Warum die Online-Spedition Forto zwei Milliarden Euro wert ist

Forto-Gründer Michael Wax über die Digitalisierung der Logistik und den Irrsinn der ersten Corona-Wochen

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Michael Wax (r.) ist Gründer und Chef der Online-Spedition Forto, früher auch bekannt als Freighthub

Wenn nicht gerade ein Frachter quer im Suez-Kanal festhängt, ist Logistik eine wenig aufregende Sache. Container rauf aufs Schiff, Container runter vom Schiff, Import, Export – und je reibungsloser das Ganze abläuft, desto besser. Klingt von außen betrachtet ganz einfach. Dabei gibt es hier noch reichlich Luft nach oben.

Nicht selten werde in der Logistik noch immer mit Telefon, Papier und sogar dem Fax gearbeitet, erklärt Michael Wax, Gründer und CEO von Forto im OMR Podcast. Genau darum sah er hier die Lücke für eine von Grund auf digitale Spedition, die alle Prozesse der Transportkette neu aufsetzt. Das sei relativ mühsam, räumt Wax ein. „Aber wie cool wäre es, wenn du eine Spedition aufbaust, die fünfmal effizienter ist.“

Forto besitzt keine eigenen Lkw, Schiffe oder gar Flugzeuge, sondern folgt dem klassischen Playbook der Branche: Container- und Luftfracht-Kapazitäten werden bei Reedereien oder Cargo-Airlines gebucht. Die 2016 gegründete Spedition übernimmt die gesamte Abwicklung von der Buchung bis zum Tracking unterwegs und kassiert dafür einen Share der Frachtkosten. Und weil Forto diesen Prozess stärker digitalisiert hat als viele Konkurrenten, lohnt sich das, obwohl die durch ihre größeren Volumina viel niedrigere Einkaufspreise haben.  

Über 450 Millionen Euro Funding

Forto adressiert einen gigantischen Markt. Mehr als die Hälfte der globalen Wertschöpfung werde heute im Handel generiert, so Wax. Und in einer globalisierten Welt mit internationalen Warenströmen sind Speditionen einer der zentralen Player. Auch das ein Grund, warum das Berliner Unternehmen seit der jüngsten Finanzierungsrunde mit zwei Milliarden Euro bewertet wird. Auf der Referenzliste stehen unter anderem große Online-Retailer wie Home 24, der Sportschuhhersteller On, aber auch viele Mittelständler, so Wax.

Zu den Investoren, die bereits mehr als 450 Millionen Euro in Forto gesteckt haben, gehören bekannte Player der deutschen VC-Szene: unter anderem sind Global Founders Capital, Cherry Ventures und La Famiglia an dem Logistik-Startup beteiligt.

Folgen des russischen Angriffskriegs

Wobei in der Milliardenbewertung viel der Euphorie des Booms der Branche während der Corona-Pandemie stecke, räumt Wax im OMR Podcast ein. Gleichwohl ist er sich sicher, dass sein Unternehmen die Erwartungen der Investor*innen erfüllen kann. Bereits heute mache Forto über 100 Millionen Euro Umsatz. Die Berliner beschäftigen 900 Mitarbeitende, viele davon in Asien. Neben den Transporten von Asien nach Europa machten innerasiatische Schiffstransporte einen großen Anteil am Geschäft von Forto aus, so Wax.

Naturgemäß wirken sich globale Krisen in einem internationalen Geschäft wie der Logistik besonders unmittelbar aus. So habe Forto nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine die Geschäftsbeziehungen dorthin beendet. „Von heute auf morgen hatten wir null Luftfracht-Kapazität“, erinnert sich Wax. Das sei in etwa so, als würde Amazons-Tochter AWS einem Softwareunternehmen den Zugang zu seiner Cloud sperren. Natürlich könne man dann den Anbieter wechseln. Doch den zu finden, brauche mehrere Wochen – eine Ewigkeit in der Logistik-Branche, in der Zeit das kostbarste Gut ist.

Ein Cargo-Flugzeug voller Corona-Masken

Wie er die Anfänge der Pandemie erlebt hat, als Kunden, die normalerweise mit Kratzbäumen handeln, Frachtjets buchen wollten, um Masken aus China einzufliegen, wie Wax die zunehmenden globalen Spannungen bewertet und weshalb sein Startup den Namen von Freighthub in Forto geändert hat, verrät Michael Wax in der neuen OMR Podcast-Folge.

Die Themen des Podcasts mit Michael Wax im Überblick:

  • den Weg vom BMW-Trainee zum Logistik-Gründer (00:02:03)
  • das Münchner CDTM als neues Startup-Hotbed (00:05:21)
  • die Anfänge von Forto und das Businessmodel (00:07:38)
  • wie das Verschiffen eines Frachtcontainers abläuft (00:18:12)
  • Corona-Effekt in der Logistik-Branche (00:19:16)
  • Umsatz und Milliarden-Bewertung von Forto (00:22:35)
  • Zyklen der Container-Logistik und die größten Player (00:27:25)
  • Anteile von See- und Luftfracht am Gesamtvolumen (00:31:38)
  • Präsenz deutscher Firmen im Speditionssektor (00:34:32)
  • die Umbenennung der Firma und Rückzug der Heilemann-Brüder (00:37:08)
  • veränderte Bedingungen für die Kapitalaufnahme (00:40:29)
  • aktuelle Projekte und die „Endmission“ von Forto (00:44:33)
  • die wichtigen Handelsrouten für Forto (00:48:12)
  • globale Spannungen und Protektionismus (00:50:24)
  • die „wilde Zeit“ der Corona-Masken-Beschaffung (00:52:27)
  • seine Teilnahme am Founders Pledge (00:55:23)

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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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