Was ist das für 1 digitale Kompetenz?
Die Unister-Situation ist in wirklich aller Munde, das führt zu wunderbaren Stilblüten
Die dramatische Geschichte rund um den Tod von Unister-Chef Thomas Wagner ist ein Klickbringer für Publisher. Also scheint mittlerweile jede Meldung vom Insolvenzverwalter einen Artikel wert zu sein. Er verkündete gegenüber dem Handelsblatt, dass Unister sich mit Google geeinigt habe und „wieder in den Suchergebnissen gelistet sei“. Bei der weiteren Erklärung der Thematik begab man sich dann auf dünnes Eis.
Schon die Überschrift motiviert zum Lesen: „Google hilft bei der Rettung“. Im Artikel erklärt der Insolvenzverwalter von Unister Lucas Flöther dem Handelsblatt: „Mit Google konnten wir eine Einigung erziehlen. Die Unister-Portale sind dort jetzt wieder gelistet.“ Daraus baut der Kollege von der Wirtschaftszeitung einen „Premium-Artikel“ (Premium-Mitgliedschaft 30,99 Euro pro Monat).
Klingt so, als hätte sich Unister Ergebnisse in der organischen Google-Suche erkauft und sei dann wegen hoher Schulden aus den Suchergebnissen geflogen. Das wäre eine Sensation.
Ist das wirklich einen Artikel wert?
Aber alles halb so wild. Der Artikel dreht sich in Wahrheit um Adwords-Anzeigen, die Unister nicht mehr bezahlen konnte. Wer heute wie beschrieben nach „Mallorca“ oder „Urlaub“ googelt, entdeckt Unister-Portale trotzdem erst in den organischen Suchergebnissen. Das Analyse-Tool Semrush zeigt zumindest an, dass der bezahlte Traffic von Ab-in-den-Urlaub stark eingebrochen ist. Ende 2014 lag er noch bei über 535.000 Klicks, im Juli 2016 waren es gerade noch 15.000.
Wir sind nicht die einzigen Handelsblatt-Leser, die etwas stutzig geworden sind. Bei Facebook haben sich jede Menge Kommentare gefunden. Hier sind ein paar und hier und hier sind noch mehr: