Warum Charlie Sheen für #askOMR wirbt und Ice-T einen OMR-Redakteur liebt

Martin Gardt23.9.2019

Über den Dienst Cameo kann sich jeder Videogrüße von US-Promis schicken lassen – so könnt Ihr das für Marketing-Zwecke nutzen

Cameo
Charlie Sheen und Ice-T in ihren Video-Botschaften für Andre Alpar und OMR

Charlie Sheen filmt sich in seiner Küche und lobt Andre Alpar und das Podcast-Format #askOMR. Und auch der legendäre Rapper Ice-T schickt aus seinem Wohnzimmer per Video Grüße an das OMR-Team – vor allem an den Autor dieser Zeilen. Beide sind keine Doubles, sondern die echten etwas in die Jahre gekommenen US-Stars. Möglich macht das Ganze der Dienst Cameo. Wie der es geschafft hat, 15.000 mehr oder weniger prominente Gesichter auf die Plattform zu locken, wie das Geschäft mit den Videogrüßen genau funktioniert und welche Marketing-Chancen Euch so ein Video bieten kann, schlüsseln wir hier auf.

Ice-T trägt einen schwarzen Hugo-Boss-Pullover und steht vor seinem Bücherregal. Die Selfie-Kamera ist auf ihn gerichtet und dann startet er mit seinem kleinen 25-sekündigen Vortrag. „Right now I want to give a shoutout to Martin“, sagt der Rapper und Schauspieler. „He is an incredible writer. He writes the best articles in Germany and especially at OMR.“ Das alles hat sich Ice-T natürlich nicht selbst ausgedacht, wir haben es ihm bei der Bestellung unseres „Cameos“ ganz genau so aufgeschrieben (natürlich mit einem Augenzwinkern). Die Buchung von dem 25-Sekünder über den Dienst Cameo kostet uns am Ende 350 US-Dollar.

Wer auf die Seite von Cameo kommt, sieht zuerst ein paar aktuell beliebte Stars (derzeit American-Football-Spieler, weil die Saison gerade gestartet ist). Ein Klick auf „Browse Talent“ schickt den Nutzer auf die Übersichtsseite mit allen Prominenten, die über Cameo Grußvideos anbieten. Darunter sind nicht nur Charlie Sheen und Ice-T, sondern viele (Ex-)Sportler (Dennis Rodman, Kareem Abdul-Jabbar, etc.), Schauspieler (Wesley Snipes!) und Show-Größen (die Jury-Mitglieder der US-Version von „Die Höhle der Löwen“ sind fast vollständig vertreten). Unter den insgesamt 15.000 Prominenten finden sich aber natürlich auch etwas unbekanntere Gestalten, Influencer und Youtuber. Pro Video zahlen Cameo-Kunden zwischen einem und 2.500 US-Dollar. Den Preis legen die Promis selbst fest.

Charlie Sheen wirbt für #askOMR

Schon am Donnerstag der vergangenen Woche hatte OMR-Buddy Andre Alpar sein Promi-Video auf den verschiedenen Plattformen veröffentlicht. Auch er hatte den Auftrag über Cameo abgegeben und 550 US-Dollar gezahlt. Sheen erzählt in seiner typischen Manier von Andre und unserem gemeinsam produzierten Podcast #askOMR. „This dude knows what he is talking about“ ist nur einer der Highlight-Sprüche. 

„Ich hab zuerst ein bisschen hin und her überlegt, wen man nehmen könnte. Bei Charlie Sheen bin ich Fan der alten Serie ‚Two and a Half Men'“, sagt Andre uns gegenüber. „Die Person selbst ist ja durchaus ein bisschen ‚diskussionswürdig‘. Aber ich dachte mir, es ist praktischer, jemanden zu nehmen, den jeder erkennt und dann können sich die Einen darüber freuen und die Anderen darüber aufregen.“ Er habe drei Tage nach seinem Auftrag das Video von Sheen bekommen (Ice-T hat sogar nach einem Tag geliefert). Braucht ein Künstler länger als sieben Tage, ist der Deal gestorben. Es muss also schnell geliefert werden. 

„Man hat nur 250 Zeichen für das Briefing. Mein erster Versuch war auch nicht sehr gut. Glücklicherweise konnte ich das editieren, bis zu dem Zeitpunkt, wenn der Prominente den Auftrag annimmt“, sagt Alpar. Tatsächlich muss sich jeder sehr genau überlegen, was er in das Briefing schreibt, damit der Star damit arbeiten kann. Viele nutzen Cameo aber offenbar sowieso, um Glückwünsche an ihre Liebsten zu überbringen. Auf den meisten Cameo-Landing-Pages sind Beispiel-Videos zu sehen, die der jeweilige Star bisher aufgenommen und verschickt hat. Wer übrigens Werbung für seine Firma machen will, muss bei einigen Cameo-Persönlichkeiten tiefer in die Tasche greifen. Wenn Ice-T nicht für einen selbst oder einen Freund, sondern für ein Unternehmen ein Video aufnehmen soll, nimmt er 2.500 US-Dollar.

