Rap-Legenden, Streetart-Koryphäen und eine Supermarkt-Kette: Cultural Marketing bei OMR23
Was Haftbefehl, Snipes, Elle, Daniel Arsham, Aldi und Porsche gemeinsam haben
Wenn Kultur und Marketing aufeinander treffen, ist die Chance, dass es etwas schiefläuft, ziemlich groß. Denn Brands wollen häufig etwas von der Glaubwürdigkeit, dem Image und den Reizen von Künstler*innen abhaben, ohne ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Die Folge: Cultural appropriation (oder auf deutsch: kulturelle Aneignung). Wie man es richtig macht, zeigen diese Speaker*innen auf dem OMR Festival.
Das OMR Festival 2023 am 9. und 10. Mai in der Hamburg Messe steht kurz bevor. Wir erwarten 70.000 Besucher*innen, über 800 Speaker*innen und mehr als 1.000 Aussteller und Partner. Euch erwartet ein volles Programm auf unseren Bühnen, in den Masterclasses, bei den Guided Tours und Side Events. Alle Speaker*innen findet Ihr hier, darunter auch die bereits angekündigten Cultural-Highlights wie Ronnie Fieg, Shepard Fairey und RAF Camora. Hier geht es zu den einzelnen Timetables der Bühnen.
Im Englischen gibt es eine Formulierung, die immer dann greift, wenn Rap-Größen über ihre eigenen Idole und Lieblingskünstler*innen sprechen: Your Favorite Rappers‘ Favorite Rapper. Spielt man das Prinzip in Deutschland durch, fällt immer wieder ein Name: Haftbefehl. Samy Deluxe, Kool Savas, Xatar, Shindy, Cro – gefühlt alle Deutschrap-Generationen können sich auf den Offenbacher Rapper einigen. Dabei konnte Aykut Anhan, so sein bürgerlicher Name, nie die ganz großen kommerziellen Erfolge wie seine Branchen-Kollegen mit leichter zugänglichen Texten und poppigeren Beats (nicht mit Bazzazian!) einfahren. Nicht falsch verstehen: Über eine halbe Million verkaufte Tonträger und derzeit 2,3 Millionen monatliche Hörer*innen auf Spotify sind dennoch ganz klar erste Liga. Aber es waren immer eher der eigenwillige Style von „Baba Haft“, seine unkonventionellen Reimstrukturen und – ja, das Wort passt hier einfach – die Realness, die ihm den Legendenstatus eingeheimst haben, den er heute zweifelsohne hat.
Dabei behandeln die Tracks des Gangster-Rappers alles andere als Wohlfühl-Themen. Depressionen, Drogen und Gewalt sind wiederkehrende Leitmotive in Haftbefehls Geschichten. Nie verherrlichend, immer schonungslos ehrlich und dadurch manchmal fast schon abschreckend. Das Feuilleton ist Fan. Und der deutschen Sprache hat Haftbefehl längst auch seinen Stempel aufgedrückt; bereits vor zehn Jahren war „Babo“ Jugendwort des Jahres. Auch abseits der Musik setzt Haftbefehl immer wieder Akzente. Dabei ist sein Motto bei allen Projekten: „Die Qualität der Produkte hat stets die höchste Prio“. Die Partnerschaft mit SNIPES ist das nächste große Projekt. Simon Bus, Head of Entertainment & Communications bei SNIPES, und Niko Backspin werden am 9. Mai um 16:45 Uhr auf der Yellow Stage genau darüber mit ihm sprechen.
Architektur, Streetart, Hiphop
Wenn Streetwear-Ikone und Kith-Gründer Ronnie Fieg am zweiten Festival-Tag auf der Conference Stage spricht, wird er nicht alleine sein. Sein langjähriger Freund Daniel Arsham wird ihn begleiten. Für zahlreiche Projekte haben die zwei in den vergangene Jahren bereits zusammengearbeitet. Arsham, der unter anderem das Architektur-Kollaborativ Snarkitecture mitgegründet hat, hat zum Beispiel sechs Kith-Stores designt. Er hat außerdem mit großen Brands wie Tiffany, Adidas, Dior und Porsche gemeinsame Projekte umgesetzt. Seine Werke wurden in Einzelaustellungen auf der ganzen Welt gezeigt.
Auf der Yellow Stage geht es direkt im Anschluss weiter mit… Aldi Nord. Was ein Lebensmitteleinzelhändler mit Kultur und Hiphop zu tun hat? Bisher ehrlich gesagt noch nicht allzu viel, dafür haben in den vergangenen fünf Jahren zu viele LEH eher erfolglos versucht, in der Kultur stattzufinden. Aldi Nord hat sich deshalb dafür entschieden, einen neuen Weg zu gehen, indem sie sich im ersten Schritt tiefgreifend mit der Kultur und Kulturthemen insgesamt beschäftigt und eine glaubwürdige Rolle darin definiert haben – bevor sie aktiv werden. Phillip Böndel von The Ambition, Stefan Michels, Director Customer Dialog & Engagement bei Aldi Nord und Niko Backspin werden genau darüber sprechen.
Danach wird es um die Rolle von Streetart gehen. ELLE hat als illegale Graffiti-Künstlerin in New York begonnen, heute gilt sie als eine der führenden reisenden Street-Art-Künstlerinnen überhaupt. Ihre Arbeiten haben es schon in die Saatchi Gallery in London, ins Urban Nation Museum in Berlin, in die Vogue Australia und ins Tom-Clancy-Videospiel „The Division“ geschafft. ELLE hat nicht nur einige der einprägsamsten Wände in der gesamten Street Art geschaffen, sie hat außerdem mit Donda, der Kreativagentur von Kanye West, sowie mit Curio, Steve Aoiki, Asics, Samsung, Nike, Reebok und Ikea zusammengearbeitet. Im Gespräch mit Cultural Innovation Manager, Curator und URBAN NATION Berlin Gründerin Yasha Young erklärt sie auf der Yellow Stage, was es bedeutet, als Frau in der Kunstszene erfolgreich zu sein, was Streetart heute noch mit Musik zu tun hat und was Marken von der Szene lernen können.
Hiphops 50. Geburtstag als Release-Datum
Am 11. August 1973 legte eine kleine Veranstaltung in der New Yorker Bronx den Grundstein für die heute größte Jugendkultur der Welt: die „Back to School Jam“ von DJ Kool Herc gemeinsam mit seiner Schwester Cindy. Passend zu Hiphops 50. Geburtstag wird zeitgleich auch der 3. Teil der „Back To Tape“-Reihe erscheinen. Musikjournalist Niko Backspin wird gemeinsam mit Porsche nach Deutschland und Europa dieses Mal in den USA auf einen Roadtrip gehen, mit Künstler*innen sprechen und die Wurzeln der Kultur erkunden. Auf der Yellow Stage wird es dazu den allerersten Teaser zu sehen geben – und mit Deutschrap-Legende Kool Savas ist auch ein Protagonist des zweiten Teils mit dabei.
Den Abschluss wird Sebastian Kemmler, Gründer von Kemmler Kemmler, machen. Die Berliner Kreativagentur hat es sich zur Aufgabe gemacht, kulturellen Impact messbar zu machen. Und genau das wird er auch auf der Yellow Stage machen – und zeigen, welche Verbindungen in sozialen Netzwerken Marken wie Aldi Nord, Porsche und andere wirklich mit der Kultur haben.