Diese zwei Jungs aus dem Marketing-Business vermarkten ihren Lifestyle bei Facebook

Martin Gardt1.9.2015
Thomas Kosikowski und Johannes Riffelmacher sind "Salt & Silver".

Johannes und Thomas schmeißen ihre Jobs und gehen auf Reisen. Heraus kommt die Koch-Company „Salt & Silver“ mit tausenden Facebook-Fans und fetten Events

Thomas Kosikowski und Johannes Riffelmacher sind "Salt & Silver".

Thomas Kosikowski und Johannes Riffelmacher sind „Salt & Silver“.

Es ist ja so ein bisschen der Traum von jedem: Ausbrechen aus dem Job, das machen, worauf man Bock hat und trotzdem gutes Geld verdienen. Genauso sehen das auch Johannes Riffelmacher und Thomas Kosikowski aus Hamburg: „Unser Projekt ‚Salt & Silver’ so zu verpacken, dass man seinen Lebensunterhalt komplett davon bestreiten kann, ist schon wie ein Jackpot“, sagt Riffelmacher gegenüber Online Marketing Rockstars. Gemeinsam mit seinem Kumpel ist er im Januar 2014 Richtung Südamerika aufgebrochen – und das mit einem genauen Plan. Die beiden wollen reisen, surfen, kochen und gleichzeitig auf Facebook eine Vermarktungsmaschine für das „Salt & Silver“ getaufte Projekt anwerfen. Wir zeigen, wie Riffelmacher (Spitzname Jo) und Kosikowski (Spitzname Cozy) Facebook, Twitter und Instagram clever einsetzen und mit welchen Produkten sie jetzt Geld verdienen.

Johannes Riffelmacher ist vor dem Start von „Salt & Silver“ Senior Art Director bei der Werbeagentur Jung von Matt. Thomas Kosikowski ist als Kameramann und Fotograf oft bei Shootings dabei. Beide verbinden mehrere Leidenschaften: Reisen, Kochen, Surfen. Also beschließen sie schon 2013, ihre Jobs aufzugeben und ein neues Projekt zu starten, etwas Eigenes: „Irgendwann warst du auf zig Fotoshootings in LA oder Palm Springs und schon ist das Alltag. Dann ist erst die Aufregung weg, und später auch ein bisschen die Motivation“, sagt Jo zu seiner Lust auf Veränderung. Bei der Planung der Reise wird klar: Die beiden wollen ihre Zeit nicht nur mit Surfen und Schlafen verbringen, sondern gleich ein Projekt starten. Schnell fällt dann die Entscheidung auf ein Kochbuch mit Geschichten aus dem Leben der Menschen in Südamerika – und das Surfen darf natürlich nicht zu kurz kommen. Der Themenkomplex passt derzeit natürlich perfekt: Streetfood aus Südamerika liegt im Trend, genauso wie das Freiheitsgefühl, welches die Inhalte von „Salt & Silver“ transportieren.

Ausbrechen, Surfen, Vermarkten

Innerhalb von zwei Wochen sammeln Jo und Cozy 1000 Facebook-Fans und von da an geht es nur noch bergauf. Vor der Reise schreiben sie an große Unternehmen wie Gopro, G-Shock und Blue Tomato. Geld gibt es von denen nicht – aber Equipment und später auch Unterstützung über Social-Media-Kanäle. Jo und Cozy drehen unterwegs Videos, schießen Fotos, alles recht professionell. Diese Inhalte sind auch für die Brands interessant – und die große Stärke des Projekts. Denn nur mit überzeugenden Bildern und spannenden Geschichten kann eine Brand über Social Media aus dem Nichts wachsen. Surfen und Essen sind dabei natürlich dankbare Themen. Zurück in Deutschland schreiben Jo und Cozy das Kochbuch „Salt & Silver: Reisen, Surfen, Kochen. Lateinamerika“. und veröffentlichen es mit einem Verlag, der auch über Facebook auf sie aufmerksam geworden ist.

