Der Mann hinter dem unfassbaren Thermomix-Erfolg

Martin Gardt15.11.2017

Vorstand Thermomix Deutschland Andreas Friesch über Direktvertrieb und cleveres Audience-Management

550_Thermomix-Beitrag

Der Thermomix gilt zu Recht als eines der größten Marketing-Phänomene der letzten Zeit. Im letzten Jahr hat Vorwerk in Deutschland über 300.000 Geräte verkauft, die Küchenmaschine sorgte für 1,3 Milliarden Euro Umsatz in 2016. Im OMR Podcast zeigt Thermomix-Vorstand Andreas Friesch, warum der Direktvertrieb so wichtig für den Produkterfolg ist, wie die Community das Marketing übernimmt und was Kooperationen mit der Sansibar oder Disney bringen.

„Das Wichtigste ist, dass man das Produkt live erleben kann“, sagt Thermomix-Vorstand Andreas Friesch im OMR Podcast. Die Kunden sollten schon vor dem Kauf eines so hochpreisigen Produkts wie dem 1.199 Euro teuren Thermomix ein Erlebnis mit dem Gerät verbinden. Deshalb sei der große Erfolgsfaktor der Direktvertrieb mit 15.000 „Repräsentantinnen“ in ganz Deutschland, die Kunden auch zu Hause besuchen. „Wir bespielen viele Kanäle – auch online. Es mündet am Ende aber alles im Direktvertrieb“, sagt Friesch. Er sei zwar stolz darauf, dass mittlerweile über zehn Prozent der Verkäufe im Internet starten, Word-of-Mouth sei aber bei Weitem der wichtigste Absatzhebel.

Community und eigene Plattform als Empfehlungstreiber

Andreas Friesch, Vorstand Thermomix

Andreas Friesch, Vorstand Thermomix

Klassische Plattform-Strategien stehen laut Friesch für Thermomix nicht im Mittelpunkt. Es gebe zwar eine Facebook-Seite mit über 320.000 Fans und erste Tests, um über Google Adwords die Reichweite der Webseite zu erhöhen. Insgesamt werde die Community aber anders aktiviert. „Wir haben den Fans eine echte Plattform zum Austausch zur Verfügung gestellt“, sagt Andreas Friesch. Seit 2009 baut Thermomix die Seite rezeptwelt.de zur Community-Plattform rund um Rezepte für das Gerät aus. Insgesamt hätten Thermomix-Fans hier bisher über 65.000 Rezepte veröffentlicht – durch Bewertungen und Feedback käme die Community dauerhaft ins Gespräch über den Thermomix und locke so auch interessierte Neukunden an. Laut dem Analyse-Tool Similar Web verzeichnet rezeptwelt.de knapp vier Millionen Visits im Monat.

Extreme Aktivierung lieferten auch immer wieder Aktionen wie der „Schenk-mal-was-Tag“ jeweils am 24. Juni. Unter dem Motto „Thermomix it yourself“ – in Anlehnung an die Do-It-Yourself-Bewegung – fordert das Unternehmen seine Fans auf, Freunden und Familie etwas zu schenken, natürlich zubereitet mit dem Küchengerät. In diesem Jahr konnten Nutzer mit einem Etiketten-Generator passende Anhänger für die Geschenke gestalten. „An diesem einen Tag hatten wir über eine Million Zugriffe auf den Generator“, sagt Friesch.

Kooperationen, um neue Zielgruppen zu erreichen

Der zweite wichtige Marketing-Hebel seien Content-Kooperationen mit anderen bekannten Marken. So arbeitet Thermomix mit der Sansibar auf Sylt zusammen. „Unsere Idee war es, dass Sylt-Besucher die Rezepte der Sansibar zu Hause ganz einfach nachkochen können. Mittlerweile haben wir mit dem Küchenchef zwei Kochbücher veröffentlicht„, sagt Friesch. Darüber hinaus gebe es eine enge Zusammenarbeit mit Gruner + Jahr. Der Verlag veröffentlicht jedes Jahr mehrere Ausgaben „essen & trinken mit Thermomix“ – auch um gegen die unzähligen inoffiziellen Rezeptmagazine anzukommen.

Ganz frisch ist jetzt ein Deal mit Disney. Thermomix hat auch mit dem riesigen Medienkonzern ein Kochbuch veröffentlicht, in dem Micky, Donald und andere Disney-Charaktere dem Thermomix-Nachwuchs das Kochen beibringen sollen. In Zukunft sei noch eine weitere Zusammenarbeit etwa mit Kochkursen denkbar.

