- Gründer Evan Sharp erzählt bei den Online Marketing Rockstars, wie sich das Bildernetzwerk zum Werbe-Giganten entwickeln soll
- Pinterest bietet „Discovery Commerce“
- Promoted Pins
- Mitgründer Evan Sharp ist selbst Heavy-Pinner – und vielleicht bald Milliardär
Gründer Evan Sharp erzählt bei den Online Marketing Rockstars, wie sich das Bildernetzwerk zum Werbe-Giganten entwickeln soll
In der US-Digital- und -Medienbranche herrscht weitgehend Einigkeit: Wenn ein Unternehmen das Zeug dazu hat, in nicht allzu ferner Zukunft umsatzstärker als Facebook zu werden – dann ist es Pinterest. In dem sozialen Netzwerk sammeln 70 Millionen User auf ihren Pinnwänden Bilder von allen möglichen schönen Dingen. Was trivial klingen mag, birgt in Wirklichkeit ein enormes Geschäftspotenzial. 750 Millionen Pinnwände mit über 30 Milliarden einzelnen „Pins“ haben alle Pinterest-User bis dato zusammengetragen – täglich kommen 54 Millionen neue dazu. 80 Prozent der Pinterest-Nutzer sind weiblich – sie sind zumeist konsumorientierte, kaufwillige Frauen. Wenn eine Nutzerin ein Bild eines Hochzeitkleids oder eines Beistelltisches auf ein Board pinnt, dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich diese Produkte wünscht und am liebsten kaufen möchte, äußerst groß sein. Mit jeder Aktion bei Pinterest senden die User somit ein direktes Signal an Werbetreibende und Händler: „Hey, ich bin interessiert an Produkten aus diesem speziellen Bereich.“ Pinterest ist eine „Datenbank von Wünschen und Kaufabsichten“, schrieb dementsprechend das US-Magazin The Atlantic.Pinterest bietet „Discovery Commerce“
Das Unternehmen stößt in eine Lücke, die bislang noch keiner der Online-Player wirklich füllen konnte: den „Discovery Commerce“. Facebook mag zwar sehr gute Daten über die Interessen der Mitglieder haben – direkte Produktwerbung im Newsfeed dürften die Nutzer jedoch trotzdem in den meisten Fällen eher als störend empfinden. Und bei Googles Suchmaschine müssen die Nutzer schon genau wissen, welches Produkt sie suchen und kaufen möchten. Pinterest kann demgegenüber besser helfen, neue Produkte zu entdecken. Der „Average Revenue per User“ (ARPU) – für alle Social-Plattformen die wichtigste Kennzahl – den Pinterest einmal erwirtschaften könnte, dürfte bei Pinterest dementsprechend höher als bei konkurrierenden Social-Plattformen liegen.
Schon jetzt ist Pinterest für viele US-Websites ein wichtigerer Trafficlieferant als Twitter – Facebook bewegt sich weiterhin mit Abstand an der Spitze der Social Media Traffic Referrals.
Bislang hat das Unternehmen jedoch noch kein Geld verdient – weil es sich zunächst auf den Aufbau seiner Nutzerschaft konzentrierte. Von 70 Millionen Usern weltweit leben 40 Millionen in den USA. Nachholbedarf hat das Unternehmen noch in Europa: Laut GlobalWebIndex nutzen nur drei Prozent der europäischen Internet-User Pinterest.
Promoted Pins
Seit August dieses Jahres bietet Pinterest nach einer Testphase mit rund zehn ausgewählten Unternehmen wie Expedia und Nestlé nun Werbung an – so genannte Promoted Pins. Die Teilnehmer der ersten Testphase sollen zwischen einer und zwei Millionen US-Dollar Budget investiert haben, der TKP lag laut Forbes zwischen happigen 30 und 40 US-Dollar. Trotzdem sei die Nachfrage groß gewesen. Offensichtlich sehen viele große Werbetreibende enormes Potenzial in Pinterest und wollen von Anfang an dabei sein. Natürlich hoffen die Werbekunden auch, dass Pinterest-User die Produktbilder auf ihren eigenen Pinnwänden repinnen und so für zusätzliche, kostenlose Reichweite sorgen. Weil die Anzeigen im selben Look & Feel gestaltet sind wie nichtbezahlte Pins – Pinterest liegt hier voll im „Native Advertising“-Trend –, dürften die Chancen nicht schlecht stehen, dass die Inhalte von Anbietern mit stimmungsvollen und wenig werblich erscheinenden Bildern sich viral verbreiten.
