Epische Folien: Fünf erstaunliche Marketing- und Medienfakten, die Du noch nicht kanntest

Martin Gardt4.11.2016

Wir haben die spannendsten Slides von US-Experte Michael Wolf herausgesucht

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Ganz schöner Slidedeck-Brocken: Auf 177 Folien skizzieren Branchenexperte Michael Wolf und sein Consulting-Unternehmen Activate, wie sich die Tech- und Medienwelt künftig entwickeln wird. Wir haben die zehn spannendsten davon herausgesucht und sind uns sicher: Darin sind für jeden von Euch mindestens fünf Insights enthalten, die Ihr noch nicht kanntet. Feuer frei!

Michael Wolf war einige Zeit Aufsichtsratsmitglied bei Yahoo und saß im Board of Advisors bei Slide.com, dem zwischenzeitlich größten Anbieter von Apps innerhalb Facebooks. 2010 wurde das Unternehmen für 200 Millionen US-Dollar von Google gekauft. Während seiner Zeit als COO von MTV Networks soll er einer der wichtigsten Mentoren von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gewesen sein. Jetzt berät er mit seinem Unternehmen Activate CEOs und VCs aus der Tech-Branche. Er weiß also genau, wovon er spricht.

Bezahlte Downloads verschwinden als App-Monetarisierungsmodell

Dass Entwickler mit Apps nur schwer Geld verdienen können, haben wir schon des öfteren thematisiert. Michael Wolf zeigt in dieser Folie, welche Erlösmodelle überhaupt noch funktionieren. Außerhalb des Gaming-Bereichs verdrängen demnach Freemium- und Subscription-Modelle Bezahldownloads – in Sachen Anzahl der angebotenen Apps und den Anteilen am Gesamtumsatz. Was in dieser Folie allerdings keine Beachtung findet, sind Erlöse aus Ads innerhalb der Apps.

Nur Dating-Portale halten mit Streaming-Diensten mit

Den meisten Umsatz machen mit dem Subscription-Ansatz derzeit die üblichen Verdächtigen: Streaming-Dienste. Überraschend ist, dass Dating-Portale wie Tinder und Match.com (beide gehören zur Interactive Corp IAC) bei den großen Playern mitspielen können. Tinder hatte sich nach einer langen Phase des Nutzeraufbaus für die Monetarisierung mittels eines Subscription-Modells (in Kombination mit Ads) entschieden, und das scheint sich auszuzahlen. Die Dating-App scheint ihre Nutzer so stark an sich gebunden zu haben, dass viele bereit sind, für Tinder Plus zwischen 0,99 und 19,99 Euro pro Monat zu zahlen.

Lohnt es sich überhaupt noch, Apps zu entwickeln?

Gerade hat der Statistikdienst Statcounter vermeldet, dass global mittlerweile mehr von Mobile-Geräten aus aufs Internet zugegriffen wird als von Desktop-Geräten. Getrieben ist dieses Wachstum offenbar vor allem von Mobile-Browser-Traffic, wie die Grafik von Michael Wolf zeigt. Advertiser, die ihre Kunden Mobile erreichen wollen, sollten also dort anfangen.

Facebook und Google – Kampf der Online-Giganten

In den letzten drei Jahren hat Facebook seinen Konkurrenten Google beim weltweiten Traffic hinter sich gelassen. Auf einer größeren Ebene bedeutet das: Social überholt Search bei der digitalen Discovery. Laut Activate habe Facebook seinen Traffic in den letzten Jahren vor allem auf Kosten von Publishern gesteigert. Mittlerweile knabbere das soziale Netzwerk auch am Traffic-Anteil von Google direkt. Michael Wolf sieht darin einen Hinweis darauf, dass Nutzer vermehrt durch Social neue Dinge entdecken und der Kanal dadurch auch für Advertiser noch interessanter wird.

Insgesamt sind Search und Social die wichtigsten Traffic-Lieferanten und das treibt ihre Werbeumsätze in die Höhe. Das Wachstum bei den Online-Werbespendings fließt vor allem in die Kassen von Google und Facebook. 73 Prozent jedes zusätzlich ausgegebenen Werbe-Dollars lande laut Activate in den kommenden drei Jahren bei den beiden großen Playern.

Wird eSports der nächste große Tech- und Advertising-Hype?

Die Fußballbundesliga-Clubs VFL Wolfsburg und Schalke 04 stellen eigene Teams für das Videospiel Fifa von EA Sports, der TV-Sender Sport1 übertragt regelmäßig eSport-Meisterschaften, die Sportschau berichtet und Events wie die ESL One füllen Arenen in Köln und Frankfurt (bis zu 30.000 Zuschauer). Professionelle Videospiel-Wettkämpfe sind auf dem besten Weg, den Mainstream auch in Deutschland zu erreichen. In den USA ist man da – wie immer – schon etwas weiter. Laut Activate schauen dort schon mehr Leute Profi-Gamern beim Zocken zu, als den Eishockey-Profis der NHL. Der Prognose zufolge wird 2017 auch die Basketball-Liga NBA in Sachen Zuschauerzahlen überholt worden sein, 2020 könnte dann die Baseball-Liga MBL folgen. Auf einem deutlichen ersten Platz läge dann die Football-Liga NFL mit 144 Millionen Zuschauern, gefolgt von eSport mit 88 Millionen.

