Kräuter-Bonbons und Getränke-Würfel: Ricola steigt bei Waterdrop ein

Durch "Die Höhle der Löwen" wurde das Startup Waterdrop bekannt. Nun beteiligt sich ein prominenter Name.

Ricola und Waterdrop machen künftig gemeinsame Sache
Ricola und Waterdrop machen künftig gemeinsame Sache. Fotos: Ricola/Waterdrop (Montage)
Inhalt
  1. Ricola ist Hustenbonbon-Marktführer in den USA
  2. US-Geschäftsführer war vorher bei Red Bull
  3. Deutschland-Durchbruch dank DHDL
  4. Podcast "OMR Rabbit Hole" erzählt die DHDL-Geschichte

Durch "Die Höhle der Löwen" wurde das Startup Waterdrop bekannt. Mit Brausewürfeln, die normalem Leitungswasser Geschmack verleihen, macht das Unternehmen inzwischen mehr als 100 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Nun beteiligt sich mit dem Schweizer Kräuterbonbon-Hersteller Ricola ein prominenter Name. Gemeinsam haben die beiden Unternehmen große Pläne.

Der Werbeslogan "Wer hat's erfunden?" hat inzwischen Kult-Charakter, die Kräuterbonbons findet man heute in praktisch jedem Supermarkt – der Schweizer Hersteller Ricola ist längst auch in Deutschland ein dominanter Player im Bonbon-Bereich. Was viele jedoch nicht wissen: Auch in den USA ist Ricola inzwischen Marktführer. Davon will künftig auch ein anderes Alpen-Unternehmen profitieren. Mit knapp zwei Prozent hat sich Ricola am österreichischen Startup Waterdrop beteiligt.

Entsprechende Informationen von OMR bestätigten die Unternehmen auf Anfrage. Angaben zum Kaufpreis wollten Ricola und Waterdrop nicht machen. Das Magazin Forbes taxierte den Firmenwert zuletzt auf rund 600 Millionen Euro. Sollte die Bewertung auch nur annähernd zutreffend sein, dürfte der Anteil von 1,85 Prozent an Waterdrop mehrere Millionen Euro gekostet haben. Größte Anteilseigner bleiben neben den Waterdrop-Gründern Martin und Henry Murray sowie Christoph Herrmann die stark auf den Getränke- und Foodbereich fokussierten Wagniskapitalgeber Döhler Ventures (u.a. Share, Just Spices) und Simon Capital, der VC-Arm des Brauerei-Riesen Bitburger.

Ricola ist Hustenbonbon-Marktführer in den USA

Laut Waterdrop-Co-Gründer Henry Murray kam der Kontakt zu Ricola über das gemeinsame Netzwerk zustande. "Dabei hat sich bald gezeigt, dass wir viele Werte teilen und in den Bereichen Qualität und Nachhaltigkeit eine ähnliche Philosophie haben", sagte er auf OMR-Anfrage über den 1930 gegründeten neuen Gesellschafter. Während Waterdrop kleine Würfel produziert, die sich in Leitungswasser auflösen und der Flüssigkeit Geschmack verleihen, stellt Ricola etwa 50 verschiedene Bonbon- und Teespezialitäten her. Seit 2021 wird das Familienunternehmen von externen Managern geführt. Der Hauptsitz liegt in Laufen bei Basel.

Die Geschäfte der Schweizer liefen zuletzt offenbar sehr gut, auch wenn das Unternehmen keine genauen Zahlen bekannt gibt. Im Frühjahr wurde lediglich ein Umsatzrekord für 2023 kommuniziert, das Wachstum soll zweistellig gewesen sein – wozu auch das US-Geschäft maßgeblich beigetragen hat. In den USA ist Ricola inzwischen Marktführer im Bereich Hustenbonbons. Die Vereinigten Staaten sind gleichzeitig der größte Absatzmarkt. In der Vergangenheit schätzten Medien den Umsatz von Ricola auf rund 350 Millionen Franken (ca. 370 Millionen Euro).

