Andreas Thümmler war eine M&A-Legende – nun brennt er in einem 600-Einwohner-Dorf Whisky

Im OMR Podcast erzählt der frühere Investmentbanker, wieso er sein Leben komplett geändert hat

OMR-Gründer Philipp Westermeyer (links) und St.Kilian-Gründer Andreas Thümmler trafen sich zur Aufnahme in der World-Whisky-Lounge der St.Kilian-Brennerei in Rüdenau. Foto: Florian Rinke
OMR-Gründer Philipp Westermeyer (links) und St.Kilian-Gründer Andreas Thümmler trafen sich zur Aufnahme in der World-Whisky-Lounge der St.Kilian-Brennerei in Rüdenau. Foto: Florian Rinke

Andreas Thümmler hat Millionen-Deals eingefädelt und exzessive Partys gefeiert. Mit seiner M&A-Boutique Corporate Finance Partners mischt er Anfang des Jahrtausends die deutsche Tech-Szene auf. Dann steigt er aus und erfüllt sich einen Traum: eine eigene Whisky-Brennerei. Mit St. Kilians setzt er nun erneut zum Höhenflug an – und träumt schon davon, eine eigene virtuelle Whisky-Währung zu erschaffen.

Irgendwie ist der Abend etwas aus dem Ruder gelaufen. Das Lagerfeuer brennt, Andreas Thümmler probiert sich mit Freunden und Bekannten durch eine ganze Reihe von Whiskys – und am nächsten Morgen wacht er auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Nur eins ist komisch: David Hynes ist weg. Zwei Wochen später bekommt Andreas Thümmler einen Anruf seiner Assistentin: „Sag mal, hast du was in Schottland bestellt?“ Thümmler ist ratlos. Doch die Rechnungen für Kupfer-Brennblasen und andere Gerätschaften sind auf seinen Namen ausgestellt, unterschrieben von David Hynes, dem Whisky-Experten und Master-Distiller. „Und sie so mit dem Taschenrechner: Klack, klack, klack, klack: Wir haben schon 2,5 Millionen Euro auf der Uhr“, erinnert sich Andreas Thümmler an das Gespräch mit seiner Assistentin. Ups.

Andreas Thümmler ist nicht der Erste, der betrunken ein paar dumme Sachen macht. Es wird allerdings nur selten so teuer wie bei ihm. Denn Thümmler und Hynes haben sich nachts die Hand darauf gegeben, eine Destillerie aufzubauen – und der Ire nimmt „den Andi“ beim Wort. Direkt am nächsten Morgen bricht er auf, um den Aufbau der Brennerei zu planen und umzusetzen. Es war so gesehen ein teuer Abend für Andreas Thümmler, aber eben auch Geburtsstunde seiner Brennerei St. Kilian. Es gibt schlechtere Geschichten über die Gründung eines Unternehmens. Aber bei Andreas Thümmler passt sie ins Bild.

Sex, Drugs and Rock’n’Roll als Teil des Geschäftsprinzips

Denn Thümmler hat sich in den vergangenen Jahren als partyerprobter Investor einen Namen gemacht. Nach dem Studium an der European Business School fängt Andreas Thümmler im Investment-Banking an: UBS, Rothschild, mit nicht mal 30 Jahren verhandelt er bereits Milliarden-Deals. Doch schnell macht er sich mit Partnern selbstständig. Fortan mischt er mit „Corporate Finance Partners“ die Branche auf. In den frühen 2000er Jahren verkauft er den Klingeltonanbieter Jamba! an Verisign, bringt das Gutschein-Startup Daily Deal im quasi letzten Moment beim Tech-Riesen Google unter, zuletzt war er am Verkauf des E-Sports-Unternehmens ESL an einen Investor aus Saudi-Arabien beteiligt (hier geht es zu unserer großen Geschichte über die Strippenzieher im E-Sport).

