Wie dieser Bitcoin-Farmer in einer Stunde über 50.000 Dollar macht

Florian Heide10.11.2021

Genesis Group CEO Marco Streng zu Gast im OMR Podcast

Marco Streng, Gründer der Genesis Group
Quelle: Genesis Group/Youtube

Marco Streng hatte die Möglichkeit, Deutschlands jüngster Mathematik-Professor zu werden. Er entschied sich dagegen. Heute ist er der größte Bitcoin-Mining-Farmen-Betreiber der Welt. In seinen zwanzig Anlagen entsteht ungefähr ein Bitcoin die Stunde. Im OMR Podcast spricht Streng darüber, warum er in seinem Studentenwohnheim die ersten Bitcoins schürfte, wie sein Unternehmen, die Genesis Group, heute pro Bitcoin rund 60.000 Dollar Marge macht – Tendenz steigend – und wie er jüngst 430 Millionen Dollar von einer globalen Krypto-Elite einsammelte.

Marco Streng, das lässt sich so sagen, hat das Bitcoin-Mining revolutioniert. Mit sogenannten „Mining-Farmen“, also Lagerhallen so groß wie Industrieparks, bis unter das Dach vollgestapelt mit Prozessoren, blinkenden LEDs und langen Kabeln, schürft er pro Stunde rund einen Bitcoin. Seine Unternehmensgruppe, die Genesis Group, gilt als größter Mining-Farm-Betreiber der Welt und gehört zu den globalen Playern der Kryptowelt. Wie es dazu kam? Mit Mathematik.

Streng beginnt 2011 Mathematik an der Ludwig-Maximilians-Universität München zu studieren. Also zu der Zeit als die ersten Bitcoins entstehen. „Ich hatte mich mathematisch immer für Graphentheorie interessiert und irgendwann versucht, die Blockchain grafisch abzubilden“, sagt er zu Beginn des OMR Podcasts. Dass aus dem einst wissenschaftlichen Interesse für Kryptotechnologie ein globales Business entstehen würde, ahnt er damals noch nicht. Er kauft sich Rechner und beginnt 2013 in seinem Studentenwohnheim die ersten Bitcoins zu schürfen. „Das war als der Bitcoin gerade einen Sprung von 100 auf 1000 Euro gemacht hat“, erzählt Streng. Deshalb sei seine erste Blockchain-Unternehmung auch ein hochprofitables Geschäft gewesen.

Vom bosnischen Hangar ins isländische Niemandsland

Das erste Bitcoin-Großprojekt startet Streng gemeinsam mit seinem Partner Marco Krohn, den er über die Münchner Bitcoin-Community kennen lernt, in Bosnien – wegen der günstigen Strompreise. Dort mietet er sich einen Hangar, setzt ein Mining-Rig auf, also eine gewaltige Computeranlage, die Bitcoins mit ihrer Rechenkraft herstellt. Den umliegenden Bewohnern in dem Dorf habe er erzählt ein Wäschecenter zu betreiben. „Das war eine heikle Angelegenheit“, sagt er. Die Bauteile für die Anlage wären teuer gewesen, der Wert der im Datencenter geschürften Bitcoins hoch. Und irgendwie musste er auch erklären, woher die Hitze kommt, die die Lagerhalle im Winter dampfen lässt. Wie viele Bitcoins so in Bosnien entstehen, daran erinnert sich Streng nicht. Aber er sagt: „Das war wie im Goldrausch“.

In einem nächsten Schritt expandiert Genesis Mining, so nennen Streng und Krohn den Farming-Betrieb, nach Island. Der Strom aus Wasserkraft ist dort noch günstiger und die Temperaturen sind ganzjährig mild. Eine gute Grundlage für das Bitcoin-Mining. Auf dem Gelände eines ehemaligen amerikanischen Militärstützpunkts entsteht eine neue Mining-Farm, mehrere Hallen groß, „wie ein Industriepark“, sagt Streng. Der Vorteil: Es gibt keine Bewohner in der Nähe und das alte Militärgelände hatte die passende Infrastruktur. Doch auch hier kommt Genesis irgendwann an die Grenzen der Stromkapazität.

Die Kryptoelite investiert in die Bitcoin-Schöpfung

Heute baut die Genesis Group, wie die Muttergesellschaft heißt, ihre Datencenter vor allem in den USA. 20 Anlagen gäbe es mittlerweile insgesamt. Leisten kann sich die Genesis Group das auch, weil sie jüngst eine 431-Millionen-Dollar Finanzierungsrunde abgeschlossen hat. Unter den Investoren findet sich die globale Elite der Kryptowelt, unter anderem die Coinbase-Gründer Brian Armstrong und Fred Ehrsam, Kingsway Capital Gründer Manuel Stotz (hier im OMR Podcast), der US-Bitcoin-Fonds Nydig und Sam Bankman-Frieds Kryptowährungsplattform FTX. Durch die Finanzspritze dürfte das Unternehmen heute weit über eine Milliarde Dollar wert sein.

„Wir brauchen das Kapital, um an der Spitze zu bleiben“, sagt Streng. Wobei die Spitze seit kurzem einsam besetzt ist. „Der Abstand zu dem Zweiten und Dritten ist signifikant“, sagt er, bezogen auf die Konkurrenz. Ein klarer Vorteil: Das chinesische Bitcoin-Verbot führte dazu, dass einige starke Konkurrenten aus China aus dem Markt gedrängt wurden. Die würden zwar nun versuchen sich international aufzustellen, „da müssen sie aber wieder von vorne anfangen“ sagt Streng. Außerdem habe Genesis einen technischen Vorsprung: Neue Software, neue Datencenter-Designs, überarbeitete Algorithmen, alles sei im Laufe der Zeit verbessert worden.

