Bitcoin-Wahnsinn: Wie wir einmal eine Story schreiben wollten und dabei 5.000 Euro verdient haben

(Bild: Bitcoin.org)
Inhalt
  1. Alle Welt redet über die Kryptowährung – wir haben einfach mal Bitcoins gekauft
  2. „Nichts für schwache Nerven“
  3. „Bitcoins besser nicht bei der Exchange liegen lassen“
  4. Wie wir mit unserem Order den Bitcoin-Preis drückten

Alle Welt redet über die Kryptowährung – wir haben einfach mal Bitcoins gekauft

(Bild: Bitcoin.org)

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Mittlerweile hat vermutlich jeder auch nur ein bisschen digital-affine Mensch schon einmal von Bitcoin gehört. Aber nur ein Bruchteil dürfte wissen, wie genau Bitcoins funktionieren und wie man sie bekommt. Wir haben uns erkundigt, anschließend den Selbsttest gemacht und für knapp 10.000 Euro Bitcoins gekauft. Bisher entwickelt sich deren Wert recht positiv. Bitcoin ist eine neue virtuelle Währung, die, anders als bisherige Währungen, unabhängig von Finanzbehörden sowie Banken und anderen Mittelsmännern sein soll. Die Nutzer können mit dem System Geld über ein so genanntes Peer-to-Peer-Netzwerk versenden, ohne dass sie über eine Kreditkarte oder ein Bankkonto verfügen. Alle Bitcoin-Transaktionen werden in einer Art öffentlichen Register eingetragen: der „Blockchain“. Die Bitcoins selbst bestehen aus einer Zeichenreihenfolge, die Ergebnis einer kryptographischen Berechnung ist. Dieser Berechnungsprozess wird auch Bitcoin Mining, also Schürfen genannt.

Der britische Guardian hat das Konzept von Bitcoin in einem Video erklärt:

Bevor wir uns anschickten, Bitcoins zu kaufen, haben wir uns mit jemandem unterhalten, der sich mit dem Thema auskennt: Oliver Thylmann ist Internet-Unternehmer sowie Investor (u.a. Gründer von Adcloud) und beschäftigt sich schon länger mit der neuen Währung. Der Kölner sieht in Bitcoins die logische Weiterentwicklung von Visa, mit dem Vorteil: „Bei Bitcoin gibt es keine Banken oder irgendwelche Mittelsmänner mehr, die am Wechsel mitverdienen“, wie Thylmann in einem Gastbeitrag bei Gründerszene schreibt.

„Nichts für schwache Nerven“

Thylmann ist Fan von Bitcoin, weiss aber auch um die Risiken der Währung: „Bei Bitcoin gibt es 1.000 Gefahren – das ist nichts für schwache Nerven“, sagt er im Gespräch mit Online Marketing Rockstars. Auch als Investitionsobjekt seien Bitcoins hochriskant, da es durchaus möglich sei, dass ihr Wert irgendwann einmal auf null sinke. „Wer trotzdem investieren möchte, dem würde ich raten, ein Prozent des Portfolios in Bitcoins zu investieren und das Ganze für fünf Jahre zu vergessen.“

Aber wie kommt man an Bitcoins? „Das Thema Bitcoins schürfen ist vorbei“, so Thylmann bei unserem bereits Mitte April geführten Gespräch. Für Amateur-Schürfer würden mittlerweile die Kosten für den Strom, der für die Rechner benötigt werde, die die Berechnungen durchführen, den Ertrag übersteigen. Rund um das Bitcoin Mining hat sich offensichtlich eine eigene kleine Branche entwickelt. So gebe es speziell für das Mining hergestellte Rechenprozessoren. „In Island werden eigens Rechenzentren betrieben, die nur Bitcoins schürfen – auch weil dort die Energiepreise niedrig sind“, berichtet Thylmann.

Oliver Thylmann (Quelle)

Oliver Thylmann (Quelle)

Bitcoin-Einsteigern wie wir es sind bleibt also nur das Kaufen. In diesem Zusammhang am bekanntesten ist in Deutschland sicherlich der Dienst Bitcoin.de. „Bitcoin.de funktioniert eher nach dem von Ebay bekannten Marktplatzprinzip. Dort dauern die Transaktionen länger“, sagt Thylmann, und empfiehlt demgegenüber die französischstämmige Börse Bitcoin-Central. Offenbar bietet diese die „richtige“ Bitcoin-Erfahrung: Bitcoin-Central als Exchange sei liquider und schneller als ein Marktplatz, so Thylmann. Wer sich nach den Ereignissen rund um Mt Gox um die Sicherheit von Exchanges sorgt, den beruhigen bei Bitcoin-Central möglicherweise Partnerschaften mit der Bank Credit Mutuel und dem Zahlungsdienstleister Aqoba. Die Kooperationen ermöglichen es Bitcoin-Central, wie eine Bank zu agieren.