Was Andreas Friesch von Nachahmer-Geräten von Discountern hält und warum sich Thermomix an Hello Fresh beteiligt hat, hört Ihr im neuen OMR Podcast.

Unsere Podcast-Partner

Zum wiederholten Male als Partner mit an Bord sind die Kollegen von AdRoll, einer der führenden Performance-Marketing-Plattformen weltweit. Neben großen Kunden nutzen vor allem auch viele kleinere Clients die Self-Service-Plattform der Company. Jetzt hat das Unternehmen gemeinsam mit Econsultancy eine neue Studie veröffentlicht, die sich mit einem der zentralen Themen im Marketing beschäftigt: Attribution. Unter anderem werden folgende Fragen behandelt: Warum ist Attribution ein Prozess und kein Endzustand? Warum sind selbst kleinste Verbesserungen in dem Bereich wertvoll? Und weshalb gibt es kein eindeutiges Attributionsmodell? Wer sich die Insights kostenlos sichern möchte, schreibt einfach eine Mail an attribution@adroll.com.

Vor einiger Zeit hatten wir ja Thorsten Helmes, Digitalchef bei der Kosmetikmarke Babor, zu Gast. Nicht nur deshalb weisen wir gerne nochmal auf die Pflegeprodukte der deutschen Traditionsmarke hin. Wenn Ihr Euch oder Euren Lieben zu Weihnachten etwas gutes tun wollt, dann solltet Ihr mal einen Blick auf die Cremes und Pflegeampullen von Babor werfen. Mit dem Code OMR bekommt Ihr bei babor.de 15 Prozent Rabatt auf Euren nächsten Einkauf. Viel Spaß!

Alle Themen vom OMR Podcast mit Andreas Friesch im Überblick:

  • Wie war Andreas Friesch’ Rolle bei der Hype-Entfachung rund um den Thermomix? (ab 1:58)
  • Was macht den Thermomix aus seiner Sicht so besonders? (ab 2:55)
  • Wie viele Thermomix verkauft Vorwerk denn pro Jahr? (ab 4:17)
  • Was waren die entscheidenden Marketing-Hebel für den Produkterfolg? (ab 5:26)
  • Gibt es neben dem Direktvertrieb andere Marketing-Kanäle? (ab 8:35)
  • Wie funktioniert das Netzwerk aus 15.000 „Repräsentantinnen“? (ab 15:01)
  • So hält Vorwerk das Interesse im Netz ohne typisches Online Marketing hoch (ab 15:51)
  • Wie viel Aufwand steckt hinter der Thermomix-Plattform rezeptwelt.de? (ab 17:57)
  • Gab es einen ersten Hebel zum Start der Thermomix-Erfolgsgeschichte? (ab 24:06)
  • So nutzt Friesch Kooperationen mit der Sansibar und G+J, um die Thermomix-Brand zu pushen (ab 26:16)
  • Mittlerweile gibt es unzählige Thermomix-Rezept-Magazine am Markt – neben der offiziellen Zeitschrift. Was denkt Friesch darüber? (ab 31:22)
  • Welche Rolle spielt eigentlich die App? (ab 33:42)
  • Wie kommt Thermomix mit Disney für ein Kochbuch zusammen? (ab 35:34)
  • Thermomix ist Shareholder bei Hello Fresh. Was sind die Hoffnungen für dieses Geschäftsmodell? (ab 38:40)
  • Was sind die großen Entwicklungsthemen für das Unternehmen? Welche weiteren Produkte sind in Planung? (ab 40:08)
  • Wie steht es um die Staubsauger bei Vorwerk? (ab 43:57)
  • Bei hochpreisigen Produkten sind Nachahmer ja immer eine Gefahr: Wie sieht Friesch das bei Thermomix-Klonen? (ab 46:16)
  • Es gab ja mal Lieferengpässe beim Thermomix: War das auch ein wenig absichtliche Verknappung, um den Hype zu füttern? Und wie läuft der weltweite Vertrieb derzeit? (ab 48:33)

Wie immer könnt Ihr den aktuellen OMR Podcast bei SoundcloudiTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Ihr könnt uns außerdem auf den Plattformen Spotify, Stitcher und Deezer finden. Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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