Wie sich Patrick Andrae mit Hometogo gegen Airbnb und Google behaupten will

Das Berliner Startup schafft mit seiner Meta-Suchmaschine mehr Übersicht bei Ferienhäusern

OMR-Gründer Philipp Westermeyer (links) und Hometogo-Gründer Patrick Andrä trafen sich Ende November in Hamburg zur Aufnahme. Foto: OMR
OMR-Gründer Philipp Westermeyer (links) und Hometogo-Gründer Patrick Andrä trafen sich Ende November in Hamburg zur Aufnahme. Foto: OMR

Der Markt für Ferienhäuser ist extrem zersplittert – und noch nicht von den großen US-Plattformen konsolidiert worden. Das ist die Chance für das Berliner Startup Hometogo. Doch nachdem es bei der Bewertung speziell während zu Beginn der Corona-Pandemie rasant bergauf ging, stürzte der Aktienkurs des einstigen Unicorns zuletzt regelrecht ab. Im OMR Podcast erklärt Gründer und CEO Patrick Andrae, wie er den Blick der Börse auf sein Unternehmen ändern will, wie Hometogo mit Fernsehwerbung das SEO-Game gehackt hat und warum er sich zuletzt sogar aus Ärger über Google an die EU-Kommission gewandt hat.

Es ist ein ikonisches Bild, das einen Moment festhält, den es im Leben mit hoher Wahrscheinlichkeit nur einmal gibt. Dennoch hat Patrick Andrae darauf verzichtet, auf dem Frankfurter Börsenparkett die Glocke zu läuten. Ende 2021 ist die Ferienhaus-Suchmaschine an die Börse gegangen. Doch statt nach Frankfurt zu reisen, fakte das Berliner Startup den Moment, wie viele Touristen ihre vermeintlich traumhaften Urlaubsbilder. Patrick Andrae und sein Team bauten einfach eine Videowand im Berliner Büro auf, zeigten dort ein Bild der Frankfurter Börse, stellten ein kleines Pult davor und läuteten dann die Glocke. Ähnlicher Effekt zu einem Bruchteil der Kosten – das gilt aus Sicht von Patrick Andrae wohl nicht nur in diesem Fall als probates Mittel beim Aufstieg auf den Startup-Olymp.  

Denn bei Hometogo haben sie trotz hoher Verluste in den vergangenen Jahren weiterhin große Pläne. Das Startup wurde 2014 von Andrae, Wolfgang Heigl und Nils Regge gegründet. Die drei wollten eine Meta-Suchmaschine bauen, um den Markt für Ferienhäuser transparenter zu machen. Während Patrick Andrae unter anderem Erfahrungen beim Online-Möbelhändler Home24 sammelte, sind die Mitgründer schon lange im Tourismusbereich aktiv. Wolfgang Heigl gründete einst das Flugbuchungsportal Swoodoo, Nils Regge wiederum gründete den Ferienhaus-Vermittler Casamundo – der inzwischen von Hometogo aufgekauft wurde. Investoren haben seit der Gründung mehr als 400 Millionen Euro in den Aufbau von Hometogo investiert. Dazu zählen Branchengrößen wie Insight Ventures, Rocket Internet oder Risikokapitalgeber-Legende Klaus Hommels mit Lakestar, der später auch den Börsengang per sogenannten Spac-Deal einfädelte.

Startup-Gründer mit Doktortitel

Gründer Patrick Andrae ist über einen Umweg in der Gründerszene gelandet. Schon während seiner Kindheit in Hannover interessiert er sich für Computer und Programmierung. Mit 16 Jahren bewirbt er sich bei einem örtlichen Internet-Provider. Ein Portfolio oder Referenzen hatte er nicht – dafür eine vorgebaute Website im Gepäck. Er bekommt den Job. „Und dann habe ich da anderthalb Jahre neben der Schule gearbeitet“, erzählt Patrick Andrae im OMR Podcast. Später arbeitet er dann als Freelancer für amerikanische Unternehmen. Das Geld, was er mit seinen Schülerjobs verdient, steckt er in Aktien. Doch in die Tuch-Szene zieht es ihn nach dem Abitur zunächst nicht. Stattdessen studiert er wie seine Eltern Jura – und promoviert sogar. Ein Grund, laut Andrae: Er habe irgendwann gemerkt, dass es vor allem Menschen mit BWL- oder Jura-Studium seien, die in Deutschland die Entscheidungen treffen. 

Heute ist er einer von ihnen. Nach einem Zwischenstop bei Home24 will er mit Hometogo die größte Ferienhaus-Suchmaschine der Welt aufbauen. Obwohl es mit Airbnb oder Google große Konkurrenz gibt, sieht Andrae große Chancen für das Berliner Unternehmen. „Der deutsche Markt ist mehr fragmentiert als der globale Flug- oder der globale Hotelmarkt. Dasselbe gilt für Frankreich und die USA“, sagt er. Es gebe unheimlich große Möglichkeiten, Wert zu schaffen. Hometogo arbeitet nach eigenen Angaben inzwischen mit mehr als 60.000 Partnern weltweit zusammen. Mehr als 15 Millionen Angebote gibt es auf der Plattform, die immer mehr zum Marktplatz ausgebaut werden soll. Hat Hometogo in der Vergangenheit als Meta-Suchmaschine von Provisionen gelebt, die für die Weiterleitung gezahlt wurden, sollen Kund*innen in Zukunft immer mehr über die Plattform machen. Suchen, finden, buchen – dieser Dreiklang soll immer häufiger direkt auf der Plattform stattfinden. 

Hometogo hat sich bei der EU-Kommission über Google beschwert

Entsprechend wachsam ist Andrä auch, dass sich niemand zwischen sein Unternehmen und die Kunden schiebt. Auch nicht Google. In einem offenen Brief hat sich Patrick Andrä gemeinsam mit anderen deutschen Reise-Startups wie Getyourguide (hier ist Gründer Johannes Reck im OMR Podcast zu Gast) zu Beginn der Corona-Pandemie über die Praktiken des US-Unternehmens beschwert. Auch bei der EU-Kommission hat sich der Vorstandschef schon über die aus seiner Sicht unfaire Vorgehensweise von Google beschwert.

„Wir haben mit Google nicht per se ein Problem“, sagt Patrick Andrae. Doch man wolle einen fairen Wettbewerb. Der sei aber nicht gegeben, weil Google bei der Suche die eigenen Ferienhaus-Suchergebnisse in einer großen Box deutlich prominenter platziert als die Seiten von Konkurrenten. Das Vorgehen resultiert dabei aus Patrick Andraes Sicht auch aus dem Drang weiter wachsen zu wollen: „Ich glaube, Google hat gesehen, dass sie an Amazon viel verloren haben beispielsweise bei der Produktsuche und deswegen gucken sie sich andere Verticals an“. 

Im OMR Podcast erklärt der Gründer außerdem, wieso Hometogo zur SEO-Optimierung in der Vergangenheit auf Fernsehwerbung gesetzt hat, welche Investments er als Business-Angel tätigt und ob er die Gefahr sieht, dass Hometogo angesichts des niedrigen Aktienkurses zum Übernahmekandidaten werden könnte.

 

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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