Nach dem Goldrausch folgt der Winter: So stark sind NFTs und Coins von Promis abgeschmiert

Torben Lux29.8.2022

Bekanntheit und große Reichweiten versprechen offensichtlich keinen Erfolg in der Kryptowelt

Kryptowinter Promi NFTs

Der große NFT-Goldrausch scheint Geschichte zu sein, Kryptowährungen insgesamt befinden sich seit Monaten im Sinkflug. Ähnlich wie während des großen durch die Covid-Pandemie angeheizten Trading-Hypes, haben auch in der Blockchain viele Investor:innen das schnelle und vor allem einfach Geld gesucht – und vermutlich sehr selten gefunden. Angeheizt wurde die Get-Rich-Quick-FOMO durch zahlreiche enorm reichweitenstarke Promis; mittels Werbung oder eigener Tokens. Welche Stars sich wie am Bullenmarkt beteiligt haben und was aus den Projekten geworden ist, lest Ihr hier.

Thomas Gottschalk, Günter Jauch, Lena Meyer-Landrut, Yvonne Catterfeld, Herbert Grönemeyer – die Liste derer, die in den vergangenen Jahren mit ihrem Namen für ein Investment in Kryptowährungen geworben haben, liest sich wie ein Who’s who der deutschen A-Prominenz. Geworben haben sie allerdings nur unfreiwillig. Denn sie alle wurden Opfer einer bis heute beliebten Online-Betrugsmasche, bei der prominente Gesichter für krude Werbebotschaften herhalten müssen. 

Ganz so weit hergeholt ist der Gedanke, dass Stars und Personen mit hohen Reichweiten für Finanzprodukte, in diesem Fall Kryptowährungen, werben, dann allerdings doch nicht. Im Gegenteil: Im Artikel „The Disastrous Record of Celebrity Crypto Endorsements“ zählte Bloomberg zuletzt eine ganz Reihe internationaler Stars auf, die genau das getan haben. Und „disastrous“, also katastrophal, miserabel oder eben desaströs, fasst die Ergebnisse ganz gut zusammen. 

Von 0 auf 100 und wieder zurück

Den Anfang der Aufzählung macht Schauspieler Matt Damon (Good Will Hunting, Die Bourne Identität, Der Marsianer). Vor ziemlich genau zehn Monaten, Ende Oktober 2021, geht ein Werbesport für die Kryptobörse crypto.com online. Die Hauptrolle spielt Damon; im einminütigen Clip erzählt er von Entdeckern, Abenteurern und endet mit dem später zum Meme gewordenen Satz „Fortune Favours the Brave“. 

Wer dann tatsächlich so mutig war und im Anschluss zum Beispiel Bitcoin gekauft hat, dürfte sich vom Glück ein wenig betrogen gefühlt haben. Während ein Bitcoin bis Anfang November, also wenige Tage nach Start der Werbekampagne, stets über 50.000 Euro wert war, liegt er Stand heute bei unter 20.000 Euro. Wertverlust: rund 60 Prozent. 

Einer der größten Sportler aller Zeiten – und Krypto-Bro

Schon einige Monate vorher, im Sommer 2021, konnte sich die Krypto-Börse Ftx die Dienste von Football-Legende Tom Brady sichern. Der siebenfache Super-Bowl-Gewinner, aktuell bei den Tampa Bay Buccaneers unter Vertrag, verkündete die Partnerschaft per Video auf Twitter. Im kurzen Clip wirft er statt einen Football ein Bitcoin-Logo am Strand Richtung Mond – als er vom Ball getroffen wird, regnet es Geld. Dazu läuft „Talking to the Moon“ von Bruno Mars. 

„To the moon“ dient in der Krypto-Szene als Ausdruck für das schier unendliche Wachstumspotenzial von Bitcoin & Co. Und tatsächlich scheint es nach dem Start der Partnerschaft zwischen Brady und Ftx auch erst einmal nicht schlecht auszusehen. Rund 27.000 Euro war ein Bitcoin Ende Juni 2021 wert. Zwar kletterte der Kurs bis zum Höhepunkt im November 2021 noch auf etwa 57.000 Euro, dann ging es statt zum Mond aber doch wieder zur Erde. Wertverlust: rund 30 Prozent.

