Do&Co: Vom Feinkostladen zum globalen Catering-Konzern

Als Attila Doğudan Anfang der 1980er-Jahre einen Feinkostladen in Wien eröffnet, ist er zwar ambitioniert, konnte aber wohl kaum damit rechnen, dass er heute einen Milliardenkonzern managt. Der Feinkostladen entwickelte sich zum Flugzeug-Caterer, der heute 142 Mio. Passagiere im Jahr mit Essen versorgt und 2 Mrd. € Umsatz macht.

Manchmal sind's die kleinen Entscheidungen, die die Zukunft stark verändern. Bei Do&Co gab's gleich mehrere Wendepunkte, die den Catering-Konzern, der heute Milliardenumsätze macht, geprägt haben. Angefangen hat alles 1981 in Wien, als Attila Doğudan einen türkischen Feinkostladen eröffnet hat.

Er stammt aus einer Gastronomenfamilie – seine Eltern hatten ein Restaurant – und er wollte auch in dem Bereich aktiv sein. Was ihm nicht gefallen hat, waren die Arbeitszeiten. Doğudan war’s mit seinen knapp 20 Jahren wichtig, um 18 Uhr Feierabend zu haben. Seine Idee: Frankreich gilt als Feinkostland, also schaute er sich um, wie die Läden dort aufgebaut sind und kopierte einen Laden in die österreichische Hauptstadt.

Das Problem: Wiener essen anders als Franzosen. Darum waren die ersten Jahre des Ladens alles andere als einfach. Aber dieser Fehler in jungen Jahren waren ein wichtiges Learning. Mit drei Mitarbeitern kämpft er viele Jahre ums Überleben – dann kommt die erste von den angesprochenen wichtigen Entscheidungen. Attila Doğudan stellt in seinen kleinen Laden ein paar Tische auf und tatsächlich bleiben immer mehr Kunden zum Essen da. 

Weil das Essen den Kunden so gut schmeckt, kommt irgendwann die Frage auf, ob Doğudan auch nach Hause liefern kann. Doğudan sagt zu und liefert – erst für fünf, dann für zehn, dann für 20 und später für mehrere Hundert Kunden. Heute sind es mehrere tausende, die das gelieferte Do&Co-Essen genießen.

Ex-Rennfahrer will Do&Co-Essen für Flugzeuge

Einer der Kunden, denen das Essen von Attila Doğudan gut geschmeckt hat, war der verstorbene Ex-Rennfahrer und -Airlinebesitzer Niki Lauda. Er hat eine damals eine überraschende Anfrage: Er will das Essen von Doğudan in seinen Flugzeugen servieren. Doğudan sagt zu. Damals hatte er zwei Flugzeuge beliefert, heute ist quasi jede große Airline Do&Co-Kunde. 

Bevor wir zum nächsten wichtigen Meilenstein in der Do&Co-Geschichte kommen, bleiben wir kurz beim Airline-Catering, denn das ist auch das größte Business des Konzerns. Im letzten Geschäftsjahr 2023/2024 machte die Firma einen Umsatz von 1,8 Mrd. € und ist um fast 30% gewachsen. Um die 75% des Geldes kommt aus dem Bereich Airline Catering. Hier betreibt die Firma 33 Gourmetküchen in zwölf Ländern und hier profitiert Doğudan von den Fehlern im Feinkostladen. Beim Versuch, einen Laden aus Paris zu kopieren und in Wien aufzumachen, hat er gesehen, dass regionale Geschmäcker sehr verschieden sind. Und auch beim Flugzeug-Catering muss genau bedacht werden, welche kulinarischen Vorlieben es in der jeweiligen Region gibt und das Menü entsprechend angepasst werden. 

Mehr als 60 Airlines sind Kunde bei Do&Co, darunter auch die ganz großen Namen wie British Airways, Delta Air Lines, Emirates, Etihad Airways, Qatar Airways oder Turkish Airlines. Insgesamt wurden im letzten Geschäftsjahr 142 Millionen Kunden auf fast 840.000 Flügen mit Essen versorgt. Weil das Geschäftsjahr versetzt ist – es endet immer zum 31. März – ist auch schon wieder ein Halbjahr rum, und da hat der Umsatz der Sparte schon wieder 30% zugelegt.

Denn das Essen kommt gut an: Turkish Airlines zum Beispiel hat letztens die Auszeichnung für das "World's Best Business-Class Catering" gewonnen. Solange die Kunden so zufrieden sind, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass eine Airline einen neuen Caterer sucht, der vielleicht ein paar Euro günstiger ist.

