So wollen Ritter Sport und The Nu Company Schokolade nachhaltiger machen

Florian Rinke29.6.2022

Im OMR Podcast sprechen die Chefs der beiden Unternehmen über Herausforderungen in der Branche

Mathias Tholey (The Nu Company), Philipp Westermeyer (OMR) und Viola Stadler (Project A) haben Ritter-Sport-CEO Andreas Ronken am Firmensitz in Waldenbuch besucht. Foto: OMR
Mathias Tholey (The Nu Company), Philipp Westermeyer (OMR) und Viola Stadler (Project A) haben Ritter-Sport-CEO Andreas Ronken am Firmensitz in Waldenbuch besucht. Foto: OMR

Neun Kilogramm Schokolade isst jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. Doch über die Herstellungsbedingungen machen sich nur wenige Gedanken. Das Leipziger Startup The Nu Company setzt auf Nachhaltigkeit und verspricht, für jedes verkaufte Produkt einen Baum zu pflanzen. Wie reagieren etablierte Hersteller wie Ritter Sport? In einem Gemeinschaftsprojekt von OMR und dem Berliner Wagniskapitalgeber Project A lassen wir Neuling und Platzhirsch miteinander diskutieren – mit interessanten Ergebnissen.

Wenn es um Schokolade geht, gilt für die meisten Deutschen die alte Weisheit von Berthold Brecht: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“.  Dabei sind die Probleme für den Planeten laut Mathias Tholey alles andere als gering: „Wenn man sich mal anschaut, welche CO2-Emissionen bei welchen Lebensmitteln anfallen, dann kommt auf Platz 1 Rindfleisch, dann Käse und dann kommt schon Kakao. Weil es wirklich, je nachdem wie man es anbaut, eine absolute Umweltkatastrophe ist.“

Mathias Tholey ist einer der Gründer von The Nu Company. In einem Gemeinschaftsprojekt von Project A und OMR diskutieren Jungunternehmer und Platzhirsche im OMR Podcast über die Herausforderungen in ihrer Branche – und darüber, was man voneinander lernen kann. Den Auftakt machen Mathias Tholey und Ritter-Sport-Geschäftsführer Andreas Ronken.

Familienunternehmen trifft auf Startup

Dieser hatte zuletzt die schwere Entscheidung zu treffen, ob sich Ritter Sport nach dem russischen Angriff auf die Ukraine aus Russland zurückzieht. Der Schokoladen-Hersteller entschied sich dagegen und wurde dafür heftig kritisiert. Der ukrainische Botschafter Andrej Melnyk twitterte wenige diplomatisch: „Quadratisch. Praktisch. Blut.“. Das Unternehmen begründete die Entscheidung, auch in einem Statement gegenüber OMR, mit der unternehmerischen Verantwortung – auch gegenüber den Mitarbeitern in Russland und den Kakaobauern in Westafrika, Mittel- und Südamerika. Ritter Sport kündigte außerdem an, alle Gewinne aus der russischen Geschäftstätigkeit zur Lösung der humanitären Krise zu spenden.

Auf den ersten Blick könnten die Unterschiede zwischen den beiden Firmen also kaum größer sein: Hier das 2016 gegründete Leipziger Startup The Nu Company, das von Investoren wie Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg finanziert wird. Dort das bereits 1912 gegründete Familienunternehmen, das seit Jahren zu den liebsten Schokoladen-Marken der Deutschen zählt und damit auch medial immer wieder im Fokus steht.

Ritter Sport denkt über Papier-Verpackungen nach

The Nu Company wurde von Mathias Tholey und seinen Mitgründern Thomas Stoffels und Christian Fenner gegründet, um die Dinge anders zu machen als die klassische Süßwaren-Industrie. Das Unternehmen wirbt daher damit, dass die eigene Schokolade aus fairer Herstellung kommt, weniger Zucker enthält und nicht in Plastik sondern Papier verpackt ist. „Dieses globale Kakao-Geschäft, so wie es heute stattfindet, wollen wir nicht unterstützen“, sagt Tholey im OMR Podcast. Doch mit dieser Ansicht ist er nicht allein: Auch Ritter-Sport-Chef Andreas Ronken erzählt, dass in dem von ihm geführten Unternehmen längst ein Umdenken stattgefunden hat.

Wie schwer das ist, macht Andreas Ronken an einem Beispiel deutlich: der Verpackung. Die quadratischen Tafeln von Ritter Sport sind in Folie verpackt. Diese, sagt der Ritter-Sport-Geschäftsführer, sei jedoch cradle-to-cradle-zertifiziert. Das heißt, die Materialien könnten in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft erneut verwendet werden. Die Realität sieht in Deutschland aber immer noch anders aus. Denn große Teile des Mülls werden nicht recycelt, sondern verbrannt. „Deswegen denken wir auch über andere Sachen wie Papier nach“, sagt Andreas Ronken.

Jeder Deutsche isst neun Kilo Schokolade im Schnitt

Schokolade ist ein Massenprodukt, knapp neun Kilogramm isst allein jeder Deutsche im Jahr. Entsprechend groß und hart umkämpft ist auch der Markt (hier haben wir beschrieben, welche Folge ein Urteil der Stiftung Warentest für Ritter Sport hatte). The Nu Company setzt mit seinem nachhaltigen Ansatz auf eine Nische, Ritter Sport wiederum setzt auf die Breite. Die Verpackung spielt dabei eine zentrale Rolle. „Man muss im Regal und im Lebensmitteleinzelhandel auch auffallen“, sagt Andreas Ronken. 

Die bunten Farben der Verpackung und die traditionell quadratische Form sind ein Mittel, ein anderes seien Sondereditionen. In der Vergangenheit gab es von Ritter Sport auch Einhorn-Schokolade oder die Sorte „Schoko und Gras“ mit Hanf. „Wir haben nicht die riesigen Werbebudgets“, sagt Andreas Ronken: „Wir versuchen stattdessen, mit kleineren Sachen Aufmerksamkeit zu erzielen und ein bisschen Freude zu bringen.“

Im OMR Podcast sprechen Andreas Ronken und Mathias Tholey außerdem über Werbung mit Influencer:innen, Firmenbewertungen bei Lebensmittel-Herstellern und die Frage, woher der Name Ritter Sport kommt.

Die Themen des OMR Podcasts mit Ritter Sport und The Nu Company im Überblick:

  • Darum ist die Schokolade von Ritter Sport quadratisch (00:03:30)
  • Schokoladen-Verpackungen aus Papier statt Plastik (00:14:30)
  • Ist The Nu Company das Tesla der Schokoladen-Industrie? (00:27:00)
  • Warum Schokolade ein bisschen wie Wein werden muss (00:35:00)
  • Das denkt der Ritter-Sport-Chef über Aktionspreise im Handel (00:46:00)
  • So denken die Schoko-Hersteller über Quick-Commerce-Anbieter (00:52:00)
  • Diese Gefahr gibt es bei der Zusammenarbeit mit Influencer:innen (00:59:00)
  • Darum heißt ausgerechnet eine Schoko-Firma Ritter Sport (01:10:00)
  • Wäre eine Welt ohne Schokolade eine bessere Welt? (01:18:00)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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