Bei wiederkehrenden Umsätzen
denkt man als Erstes an Software-Firmen. Kunden kaufen Abos und liefern gut
planbare Umsätze an SAP, Netflix oder Alphabet. Bei SAP waren 2023 zum Beispiel
83% des Umsatzes wiederkehrend. Aber damit ist der Konzern nicht die Nummer
eins im DAX.
Denn auch außerhalb der
Tech-Branche gibt's Recurring Revenues und mit 88% an wiederkehrenden Umsätzen
ist Qiagen ganz vorn in der Kategorie. Das wirkt erstmal überraschend für ein
Unternehmen aus der Biotech-Branche.
Aber Qiagen ist quasi der
Werkzeugkasten für Labore oder Mediziner. Es stellt beispielsweise Produkte für
die Durchführung von PCR-Tests her. Man kann damit aber nicht nur Covid-19,
sondern auch viele andere Infektionen und Krankheiten nachweisen. Auch für andere
Proben stellt Qiagen Produkte her – zum Beispiel für Blutuntersuchungen.
Immer wieder Fehlermeldung
Die Produkte zur Auswertung
solcher Tests lassen sich in der Regel nur einmalig verwenden. Das kennt man
von den Corona-Tests, die man im Anschluss wegwirft. So ist es auch bei anderen
Produkten, die Qiagen für Ärzte oder Labore herstellt. Deshalb müssen diese
Artikel immer wieder nachgekauft werden –so entstehen die wiederkehrenden
Umsätze.
Aber das ist nur ein Teil.
Qiagen verkauft auch eigene Geräte, in denen Proben ausgelesen werden. Besonders
gut lief es zum Beispiel im dritten Quartal 2024 mit dem QIAstat-DX-System, bei
dem der Umsatz um 40% gestiegen ist. Mit einer Probe kann das System innerhalb
einer Stunde auf mehrere Atemwegsinfektionen prüfen. Zu den Geräten kommen noch
Wartung und Support, was auch zu wiederkehrenden Umsätzen führt.
Übrigens ist Qiagen nicht die
einzige deutsche Firma in diesem Bereich. Auch Sartorius verkauft
Labormaterialien und auch da sind fast 70% der Umsätze wiederkehrend. Allerdings
kommen sich Sartorius und Qiagen kaum in die Quere, denn Sartorius ist im
Bereich der Biopharma-Produktion unterwegs (mehr dazu hier) und
Qiagen eben im Analysebereich.
Breit gebaut
Qiagen jedenfalls macht einen
Umsatz von circa 2 Mrd. $ und hat mehr als 500.000 Kunden weltweit – ist also
megabreit aufgestellt. Unter anderem arbeitet Qiagen mit dem US-Pharmakonzern
Eli Lilly zusammen. Die beiden entwickeln eine Möglichkeit, Patienten mit
erhöhtem Alzheimer-Risiko zu identifizieren.
Die USA sind auch der
wichtigste Markt für Qiagen. Hier machte der Konzern 2023 52% seines Umsatzes.
32% entfallen auf die EMEA-Region, 16% auf Asien-Pazifik. Auch in der Struktur
ist Qiagen äußerst international: Registriert ist der Konzern in den
Niederlanden, der Europa-Hauptsitz ist in Hilden bei Düsseldorf und CEO Thierry
Bernard wurde in Algerien geboren und lebt in Boston in den USA.
Interessant ist auch die
Entstehung von Qiagen selbst. Der Konzern wurde nämlich 1984 an der Universität
Düsseldorf gegründet und ging 1996 zuerst in New York, später auch in Frankfurt
an die Börse. Im DAX ist der die Firma seit September 2021.
Long-Covid
Damals hat vor allem Corona
dazu beigetragen, dass der Börsenwert von Qiagen auf DAX-Niveau gestiegen ist.
Aber Corona hat der Firma nicht nur geholfen.
Wie auch bei anderen
Laborausstattern stieg die Nachfrage nach Corona-Tests und dem Zubehör dafür
sehr schnell an. Diese hohen Wachstumsraten konnte Qiagen nach der Pandemie
aber nicht mehr halten. Stieg der Umsatz in den Jahren 2020 und 2021 jeweils um
mehr als 20%, ist er 2022 und 2023 um 5%, beziehungsweise 8% gefallen.
Heute macht Qiagen zwar immer
noch mehr Umsatz als vor Corona, allerdings schwingt eine gewisse Unsicherheit
wegen des ausbleibenden Wachstums mit.
Nicht unsicher, sondern
deutlich ist die Meinung der Analysten zur Qiagen-Aktie. Von 18 Analysten raten
11 zum Kauf und keiner zum Verkauf. Im Schnitt erwarten sie eine Performance
der Aktie von 20% in den nächsten zwölf Monaten.
Das könnte auch an der
Bewertung von 10 Mrd. $ liegen, die nur dem 20-fachen des erwarteten Gewinns
entspricht. Das ist mit Blick auf die letzten zehn Jahre vergleichsweise
günstig – nur selten, lag das KGV unterhalb dieser Marke.
Und auch beim Business gab’s
in letzter Zeit gute Nachrichten. Die operative Marge lag im dritten Quartal 2024
mit 30% auf dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Bis 2028 soll sie laut
Qiagen über 31% liegen.
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