Die immensen Reichweiten, die seit einigen Jahren vor allem auch durch Lets Player und Streamer auf Youtube, Twitch & Co. vorangetrieben werden, locken selbstverständlich auch Advertiser an, die es auf die meist junge und technikaffine Zielgruppe abgesehen haben. Aber auch Preisgelder, Ticketing, Rechte, Wetten und Merchandising tragen dazu bei, dass eSports zum Milliarden-Business wird. So soll der weltweit durch eSports generierte Umsatz schon 2020 fast fünf Milliarden US-Dollar betragen. Wichtigster Markt werde laut Activate Asien mit 1,7 Milliarden, gefolgt von USA mit 1,6 Milliarden und Europa mit 1,4 Milliarden US-Dollar. Abgeschlagen auf dem vierten Platz landet Südamerika mit 100 Millionen US-Dollar.

Immer, wenn ein „neuer“ Sport an Beliebtheit gewinnt, entstehen auch Stars, die als Aushängeschilder der Szene in den Mittelpunkt rücken – eSports macht da keine Ausnahme. Während Preisgelder in den Anfangsjahren noch eher symbolisch waren, können erfolgreiche Top-Spieler schon heute vom Sport leben. Lee „Faker“ Sankg-hyeok gewann bei der League of Legends Weltmeisterschaft 2013 200.000 US-Dollar, Andrew „Andinster“ Woodward bei der Smite Weltmeisterschaft 300.000 US-Dollar und 2016 ging der Gewinner der Dota 2 Weltmeisterschaft, Lee „iceice“ Peng, mit 1,8 Millionen US-Dollar nach Hause. Zum Vergleich: Serena Williams konnte sich bei ihrem diesjährigen Wimbledon-Gewinn über 2,6 Millionen US-Dollar freuen.

Streaming-Angebote wollen weg von lizensierten Inhalten, hin zu Eigenproduktionen

Netflix, Amazon Prime, Maxdome, Watchever (wird Ende des Jahres eingestellt) – die Liste mit Streaming-Diensten ist lang. Und alle stehen vor der Herausforderung, teuer einkaufte Lizenzen für Filme und Serien so zu monetarisieren, dass am Ende kein Verlust gemacht wird. Ein offenbar vielversprechender Weg in die Gewinnzone scheinen in den letzten Jahren vor allem hohe Investitionen in aufwendige Eigenproduktionen gewesen zu sein. Während eigener Content bei Amazon (6 Prozent) und Netflix (9 Prozent) 2014 einen noch verhältnismäßig geringen Anteil an den Gesamtkosten ausgemacht hat, steigt der Anteil 2016 schon auf 16 Prozent (Amazon) und 22 Prozent (Netflix). Man darf sich also vermutlich auf mehr Serien im Stil von „Transparent“, „The Man in the High Castle“, „Stranger Things“ oder „Narcos“ freuen.

Was ist „Gray Music“ und warum könnte sie wichtig sein? Als graue Musik bezeichnet Michael Wolf hier unlizensierte Songs wie Covers, Remixes und DJ-Sets, sowie Musik von Künstlern ohne Plattenvertrag. Youtube und Soundcloud sind derzeit die Plattformen mit einem riesigen Reservoir an grauer Musik. Für Streaming-Dienste wie Apple Music und Spotify dürfte es in Zukunft immer wichtiger werden, exklusive Deals mit noch unbekannten Künstlern abzuschließen. Im letzten Jahr gingen 84 Prozent des Umsatzes von Spotify als Lizenz-Zahlungen an die Musik-Label – ein Problem, das auch Netflix mit den TV- und Filmstudios hatte. Deshalb hat graue Musik so viel Potenzial, sie könnte es Spotify erlauben, selbst zum Plattenlabel zu werden, unbekannte (aber viel gestreamte) Künstler unter Vertrag zu nehmen und so die Gebühren zu senken. Was die Musiklabel dazu sagen würden, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Die gesamte Präsentation von Activate findet Ihr hier.

Noch mehr Insights und Wissenswertes zum Thema bekommt Ihr natürlich wieder auf dem Online Marketing Rockstars Festival am 2. und 3. März 2017 in der Hamburg Messe. Auf der Konferenzbühne stehen dieses Mal unter anderem Gary Vaynerchuk, Andrew „Boz“ Bosworth, Tamara Lohan, Bruce Dickinson und Ben Lerer. Auf der Expo Stage kommen über 50 Speaker dazu und in mehr als 50 exklusiven Masterclasses bekommt Ihr dann noch eine Extraportion Praxiswissen. Mehr Infos und Tickets gibt’s hier.

MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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