Do&Co catert alles

Die zweitgrößte Säule der Firma heißt International Event Catering – und hier kommt die nächste wichtige Begegnung von Attila Doğudan ins Spiel. Anfang der 1990er-Jahre wurde Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vom Caterer in Budapest „erpresst“. Er verlangte wenige Tage vor dem Rennen plötzlich mehr Geld von der Formel 1. Ecclestone lehnte ab und brauchte spontan einen neuen Caterer für das Rennen. Er hörte von einem guten österreichischen Caterer und machte sich auf den Weg zu Doğudan. Der sagte spontan zu und versorgte die VIP-Gäste des Rennens mit Essen. Das kam so gut an, dass bei immer mehr Rennen Do&Co für das Catering gesorgt hat - heute ist die Firma mehr als 30 Jahre Partner der Formel 1 und für 19 Rennen zuständig. 230.000 Gäste wurden hier im letzten Geschäftsjahr versorgt.

Auch wichtige Tennis- oder Golfturniere werden von Do&Co beliefert. Dazu hat die Firma schon zum 17. Mal das Fußball-Champions-League-Finale kulinarisch betreut und bedient auch VIP-Gäste des Kitzbüheler Hahnenkammrennens, den VIP-Bereich der Allianz-Arena und verschiedene Konzerte im Münchener Olympiapark. 

Der Bereich ist im letzten Geschäftsjahr um 32% gewachsen und sorgt für etwa 15% vom Umsatz. Gleichzeitig hat Do&Co hier die beste EBIT-Marge mit 10%. Beim Airline-Catering und der dritten Sparte der Firma liegt sie bei 7%.

Diese dritte Sparte – Restaurants, Lounges & Hotels – sorgt für die restlichen 5% vom Umsatz. Das berühmte Café Demel in Wien wird von der Firma betrieben, genauso wie eigene Restaurants oder Hotels. Auch, wenn die Sparte umsatzmäßig klein ist, ist sie für Doğudan nicht weniger wichtig. Denn hier kommt die breite Masse mit der Marke in Berührung – sonst sind's meistens nur Besserverdiener. Gleichzeitig kann die Küche hier neue kulinarische Ideen für Menüs oder auch Abläufe testen. 

CEO Doğudan ist Großaktionär

Das Business läuft derzeit in allen Sparten gut – das war aber mal anders. Wenn man vom Flugverkehr abhängig ist, und der in der Corona-Pandemie komplett stillstand, muss man schnell handeln. In einem Podcast hat der Doğudan erzählt, dass er sofort gegoogelt hat, was eine Pandemie für die Wirtschaft bedeutet und welche Konsequenzen der Politik drohen könnten. Er hat dann einen Artikel über die spanische Grippe gelesen – die Auswirkungen haben um die zwei Jahre gedauert. 

Doğudan hat deshalb von seinen damals 13.000 Angestellten 5.000 recht schnell entlassen. Eine einschneidende, aber im Nachhinein richtige Entscheidung,

Trotz seiner unfassbaren Karriere ist die Person Attila Doğudan – der mit 30% Anteil Großaktionär von Do&Co ist – ein Risiko für die Firma. Beziehungsweise ist es ein Risiko, wenn der 65-Jährige aus der Firma ausscheidet.

Er ist die Person, die die Netzwerke aufgebaut und Kontakte in die ganze Welt hat. Zwar ist seit 2021 auch sein Sohn im Vorstand und die Familie dürfte weiter das Ruder der Firma in der Hand haben, allerdings müssen die anderen Familienmitglieder sich noch beweisen.

Die Aktie ist übrigens alles andere als altersmüde. Auf Sicht von fünf Jahren ist sie um 90% gestiegen. An der Börse ist Do&Co mittlerweile fast 2 Mrd. € wert – das ist das 19-fache des erwarteten Gewinns. Klingt nicht mehr günstig, dafür war das Wachstum zuletzt stark. Das muss es aber wohl auch bleiben, um die Bewertung zu rechtfertigen.

Christoph Damm
Autor*In
Christoph Damm

Christoph Damm beobachtet vor allem den deutschen und europäischen Markt. Seit 2021 arbeitet er für den Podcast "Ohne Aktien wird Schwer", außerdem hostet er den Podcasts "Beckers Bets". Zuvor schrieb er für das Wirtschaftsressort von "Business Insider" und stand als Moderator beim "Deutschen Anleger Fernsehen" (heute: "Der Aktionär TV") vor der Kamera.

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