Ein abgebissenes Ohr zu Geld machen

Als der damalige Schwergewichts-Superstar Mike Tyson 1997 im Ring seinem Kontrahenten Evander Holyfield ein Stück seines Ohres abbeisst, geht der Boxkampf in die Geschichtsbücher ein. Über 20 Jahre später wollte der 56-jährige Tyson dann unter anderem aus diesem Vorfall noch einmal Profit schlagen. Im August 2021 veröffentlicht er seine eigene NFT-Kollektion und wirbt dafür unter anderem auf seinem über 19 Millionen Follower starken Instagram-Account

 

Natürlich ist auch der Ohr-Biss als NFT erhältlich. So richtig wertstabil scheint aber dieser einzigartige Moment nicht zu sein. Und so wirklich einzigartig ist er auch nicht, immerhin gibt es 50 Exemplare der „THE BITE Edition“. Nummer 27 zum Beispiel wechselte im September 2021 für etwas über 16 Ether, damals knapp 25.000 US-Dollar den Besitzer. Der jüngste Trade war vor rund einem Monat für nur etwa 250 US-Dollar. Bloomberg hat die durchschnittlichen Preise aller Tyson-NFTs seit Launch berechnet. Wertverlust: über 95 Prozent.

I want it that way

Weltberühmt wurde Nick Carter in den 90ern als Teil der Boyband Backstreet Boys. Musik macht er heute zwar immer noch, der Erfolg ist aber nicht ansatzweise mit dem von vor 20 Jahren vergleichbar. Ob das daran liegt, dass er sich seit Jahren mit Kryptowährungen auseinandersetzt? Im April 2021 verkündet er per Twitter seine vier Lieblings-Coins: Shiba Inu, Doge Coin, Cardano und SafeMoon. 

Letzterer legte in wenigen Tagen nach seinem Tweet auch massiv an Wert zu und konnte sich zwischenzeitlich verdreifachen. In der Folge ging es vor allem nur noch nach unten. Statt fünf Nullen hinter dem Komma, sind es aktuell sogar sechs Nullen hinter dem Komma. Wertverlust: rund 99 Prozent. 

World of Women

Reese Witherspoon ist eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen der Welt, die ziemlich jede Auszeichnung gewonnen hat, die man in der Branche gewinnen kann. Oscar, Golden Globe, Emmy – nur, um eine kleine Auswahl zu nennen. Mit der Produktionsfirma Pacific Standard und der Dachorganisation Hello Sunshine ist sie außerdem eine ziemlich umtriebige Unternehmerin. Und gemeinsam mit zuletzt genannter ist sie im Februar dieses Jahres eine Partnerschaft mit dem NFT-Kollektiv „World of Women“ eingegangen. 

Schon im Dezember hatte Witherspoon per Twitter verkündet, dass sie tief an das Prinzip von Kryptowährungen und an ein Fortbestehen von NFTs glaube. So richtig geholfen scheint es den Kollektionen von World of Women aber nicht zu haben, auch hier zeigt die Tendenz klar nach unten. Wertverlust: 75 Prozent.

The Brilliance of Yield Farming

Mark Cuban dürfte heute den meisten als Besitzer des NBA-Clubs Dallas Mavericks bekannt sein. Das nötige Kleingeld für die Übernahme des Vereins stammte aus dem Verkauf von Broadcast.com an Yahoo 1999. Der Internet-Konzern zahlte rund 5,9 Milliarden US-Dollar für das Unternehmen, das Spiele der NBA und NFL ins Internet übertragen hatte. 

In einem Blogpost von Juni 2021, der immer noch live ist, beschreibt er seine Pläne, mit Hilfe des Titan Tokens Geld verdienen zu wollen. Anders als beim Kauf der Dallas Mavericks, die 2011 NBA-Champion wurden, hatte er beim Titan Token allerdings kein so gutes Händchen. Wertverlust: 99 Prozent.

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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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