„Bitcoins besser nicht bei der Exchange liegen lassen“

„Nach dem Kauf würde ich die Bitcoins jedoch nicht bei der Exchange liegen lassen“, rät Thylmann. Er empfiehlt eine Lagerung bei dem US-Anbieter Coinbase. „Dort ist auch das renommierte Investment-Unternehmen Union Square Ventures beteiligt; das erhöht die Glaubwürdigkeit.“ Zudem nutze der Dienst die so genannte „Cold Storage“-Methode und sei damit sicherer: rund 97 Prozent der bei Coinbase geparkten Bitcoins seien offline gelagert.

Wir haben uns an Oliver Thylmann Empfehlungen gehalten und uns zunächst bei Bitcoin-Central angemeldet. Leicht gemacht wird einem die Registrierung dort nicht. Neue Nutzer müssen als erste durch das Hochladen von mindestens zwei eingescannten offiziellen Dokumente ihre Identität belegen – möglich sind hier Personalausweis, Reisepass sowie Führerschein.

Im nächsten Schritt fordert Bitcoin-Central einen „proof of residency“. An dieser Stelle wurde es schon diffiziler: Weil ich nicht Hauptmieter meiner Wohnung bin, sondern meine Freundin, musste sie mir einen handgeschriebenen Brief ausstellen, in dem sie bestätigt, dass ich an dieser Adresse wohne. Außerdem musste ich ebenfalls Scans zweier offizieller Dokumente sowie eines „proof of residency“ von ihr hochladen. Letzterer durfte nicht älter als drei Monate sein– eine aktuelle Telefonrechnung tat den Dienst.

Als dritten und letzten Beleg verlangt Bitcoin-Central ein „Bank Info Statement“: ein offizielles Schreiben meiner Bank, das bestätigt, dass das mit dem Bitcoin-Central-Account verknüpfte Bank-Konto wirklich meines ist. Der gesamte Prozess, also Zusammenstellung der Dokumente sowie Verifizierung durch Bitcoin-Central, nahm acht Tage in Anspruch.

Wie wir mit unserem Order den Bitcoin-Preis drückten

Nach der finalen Freigabe des Accounts überwiesen wir 10.000 Euro auf unser Nutzerkonto bei Bitcoin-Central und erstellen einen Kauf-Order. Zu diesem Zeitpunkt lag der durchschnittliche Preis für eine Bitcoin bei knapp 327 Euro lag. Wir gaben ein Gebot für 31 Bitcoins zum Preis von 322,50 Euro ab – das Gesamtvolumen der Transaktion lag somit bei 9.997,50 Euro.

Erst am nächsten Tag zeigte unser Gebot Erfolg – nach und nach stieg die Zahl der Bitcoins in unserem Wallet bei Bitcoin Central. Unser großes Order-Volumen drückte augenscheinlich auf der Plattform den allgemeinen Wert der Bitcoins nach unten, denn während unserer Transaktion sank der Durchschnittspreis auf 322,50 Euro. Nach erfolgreichem Kaufabschluss betrug dieser sogar nur 320 Euro. Weil Bitcoin-Central pro Transaktion eine Gebühr von 0,59 Prozent kassiert, verfügten wir nun über 30,8171 Bitcoins.

Entsprechend Oliver Thylmanns Empfehlung transferierten wir den Betrag als nächstes auf ein eigenes eingerichtetes Konto bei Coinbase. Dafür mussten wir dort erst eine Bitcoin-Adresse generieren sowie bei Bitcoin-Central mittels Feedback-Formular um die Erhöhung des Auszahlungs-Limits bitten – voreingestellt war eine Grenze von einer Bitcoin pro Tag.

Seit dem 29. April verfügen wir also nun über ein digitales Wallet bei Coinbase im Umfang von rund 30,82 Bitcoins. Der Zugriff auf den Account ist auch durch einen Zwei-Faktor-Login geschützt – bei der Anmeldung wird die Eingabe einer Ziffernfolge verlangt, die durch die App Authy auf meinem Smartphone generiert wird. Bis heute ist der Wert der Bitcoins um rund 50 Prozent gestiegen. Zum Zeitpunkt dieses Posts liegt der Wert bei fast 15.000 Euro. Mit einem Bitcoin-Ticker auf der rechten Seite unserer Website halten wir Euch künftig über die Wertentwicklung auf dem Laufenden.

BitcoinKrypto
Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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