Darum baut Ralph Dommermuth mit United Internet nun erstmals ein eigenes 5G-Netz auf

Florian Rinke16.7.2023

Der Unternehmer spricht über seine Karriere und den Aufstieg von Marken wie 1&1

OMR-Gründer Philipp Westermeyer (links) und United-Internet-Gründer Ralph Dommermuth trafen sich für die Aufnahme in Berlin. Foto: OMR
OMR-Gründer Philipp Westermeyer (links) und United-Internet-Gründer Ralph Dommermuth trafen sich für die Aufnahme in Berlin. Foto: OMR

Ralph Dommermuth hat aus einer kleinen Software-Börse aus Montabaur ein Milliarden-Unternehmen geformt: United Internet. Zu dem Konzern gehören Marken wie 1&1, Web.de oder GMX. Doch trotz dieser Größe hält der Unternehmer noch immer die Mehrheit am Konzern. Im OMR Podcast erzählt Ralph Dommermuth, wie er United Internet aufgebaut hat, warum er bis heute jede Werbeanzeige vor der Veröffentlichung prüft – und wieso er nun sogar ein eigenes 5G-Mobilfunknetz aufbaut, um den von den großen Telekommunikationsunternehmen dominierten Markt wirkungsvoll aufzubrechen.

Ralph Dommermuth müsste das nicht mehr machen, er weiß das auch. Aber er hat es seit Anfang an so gemacht – und es ist ihm immer noch wichtig. Egal ob TV-Spot, Anzeige, Banner oder Thekenständer – bevor eine Werbung von 1&1 raus geht, hat Ralph Dommermuth sie sich angeschaut. „Es gibt kein Werbemittel, was nicht über meinen Tisch geht“, sagt der Gründer und Vorstandschef von United Internet, zu dem auch das Telekommunikationsunternehmen 1&1 gehört. Ralph Dommermuth sagt, es sei eine alte Gewohnheit. Aber das ist es nicht alleine. „Ich erkenne daran, was das Unternehmen nach außen anbieten will.“ Oft bespreche man am Anfang einer Entwicklung Dinge – und sehe dann erst ganz am Ende, was aus dieser Idee geworden sei auf dem Weg durch die Abteilungen des Unternehmens. „Und da gibt es immer mal wieder Punkte, wo ich denke: Aha, so habe ich mir das nicht vorgestellt.“

Ralph Dommermuth hat in den vergangenen Jahrzehnten aus einer kleinen Software-Börse aus der Nähe von Montabaur in Rheinland-Pfalz ein Unternehmen mit Milliarden-Umsätzen gemacht. Zu United Internet gehören 1&1, aber auch Marken wie die E-Mail-Anbieter GMX oder Web.de. Dommermuth hat mit United Internet ein Hosting-Geschäft aufgebaut und unter dem Namen Ionos zuletzt an die Börse gebracht. Sein Vermögen wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Kurzum: Er könnte sich mit seinen 59 Jahren um andere Dinge als Werbemittel kümmern. Aber er will das gar nicht. Im Gegenteil. Er will es nochmal wissen.

United Internet baut ein eigenes 5G-Netz

„Trittbrettfahrer“ soll Telekom-Chef Tim Höttges den Rivalen mal genannt haben, weil Ralph Dommermuth und 1&1 jahrelang die Netze der großen Konzerne und damit letztlich der Konkurrenz genutzt haben. Anders als ein Trittbrettfahrer hat der Konzern aus Montabaur für die Leistungen zwar auch bezahlt. Doch der Vorwurf blieb all die Jahre weiter bestehen. Für den Geschmähten dürften solche Äußerungen eher eine Bestätigung sein. Denn Ralph Dommermuth hat viele Jahre hart daran gearbeitet, dass man ihn ernst nimmt.

