Nach dem Millionen-Exit an Microsoft: Wie der Wunderlist-Gründer Powerpoint attackiert

Florian Heide11.8.2021

Die im Oktober von Christian Reber gelaunchte Präsentationssoftware Pitch hat bereits einen Marktwert von 550 Millionen Dollar

Pitch

Es klingt zunächst wie ein Unternehmertraum: Fünf Jahre nach Gründung der To-Do-App Wunderlist legt das Team rund um Christian Reber einen 200-Millionen-Dollar-Exit an Microsoft hin. Reber wird über Nacht reich, wird Vater, doch dann bekommt er die Diagnose: Krebs. Weshalb Reber dennoch die Präsentationssoftware Pitch gegründet hat, wieviel er mit dem Wunderlist-Exit tatsächlich verdient hat und wie er der beste Freund von Frank Thelen wurde, das erfahrt ihr im neuen OMR Podcast.

Es war der goldene Zeitpunkt: 2010 – fast zeitgleich zu Instagram – launcht ein Team um den Brandenburger Software-Entwickler Christian Reber eine einfache To-Do-App namens Wunderlist. Was einst als Demo-Version eines umfassenden Projektmanagement-Tools geplant war, stellte sich als Selbstläufer in Apples noch jungem App-Store heraus: „Wir waren eine der ersten Mobile Apps von Third Party Developers auf dem iPhone und iPad“, erzählt Christian Reber im OMR Podcast. In wenigen Monaten habe Wunderlist über 100.000 aktive monatliche iOS-User gesammelt, zeitweise avancierte sie zur meist heruntergeladenen App für iPhones.

„Ein klassischer Overnight-Success“

Der Ritterschlag folgt kurze Zeit später, als der bekannte Silicon Valley VC Sequoia Capital mit 19 Millionen Dollar bei Wunderlist einsteigt – eine aus damaliger Sicht beachtliche Summe für ein deutsches Tech-Unternehmen. Zwei Jahre lang hätte das 70-Mann-Team um Reber daran gearbeitet, die Software weiterzuentwickeln. Als das Angebot von Microsoft kommt, schlagen sie dennoch zu. Fünf Jahre nach Gründung verkauft Reber Wunderlist für 200 Millionen Dollar, damals rund 150 Millionen Euro. Reber hält zu dem Zeitpunkt noch 20 Prozent am Unternehmen, seine Frau, ebenfalls Mitgründerin, hält auch Anteile.

Doch die Jahre der Arbeit hinterlassen bei Reber Spuren: Er war über Nacht reich geworden, wenige Wochen später bekam er ein Kind – und die Diagnose: Krebs. Nur knapp sei er einer schweren Depression entkommen. „Ich habe zwölf Monate damit verbracht das alles zu verarbeiten“, sagt er.

Angriff auf Microsoft

Nach Wunderlist und einer kurzen Zeit als Entrepreneur in Residence bei Microsoft wird Reber als Investor tätig. In sieben VC-Funds ist er mittlerweile investiert, darunter die größten Tech-Funds Europas wie Cherry Ventures und Lakestar. Allein in Tesla-Aktien habe er dreißig Prozent seines Exit-Erlöses gesteckt. Außerdem hat er rund 35 Angel Investments getätigt, unter anderem in das Flugtaxi-Startup Lilium und die Taskmanagement-Software Notion. Reber sei „instinktgetrieben“, er würde keine Research machen, sondern sich von Gründer:innen überzeugen lassen.

Das verwundert nicht, hat Reber doch nie aufgehört, selbst Gründer zu sein. „Wunderlist war für mich kein Erfolg“, sagt er. Nicht zuletzt weil Microsoft schon früh die Integration von Wunderlist in Microsoft To Do ankündigte und damit damit das jähe Ende der To-Do-App besiegelte. „In mir brodelte noch immer das Verlangen, ein Unternehmen zu bauen, das Weltklasse Software entwickelt“, sagt Reber im Podcast. Deshalb hätten sie sich nach einer neuen SaaS-Idee umgesehen und sind fündig geworden. Pitch soll Präsentationen ins 21. Jahrhundert verfrachten, Präsentationen aus interaktiven Dashboards und aktuellen Reports bestehen, statt trocken von Slide zu Slide zu wandern. Und ist damit ein direkter Angriff auf Powerpoint von Microsoft.