Gelingt das und klickt ein Nutzer auf einen Pin oder auf dessen Repin, entsteht wertvoller Referral Traffic. Alle Bilder, die bei Pinterest verbreitet werden, enthalten die Herkunfts-URL. Sobald User Pins oder Promoted Pins repinnen, wird der Link zur Seite des Onlineshops mit angehängt. Um einen Pinterest-User noch leichter in einen Kunden zu verwandeln, können Unternehmen ihre Produkte als Rich Pins einbinden. Dadurch werden Produktdetails wie Preis und Verfügbarkeit direkt angezeigt und stetig aktualisiert – auch bei Repins.
Pinterest arbeitet zurzeit offensichtlich daran, weitere Erlösquellen zu erschließen. So könnte der Dienst zukünftig zwischen den hunderttausenden von Shops, deren Waren sich auf dem Bilderportal finden lassen, und den kostbaren Usern direkt makeln. Pinterest-CEO Ben Silbermann sagte gegenüber Forbes: „Der nächste große Schritt wird es sein, es sehr leicht für die User zu machen, einen Ring zu kaufen oder eine Reise zu buchen.“
Mitgründer Evan Sharp ist selbst Heavy-Pinner – und vielleicht bald Milliardär
Ben Silbermann, der 2006 bereits eine Shopping-App gegründet hatte, brachte im März 2010 gemeinsam mit Evan Sharp eine erste Desktop-Version von Pinterest ins Netz. Die Idee ging nicht sofort durch die Decke. Die Gründer investierten viel Zeit, um ihre Seite via Mund-zu-Mund-Propaganda in ihrem Netzwerk zu verbreiten. „Es ist schon fast lächerlich, wie lange wir anfangs gearbeitet haben für so wenig Erfolg“, erinnert sich Sharp, der als Head of Creative selbst zur Minderheit der männlichen Heavy-Pinner gehört. Mit 3,3 Millionen Followern zeigt der „Ex-Architekt“, wie er sich selbst auf seinem Profil betitelt, wie Social Media mit Bildern funktioniert. Auf 167 Pinnwänden, die Namen tragen wie „Interesting Animals“, „Black & White“ und „Crazy Star Wars Stuff“ hat Sharp bisher 5.400 Bilder gesammelt.
Mittlerweile hat Pinterest 400 Mitarbeiter, die in London, Paris, Tokyo und Berlin arbeiten – Anfang 2012 waren es gerade einmal 20. In sieben Finanzierungsrunden hat das Unternehmen bislang 764 Millionen US-Dollar eingesammelt. Aktuell wird der Wert des 2012 gegründeten Unternehmens auf rund fünf Milliarden US-Dollar geschätzt. CEO Ben Silbermann ist mit 15 Prozent und Mitgründer und Head of Creative Evan Sharp mit zehn Prozent am Unternehmen beteiligt – auf dem Papier sind die beiden somit bereits fast Milliardäre. Nicht wirklich erstaunlich also, dass das US-Wirtschaftsmagazin Forbes an eine künftige Doppelspitze auf dem Posten des erfolgreichsten CEOs der Online-Welt glaubt: „Move over Zuck“ titelte die Zeitschrift neulich in Anspielung auf den Facebook-Chef.
Wer die Pinterest-Story noch einmal aus erster Hand hören will, kann sich schon mal auf den 27. Februar 2015 freuen. Dann kommt Pinterest-Mitgründer und Kreativkopf Evan Sharp nämlich zur Online Marketing Rockstars-Konferenz nach Hamburg. Ihr lest richtig! Und wer jetzt noch kein Ticket hat, sollte sich sputen. Hier lang!