Ralph Dommermuth bei der Aufnahme des Podcasts in Berlin. Foto: OMR

Ralph Dommermuth bei der Aufnahme des Podcasts in Berlin. Foto: OMR

Dennoch hat United Internet zuletzt umgesteuert. Bereits 2014 übernahm das Unternehmen den Netzbetreiber Versatel komplett. Seitdem verfügt United Internet über ein eigenes Glasfasernetz. Im nächsten Schritt soll auch ein eigenes 5G-Mobilfunknetz hinzukommen, United Internet hat dafür extra die nötigen Frequenzen bei einer Versteigerung erworben. „Deutschland ist das einzige große europäische Land, in dem es nur drei Netze gibt. Egal ob in England, in Polen, Italien, Frankreich, Spanien – überall gibt es mindestens vier Netze“, sagt Ralph Dommermuth. Doch seit die spanische Telefónica den Konkurrenten E-Plus übernommen habe, gebe es drei ungefähr gleich große Anbieter und der Wettbewerb im größten europäischen Markt sei erlahmt. Das will Dommermuth ändern.

Ralph Dommermuth will es nochmal wissen

Doch der Ausbau stockt. Eigentlich müsste United Internet bzw. 1&1 schon viel weiter sein. Statt tausenden funken wohl nur eine Handvoll Antennen, schrieb zuletzt das Handelsblatt. Die Bundesnetzangentur droht bereits mit einem Bußgeld, weil der Netzausbau nicht schnell genug vorankommt. Bis 2030 will United Internet die Hälfte der Bevölkerung mit den eigenen 5G-Netzen erreichen – ob es klappt, ist unklar. Eine solche Strafe würde United Internet, trotz etwa sechs Milliarden Euro Umsatz und etwa 790 Millionen Euro Gewinn, treffen. Ralph Dommermuth sieht die Schuld allerdings nicht beim eigenen Unternehmen – sondern bei der Funkturm-Firma Vantage Towers, die nicht die vertraglich vereinbarten Kapazitäten zur Verfügung gestellt habe.  Gleichzeitig hofft er, für eine Übergangszeit das Mobilfunknetz der Konkurrenten mitbenutzen zu dürfen. 

Bei dem Thema geht es um viel für United Internet. Denn das Unternehmen hat eine tolle Erfolgsgeschichte geschrieben – doch genau die ist jetzt in Gefahr. „Heute ist es so, dass die Netzbetreiber sagen: Warum soll ich noch jemanden dazwischen haben? Wir brauchen keinen Intermediär mehr, der eigene Tarife macht, der eigenes Marketing macht. Das können wir alles selber machen“, so fasst Ralph Dommermuth die Diskussionen zusammen. Und deswegen habe man sich die Frage gestellt: Gehen wir bei der Wertschöpfung einen Schritt zurück und werden zum Service-Provider, der nur noch Tarife der Netzbetreiber verkauft, aber wenig Gestaltungsspielraum hat? Oder entwickeln wir uns in die andere Richtung und bauen jetzt ein eigenes Netz? „Und da muss ich nicht lange überlegen: Wenn der Case okay ist, ja, dann würde ich mich immer für das Nachhaltige und Zukunftsfähige entscheiden“, sagt Ralph Dommermuth im OMR Podcast.

Im OMR Podcast erzählt Ralph Dommermuth außerdem, warum er in den Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund investiert hat, wie er seine Geschäfte mit den Samwer-Brüdern bzw. Rocket Internet rückblickend bewertet – und er verrät, ob es stimmt, dass wegen United Internet das kleine Örtlichen Montabaur einen eigenen ICE-Bahnhof bekommen hat?

Die Themen des OMR Podcasts mit Ralph Dommermuth im Überblick:

  • (00:00:00) Intro
  • (00:03:15) Vom Streusalz-Händler zum Betreiber einer Software-Börse
  • (00:14:00) Börsengang in Zeiten des Neuen Marktes
  • (00:25:00) Wie 1&1 zum Internetanbieter wurde
  • (00:36:50) Flat, Flat, Flat – der Einstieg in den Mobilfunk
  • (00:45:00) Mit dem ersten deutschen Boot zum America’s Cup
  • (00:53:00) Warum United Internet jetzt ein 5G-Netz aufbaut
  • (01:08:00) Darum ist Ralph Dommermuth Großaktionär bei Borussia Dortmund
  • (01:18:00) Wie der United-Internet-Chef die Zukunft von Deutschland sieht

Alle Infos zu ausgewählten Werbepartnern findet Ihr hier.

1&1Ralph DommermuthUnited InternetWeb.de
Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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