Der Wunderlist-Effekt

Im vergangenen Oktober fand der Launch von Pitch statt. Heute hat das Unternehmen rund 200.000 Nutzer und ist bereits 550 Millionen Dollar wert. Das liegt nicht zuletzt an den hochkarätigen Investoren wie beispielsweise Zoom-Gründer Eric Yuan oder Instagram-Gründer Kevin Systrom. Er habe vom „Wunderlist-Effekt“ profitiert, sagt Reber. Und meint damit, dass seine Twittergefolgschaft durch den Wunderlist-Exit zu einer Auflistung der wichtigsten CEOs der Welt herangewachsen ist. „Ich habe Eric von Zoom eine DM geschrieben, ob er nicht Lust hat, sich meinen Pitch anzuhören“, sagt Reber. Es sei zwar viel „Vorschussbonus“ dabei gewesen, letztlich sammelt Pitch so aber 135 Millionen Dollar ein.

Wenn Ihr wissen wollt, wie Microsoft auf die neue Konkurrenz aus Berlin reagiert hat, weshalb Reber den Wunderlist-Nachfolger Superlist zum Leben erweckt hat und weshalb er Millionen Dollar in Tesla investiert hat, dann hört Euch unbedingt die neue Folge des OMR Podcasts an.

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Alle Themen des Podcasts mit Christian Reber von Pitch im Überblick:

  • Weshalb Reber sein Studium abgebrochen und lieber Unternehmen gegründet hat (ab 05:00)
  • USB-Access, Media Player, eigene Agentur: Die ersten Schritte Rebers in der Business-Welt (ab 6:30)
  • Die Entstehung von Wunderlist (ab 10:30)
  • Erste Erfolge und frühe Investoren (ab 13:00)
  • Wie der berühmte Silicon Valley VC Sequoia eingestiegen ist (ab 16:30)
  • Wie es zum Wunderlist-Exit an Microsoft kam, was Microsoft dafür bezahlt und Reber daran verdient hat (ab 19:30)
  • Reichtum, Vaterschaft, Krebsdiganose – Die schwierige Zeit nach dem Wunderlist-Exit (ab 23:00)
  • Seine Rolle bei Microsoft und der geplante Shutdown von Wunderlist (ab 25:50)
  • Das Millioneninvestment in Lilium und andere Investorentätigkeiten (ab 29:30)
  • Idee, Gründung und Vision von Pitch (ab 35:00)
  • Was Microsoft zum Angriff auf Powerpoint sagt und wie Pitch zur 10-Milliarden-Dollar-Company werden soll (ab 38:00)
  • Rebers krasses VC-Netzwerk und der „Wunderlist-Effekt“ (ab 44:00)
  • Über Konkurrenz durch Keynote, Slideshare und andere (ab 46:50)
  • Über Rebers Rolle als Produktmanager, Entwickler und UI-Experte (ab 49:30)
  • Rebers Faszination für Tech und wo besonders Potenzial dahinter steckt (ab 50:30)
  • Über Frank Thelen und das Verhältnis von Politik und Wirtschaft (ab 59:00)
  • Gesellschaftliche Krisen und deren technologische Bewältigung (ab 1:05:20)
  • Über die Gründung von Superlist und Rebers Rolle als Board Member (ab 1:07:00)
  • Über Work-Life-Balance und das Familienleben als Supergründer (ab 1:10:50)
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Florian Heide
Autor*In
Florian Heide

Florian arbeitet seit fast zehn Jahren als Print-Journalist. Angefangen beim Lokalblatt, später als Praktikant und Freelancer für DIE ZEIT und GEO. Seit 2020 ist er Redakteur bei OMR, wo er über Startups, Viraltrends, den Wandel von Social Media Plattformen und neue Technologien berichtet. Er hat nie Bargeld dabei und verbringt die Wochenenden am liebsten weit weg von Technologie in der Natur.

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