1komma5°: Philipp Schröder setzt bei Gebäudetechnik auf das Tesla-Prinzip

Der Ex-Deutschland-Chef des E-Auto-Pioniers baut einen Komplettanbieter für erneuerbare Energien

Philipp Schröder sprechen im OMR Podcast miteinander (von links). Foto: OMR
Philipp Westermeyer und Philipp Schröder sprechen im OMR Podcast miteinander (von links). Foto: OMR

Philipp Schröder ist auf einem Öko-Bauernhof aufgewachsen – und später bei den Grünen ausgetreten, weil sie ihm bei Umweltthemen zu dogmatisch waren. Mit seinem Startup 1komma5° will er jetzt unternehmerisch das Klima retten. Das große Denken hat der Hamburger auch als Deutschland-Chef von Tesla gelernt. Doch ein anderer Job war für ihn viel prägender.

Philipp Schröder hat als Jugendlicher gegen Castro-Transporte protestiert und sieht heute in der Atomkraft einen Baustein zur Bekämpfung des Klimawandels. Er war Mitglied bei Bündnis90/Die Grünen, verließ die Partei jedoch, weil sie ihm unter anderem bei der Atomkraft zu dogmatisch ist und trat der CDU bei – nur um bei der Bundestagswahl dann doch wieder grün zu wählen. Und obwohl er es grundsätzlich gut findet, dass so viele junge Leute bei Fridays for Future demonstrieren, empfiehlt er den Teilnehmern lieber auf den Kapitalismus zu setzen – und sich durch ihre Berufswahl aktiv für die Bekämpfung des Klimawandels einzusetzen.

Kurzum: Philipp Schröder hat einen sehr eigenen Kopf. Das merkt man schnell in der aktuellen Folge des OMR Podcasts. Im Gespräch mit Philipp Westermeyer rekapituliert er seine bisherige Karriere, die ihn vom Studienabbrecher über den Chefposten bei Tesla in Deutschland hin zu seinem jetzigen Startup 1Komma5° führte. Mit diesem will er ganz nach dem Vorbild Teslas einen europäischen Champion im Bereich erneuerbare Energien bauen. Das nicht mal zwei Jahre alte Startup soll schon im kommenden Jahr 500 Millionen Euro Umsatz machen und dann zu einem Milliarden-Unternehmen heranreifen.

Zwei Jahre arbeitete Schröder für Elon Musk

Philipp Schröder setzt dabei auf etwas, das auch Tesla-Chef Elon Musk in den vergangenen Jahren praktiziert hat: er will Strukturen aufbrechen, um wirkliche Innovationen zu schaffen. Schröders Ziel ist es, Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien aus einer Hand anzubieten – von der Wärmepumpe bis zur Solaranlage. Diese sollen komplett vernetzt ausgeliefert werden, so dass der Kunde am Ende nicht verschiedene einzelne Elemente hat, sondern eine perfekt aufeinander abgestimmte Komplettlösung.

Dazu kauft sich das Startup unter anderem sogar bei Handwerksbetrieben ein. Philipp Schröder vergleicht das mit der Strategie seines ehemaligen Arbeitgebers Tesla: „Entscheidend ist nicht, wer Continental oder Bosch im Autobereich ist, sondern entscheidend ist, wer ist BMW, Volkswagen Tesla im Klimaschutzbereich, in der der Gebäudetechnik.“ Ausreichend Kapital für diese Pläne ist vorhanden, nachdem das Startups zuletzt rund 200 Millionen Euro von Investoren bekam, während es laut Schröder gleichzeitig schon im Kerngeschäft profitabel ist. 

Philipp Schröder wächst auf einem Bio-Bauernhof auf

Dabei begann alles eigentlich mit einer Entscheidung gegen ein Leben im Turbokapitalismus. Philipp Schröder ist im Grundschulalter, als seine Eltern beschließen, ihr Leben zu ändern. Sein Vater gibt seinen Beruf als Investmentbanker auf und die Familie zieht gemeinsam in die Lüneburger Heide wo die Schröders einen Bauernhof renovieren wollen. Es ist ein radikaler Wandel, vom Investmentbanker zum Öko-Landwirt. Auch Philipp Schröder glaubt rückblickend, dass diese Zeit ihn stark geprägt hat. Durch das Andersartig-Sein habe er gelernt, andere Perspektiven einzunehmen. Doch je älter er wurde, um so mehr zog es ihn vom Bio-Bauernhof weg.  „Als Pubertierender wollte ich nur raus, coole Autos, Geld verdienen und nichts mehr zu tun haben mit diesem Öko-Shit“, erzählt Philipp Schröder im OMR Podcast.

Doch das ändert sich wieder, denn dieser Öko-Shit bestimmt im Grunde Schröders Leben bis heute. Denn Schröder, der sowohl ein Jura- als auch ein Wirtschaftsstudium abgebrochen hat, beginnt seine Karriere im Bereich der erneuerbaren Energien und ist diesem Feld bis heute treu geblieben. So baute er in der Vergangenheit unter anderem den Stromspeicher-Hersteller Sonnen mit auf und leitete mehrere Jahre dessen Geschäfte – bis sich abzeichnet, dass der Ölkonzern Shell das Unternehmen übernehmen will. Es ist ein lukratives Geschäft für die Gründer und Investoren. Aber Schröder geht und startet nach einem 18-monatigen Wettbewerbsverbot mit dem Aufbau von 1Komma5°. Schröder glaubt an das Potenzial, auch über Deutschland hinaus: „Es wird nicht darum gehen, wer der deutsche Champion wird, sondern es wird darum gehen, wer der Lösungsanbieter für Europa wird.“

Die Themen des OMR Podcasts mit Philipp Schröder im Überblick:

  • Vom Demeter-Biohof in die deutsche Startup-Szene (00:02:15)
  • Eine Nachricht bei Linkedin von Elon Musk (00:09:30)
  • Der Tesla-Deutschland-Chef wechselt in die bayerische Provinz (00:27:00)
  • Wettbewerbsverbot? Ok, dann gründe ich eben ein Fintech (00:35:30)
  • Mit 1Komma5° will Philipp Schröder einen europäischen Champion bauen (00:44:00)
  • Darum ist Atomkraft-Gegner Philipp Schröder für Atomkraft (01:05:00)
  • Tun Handwerker mehr fürs Klima als Fridays for Future? (01:12:30)
CDUErneuerbare EnergienGrünePhilipp SchröderShellSolarenergieSonnenTesla
Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

Alle Artikel von Florian Rinke

Ähnliche Artikel

Kostenlose Online-Seminare

Bjoern Sjut

Digital Marketing Analytics für Beginner: So baust du ein Dashboard

30.4.2024 11:00 - 12:00 Uhr
Aktuelle Stories und die wichtigsten News für Marketeers direkt in dein Postfach!
Zeig mir ein Beispiel