Das große Potenzial der Plattformen wie Facebook und Instagram liegt in der gefühlten Nähe zu den Protagonisten. Und genau das machen sich Jo und Cozy zu Nutze: „Damit das Projekt marketingtechnisch aufgeht, haben wir unsere potenzielle Zielgruppe von Beginn an aufgebaut. Vom ersten Tag an haben wir sie mit auf unsere Reise genommen, wirklich involviert“, sagt Jo. Während der etwa elf Monate in Südamerika posten Jo und Cozy regelmäßig Bilder aus Kuba, Panama, Peru, Mexiko, Nicaragua, Costa Rica, Chile und Ecuador. Doch welche Inhalte funktionieren? Jo sagt zu uns: „Wir wollten uns nicht in den Fokus rücken, sondern die Storys von den Leuten – und natürlich die Gerichte – in den Vordergrund stellen. Dann hat sich herausgestellt, dass diese Bilder 50-60 Likes bekommen und Bilder von uns beiden plötzlich 200.“ Also setzt ein Umdenken ein, jetzt verstehen sich Jo und Cozy als die Protagonisten des Abenteuers, auf das sie ihre Follower mitnehmen. Und der Plan geht auf. Mittlerweile kommen die Jungs auf über 8500 Fans auf Facebook und knapp 2000 Follower bei Instagram. Das klingt erstmal nicht nach besonders viel, aber die Reichweite ist überdurchschnittlich: „Wir erreichen über Facebook mittlerweile bis zu 50.000 Menschen mit unseren Postings“, erklärt Johannes. Viele Posts werden von den Fans fleißig geteilt. So können die beiden das komplette Marketing für ihre Brand „Salt & Silver“ übernehmen.

Die Brand wächst – die nächste Reise ist geplant

Seit April 2015 ist das Kochbuch mit den Geschichten und Gerichten aus Südamerika auf dem Markt – die erste Auflage mit 6.000 Stück ist schon ausverkauft. Das Marketing läuft immer noch fast ausschließlich über Facebook und Instagram. Reichweite wollen Jo und Cozy dabei nicht kaufen. Sie hätten drei bis vier Kurzvideos bei Facebook beworben. Die Reichweite kauften sie noch in Südamerika, dort ist es deutlich billiger. Echte Effekte hätten sie aber nicht feststellen können. Viel wichtiger seien Publikationen aus allen Bereichen (von Bild am Sonntag bis Brigitte), die von ganz allein auf das Projekt aufmerksam werden und mit Artikeln über das Kochbuch den Verkauf anschieben. Aus der Idee ist durch die Erfolge eine richtige Company entstanden. Jo und Cozy haben sich noch zwei Hamburger zur Verstärkung ins Team geholt. Einer macht das Management und PR, der andere kümmert sich um Event-Management. Denn das ist das zweite große Standbein von „Salt & Silver“. Sie konzentrieren sich auf Event-Catering zum Festpreis. Wer die beiden bucht, könnte so also auch von der Facebook-Reichweite der Jungs profitieren.

Die Brand ist mittlerweile so bekannt, dass Jo und Cozy bei Chefkoch.de für ein Video vorkochen durften (gemeinsam mit dem Hamburger Koch Fabio Haebel). Auch Media Markt hat „Salt & Silver“ für die Media Markt Koch-Show angeheuert, eine Content-Marketing-Aktion, bei der sie vor der Kamera stehen und mit Produkten aus dem Media Markt kochen. Auch große Marken haben die Kraft der beiden also schon entdeckt. Der Facebook-Post von „Salt & Silver“ zum Media Markt-Auftritt kommt immerhin auf fast 170 Likes und 13 Shares. Das nächste große Projekt ist auch die nächste Reise. Es soll wieder nach Südamerika gehen und es soll wieder ein neues Kochbuch entstehen. Mit der Brand kann es so nur nach vorn gehen. Jo sagt selbstbewusst: „Wir haben das alles schon sehr genau geplant und das ist jetzt schon eine Art Selbstläufer. Wenn wir uns nicht richtig blöd anstellen, können wir etwas richtig Geiles daraus machen.“ Dazu soll beim nächsten Mal eine TV- oder Webshow gehören. Mit Kamerateam und noch professionelleren Inhalten – und dann noch mehr Facebook-Fans.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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