Josef Brunner: Vom Bäckerssohn zum Seriengründer mit mehreren Millionen-Exits

Martin Gardt4.10.2021

Im OMR Podcast spricht der Relayr-Gründer über seine ungewöhnliche Karriere, sein neuestes Firmen-Baby und verrückte Nebenprojekte

Josef Brunner im OMR Podcast
Josef Brunner (r.) im Podcast-Studio mit Philipp Westermeyer

Er fliegt in Deutschland total unter dem Radar, ist aber einer der erfolgreichsten Gründer des Landes. Josef Brunner baut mit Relayr gerade an der „Servitization“ des Mittelstands. Was genau dahinter steckt, wie er es bereits auf vier Millionen-Exits gebracht hat und warum er groß ins Wurst-Business eingestiegen ist, erzählt Brunner im OMR Podcast.

„Meine Eltern haben unglaublich viel gearbeitet und da habe ich gelernt, was Fleiß ist“, sagt Josef Brunner im OMR Podcast zu Philipp Westermeyer. „Ich habe aber gesehen, wie wenig geschäftlichen Erfolg sie hatten.“ Brunners Vater habe während seiner Schulzeit eine Bäckerei betrieben, die er aber später schließen musste. Das sei sein erster Antrieb gewesen, selbst zu gründen – nur eben in erfolgsversprechenderen Branchen. Er bringt sich noch als Schüler das Programmieren bei, verlässt im Alter von 16 Jahren die Schule und gründet seine erste Firma Trusted Attack, einen Anbieter von Sicherheitssoftware in den frühen Tagen des Internets. „Das habe ich zwei Jahre gemacht und die Firma dann verkauft. Von dem Geld konnte ich meinen Eltern ein Haus kaufen“, so Brunner. Damals habe er Blut geleckt. Es folgen drei weitere Unternehmen – und drei weitere Millionen-Exits.

Es geht nicht um die Millionen

Das erste Mal so richtig aufhorchen lässt Brunner die internationale Technologie-Szene 2013, als er seine Firma JouleX für 107 Millionen US-Dollar an Cisco Systems verkauft. Trotz dieses Mega-Erfolgs sei es bei seinen Gründungen nie darum gegangen, schnelles Geld zu machen. „Der eigentliche Value, den ich durch die Exits bekommen habe, war nie monetär, sondern Lernerfahrung und gesteigertes Vertrauen in mich. Und ich habe immer Menschen kennengelernt“, sagt er. Gleichzeitig suche er gern immer neue schwierige Herausforderungen. „Ich frage mich immer: ‚Was kann ich außerhalb meiner Komfort-Zone machen?'“, erzählt er. „Ich brauche irgendwo was, das zäh und schwierig ist.“

2014 will er Relayr gründen, wo er heute noch CEO ist. Doch ihm fehlt zunächst Geld. „Ich denke immer in Bergbesteigungen. Und die VC-Welt wollte mir weniger Geld geben, als ich brauche. Warum soll ich bei 60 Prozent des Weges erfrieren?“, so Brunner. „Ich habe dann gesagt: Fuck it. Dann finanziere ich es eben selber.“ Später steigt der legendäre VC-Fund Kleiner Perkins bei Relayr ein. Schon 2018 kauft der Versicherer Munich Re das Unternehmen für 300 Millionen US-Dollar – und diesmal bleibt Josef Brunner trotz des nächsten Millionen-Exits an Bord.

Service statt Produkt

Aber was macht Relayr überhaupt? „Relayr hilft Mittelstandsunternehmen ihre Produkte als Service anzubieten“, erklärt der Gründer. „Wir reiten auf der großen Welle der Servitization.“ Es gebe derzeit viele Märkte, die fragmentiert und ineffizient seien und daher reif für die nächste Disruption. Relayr biete den Platzhirschen die Chance, selbst Konsolidierer zu sein. Wie das aussehen kann, erklärt er am Beispiel von Kaffeemaschinen-Hersteller La Marzocco. Die verkaufen ihre Maschinen bisher an Röster, die diese dann im Paket mit den eigenen Bohnen an die Cafés verkaufen – subventioniert bei vertraglicher Bindung und regelmäßigen Bohnenlieferungen. „Der Hersteller ist total weit weg von seinem Kunden“, sagt Brunner.

Hier kommt Relayr ins Spiel. Das Unternehmen hilft La Marzocco dabei, statt eines Produkts einen Service zu verkaufen. Die Cafés bekommen jetzt eine Maschine in einem Abo-Modell zur Verfügung gestellt. Dazu bietet La Marzocco direkt selbst Bohnen mit an. Die Kaffeemaschinen sind mit Hilfe von Relayr mit der Cloud verbunden, sodass der Hersteller genau prüfen kann, ob diese gut funktionieren. „Wir verwandeln das Asset in Kapazität“, sagt Brunner. „Das Einzige, was der Kunde machen muss, ist Kaffee verkaufen.“ Die Relayr-Software sei immer der Möglichmacher solcher Veränderungen. „Wir wollen als Europäer das Rückgrat unseres Bruttoinlandsprodukts schützen und so transformieren, dass sie in einer immer effizienteren Welt immer noch ihre Rolle spielen können.“ Als klassisches B2B-Business fliegt das Unternehmen etwas unter dem Radar. Jedes Jahr verdopple oder verdreifache sich aber der Umsatz so Brunner.

Würste, Hotels, Obama

Durch seine Exits hat Josef Brunner jetzt auf jeden Fall das nötige Kleingeld, um als Business Angel weitere junge Unternehmen zu unterstützen. Und auch auf dem Gebiet ist er mit voller Leidenschaft dabei. „Buchstaben-Investments mache ich nicht mehr“, sagt er über Series A, B oder C. Stattdessen stecke er lieber viel Geld in Projekte, an die er glaube. Dafür stehe ihm eine signifikante neunstellige Summe zur Verfügung. „Ich kann investieren wie ein VC-Fund, aber ich muss mich nicht beschränken.“

Und eines von Brunners aktuellen Investments lässt direkt aufhorchen. Er ist mit 40 Prozent größter Shareholder bei Grillido und damit Wurst-Unternehmer. Wobei er gemeinsam mit den Gründern aus der ehemaligen Firma für Protein-Würste ein Lebensmittel-Unternehmen gebaut hat. „Wenn wir das gut hinbekommen, kann das die größte Lebensmittelfirma der Welt werden“, sagt Brunner. Denn Grillido ist als Asset-Light-Modell gebaut. Es gibt keine eigene Herstellung. Die 30 aktuellen Mitarbeitenden würden auch bei weiterem Wachstum langfristig ausreichen.

Ein weiteres verrücktes Brunner-Projekt: Er betreibt mittlerweile mit einem Kumpel zwei Hotels. 200 Chalets in Grafenau und ein Hotel mit ein paar hundert Zimmern in Fieberbrunn. „Das passt doch irgendwie rein, weil die Hotel- und die Immobilienbranche auch total ineffizient und die Margen doof sind. Also probier ich das jetzt mal“, sagt Brunner. Und das wird nicht seine letzte etwas verrückte Idee gewesen sein.

Warum Josef Brunner jetzt schon mehrfach persönlich mit Barack Obama gesprochen hat, was das Wandern auf einen Berg jedes Wochenende mit ihm macht und warum sein Buch „Follow the Pain“ heißt, hört Ihr im neuen OMR Podcast.

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Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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