Aufmerksamkeit dank Promi-Video

Andre Alpar plant aber von Anfang an kein Grußwort, sondern will das Sheen-Video für ein bisschen Marketing einsetzen. „Meine Erfahrung mit Online-Marketing-Dingen ist ja, dass man immer alles ausprobieren sollte. Dann versteht man es um Welten besser“, sagt er. „Ich habe das Video runtergeladen und überall nativ hochgeladen. Spannend aus Online-Marketing-Sicht ist natürlich der View-Vergleich. Hier fällt auf, wie sehr die unterschiedlichen Plattformen Views zählen.“ Innerhalb von zwölf Stunden verzeichnet er auf seinen Social-Profilen Tausende Aufrufe des Videos mit Charlie Sheen. 1.400 sind es auf Facebook, 300 bei Twitter, 4.700 bei LinkedIn und insgesamt 800 bei Instagram (Beitrag und Stories zusammen).

Mittlerweile sind die Zahlen nochmal gestiegen: über 2.200 Views bei Facebook, 500 bei Twitter, 14.000 bei LinkedIn und insgesamt 1.250 bei Instagram. Innerhalb der ersten zwölf Stunden sei Facebook laut Andre Alpar in Sachen Engagement stärker gewesen, mittlerweile liegt aber LinkedIn sowohl bei den Views als auch bei Likes und Kommentaren auf Platz 1 im Plattform-Kampf für das Sheen-Video. An einer weiteren Zahl manifestiert sich die Reichweiten-Kraft, die so ein Video mit einem abgehalfterten Promi haben kann: Wie uns Andre anhand eines Screenshots zeigt, sind seine Profilansichten auf LinkedIn seit dem Post um 1.929 Prozent gestiegen. 

Von Charlie Sheen bis zum Youtuber

Wie bereits beschrieben, tummeln sich über 15.000 prominente Gesichter auf Cameo. Gegründet wurde das Unternehmen 2017 von Steven Galanis, Martin Blencowe und Devon Townsend. Blencowe ist ein ehemaliger Agent von verschiedenen NFL-Spielern, was erklärt, warum so viele American-Football-Spieler Grußvideos auf der Plattform anbieten. Die Idee sei entstanden, als Galanis beobachtet habe, wie gut ein Video angekommen sei, das sein Co-Gründer Blencowe für einen Freund bei einem seiner Football-Spieler-Klienten in Auftrag gegeben hatte. „Das Feedback, das er von seinem Freund dafür bekommen hat, war einfach: ‚Das ist das beste Geschenk aller Zeiten.‘ Und das hat uns ins Grübeln gebracht, wie du sowas auch verschenken kannst, wenn du nicht den Agenten von Berühmtheiten kennst“, sagt Steven Galanis gegenüber der Chicago Tribune. „An diesem Punkt haben wir angefangen einen Marktplatz für so etwas zu erträumen.“

Cameo Promis

Die teuersten Promis auf Cameo

Durch persönliche Ansprache und Word-of-Mouth sei das Portfolio der Promis auf die heute 15.000 angewachsen. „Wir haben Menschen aus unterschiedlichsten Branchen“, sagt Cameo-CEO Galanis der New York Post. „Investoren, Politiker, Pastoren, Pornostars – alles, was man sich vorstellen kann haben wir auf Cameo.“ Laut Galanis ist Ice-T tatsächlich der beliebteste Star auf der Plattform. Allein er nehme acht bis 15 Video-Nachrichten pro Tag auf. „Das klingt nach viel Aufwand, aber es dauert nur 30 Sekunden und du brauchst kein Filmteam, sie machen das einfach direkt von ihrem iPhone“, so der Cameo-Gründer.

Mit Grüßvideos zum Geschäftsmodell?

Für einige Promis, die nicht mehr auf dem Höhepunkt der Karriere stehen, sowie Youtuber und Influencer bietet die Plattform einen netten Nebenverdienst. Wenn Ice-T 15 Videos an einem Tag produziert, generiert er einen Umsatz von 5.250 US-Dollar. Davon bekommt Cameo einen Anteil von 25 Prozent, bleiben ihm immer noch knapp 4.000 Dollar an guten Tagen. Er könnte also in einem perfekten Monat an die 120.000 US-Dollar nur mit Grußvideos verdienen. Für Cameos Geschäft sind derzeit aber nicht nur die großen Stars wichtig, sondern vor allem das Gesamtvolumen von Bestellungen auf der Plattform. Wer ein Cameo-Video erhält, kann dieses direkt von der Webseite aus auf den sozialen Plattformen teilen. So entsteht ein viraler Effekt, umso mehr Cameo-Besteller die Grußbotschaften der Stars auf Instagram, Facebook & Co. posten. 

Laut eigenen Angaben ist das Wachstum des Unternehmens explosiv. Der Umsatz sei von 2017 zu 2018 um das Fünffache gestiegen (Gründer Galanis nennt keine genauen Zahlen). Was er verrät: Im Dezember 2018 allein, habe 100.000 Transaktionen durchgeführt, insgesamt seien es mittlerweile weit über 300.000. Pro Tag landen demnach etwa 2.000 Video-Anfragen bei Cameo. Im Juni 2019 hat das Team eine Investition von 50 Millionen US-Dollar eingesammelt – der Lead-Investor ist Kleiner Perkins. Angeblich ist das Unternehmen jetzt 300 Millionen US-Dollar wert. Mit dem Geld will Galanis ein internationales Team aufbauen. Dazu hat er zum Beispiel den deutschen Manager Stefan Heinrich als CMO eingestellt, der vorher das globale Marketing von Tik Tok geleitet hat. Galanis‘ großes Ziel auf lange Sicht: fünf Millionen Prominente auf Cameo. 

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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