US-Geschäftsführer war vorher bei Red Bull

An dieser Stelle könnte Waterdrop von der Expertise des neuen Gesellschafters besonders profitieren. Denn seit 2021 ist auch Waterdrop in Nordamerika aktiv, inklusive Flagship-Stores an der Ost- und Westküste. Das Unternehmen hat seinen US-Standort in Miami, das Geschäft führt Alexandre Ruberti, der vorher 16 Jahre lang bei Red Bull tätig war. Laut Murray ist Waterdrop bereits bei den Einzelhandels-Riesen Target, Walmart und der Apothekenkette Walgreens verfügbar.

"Die USA sind ein Schlüsselmarkt für uns, und natürlich erhoffen wir uns, dort von den Erfahrungen unseres neuen Investors zu profitieren", sagt Henry Murray. Dazu, wie das genau aussehen könnte, äußert sich der Co-Gründer noch nicht. Der Fokus liege aktuell darauf, den neuen Shareholder "zu integrieren und willkommen zu heißen". Jedenfalls können die Österreicher den Schweizern dabei offenbar sehr erfreulichen Zahlen für das laufende Jahr präsentieren: "Wir werden ein Wachstum von über 30 Prozent erfahren und operieren mittlerweile profitabel", heißt es von Waterdrop, das zuletzt auf mehr als 100 Millionen Euro Umsatz kam und mit Novak Djokovic inzwischen auch den vielleicht besten Tennisspieler aller Zeiten als Investor mit an Bord hat.

Deutschland-Durchbruch dank DHDL

In Deutschland wurde Waterdrop vor mittlerweile sechs Jahren einem größeren Publikum bekannt. In der fünften Staffel der Gründer*innen-Show "Die Höhle der Löwen" präsentierten die österreichischen Gründer damals im Fernsehen bei Vox ihre Idee. Für die Unternehmensgeschichte sei der Pitch in der Startup-Show entscheidend gewesen, sagt Henry Murray in der aktuellen Folge des Podcasts "OMR Rabbit Hole: Die Höhle der Löwen": "Wir hatten kein Netzwerk in Deutschland, keine deutschen Investoren und noch keinen Vertrieb dort. Wir waren Österreicher mit einem Onlineshop und einem kleinen Store in Wien". Die Sendung, da sind sich die Gründer damals sicher, könnte ihnen die Plattform geben, um den deutschen Markt zu erobern.

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Mit ihrem Auftritt können sie gleich zwei Löwen für sich gewinnen: Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl und "Mr. Regal" Ralf Dümmel von DS Produkte wollen gemeinsam eine Million Euro investieren – und fordern im Gegenzug 20 Prozent der Unternehmensanteile. Im Studio gibt es einen Handshake. Doch der Deal mit Ralf Dümmel kommt im Nachhinein nicht zustande. Das Gründerteam hat das Gefühl, er sei doch nicht der richtige Partner. Für Investorin Dagmar Wöhrl hingegen wird sich die Beteiligung als riesiger Glücksgriff erweisen, denn aus Waterdrop wird das erfolgreichste Startup in der Geschichte von "Die Höhle der Löwen".

Podcast "OMR Rabbit Hole" erzählt die DHDL-Geschichte

Die Hintergründe, wie Waterdrop entstanden ist, und warum sich die Gründer gegen einen Deal mit Investor Ralf Dümmel entschieden haben, hörst du in der aktuellen Folge unseres Recherche-Podcasts "OMR Rabbit Hole: Die Höhle der Löwen". In der zweiten Staffel erzählt Host Florian Rinke das Phänomen des Wirtschaftsformats "Die Höhle der Löwen" mit seinen außergewöhnlichen Erfolgsgeschichten und richtet den Scheinwerfer dabei auch in die Ecken, die das Fernsehen lieber nicht zeigen will. Alle Folgen findest du überall dort, wo es Podcasts gibt.

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Tanja Karrasch
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Tanja Karrasch

Tanja Karrasch ist Redakteurin bei OMR. Sie hat bei der Tageszeitung Rheinische Post volontiert und anschließend als Redakteurin gearbeitet. Vor ihrem Wechsel zu OMR arbeitete sie für die TV-Produktionsfirma Bavaria Entertainment und war als Redaktionsleiterin für zwei ZDF-Shows zuständig.

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Florian Rinke
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Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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