OMR-Gründer Philipp Westermeyer (links) und St.Kilian-Gründer Andreas Thümmler trafen sich zur Aufnahme in der World-Whisky-Lounge der St.Kilian-Brennerei in Rüdenau. Foto: Florian Rinke

OMR-Gründer Philipp Westermeyer (links) und St.Kilian-Gründer Andreas Thümmler trafen sich zur Aufnahme in der World-Whisky-Lounge der St.Kilian-Brennerei in Rüdenau. Foto: Florian Rinke

Sein Team und er machten hunderte Deals mit einem Volumen von mehreren Milliarden Euro. Sein Erfolgsrezept? Beziehungen. Bei einem Besuch in Rüdenau vergleicht Andreas Thümmler das Business mit einer Beziehung. Viele würden nur einmal im Leben heiraten und nur einmal im Leben eine Firma verkaufen – da sei es in beiden Fällen gut, sich genau Gedanken darüber zu machen, mit wem man diesen Schritt gehen will. Für Thümmler ist es daher wichtig, Gründer und Geschäftspartner gut kennenzulernen. Was im seinem Fall auch heißt: gemeinsam zu feiern. Im Frankfurter Westend, erzählt er im OMR Podcast, habe er jahrelang eine Wohnung nur für Partys unterhalten. „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“, das sei Teil des Geschäfts gewesen.

Andreas Thümmler will St. Kilian zum Whisky-Unicorn machen

Inzwischen hat er dem alten Leben den Rücken gekehrt. Seine M&A-Boutique CFP ist über den Umweg Axcit inzwischen von der US-Investmentbank Stifel übernommen worden. Thümmler ist nochmal Vater geworden – und will nebenbei mit St. Kilian eine Whisky-Marke von Weltrang aufbauen. Für einen zweistelligen Millionenbetrag hat er in seinem Heimatdorf Rüdenau knapp 45 Minuten von Frankfurt entfernt eine Destillerie aufgebaut, die auch in den schottischen Highlands stehen könnte. 2012 hat er die Marke ins Leben gerufen, 2016 konnte erstmals Whisky abgefüllt werden. Inzwischen lagern mehr als 10.000 Fässer auf einem ehemaligen Nato-Gelände in der Nähe der Brennerei. Thümmler ist überzeugt, dass er daraus eine Art Spirituosen-Unicorn bauen kann.

Seine Abfüllungen sind bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Thümmler setzt darauf, dass sich der Wert seiner Fässer auch in Zukunft weiter Jahr für Jahr erhöht. Gleichzeitig setzt er auf eine Vielzahl von Marken. Neben dem St. Kilian-Whisky vertreibt er auch noch Flaschen mit den Filmstars Bud Spencer und Terence Hill auf dem Etikett. Die Rechte wurden ihm angeboten, erzählt er, und er habe sofort zugegriffen. In Zukunft will er auch sein Wissen aus dem alten Leben noch stärker ins Geschäft einfließen lassen. Andreas Thümmler denkt über eine Kryptowährung nach, deren Wert mit Whisky hinterlegt sein soll. Einen Namen hat er schon: Whiskycoin. Eine Schnapsidee? Vielleicht, aber es wäre nicht die erste, aus der Thümmler etwas großes macht.

Im OMR Podcast erzählt Andreas Thümmler außerdem, wieso er teure Whisky-Fässer in der Erde vergraben hat, wieso er sich früher für einen Kunden sogar prügeln musste – und wie eine Reise nach Ibiza nicht mit einem Besuch im Technoclub endete, sondern sein Bewusstsein nachhaltig veränderte.

Die Themen des OMR Podcasts mit Andreas Thümmler im Überblick:

  • Jamba, Xing, Brands4Friends: Die M&A-Deals von Corporate Finance Partners (00:02:50)
  • Nachtleben statt Nadelstreifen: Wie Andreas Thümmler seine Deals einfädelt (00:09:00)
  • Startup-Investments in 123Fahrschule und ESL One (00:22:30)
  • Wie eine Reise nach Peru Andreas Thümmlers Leber verändert hat (00:27:00)
  • Wie ein Whisky-Tasting mit Bekannten zum Impuls für St. Kilian wird (00:31:30)
  • So funktioniert das Business von St. Kilian (00:47:10)
  • Wie Bud Spencer und Terence Hill zu Namensgebern von Whisky wurden (00:55:50)
  • Whisky als Kryptowährung und Fässer in der Erde (01:02:30)
  • So investiert Andreas Thümmler sein Geld (01:17:00)

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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