Wie Markus Lanz vom RTL-Boulevard-Journalisten zum deutschen Polit-Talk-König wurde

Florian Rinke26.6.2022

Der ZDF-Moderator gilt als harter Fragesteller. In der 500. Folge des OMR Podcasts gibt er Antworten.

ZDF-Moderator Markus Lanz war in der 500. Folge des OMR Podcasts zu Gast. Foto: OMR
ZDF-Moderator Markus Lanz war in der 500. Folge des OMR Podcasts zu Gast. Foto: OMR

Als Wetten-dass-Moderator erlebte Markus Lanz die schwierigste Phase seiner Karriere, inzwischen hat er seine nach ihm benannte Talkshow zum wichtigsten Politik-Format im deutschen Fernsehen gemacht. In der 500. Folge des OMR Podcast spricht er mit Philipp Westermeyer über den Weg in die Medien, sein Interview mit Barack Obama und die Frage, ob er wirklich 300 Liegestützen schafft.

Boulevard-Magazin, Kochshow – und dann die Sache mit „Wetten, dass“: Es ist noch gar nicht so lange her, dass Markus Lanz in der öffentlichen Wahrnehmung sehr weit davon entfernt war, Deutschlands gefürchtetster Polit-Talker zu sein. Mehr noch, mehr als 130.000 Menschen unterzeichneten damals eine Petition, in der wegen eines vermeintlich zu harten Interviews sein Rausschmiss beim ZDF gefordert wurde. Der „Spiegel“ nannte ihn den “Christian Wulff des Showgeschäfts” – weil die Öffentlichkeit gegen Lanz war, egal was er machte. Es war der Tiefpunkt seiner Karriere. 

Vorbei. Heute ist der 53-Jährige ganz oben. 2021 bekommt er sogar den deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Information“. Mit einer Show, die innerhalb des ZDFs dem Ressort Unterhaltung zugeordnet ist, setzt er sich gegen Schwergewichte wie „Panorama“ oder „Frontal“ durch. Eine riesiger Erfolg, aber am Ende auch irgendwie logisch. Denn Markus Lanz ist es gelungen, aus seiner Show auch ein Schwergewicht der Fernseh-Information zu machen. Dreimal pro Woche diskutiert er hier mit seinen Gästen die wichtigsten politischen Fragen und befragt bohrend die Spitzen der Politik. Über den Besuch des damaligen CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet schrieb der Jahre zuvor noch so kritische „Spiegel“ lobend: „Ein Interview wie ein Stierkampf“

Markus Lanz begann beim ZDF als Urlaubsvertretung

Markus Lanz ist angekommen. Das sagt er auch im Gespräch mit Philipp Westermeyer im OMR Podcast: „Ich habe nie wirklich davon geträumt, eine Showtreppe runterzukommen und im Hintergrund tanzt das MDR-Fernsehballett. Das war nie mein großer Traum.“ Statt der großen Bühne hat er nun das kleine Kammerspiel. Intimer Rahmen, maximale Wirkung. Doch die Erfahrungen der Vergangenheit, lässt der ZDF-Moderator durchblicken, hätten ihn bescheiden gemacht: „Wir alle sollten nicht so vermessen sein zu glauben, dass wir es alleine können“. Man sei immer angewiesen auf Leute, die einen im richtigen Moment wieder auffangen. Auch deshalb fühle er sich beim ZDF so wohl: „Als das damals mit ,Wetten, dass’ nicht so richtig funktioniert hat, blieb das ZDF sehr klar an meiner Seite. Und das ist groß.“

Es ist die 500. Folge des OMR Podcasts, in der Markus Lanz zu Besuch ist. Eine besondere Folge, ein Jubiläum. Mit seiner eigenen Sendung hat Lanz diese Marke schon vor Jahren durchbrochen. Nach seinem Wechsel vom Privatsender RTL zum öffentlich-rechtlichen ZDF hatte er die Show 2008 zunächst als Urlaubsvertretung von Johannes B. Kerner begonnen. Am Ende wurde aus der Urlaubsvertretung die Dauerlösung. Markus Lanz wurde im ZDF zu einer Art Allzweckwaffe. Er moderierte Shows und probierte sich bei „Lanz kocht“ durch die von Spitzenköchen live gekochten Vorspeisen und Hauptgänge.

Ohne eigene Social-Media-Accounts an die Spitze der Podcast-Charts

Heute fokussiert sich der gebürtige Südtiroler stärker. Fokus – das ist auch einer der Gründe, warum er nicht in sozialen Netzwerken aktiv ist. „Ich habe ehrlich gesagt einfach keine Zeit für Social Media“, sagt Markus Lanz: „Man muss sich konzentrieren. Ich glaube schon, dass die Gefahr, sich zu verzetteln, groß ist“. Denn Lanz moderiert ja nicht nur seine eigene Talkshow. Gemeinsam mit dem Philosophen Richard David Precht (der kürzlich ebenfalls im OMR Podcast zu Gast war) diskutiert er große Fragestellungen im Podcast „Lanz & Precht“. Dieser belegt regelmäßig die Top-Platzierungen in den Podcast-Charts bei Apple oder Spotify – obwohl auch Podcast-Partner Richard David Precht Social-Media-Abstinenz lebt. Der Podcast wird von der OMR-Tochter Podstars produziert. 

Doch allein über seine Sendung hat Lanz inzwischen eine solche Popularität erreicht, dass sich inzwischen sogar Journalisten mit ihm und seinem Leben beschäftigen – etwa mit der Frage, ob Lanz wirklich 300 Liegestützen pro Tag macht. Angesprochen auf diese Zahl, muss der Moderator lachen. Ob es wirklich 300 sind, sagt er nicht. Aber es sind viele. An der geplanten Biographie arbeitet Lanz nach eigenen Angaben nicht mit. Zu erzählen gäbe es sicherlich einiges: Von seiner Jugend in Südtirol, in der er früh den Tod seines Vaters verkraften muss. Vom Leben in Hamburg, wo er bei Radio Hamburg rausgeworfen wird, nachdem er einen eigenen kritischen Song ohne Erlaubnis spielte. Oder von seinem Interview mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama.

Im OMR Podcast erzählt Markus Lanz außerdem, ob er sich einen Wechsel zurück zu den Privatsendern vorstellen kann, wie er selbst sein Geld anlegt und warum er inzwischen rund 60.000 schwarz-weiß Porträts von Gästen seiner Sendung gemacht hat, dies aber bislang eher für sich getan hat anstatt über eine Ausstellung nachzudenken.

Die Themen des OMR Podcasts mit Markus Lanz im Überblick:

  • Aus Südtirol in die deutsche Medienwelt (00:03:00)
  • Warum Markus Lanz keine Werbung macht (00:09:30)
  • Ein Interview mit Barack Obama (00:17:45)
  • Die Anti-Lanz-Petition und das Abenteuer „Wetten, dass“ (00:31:30)
  • Gute Zeiten für ernste Themen und der „Lanz & Precht“-Podcast (00:40:00)
  • Was Markus Lanz mit seiner Produktionsfirma macht (00:48:30)
  • Investments in Aktien und die Weisheiten von Warren Buffett (01:08:00)
  • Wie Markus Lanz auf den Klimawandel blickt (01:19:00)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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