57.000 Dollar Gewinn pro Bitcoin

Aber wie funktioniert das Genesis Geschäftsmodell? „Wir machen so um den Dreh ein Bitcoin pro Stunde“, sagt Streng. Aktuell beläuft sich der Wert eines Bitcoins auf rund 57.000 Dollar. Die Produktion sei hocheffizient. „Wir sind bei deutlich unter 10.000 Dollar pro Bitcoin“, sagt Streng. Durch die geringen Kosten entsteht somit eine Marge von aktuell 47.000 Dollar. Miner werden zusätzlich zu ihrem eigenen Profit vom Bitcoin-Blockchain-Netzwerk entlohnt, da sie ihre Rechenleistung zur Verfügung stellen. Jeden Tag werden unter den größten Minern 900 Bitcoins verteilt. „Es ist ähnlich einer Goldfirma, die in Goldminen schürft und später auf dem Markt verkauft“, sagt er. Ein Teil würde tatsächlich auf dem Markt verkauft, um die Produktionskosten zu decken. Den anderen Teil hält das Unternehmen selbst als Vermögensanlage.

Streng ist vom gesellschaftlichen Nutzen von Bitcoin überzeugt – und setzt auf langfristige Erfolge. Zum Beispiel könne die Währung für mehr Gleichheit sorgen, wenn Menschen aus ärmeren Ländern, die teilweise noch nicht einmal ein Bankkonto besitzen, Zugang zu einem globalen Finanzsystem hätten. Auch trage Bitcoin positiv zur Entwicklung der erneuerbaren Energien bei. Miner seien laut Streng daran interessiert, günstige Energiequellen zu finden, um die Stromkosten so niedrig wie möglich zu halten. Deshalb setzen sie auf besonders effiziente Ressourcen. „Am besten bist du direkt neben einem Staudamm oder nahe einer Geothermiequelle“, sagt er. Außerdem sei Genesis selbst in Schweden für das Greenhouse-Projekt bekannt. Dort würden sie mit der Hitze der Mining-Anlage ein Gewächshaus betreiben.

Wenn Ihr außerdem wissen wollt, wo laut Streng der Bitcoin-Wert in zehn Jahren steht, warum er einmal einen Jumbo Jet mietete, um Mining-Anlagen nach Israel zu bringen und wieso er ein ein provokatives Plakat vor dem Haus von Warren Buffett errichten ließ, dann hört Euch unbedingt den aktuellen OMR Podcast an.

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Die Themen des Podcasts mit Marco Streng im Überblick:

  • Wie geriet Streng überhaupt in die Kryptoszene? (ab 05:00 min)
  • Bitcoin-Mining im Studentenwohnheim (ab 8:20 min)
  • Über sein frühes Interesse an Bitcoin (ab 10:20 min)
  • Der bosnische Hangar als erstes großes Mining-Projekt (ab 13:10 min)
  • Über die Expansion nach Island (ab 18:20 min)
  • Die neuesten Datencenter in den USA (ab 21:50 min)
  • Über Finanzierung und die jüngste 430-Millionen-Dollar-Runde (ab 24:10 min)
  • Wie funktioniert das Geschäftsmodell? (ab 27:20 min)
  • Welche Konkurrenz gibt es und was hat China damit zu tun? (ab 30:30 min)
  • Wo steht der Bitcoin in zehn Jahren? (ab 33:40 min)
  • Wird Streng mit Bitcoins Milliardär? (ab 35:50 min)
  • Welche Rolle spielt Ökologie? (ab 39:00 min)
  • Wie Streng einen Jumbo Jet mietete um schnell eine Mining-Farm in Israel aufzubauen (ab 45:40 min)
  • Wie betrifft die Halbleiter- und Chip-Knappheit Strengs Unternehmungen? (ab 48:20)
  • Wer hat Streng seine Skills beigebracht? (ab 50:30)
  • Wem gehört die Firma? (ab 52:20)
  • Wie steht es um den Austausch mit Politiker:innen? (ab 54:20)
  • Welche Vorteile sieht Streng in Bitcoins im Vergleich zu anderen Coins? (ab 54:50)
  • Auftragsmining als früheres Geschäftsmodell und was es gebracht hat (ab 59:00)
  • Über verrückte Werbekampagnen und das Potenzial, wenn Bitcoin zur Mainstream-Währung wird (ab 01:02:20)
  • Wie wird sich der Bitcoin-Kurs konkret entwickeln? (ab 01:07:00 min)
  • Wo lebt Streng aktuell? (ab 01:09:20)
  • Als Streng in der Tagesschau war und seine Eltern ihm glaubten, dass er was richtiges mache (ab 01:11:0)
  • Wie investiert Streng sein eigenes Geld? (ab 01:11:20)
  • Wie sieht Streng seine eigene Zukunft und was treibt ihn an? (ab 01:12:30)
  • Wer ist alles genau investiert? (ab 01:15:30)
  • Welche Rolle nimmt Berlin in der Kryptowelt ein? (ab 01:20:00)?

 

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Florian Heide
Autor*In
Florian Heide

Florian arbeitet seit fast zehn Jahren als Print-Journalist. Angefangen beim Lokalblatt, später als Praktikant und Freelancer für DIE ZEIT und GEO. Seit 2020 ist er Redakteur bei OMR, wo er über Startups, Viraltrends, den Wandel von Social Media Plattformen und neue Technologien berichtet. Er hat nie Bargeld dabei und verbringt die Wochenenden am liebsten weit weg von Technologie in der Natur.

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