeyer aber auch auf die deutliche Kritik an den Geschäftspraktiken des AWD ein: „Die Erfindung einer unabhängigen Produktauswahl war ja eine Sensation, am Ende waren unregulierte Finanzprodukte das Problem.“ Es habe damals von AWD vermittelte Fonds gegeben, in denen Geld veruntreut worden sei. Beim Unternehmen sieht Maschmeyer wenig Schuld, da es als Vermittler keinen Einfluss auf kriminelle Machenschaften in den Fonds gehabt habe. 

Maschmeyer sieht sich selbst nicht als Täter, sondern vielmehr als Opfer einer gesteuerten Kampagne: „Jahrelang ist jemand mit allen finanziellen Mitteln von Redaktion zu Redaktion gezogen und hat immer die AWD angeschwärzt“, sagt Maschmeyer. Damit meint er Stefan Schabirosky, der in seinem Buch „Mein Auftrag: Rufmord“ schildert, wie er zehn Jahre lang versuchte, mit gezielten Falschinformationen an die Presse Maschmeyers Ruf zu zerstören. Verschiedene Medien haben allerdings bereits zurückgewiesen, dass die Informationen von Schabirosky allein ausschlaggebend für die Berichterstattung waren. „Wir haben auch an Wegziehen gedacht“, sagt Maschmeyer über diese Zeit.

DHDL-Auftritt so viel wert wie 70 Werbespots

Nach dem Verkauf des AWD wird es erst einmal still um Maschmeyer: „Als ich vor 10 Jahren die Firma verkauft habe, war ich ein paar Monate der glücklichste Mensch. Dann kam die schlimmste Zeit“, sagt er. „Ich bin Unternehmer, ich will was unternehmen.“ Seine neue Passion seien Startups, in die er unter dem Dach der Maschmeyer Group investiert. Durch seinen Platz in der Jury der VOX-Erfolgsshow „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) bringt er diese Tätigkeit jetzt mit dem Aufbau seiner Personal Brand zusammen. „Wir haben durch die Show den besten Deal-Flow und bekommen 4.000 Pitch-Decks im Jahr“, sagt er. 

Für die Startups, in die er im Kontext der Sendung investiere, ergeben sich allein durch ihren Auftritt bei DHDL enorme Vorteile: „Wenn ein Startup in DHDL erwähnt wird, hat das einen Wert von 60 bis 70 Werbespots“, sagt Maschmeyer. Als Beispiel nennt er Finanzguru, eine App, die Bankkonten, Versicherungen & Co. in einer Übersicht bündelt. Aus 25.000 Kunden seien durch „Die Höhle der Löwen“ innerhalb von einer Woche über 200.000 geworden. Die Conversion Rate von App-Download zu Kunden liege bei 60 Prozent. 

Welche Startups aus Maschmeyers Portfolio unabhängig von DHDL am besten laufen, wie er zu AWD-Zeiten den Großteil der Kunden gewonnen hat und was ihn mit dem Ruhrgebiet verbindet, hört Ihr im neuen OMR Podcast.

Unser Podcast-Partner:

Philipp Westermeyer kommt ja selbst aus Essen, mitten aus dem Ruhrgebiet also. Was einmal das Zentrum der deutschen Industrie war, wandelt sich zu einem modernen Standort für digitale Unternehmen. Die fünf Millionen Menschen, die in der Ruhr-Region leben, bauen da gerade einen der spannendsten Wirtschaftsräume Europas auf. 155.000 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 338 Milliarden Euro sind hier angesiedelt. Wenn auch Ihr nach einer Chance für Eure Firma sucht, nach Möglichkeiten zu investieren oder wenn Ihr einfach etwas bewegen wollt, dann schaut auf der Webseite von Metropole Ruhr vorbei – hier bekommt Ihr alle Infos über die Region, ihre Protagonisten und Unternehmen.

Alle Themen des Live-OMR-Podcasts mit Carsten Maschmeyer im Überblick:

  • Welche Connection hat Carsten Maschmeyer zum Ruhrgebiet? Spoiler: Es geht um Fußball (ab 02:44)
  • Ein Rückblick auf die Unternehmerkarriere von Carsten Maschmeyer (ab 04:10)
  • Check24 ist ja so ein bisschen AWD der digitalen Welt. Warum hat Maschmeyer die Chance verpasst, seine Vergleichsportal-Idee in die digitale Welt zu transportieren? (ab 07:54)
  • Was sind seine persönlichen Erfolgsfaktoren? (ab 09:59)
  • Wie hat er es geschafft, mit der AWD so viele Kunden zu gewinnen? (ab 15:01)
  • Was war der entscheidende Vertriebskanal damals? Ist Telefon als Wachstumsmotor heute tot? (ab 16:44)
  • Wie sieht Maschmeyer die Kritik an seinem Baby AWD? (ab 19:29)
  • In den letzten Jahren hat Carsten Maschmeyer durch TV-Auftritte eine Personal Brand als Investor aufgebaut. Warum nicht einfach im Hintergrund agieren? (ab 23:58)
  • Wie sehr wirken sich für Startups Auftritte in „Die Höhle der Löwen“ wirklich aus? (ab 28:09)
  • Wie agiert er als Personal Brand auf den sozialen Plattformen? (ab 30:14)
  • Welches Startup in Maschmeyers Portfolio ist am besten bewertet? (ab 32:46)

Wie immer könnt Ihr den aktuellen OMR Podcast bei SoundcloudiTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Auch auf SpotifyStitcher und Deezer findet Ihr uns. Und es gibt jetzt auch einen Alexa Skill! Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.

Carsten MaschmeyerPersonal BrandStartups
MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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